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Hilferuf der Banken

Mit dieser Schlagzeile auf der ersten Seite des Handelsblattes vom 16.2.2016 wurde aufgrund von drastischen Kurseinbrüchen berichtet, dass Bankvorstände Beistand bei EZB-Präsident  Draghi suchen, dh. die EZB solle nun Bankanleihen kaufen und das Tempo der Regulierung drosseln. Und dies wird sicherlich nicht ausbleiben, womit der Steuerzahler indirekt wieder dabei ist.

Die Welt ist schon irgendwie verrückt. Gerade bei dem Herren, welcher den Banken diese Misere durch die sehr umstrittene Nullzinspolitik eingebrockt hat, suchen nun die Banken Schutz. Die Milchkuh sucht beim Schlachter Schutz vor dem Schlachten.

Aber nicht nur die Nullzinspolitik der EZB und die damit verbundene Ertragschwäche der Banken, evtl. auf Jahre hinaus, sind die Ursache für das entstandene Misstrauen gegenüber den Banken, sondern auch die Politik mit dem geschaffenen Regelungswerk, auch HAFTUNGSKASKADE genannt, bei einer eintretenden Insolvenz von Banken. Diese schützt im Wesentlichen sowohl die Zentralbank als auch die Finanzindustrie, nicht aber die Bürger, und zwar die leistungsfähigen. Hierbei möchte ich auf meinen Beitrag in diesem Blog vom 27.11.2014, zu finden unter “strukturierte Finanzprodukte”, Buchstabe H Haftungskaskade, hinweisen, in welchem dieses skandalöse Regelwerk, vermutlich von den angelsächsischen Banken geschrieben,  analysiert und stark kritisiert wurden.

Damals kam die Analyse zu dem Ergebnis, “falls im Sinne dieser Haftungskaskade-Richtlinie eine Bank abgewickelt würde, d.h. die Gläubiger der Bank und große Spareinlagenbesitzer entsprechend zur Sanierung herangezogen werden, wäre die Folge  ein befürchteter Bankenrun auf die Guthaben bei den anderen Banken. Nur der bestehende Bargeldumlauf würde nicht ausreichen, diese Bargeldabzüge zu decken”. Kommt dem geneigten Leser die jetzige zufällig aufgeflammte Diskussion über die Abschaffung von Bargeld und jetzt die Streichung des € 500 -Scheines auf Beschluss des Zentralbankrates nicht irgendwie verdächtig vor?

Jetzt haben wir die Bescherung, die Bankanleihen will keiner mehr kaufen und verlieren an Wert, die Bankaktien sind in den Keller gerauscht und werden vermutlich dort sehr lange verharren. In Italien wurden schon vier kleine Banken abgewickelt, was die Skepsis über die Bankenwelt noch verstärkt.

Ich bin sicher, dass die Abgeordneten im europäischen Parlament bzw. die Politiker sich nicht bewust sind, was sie mit dieser Haftungskaskade geschaffen haben. Den Banken wird es aber nicht mehr helfen.

16. Februar 2016

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch http://www.emde-fiveko.de




German Pellets & Co.

Die Insolvenz von German Pellets ist ein Vorbote  für eine nun einsetzende bedauerliche  Entwicklung, welche vorauszusehen war und auf uns in der nächsten Zeit noch zukommen wird. Dabei kann man stets das gleiche Muster erkennen mit der Absicht, bei negativen Entwicklungen den Anlegern sofort in die Tasche greifen zu können. Investmentbanker, Rechtsanwälte und viele Dienstleister sind hier die großen Nutznießer, die Anleger wieder einmal diejenigen, welche das Nachsehen haben.

Bei Unternehmensanleihen vergessen  die Anleger, dass sie dem die Anleihe begebenden Unternehmen (Emittentin) einen Kredit geben, die Anleihe ist somit ein Ersatz für einen Bankkredit.  Mit anderen Worten, der Anleger ist Kreditgeber, die Emittentin  ist der Kreditnehmer.

Jetzt stellt sich grundsätzlich die Frage, ob ein Anleger mit einer Berufsausbildung außerhalb des Finanzbereichs dazu in der Lage ist, die Bonität eines Unternehmens zu überprüfen und auch in zeitlichen Abständen  zu überwachen. Unternehmensanleihen sind nicht zu verwechseln mit deutschen Bundesanleihen, die eigentlich keiner Überwachung bedürfen. Die für diese Überwachung notwendige Kreditexpertise  kann man jedoch bei den meisten Anlegern verneinen, ebenso bei den meisten Anlageberatern jedweder Couleur, welche sich nur auf die aktuellen Ratings von Ratingagenturen wie auch immer verlassen..

Unternehmensanleihen und deren Emittentinen  werden von Ratingagenturen bewertet, bzw. mit einem Bonitäts-Rating versehen, da die hierzu notwendigen und sehr komplexen  Wertpapierprospekte (Darlegung Bonität der Emittentin usw) bis zu 300 Seiten umfassen, welche die wenigsten Anleger lesen bzw. werten können. Die Finanzkrise hat uns aber gelehrt, dass solche Anleihebewertungen meistens geschönt sind, da diese in der Regel von der Emittentin beauftragt und auch von dieser mit viel Geld bezahlt werden. Im Fall German Pellets ist das die Creditreform, welche am 8.12.2010 German Pellets das Rating BBB gab und somit den Status „investment grade“ erhielt (=Stufe 9 von 20).

Am 27.11.2015, nur etwa 2 Monate vor Bekanntwerden der nahen Insolvenz, wurde das Rating „BB- watch“ (4 Stufen unter BBB) gültig bis November 2016 vergeben. Da fehlen einem die Worte!

Kurzum, auf die Ratings ist kein Verlass, auch nicht auf die die Anleihe vertreibenden Finanzinstitute. Somit bleibt nur die eigene monatliche bis halbjährliche Überprüfung  der Bonität der Emittentin  übrig. Hat man hierzu nicht die Kreditexpertise oder einen erfahrenen Berater, sollte man von diesen hochverzinslichen Anleihen mit Option auf den Kapitalverlust die Finger weg lassen.

In diesem Blog  wurden bereits 2013 mit dem Titel „Mittelstandsanleihen, die neuen Subprimes“ diese Risiken aufgezeigt.

16. Februar 2016

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch http://www.emde-fiveko.de




Die Welt ohne Bargeld

Karte und Freiheit? Karte oder Freiheit?

Vor einigen Monaten schockte der IWF mit dem Vorschlag, das Bargeld ganz abzuschaffen. In Dänemark wird jetzt genau dieses Thema anvisiert. In einigen europäischen Ländern ist das Bezahlen mit Geldscheinen auf diverse Höchstbeträge begrenzt. Aus der hiesigen Politik hört man eine wohlwollende Zustimmung und begründet es mit der besseren Bekämpfung von Verbrechen und Terrorismus. Damit begründet die NSA die weltweite Ausspähaktionen bzw. mit diesen Argumenten kann man letztlich alle Einschränkungen der Freiheitsrechte der Bürger begründen.

Für den Verbraucher würde das künftig hauptsächlich nur noch Bezahlung mit der EC- oder Kreditkarte bedeuten oder online mit den bekannten und noch in Entwicklung befindlichen Bezahldiensten, welches auf den ersten Blick gar nicht so übel wäre und eine große Freiheit mit der Karte bedeuten würde. Man müsste sich nicht mehr zu einem Bankautomaten bemühen, um dort Bargeld zu „fassen“, und könnte überall ohne große Mühen bezahlen. Die Händler hätten das leidige Thema der teuren Bargeldentsorgung nicht mehr zu lösen, Banküberfälle und sonstige Kassenräubereien würden grundsätzlich entfallen, da es in den Kassen nichts mehr zu holen gäbe.

Voraussetzung hierfür wäre ein Bankkonto und eine entsprechende Kreditwürdigkeit. Klingt immer noch positiv. Jedoch begründen sich damit schon die ersten Bedenken.

Die Bankenwelt unterliegt unverändert einem hohen Konzentrationsprozess, welches zu einem weiteren Zusammenschrumpfen der jetzigen Bankenwelt führen wird. Das bedeutet eine zunehmende Abhängigkeit der Verbraucher von immer weniger Bankengruppen und der von diesen formulierten Ertrags- und Bonitätsprozessen ohne Ausweichmöglichkeiten für den Kunden.

Eine weitere und viel gefährlichere Entwicklung ergäbe sich aber daraus, dass jeder Bezahlvorgang – und wenn es nur ein Brötchen wäre – registriert würde, man das Käuferverhalten in allen Ausprägungen erforschen und fixieren könnte und somit der Bürger und Verbraucher völlig gläsern würde. Bedenkt man noch den Umstand, dass die Banken voll in die Digitalisierung investieren wollen und werden, somit auf Knopfdruck das Käuferverhalten, letztlich alles, was den Kunden bewegt, festgehalten, zusammengefasst und an die Werbewirtschaft weiterverkauft  oder vor allem auch an den Staat weitergegeben werden kann, läuft einem schon der Schauder über den Rücken. Und wenn dann wieder so ein Schreihals, wie vor 70 Jahren beendet, wieder auf der politischen Bühne auftaucht, wird die Situation noch gefährlicher. Dann fehlt nur noch, dass der Mensch schon bei Geburt einen Chip eingepflanzt bekommt, wie jetzt bei Rassehunden üblich, auch mit der Begründung, Terrorismus zu bekämpfen.

Bei Bezahlung mit EC- und Kreditkarte haben heute schon die beiden US-amerikanischen Kartengesellschaften Mastercard und Visacard den größten Marktanteil und somit ebenfalls einen relativ hohen Einblick in das Käuferverhalten ihrer Kunden und das weltweit. Die NSA wird es freuen!  Im online-Handel finden sich noch diverse Bezahldienste wie paypal und hoffentlich bald das deutsche Gegenstück pay Direkt, deren Anzahl ist aber noch überschaubar.

Sollte es nun kein Bargeld mehr geben und der Bürger letztlich nur auf Bankkonten angewiesen sein, stellt sich automatisch die Frage, wie sich der Bürger vor einer Bankinsolvenz schützen kann. Die Herren Schäuble & Co. haben in Europa über die Haftungskaskade bei Bankinsolvenzen den Bürger völlig in den Regen gestellt, die Banken selbst und die Zentralbanken dagegen vor solchen Bankinsolvenzen geschützt.

Als Schutz vor solchen Bankinsolvenzen müsste es bei Abschaffung des Bargeldes daher dem Bürger zumindest erlaubt sein, Konten bei der jeweiligen Zentralbank zu unterhalten, welche eigentlich nicht Pleite gehen sollen. Allerdings sind mittlerweile auch hier  Bedenken anzumelden, da das Oberinstitut der Zentralbanken, die EZB auf politischen Geheiß mittlerweile maroden Ländern in Fuggermanier Kredite gewährt, die nie und nimmer wieder zurück gezahlt werden. Die hieraus bereits bestehenden Risiken wären auch hier nicht kalkulierbar und könnten den Bürgern und Kunden der Zentralbank per Dekret – wie die Haftungskaskade – übertragen werden. Der jetzige bereits bestehende Zentralbanksozialismus, welcher zu einer extremen Verlagerung von Anlagegelder auf strukturierte Finanzprodukte mit Ausbeutungscharakter geführt hat, würde durch die Konzentration von Guthabenkonten auf nur noch eine Bank nur noch gefördert werden.

Sollte dann noch die staatliche Repression einer Negativverzinsung weiter um sich greifen, wie in vielen Ländern immer mehr Zuspruch findet, hätte der Bürger keine Ausweichmöglichkeiten mehr, dieser weiteren Ausbeutung zu entgehen.

Kurzum, der gläserne Bürger kommt immer mehr  und wird somit einer extremen Überwachung unterliegen. Das werden auch die Datenschutzbestimmungen in Deutschland nicht verhindern können, welches mit der NSA-Affäre offenkundig wurde.

Man kann daher nur hoffen, dass das Bargeld als gesetzliches Zahlungsmittel erhalten bleibt und zumindest in dieser Richtung die Politik vernünftig bleibt. Allein mir fehlt der Glaube!

12. Februar 2016

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch http://www.emde-fiveko.de




Black Rock ein systemisches Risiko

In einen dem Handelsblatt gegebenen Interview erwähnte der Chef der weltgrößten Fondsgesellschaft Black Rock, Mr. Larry Fink, dass etwa zwei Drittel seines US$  4,5 Billionen schweren Fonds in börsennotierten und anderen Indexfonds investiert sei. Das sind in etwa US$ 3 Billionen.

In der Welt am Sonntag vom 31.1.2016 wurde unter der Schlagzeile “CRASH mit drei Buchstaben”, eine zu Recht sehr kritische Analyse dieses Anlageproduktes (Verfasser Herr Daniel Eckert),  eine Statistik veröffentlicht, welche per Ende  2015 ein ETF-Volumen von knapp US$ 3 Billionen und per Ende 2016 ein Volumen von US$ 3,46 Billionen prognostiziert.

Demnach hält den absolut größten Anteil am weltweiten ETF Volumen, also letztlich strukturierte Finanzprodukte aller Kategorien, die Fondsgesellschaft Black Rock und ist damit ein systemisches sehr hohes Risiko für die Weltwirtschaft.

Verfolgt man die Entwicklung der ETF`s, welche sich auch mit Blick auf die überzogenen Börsenentwicklungen als Risikopapiere par exellence entwickelt haben, kann es einem mit Blick auf Black Rock und die dort treuhänderisch verwalteten immensen Pensionsgelder weltweit ganz schwarz vor Augen werden.

Insofern ist der oben erwähnte Artikel in der Welt am Sonntag sehr zu empfehlen. Da ich dieses Anlageprodukte schon sehr lange im sehr kritischem Fokus habe, möchte ich auf meine entsprechenden Beiträge in diesem Bog hinweisen. Diese sind:

  • ETF  Indexfonds,  Definition unter “strukturierte Finanzprodukte” Buchstabe E vom 27.11.14
  • Mischmaschmischmasch ETF Finanzprodukt, Definition unter “strukturierte Finanzprodukte” Buchstabe E vom 15.12.2014 (das ist ein Produkt der UBS und ein Paradestück, wie man einen ETF verbiegen und zu einem völlig intransparenten Heiße-Luft-Produkt verstrukturieren kann)
  • Indexfonds (ETF`s) und Stiftungen, Beitrag vom 6.1.2015
  • ETF`s die Brandbeschleuniger, Beitrag vom 4.3.2015 mit Ergänzung vom 18.6.2015
  • ETF`s werthaltig? Beitrag vom 6.12.2015

Es ist nicht auszuschließen, dass dieser strukturierte Murx die Finanzwelt wieder an den Rand des Abgrunds führt und es wäre nicht das letzt Mal, wenn schwer gewichtige und sehr einflussreiche  Finanzmanager wie Larry Fink vor lauter Bäume den Wald nicht mehr sehen.

Mir schwant grausames!

31.Januar 2016

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch http://www.emde-fiveko.de