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Fachexpertise Zentralbankrat?

In einem erst kürzlich in einer Wirtschaftszeitung abgedruckten Interview meinte Frau Lautenschläger, Mitglied des Zentralbankrates, dass mit einer kurzen Niedrigzinsphase die Banken sicherlich zurechtkommen  werden, sollte sie aber länger dauern (Anmerkung: wonach es aussieht) wird sich für einige Institute die Frage der Tragfähigkeit ihres Geschäftsmodells stellen und wie gut sie mit einem Einbruch ihres Zinseinkommens auskommen.

Einige Zeilen weiter meinte sie dann, dass sich die Banken wieder auf ihre wesentliche Aufgabe besinnen sollen, nämlich die Versorgung  der Haushalte und Unternehmen mit Kredite  in einer verlässlichen und langfristigen Partnerschaft. Wie wahr wie wahr!

In beiden Fällen handelt es sich jedoch um Zinsgeschäfte, so dass man daraus folgern muss, dass Frau Lautenschläger mit der ersten Aussage das Passivgeschäft der Banken, also das Einlagengeschäft, meint, welches durch das Null-Zinsniveau der EZB faktisch vaporisiert worden ist, somit von der EZB zu verantworten ist.

Somit drängt sich die Frage auf, ob Frau Lautenschläger das Zusammenspiel der Kreditvergabe und deren Refinanzierung bewusst ist. Meint sie damit etwa ein anderes Zinsgeschäft und wenn ja, welches?

 

Anderes Beispiel. Ein Interview in einer Wirtschaftszeitung mit Jan Smets, ebenfalls Mitglied des Zentralbankrates. Auf die Frage, ob es angesichts des jetzt schon negativen Einlagezinses überhaupt noch einen Spielraum für weitere Senkungen gibt, äußerte sich Herr Smets, dass man die Lage neu bewerten müsse, wenn sich die Situation  ändert. Außerdem hätte der Zentralbankrat Experten, die verschiedene Möglichkeiten prüfen und er daher den Ergebnissen nicht vorgreifen möchte.

Hier stellt sich die Frage, welche Experten das sind? Investmentbanker? Statistiker? Banker der Realwirtschaft oder Wirtschaftswissenschaftler? Verfügt der Zentralbankrat etwa nicht über die eigene und nötige Fachexpertise?

In meinem Beitrag vom 1.November 2015  habe ich aus der Sicht eines Praktikers, welcher täglich mit dieser Entwicklung zu kämpfen hat und nur darüber den Kopf schütteln kann, zahlreiche Fehlentwicklungen im Finanzsystem, welches die EZB und der Zentralbankrat mit ihrer Geldpolitik zu verantworten haben,  zusammengefasst. Es stellt sich somit die dringende Frage, ob dieser entscheidende Zentralbankrat eigentlich über die notwendige Fachexpertise für diese Funktion hat.

Daher  wäre es  interessant, aus welchen Personen, mit welcher Berufsausbildung und mit welchem Werdegang sich die Mitglieder des Zentralbankrates, die eigentliche Zentralregierung von Europa, zusammensetzen. Die nun folgenden wesentlichen  Infos wurden  aus den veröffentlichten Lebensläufen der EZB und aus Wikipedia entnommen bzw. können dort noch nachgelesen werden.

Beginnen möchte ich mit dem Präsidenten der EZB, Herrn Mario Draghi, dem man eine diktatorische Führung des Zentralbankrates nachsagt.

Mario Draghi (Italien):

Professor für Wirtschaftswissenschaften, Exekutivdirektor  der Weltbank, Generaldirektor  des italienischen Finanzministeriums, Vice Chairman und Managing Director bei Goldman Sachs International, Präsident der Banca D`Italia, Vorsitzenderdes Rates der Finanzstabilität, Mitglied des Verwaltungsrates  der BIZ in Basel, Präsident der EZB, Vorsitzender des Europäischen Ausschusses für Systemrisiken, Vorsitzender der Gruppe der Zentralpräsidenten:

Fazit: Herr Draghi hat kaum Verbindung zum Bankgeschäft der Realwirtschaft, über politische Ämter aufgestiegen, Theoretiker, anscheinend stark geprägt von Goldman Sachs.

 

Vitor Constancio (Portugal)

Wissenschaftlicher Assistent für Wirtschaftswissenschaften, Leiter  der Abteilung  „Wirtschaftsmodelle und Gesamtplanung“ am Zentrum für Planungsstudien, Staatssekretär für Planung der Übergangsregierung, Leiter Forschungsabteilung der Banco de Portugal, Staatssekretär für Haushalt  und Planung, Vizepräsident der Banco de Portugal, Finanzminister, Vizepräsident  der Banco de Portugal, Professor an der Universidade Catolica Portuguese, Vizepräsident der Banco de Portugal,, div. politische Ämter und Professuren, Präsident der Banco de Portugal (2000-2009), ab 2010 Vizepräsident der EZB

Fazit: Herr Constancio hat kaum Verbindung zum Bankgeschäft der Realwirtschaft, in der staatlichen Banco de Portugal groß geworden, ein professoraler Politiker mit Beamtenstatus.

 

Benoit Coeuré  (Frankreich):

Ökonom, Abteilung Makropolitik und Wachstum am Institut national de la statisque et des études  économiques, Ökonom Referat Außenhandelspolitik und Zahlungsbilanz, Wirtschaftsberater des Direktors Französisches Schatzamt, Leiter des Referats Wechselkurs – und Wirtschaftspolitik Französisches Schatzamt, stellvertretender und dann  Generaldirektor Agence France Trésor,  Leiter  des Ressorts Multilaterale  Angelegenheiten und Entwicklung Französisches Schatzamt, seit Januar 2012 Mitglied des EZB Direktoriums.

Fazit: Ein Theoretiker mit Stärken in der Statistik mit einer  typischer Politikerkarriere, jedoch ohne Verbindung zum Bankgeschäft der Realwirtschaft, Verwaltungsbeamter.

 

Sabine Lautenschläger (Deutschland):

Juristin, Referentin Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen (Bafin), Leiterin Stabsstelle Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, interne  Kommunikation der Bafin, Leiterin der Abteilung  Aufsicht über international tätige Großbanken / qualitative Aufsichtsstandards, Mitglied des Direktoriums und Exekutivdirektorin  Bankenaufsicht der Bafin, Vizepräsidentin Deutsche Bundesbank, Direktoriumsmitglied EZB, Stellvertretende Vorsitzende des Aufsichtsgremium des einheitlichen  Aufsichtsmechanismus

Fazit: Eine Juristin ist Bankenaufseherin, Verwaltungsbeamtin, volkswirtschaftliche Kenntnisse nicht sonderlich fundiert. Die Verbindung zum Bankgeschäft der Realwirtschaft besteht hier nur als Kontrolleurin.

 

Yves Maersch (Luxemburg)

Jurist, Assistent im luxemburgischen Finanzministerium, Entsendung zum Internationalen Währungsfonds, Attaché im luxemburgischen Finanzministerium, Finanzpolitischer Berater, Ständige Vertretung Luxemburgs bei den Vereinten Nationen, Berater für internationale Finanz- und monetäre Beziehungen im luxemburgischen Finanzministerium, Ratsmitglied des luxemburgischen Währungsinstituts (Bankenaufsichtsbehörde), Staatskommissar für die Luxemburger Börse (Wertpapieraufsichtsbehörde), Direktor  des luxemburgischen Schartzamtes, Präsident  des luxemburgischen Schatzamtes, seit 2012 Mitglied des Direktoriums der Europäischen Zentralbank.

Fazit: Jurist mit politischer Karriere, nicht auszuschließen ist seine Beteiligung an der Gestaltung der Steuerbefreiungen europäischer Konzerne zu Lasten des Steueraufkommens anderer europäischer Staaten. Verbindung zum Bankgeschäft der Realwirtschaft nur aus der Sicht eines Kontrolleurs.

 

Peter Praet (Belgien):

Wissenschaftlicher Assistent am Fachbereich  Angewandte Wirtschaftswissenschaften und am Institut für Europastudien, Ökonom beim Internationalen Währungsfonds, Professor für Wirtschaftswissenschaften an der Université libre de Bruxelles, Chefökonom  bei der  Générale de Banque, später Fortisbank (musste von BNP Paribas in 2009 übernommen werden), persönlicher Referent des belgischen Finanzministers, geschäftsführender  Direktor  der Nationale Bank van Belgie/Banque Nationale de Belgique, Mitglied des Vorstands der Kommission für das  Bank-, Finanz- und Versicherungswesen, seit 2011 Mitglied des Direktoriums der Europäischen Zentralbank.

Fazit: Ein  Theoretiker mit einer politischen Beamtenkarriere. Das“ bread and butter business“ der Banken hat auch er nicht kennengelernt.

 

Jan Smets (Belgien)

Volkswirt mit dem Rang eines Referatsleiters in der Hauptabteilung  Volkswirtschaft der Belgischen Nationalbank, Berater Hauptabteilung  Volkswirtschaft, vorübergehend  dem Kabinett von Vizepremierminister, später Premierminister Dehaens und später dem Kabinett  von Premierminister  Martens zugeteilt, Volkswirt im Rang eines Generalinspekteurs, Leiter Hauptabteilung  Volkswirtschaft, Direktor der Bank auf Amtszeit bis 2011, Gouverneur der Bank,  sowie zahlreiche Mandate und politische Ämter.

Fazit: Ein Vollblut-Politiker mit zahlreichen Kontrollfunktionen in der Wirtschaft, jedoch ohne originäre Verbindung zum Bankgeschäft der Realwirtschaft.

 

Jens Weidmann (Deutschland):

Volkswirt, Von 1997 – 1999 Arbeit beim  Internationalen Währungsfonds, danach Generalsekretär des Sachverständigenrates  zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, 2004 Abteilungsleiter für Geldpolitik und monetäre  Analyse, später stellvertretender  Leiter des Zentralbereichs  Volkswirtschaft,  2006 Leiter Abteilung  Wirtschafts- und Finanzpolitik des Bundeskanzleramtes, 2009 G8 Chefunterhändler, 2011 Präsident der Deutschen Bundesbank

Fazit: typische steile politische Karriere, jedoch auch hier ohne Kontakt zum Bankgeschäft der Realwirtschaft. Allerdings ist Herr Wewidmann einer der größten Kritiker von Herrn Draghi.

 

Ardo Hansson (Estland):

Ökonom, zunächst Wirken im universitären Bereich, Berater des estnischen Außenministeriums, Berater des estnischen Ministerpräsidenten, Aufsichtsrat der Estnischen Zentralbank, Mitglied im Ausschuss zur Währungsreform, Ökonom der Weltbank, zuständig  für osteuropäische Länder, Balkan und China, ab 2012 Präsident  der Estnischen Zentralbank und somit Mitglied  des EZB Zentralbankrates

Fazit: Auch hier eine rein politische Karriere ohne direkte Verbindungen zum Bankgeschäft der Realwirtschaft.

 

Patrick Honohan (Irland):

Wirtschaftswissenschaftler und Mathematiker, Forschungstätigkeiten, Angehöriger des wirtschafts-wissenschaftlichen Mitarbeiterstabes der Zentralbank von Irland, Wirtschaftswissenschaftlicher Berater  von Taoisech Garret  FitzGerald, Tätigkeiten bei der Weltbank, danach 7 Jahre Forschungs-professor am Economic and Social Research Insititute, danach führender Wirtschaftswissenschaftler  der Weltbank und Chefberater für Finanzsektorpolitik. Wirtschaftsprofessor an der LSE, University of California, San Diego, der Australian National Universitynund dem University College Dublin, in 2007  Ernennung zum Professor für Internationale Finanzwissenschaften und Entwicklung am Trinity College, Dublin, seit September 2009 Präsident  der Zentralbank von Irland.

Fazit: Ein Wirtschaftswissenschaftler, ein Theoretiker ohne direkten Bezug zum Bankgeschäft der Realwirtschaft.

 

Yannis Stournaras (Griechenland)

Studium der Wirtschaftswissenschaften, Wirtschaftstheorie und-politik, danach wissenschaftlicher Mitarbeiter in Oxford. 1994-2000 Vorsitzender des Beraterstabs im griechischen Ministerium für Wirtschaft und Finanzen. Beteiligt an der Gestaltung und Umsetzung der EU-Konvergenz-Programme. Als Chef-Wirtschaftsberater von Ministerpräsident Kostas Simitis nahm er an den Verhandlungen über den Beitritt Griechenlands zur Europäischen Wirtschafts-und Währungsunion (EWWU) teil. 1998-2000 Mitglied des Vorstandes der Öffentlichen Schuldenverwaltung.

2000-2004 stellvertretender Vorsitzender des griechischen Bankenverbandes

Von 2012-2014 Finanzminister von Griechenland, seit 10.Juni 2014 Chef der Griechischen Staatsbank

Fazit: Verwaltungsbeamter mit politischer Karriere ohne direkten Bezug zum Bankgeschäft der Realwirtschaft , Mitwirkung am EU-Beitritt Griechenlands anhand gefälschter Zahlen, mitschuldig an der finanziellen Misere von Griechenland. Somit eigentlich ungeeignet für eine solch verantwortungsvolle hohe Position.

 

Luis María Linde (Spanien)

Studium der Wirtschaftswissenschaften,  Handelsrat der Botschaft von Spanien in der UdSSR und technischer Generalsekretär des Ministeriums für Wirtschaft. Wird 1987 Generaldirektor der Auslandsabteilung der Bank von Spanien, zwischen 2005 und 2008 Executive Director für Spanien in der Inter-American Development Bank.

Seit 11.Juni 2012 Präsident der Bank von Spanien (Sein Amt endet 2018).

Fazit: Verwaltungsbeamter mit politischer Karriere ohne direkten Bezug zum Bankgeschäft der Realwirtschaft.

 

Christian Noyer (Frankreich)

Jurist, Finanzfachmann und Staatsbeamter. Studium der Rechstwissenschaft danach Tätigkeit in der Direction du Trésor des Finanzministeriums.

1998 bis 2003 Vizepräsident der Europäischen Zentralbank und damit Stellvertreter von Willem Duisenberg. Seit 2003 Chef der französischen Zentralbank und seit 2010 Vorstand für Internationalen Zahlungsausgleich. Scheidet Ende Oktober 2015 altersbedingt aus dem Amt.

Nachfolger wird Villeroy de Galhau ab November 2015.

Fazit: Verwaltungsbeamter mit politischer Karriere ohne direkten Bezug zum Bankgeschäft der Realwirtschaft.

 

Francois Villeroy de Galhau (Frankreich)

Stammt aus einer lothringischen Familie, die Miteigner von Villeroy & Boch sind. Ingenieurwissenschaftliches Studium, danach Verwaltungs-Kaderschmiede ENA, anschließend Wechsel in den einflussreichen Beamtenkorps „Inspection générale des finances“.

Berater des Finanzministers, danach verschiedene Positionen im französischen Schatzamt, französische Vertretung in Brüssel. Als Kabinettsdirektor von Finanzminister Dominique Strauss-Kahn sowie dessen Nachfolger Christian Sautter trat er  in die Regierung ein. Seit 2003 Generaldirektor der Cetelem, (Verbraucherkreditbank der BNP Paribas), von 2011-2015 Generaldirektor für inländische Märkte bei BNP Paribas.  Seit 1. Mai 2015 an der Spitze einer Kommission zur Finanzierung von Investitionen. Mitglied des Aufsichtsrates der Villeroy & Boch AG, Mitglied im Aufsichtsrat der Medienkonzerns Groupe Bayard. Schreibt seit Frühjahr 2015 im Auftrag der Regierung einen Bericht über die Finanzierung von Unternehmensinvestitionen worin er für den Abbau von Grenzen im privaten Kapitalverkehr Europas plädiert.

Fazit: Verwaltungsbeamter mit politischer Karriere, aber einer der wenigen Mitglieder des Zentralbankrates mit Verbindungen und Praxiserfahrungen zur Realwirtschaft.

 

Ignazio Visco (Italien)

Wirtschaftswissenschaftler. Studierte Wirtschaftswissenschaften in Rom. Promotion an der Wharton School in Philadelphia. Karrierebeginn 1972 bei der italienischen Notenbank bei der er 1990 Direktor für Wirtschaftsforschung wurde. Diente von 1997 bis 2002 bei der OECD in Paris.

Seit 1.November 2001 Nachfolger von Mario Draghi als Chef der Italienischen Zentralbank.

Fazit: Akademischer Verwaltungsbeamter, welcher in der italienischen Notenbank Karriere gemacht hat, aber ohne direkte Erfahrungen mit dem Bankgeschäft der Realwirtschaft.

 

Chrystalla Georghadji (Zypern)

Ökonomin, studierte Wirtschaftswissenschaften an den Universitäten Athen und Southhampton. Masterabschluss an der Universität Chicago. Nach Studium verschiedene Positionen im Finanzministerium von Zypern, danach Leitung der zyprischen Versicherungsaufasicht, seit 01.12.1998 Präsidentin des Rechnungshofes von Zypern. In dieser Position erwarb sie den Ruf einer entschlossenen Korruptionsbekämpferin.

Seit 11.April 2014 Präsidentin der Zentralbank Zyperns.

Fazit: Verwaltungsbeamtin mit politischer Karriere ohne praktische Erfahrung zur Realwirtschaft, stets Kontrolleurin.

 

Vitas Vasiliauskas (Litauen):

Jurist. Seit 2004 Lektor am Lehrstuhl der Rechtsgeschichte und Rechtstheorie, gleichzeitig bis 2009 Lektor am Lehrstuhl des Verfassungs-und Verwaltungsrechts und seit 2010 am Lehrstuhl für Öffentliches Recht. 1995-1997 Obersteuerinspektor bei der Litauischen staatlichen Steuerinspektion, dann Direktor der Abteilung für Steuern des Finanzministeriums und danach bis 2004 stellvertretender Finanzminister Litauens. Von 2004-2011 Jurist sowie Rechtsanwalt der Kanzlei des Wirtschaftsrechts LAWIN. Seit April 2011 leitet er die Litauische Notenbank als Präsident.

Fazit: Juristischer Verwaltungsbeamter ohne Bezug zur Realwirtschaft, aber guten Beziehungen zur Politik.

 

Ilmar Rimsevics (Lettland)

Studium an der Technischen Universität Riga, Fakultät für Ingenieurwissenschaften. 1990 Abschluss als Ingenieur-Ökonom. Danach Studium an der Clarkson Universität in den USA, Master-Abschluss 1992 in Betriebswirtschaft und Organisation. Ab 1992 Vizepräsident der lettischen Notenbank und Präsident des Verwaltungsrates. Seit 20. Dezember 2001 (Wiederwahl 2007 und 2013) Präsident der Notenbank von Lettland.

Fazit: Steile politische Karriere in der lettischen Notenbank, jedoch ohne direkte Erfahrungen zum Bankgeschäft der Realwirtschaft.

 

Gaston Reinesch (Luxemburg)

Luxemburgischer Ökonom. Begann seine Karriere 1984 als Wirtschaftsberater der Luxemburger Handelskammer, wechselte 1989 in den öffentlichen Dienst. 1995 wurde er Generaldirektor im Finanzministerium und 2002 Präsident der Nationalen Kredit –und Investitionsgesellschaft. Bis Ende 2012 Mitglied des Verwaltungsrats der Europäischen Investitionsbank (EIB). Er galt als einer der wichtigsten Berater der Regierung in europäischen Fragen und ausgewiesener Finanzexperte.  Seit 2013 Präsident der Zentralbank von Luxemburg (gegründet 1998).

Fazit: Akademischer Verwaltungsbeamter, Karriere in der staatlichen Notenbank ohne direkten Bezug zum Bankgeschäft der Realwirtschaft.

 

Josef Bonnici ( Malta)

Studium der Wirtschaftswissenschaften. Professor für Wirtschaftswissenschaften an der Universität von Malta, mit Schwerpunkten Geld, Währung, Makroökonomie und Ökonometrie.

1988-1992 Berater des Ministerpräsidenten von Malta. 1994 bis 1995 Parlamentarischer Staatssekretär beim Ministerium für Finanzen. 1995-1996 und 1998-2003 Wirtschaftsminister. Ab Mai 2004 Wirtschaftsprüfer beim Rechnungshof und  beobachtendes Mitglied des europäischen Parlaments. Seit 01.Juli 2011 Präsident der Maltesischen Zentralbank.

Fazit: Ökonom, Politiker ohne direkte Erfahrungen mit dem Bankgeschäft der Realwirtschaft

 

Klaas Knot (Niederlande)

Ökonom und Staatsbeamter. Studierte Wirtschaftswissenschaften an der Universität Groningen. Senior Economist bei Notenbank von Niederlande in der Abteilung für Geld-und Wirtschaftspolitik. Hier von 1999-2002 als Head of Banking und Aufsichtsrat Strategies Department tätig. Danach Direktor der niederländischen Behörde für Pensionen und Versicherungen mit Überwachung aller niederländischen Pensionsfonds und Versicherungsgesellschaften. Ab 2004 Direktor der Abteilung Aufsichtspolitik bei De Nederlandsche Bank. Wird 2009 Direktor der Finanzmärkte und stellvertretender Generalschatzmeister im niederländischen Ministerium für Finanzen. Seit 1.Juli 2011 Präsident der Niederländischen Zentralbank.

Fazit: Ökonom und Staatsbeamter, Karriere in der staatlichen Notenbank der Niederlande, Kontrolleur, ohne direkten Bezug und direkte Erfahrungen mit dem Bankgeschäft der Realwirtschaft.

 

Ewald Nowotny (Österreich)

Nach Studium der Rechte studierte er Ökonomie am Institut für höhere Studien, danach Habilitation in Volkswirtschaftslehre an der Univ. Linz. Ab 1972 Professor für Finanzwissenschaft an der TU Darmstadt.1973-1982 Universitätsprofessor und Vorstand des Institutes für Finanzwissenschaften an der Univ. Linz. Seit 1982 Universitätsprofessor an der Wirtschaftsuniversität Wien.1999-2003 Vizepräsident der Europäischen Investitionsbank Luxemburg, 2006-2007 Generaldirektor der BAWAG. 2008 Ehrendoktorat der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt.

Seit März 2013 Mitglied des Universitätsrats der Wirtschaftsuniversität Wien. Diverse Ämter, darunter bis 1999 Vorsitzender des SPÖ – Bildungsausschusses, danach alle politischen Ämter abgelegt. Seit Sept. 2008 Präsident der Österreichischen Nationalbank.

Zeigt sich besorgt über das Ausmaß der Staatsverschuldung Österreichs und gilt als „der wissenschaftliche Beschwichtigungshofrat der großkoalitionären Schuldenpolitik“. Er plädiert für das behutsame Betreiben der europäischen Währungspolitik und der europäischen Integration.

Fazit: Wirtschaftswissenschaftler mit juristischer Vorbildung, aber ohne direkten Bezug zum

 

Carlos Costa (Portugal)

Ökonom und Bankmanager. Promovierte 1973 an der Universität Porto in Wirtschaftswissenschaften. Wechselte 1981 in die Forschungsabteilung der Banco Comercial Portugues. War als Mitglied des wirtschaftspolitischen Ausschusses der EU von 1986 bis 1992 an der europäischen Integration beteiligt. 1993 bis 1999 Kabinettschef des portugiesischen EU-Kommissars.

Ab 2006 Vizepräsident der Europäischen Investitionsbank und verantwortlich für die Finanzoperationen der Bankenfinanzierung in Spanien, Portugal, Belgien und Luxemburg sowie in Asien und Südamerika. Seit Juni 2010 Präsident der Portugiesischen Nationalbank.

Fazit: Ökonom und Politiker, mit etwas Bezug zum Bankgeschäft der Realwirtschaft, aber nur dort in der Forschungsabteilung.

 

Bostijan Jazbec (Slowenien)

Ökonom, studierte an der Fakultät von Ljubljana Wirtschaftswissenschaften, danach an der

Europa Universität in Prag. Promotion am Institut für Höhere Studien in Wien.

Kurze Stationen bei der Weltbank und der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung

2003-2008 Sitz im Verwaltungsrat der Zentralbank von Slowenien. Leitender Berater des Internationalen Währungsfonds, lehrt als Professor an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften Ljubljana. Seit 2.April 2013 Präsident der Zentralbank von Slowenien.

Fazit: Nach Studium Karrierebeginn in der staatlichen Notenbank. Verwaltungsbeamter ohne direkten Bezug zum Bankgeschäft der Realwirtschaft.

 

Josef Makúch (Slowak):

Finanzwissenschaftler, Volkswirtschaftsstudium an der Wirtschaftsuniversität in Bratislava. Nach Aufbaustudium wurde er 1989 zum Associate Professor am Department of Finance der Fakultät für Volkswirtschaft der Wirtschaftsuniversität Bratislava ernannt.  Von 1993-1996  Mitglied des Bankrats der Nationalbank der Slowakei, NBS. Ab Februar 1994 Executive Director des Forschungszentrums der NBS. Ab Nov.2000 Vorsitzender der Finanzmarktaufsicht (Financial Market Authority;FMA).

Seit 2010 Präsident der Nationalbank der Slowakei.

Fazit: Finanzwissenschaftler mit Karriere im Staatsapparat ohne Bezug zum Bankgeschäft der Realwirtschaft

 

Erkki Liikanen (Finnland)

Finnischer Politiker (SDP). Diplom in Politikwissenschaft mit der Spezialisierung Volkswirtschaftslehre.

1976-79 Mitglied des Aufsichtsrats von Televa, einer staatseigenen Telekommunikationsgesellschaft. Von 1983 bis 1987 stellvertretender Vorsitzender des parlamentarischen Kontrollausschusses bei der Bank von Finnland. 1972 wurde er ins finnische Parlament gewählt, wo er bis zu seiner Ernennung

durch das Außenministerium tätig war. Von 1987 bis 1990 war er Finanzminister.

Von 1995-1999 als Mitglied der Europäischen Kommission für Haushaltsfragen, Personal u. Verwaltung verantwortlich. Am 16. Sept. 1999 wurde er zum EU-Kommissar für Unternehmen und die Informationsgesellschaft ernannt. Seit Juli 2004 Präsident der Finnischen Zentralbank.

Fazit: Politikwissenschaftler mit Karriere im Staatsapparat, Politker ohne direkten Bezug zum Bankgeschäft der Realwirtschaft

 

Gesamtfazit:

Die Mitglieder des Zentralbankrates setzen sich im Wesentlichen aus Ökonomen (Theoretikern), Wirtschaftswissenschaftlern (Theoretikern), akademischen Verwaltungsbeamten und Juristen (Paragraphenreiter), sowie  Politikern (was kümmert mich mein Geschwätz von gestern) zusammen. Allesamt haben sie ihre Karriere in den jeweiligen Staatsapparaten begonnen, teilweise sofort nach dem Studium als Berater irgendwelcher Politiker steil aufgestiegen und sich somit zu Marionetten irgendwelcher politischen Strömungen gemacht haben, um schnell gepuscht in die hohen Ämter zu kommen. Angepasst nach dem Fähnchen im Wind und Theoretiker eben auf breiter Front.

Der Bezug zum Bankgeschäft der Realwirtschaft ist mit wenigen Ausnahmen – und das auch nur peripher – kaum vorhanden, diese Damen und Herren kennen somit den Markt nur aus der Kontroll- und Verwaltungsfunktion, haben somit keine Marktexpertise und können sich anscheinend somit nicht die katastrophalen Auswirkungen ihrer Entscheidungen ausmalen.

Besonders auffallend ist die Zahl der Wirtschaftswissenschaftler und Professoren. Es ist daher verwunderlich, warum diese „gelehrten“ Mitglieder des Zentralbankrates alle bisher gekannten und auch gelehrten Prinzipien einer Volkswirtschaft in den Wind geblasen und solche Verwerfungen, ja ein Umkrempeln ganzer Volkswirtschaften zugelassen haben, nur um eine willkürlich festgelegte Inflationsrate von 2% (angeblich)  zu erreichen.

Der scheidende Gouverneur der französischen Notenbank, Christian Noyer, hat erst kürzlich zugegeben, dass die EZB von der Finanzkrise völlig überrascht worden wäre, trotz des damals schon mit Wirtschaftswissenschaftlern aller Couleur besetzten Zentralbankrates. Das unterstreicht meine Feststellung, dass die Damen und Herren des Zentralbankrates in einem Elfenbeinturm sitzen, beherrscht von einem rhetorisch begabten Investmentbanker namens Mario Draghi.

Sie hätten damals meine schon lange vor der Krise veröffentlichten Leserbriefe in der FAZ lesen sollen, dann wäre es evtl. nicht passiert.

  1. November 2015

Elmar Emde

Autor des Buches „Die strukturierte Ausbeutung“

Siehe auch http://www.emde-fiveko.de

 

 

 

 




Wo ist der Anlageschrott?

Im Handelsblatt wurde ein Vergleich zwischen Deutsche Bank und Commerzbank  aufgestellt und darunter die Bemühungen um den Abbau der der jeweiligen Bad Bank.

Während die Commerzbank den Abbau des Risikogeschäftes  um nur € 22,7 Milliarden von € 64,4 Milliarden  auf € 41,7 Milliarden schaffte, erreichte die Deutsche Bank einen Abbau von € 97 Milliarden von € 141 Milliarden auf € 41 Milliarden.

Dieses Ergebnis der Deutsche Bank wurde mit einer “fußballerischen” Leistung nach oben stilisiert, aber keiner dieser Journalisten scheint sich zu fragen, wo dieser Anlageschrott geblieben ist. Eine wundersame Reduzierung mit dem Segen des heiligen Geistes war es sicherlich nicht. Selbst von den Aufsichtsämter und der EZB kann man hier nichts vernehmen, obwohl die es doch nach dem hochgelobten Stresstest am besten wissen müssten. Der Bericht zu diesem Stresstest sollte übrigens im Mai dieses Jahres veröffentlicht werden, geschehen ist jedoch immer noch nichts.

Offiziell soll dieser Anlageschrott  an die Hedgefonds verkauft worden sein. Damit diese dann besser und mit Gewinn weiter verkauft werden können, wurden diese vermutlich mit anderen Papieren wieder vermischt und vermatscht und den sehr empfänglichen, nach Rendite jagenden Investmentfonds wieder als Chance untergejubelt und somit den unwissenden normalen Anleger, der sich dazu hinreißen ließ, ein strukturiertes Finanzprodukt  in sein Depot hineinbuchen zu lassen.

Eigentlich ist das Betrug, aber das ist in der Finanzbranche  ja zwischenzeitlich  “State of the Art”.

Jeder Anleger sollte sich daher sein Depot genau anschauen und die evtl. darin verbuchten Fonds oder ETF`s und Zertifikate auf irgendwelche Depots genau unter die Lupe nehmen bzw. sich von seinem Berater die dann sicherlich auftauchenden Beimischungen in diesen Fonds oder Depots genau erklären lassen.

Er wird dann feststellen, dass sich dieser Anlageschrott darin wohl proportioniert und verteilt auf die Masse der Anleger befindet.

4. November 2015

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch http://www.emde-fiveko.de

 




Der Zentralbankrat, die Verantwortlichen

Mit den neuerlichen Andeutungen von Herrn Draghi, das Ankaufprogramm eventuell  noch deutlich zu erhöhen, hat sich Herr Draghi und der mitentscheidende Zentralbankrat weiter in die von ihm geschaffene  Sackgasse manövriert und sich damit noch mehr zu Verantwortlichen einer wirtschaftlichen Entwicklung gemacht, die menschliche Basisgrundsätze einfach auf den Kopf stellen. Das hat der Kommunismus versucht und ist gescheitert, die Sozialisten versuchen es immer noch und scheitern ständig und so wird es auch der EZB  und damit dem Rückgrat der freiheitlichen Gesellschaft in Europa ergehen. Ein Supergau! Außerdem liefert Herr Draghi damit eindeutig den Beweis, dass das massive Ankaufprogramm nichts bringt, bzw. die Wirtschaft damit  eher verunsichert hat.

Hauptgrund für die vielen Entscheidungen, welche das Zinsniveau auf Null bzw. in den negativen Bereich geführt haben, ist die willkürlich von der EZB festgesetzte und tolerierte Inflation von 2%, welche im Wesentlichen durch die fallenden Energiepreise in weite Ferne gerückt ist und auf ein Niveau gesenkt wurde, welches nach der jetzigen Berechnung der Inflationsentwicklung eine mögliche Deflation Wirklichkeit werden lässt. Eliminiert man diese letztlich politisch bedingten Energiepreise, die in der Vergangenheit aufgrund von deren Volatilität aus der Inflationsberechnung aus guten Grund herausgenommen worden waren, jetzt aber aus Gründen wie auch immer wieder Bestandteil der Berechnung sind, liegt die Inflation bei den Verbraucherpreisen bei etwa 1,5% + ./. x. Aber auch diese Zahl scheint nicht ganz den Realitäten zu entsprechen, berücksichtigt man die Preise des täglichen Lebens, die still und leise und stetig deutlich stärker nach oben klettern. Die Kerninflation wird mit rd. 1% derzeit errechnet, allerdings befinden sich in diesem Warenkorb Produkte, die nicht zum täglichen Bedarf gehören.

Betrachtet man die in der EZB diskutierte Möglichkeit, den Negativzins für Bankeinlagen bei der EZB weiter zu erhöhen, welches früher oder später die Bankvorstände gerne als Anlass nehmen werden, dies auch bei ihren Kunden zu verlangen, so stellt das alle Erfahrungen der bisherigen Wirtschaftssysteme auf den Kopf. Leistungen, die Basis unserer freiheitlichen Gesellschaft und Wohlstand sind, werden nicht mehr bezahlt, dafür muss man nach dem Willen der EZB bezahlen, um leisten zu dürfen.

Oder übertragen auf den Finanzmarkt, der Kreditnehmer bekommt von der Bank noch Geld dafür, dass er das Geld der Bank abnimmt, also einen Kredit aufnimmt. Dann verdient derjenige, der Geld nimmt, anstatt derjenige, der Geld gibt. Das ist ein Umdrehen und auf den Kopf stellen  unseres Wirtschaftssystems. Das ist irreal, das ist verrückt.

Zusammenfassend hat die bisherige EZB-Politik unter den 4 Jahren des Herrn Draghi folgendes gebracht:

  • Die Problemstaaten werden mit dieser Nullzinspolitik nicht zu den dringenden Reformen ermuntert, sie werden eher dazu aufgerufen, die Verschuldung fortzuführen, zumal man jetzt sogar noch daran verdienen kann. Der hochverschuldete und bonitätsschwache italienische Staat muss derzeit für zweijährige Anleihen keine Zinsen mehr bezahlen, er bekommt sogar dafür noch Geld. Das ist Irrsinn!!!
  • Die angebliche Gesundung der Problemstaaten wird zum einen aufgrund der zwischenzeitlich sehr niedrigen Basiswerte errechnet und zum anderen geschieht das wiederum zu Lasten der anderen europäischen Staaten. Wie das Bespiel Irland zeigt, wird wiederum mit neuen Steuergeschenken das eigene Steueraufkommen nach oben gepuscht, dafür aber die Steueraufkommen der anderer europäischen Staaten in europäischer Solidarität vermindert. Außerdem führt die Nullzinspolitik zu deutlich verminderten Zinsbelastungen der Staaten, welche letztlich die wohlhabenden europäischen Staaten und deren sparende Steuerzahler über den Zwischenwirt EZB am Ende der Rechnung zu bezahlen haben. Das ist der europäische Spaltpilz.
  • Bewährte Wirtschaftsstrukturen und ihre Instrumente wie Lebensversicherungen, Bausparkassen, Sparkassen nebst Volksbanken sowie Pensionskassen und damit die gesamte auf Zinsen aufgebaute Altersversorge werden durch die faktische Abschaffung des Zinses in Anlagebereiche mit hohem Risiko manövriert, die sich irgendwann offenbaren werden. Eine langfristig aufgebaute Altersvorsorge kann sich dann in Luft auflösen und wird zu einer Altersarmut und zu einer Abhängigkeit vom Staat ungeahnten Ausmaßes führen. Anmerkung: Herr Draghi und sein Zentralbankrat werden aufgrund ihrer vom Steuerzahler bezahlten hohen Renten damit sicherlich kein Problem haben.
  • Das Ausschalten des Zinses hat einen Anlagenotstand geschaffen, welcher den Investmentbanken mit ihren strukturierten Finanzprodukten extrem hohe Ertragsmöglichkeiten auf sehr lange Zeit garantieren werden, jedoch zu Lasten der Anleger/ Investoren, die für das damit eingegangene, intransparente und hohe Risiko noch hohe Gebühren bezahlen müssen.
  • Damit hat Herr Draghi und sein Zentralbankrat es im Übrigen auch geschafft, die toxischen Papiere der Bad-Banks sukzessive in die Depots der unbedarften Anleger über die Beimischungen in den jeweiligen strukturierten Finanzprodukten zu buchen. Ich nenne das Betrug, allerdings auf einer sehr intelligenten Art und Weise, eben die Art und Weise, wie Investmentbanken agieren.
  • Damit wird ein Wirtschaftssystem sukzessive geschaffen, bzw. besteht bereits schon, welches von Investmentbanken bestimmt wird. Die Grundsätze des Investmentbankings sind im Wesentlichen die hohe Benachteiligung der Gegenseite und eine ausgeprägte Zocker- und damit Risikomentalität. Daran werden Regulierungen und ein so genannter Kulturwandel bei den Banken nichts ändern. Investmentbanking gehört im Wesentlichen verboten.
  • Kredite werden in Zukunft nicht mehr über ein Einlagengeschäft refinanziert, sondern durch Verkauf dieser Kredite über von Investmentbanken strukturierte Finanzprodukte an Hedgefonds und Investmentfonds, welche diese Risiken mit allen möglichen anderen noch mehr vermischen, um sie dann an die unwissenden und unbedarften Anleger bis zum kleinen Sparer in Form von weiteren strukturierten Finanzprodukten (Investmentfonds aller Art, Zertifikate aller Art, ETF`s aller Art usw. usw.) verkaufen zu können. Damit werden Risiken von den Banken weggenommen und auf die Steuerzahler, die ja angeblich nicht mehr für die Banken bezahlen sollen, verlagert. Letztlich eine Verdummung für alle Anleger und auch Betrug.
  • Es bleibt daran zu erinnern, dass intransparente strukturierte Finanzprodukte, auch Subprimes genannt, die Finanzkrise 2007 / 2008 ausgelöst haben, jetzt aber von der Politik sowohl der EZB als auch  der FED gefördert werden.
  • Die EZB finanziert marode Staaten aus Gründen wie auch immer, kontrolliert aber andererseits die Banken dahingehend, damit diese keine maroden Kreditnehmer finanzieren. Wiederum ein Irrsinn. Von einigen Bankvorständen habe ich schon den Ausdruck gehört, dass sie sich regelrecht „verarscht“ fühlen. Der Elefant im Porzellanladen passt auf, dass der Ladeninhaber kein Porzellan zerschlägt. Eigentlich müsste der EZB die Banklizenz entzogen werden.
  • Das Bonitätskriterium für Staaten, ein wichtiger Gradmesser für das Risiko eines Investments, wird hierdurch faktisch ausgehebelt und durch hanebüchene Solvenz Behauptungen der EZB-Verantwortlichen ersetzt. Das hat mit seriösem Banking nichts mehr zu tun und ein weiterer Grund, der EZB die Banklizenz zu entziehen.
  • Bei der Kreditvergabe an die Realwirtschaft wird dagegen das Bonitätskriterium über die undurchsichtigen, meistens in den USA gepflegten Ratingverfahren (ein Schelm wer hierbei böses denkt) extrem hochgefahren, bzw. verwissenschaftlicht und damit die eigene Urteilsfähigkeit der Banken ausgehebelt /ersetzt. Problem ist nur, dass diese Ratingsysteme black boxes gleichen und somit Manipulierungen aller Art, das Monopoly Spiel der US-Finanzindustrie, Tür und Tor geöffnet werden.
  • Die Regulierung der Banken, hauptsächlich durchgeführt von der EZB, stranguliert das herkömmliche Kreditgeschäft, fördert aber andererseits den Verkauf der intransparenten strukturierten Investmentbank- Finanzprodukte, bzw. enthaftet dann auch noch die Banken durch die so genannten seitenlangen Berater-Protokolle, die kein normaler Anleger versteht. Man wird einfach nicht das Gefühl los, dass die Aufsichtsämter in Sachen strukturierte Finanzprodukte keine Ahnung haben, wie auch schon vor der Finanzkrise.
  • Die Regulierung der Banken ist das Ergebnis eines maßlosen Bankings, in welches die Aufsichtsämter und die EZB nicht eingegriffen, ja nur zugeschaut haben und das Ganze sogar noch als üblich klassifizierten. Der scheidende Gouverneur der französischen Notenbank und Mitglied des EZB-Zentralbankrats hat erst kürzlich bestätigt, dass „die EZB 2007 überhaupt nichts habe kommen sehen, sie wären wie vom Donner gerührt gewesen“. Warum soll sich an dieser Haltung und Kenntnisstand etwas geändert haben? (siehe oben)
  • Zur Regulierung und Überwachung der Banken durch die EZB und Bafin wurden ca. 1000 Kontrolleure aus dem Boden gestampft, weitere 260 Kontrolleure sollen noch folgen. Es bleibt zu vermuten, dass diese Kontrolleure eher aus den Rechts- und Revisionsabteilungen der Banken stammen (letztere wurden übrigens in der Vergangenheit aus Kostengründen weitgehend abgeschafft), somit keine direkte Markterfahrung besitzen und nun erfahrene Banker mit Markterfahrung und Expertise in „Beamten-ähnlicher Manier“ überprüfen müssen. Das erinnert einen fatal an kommunistische und sozialistische Systeme, welche alles nur auf Kontrolle setzten und scheiterten. Die Verantwortlichen der EZB und der Politik müssen daher daran erinnert werden, dass die heftigen Krisen der letzten 15 Jahre durch das maßlose Investmentbanking verursacht worden ist und daher den Ursprung dieser Krisen darstellen. Daraus kann nur der Verbot des Investmentbankings gefolgert werden, denn kontrollieren lässt sich dieses nicht.
  • Bei jeder wirtschaftlichen Entwicklung gibt es immer Gewinner und Verlierer. Die Geldpolitik der EZB hat zwei Interessensgruppen extrem begünstigt, nämlich die Problemländer im Süden von Europa und die Investmentbanker weltweit. Berücksichtigt man noch den Umstand, dass die wesentlichen Schaltstellen der Wirtschaft mit Investmentbankern besetzt sind, darunter der Präsident der EZB, Herr Mario Draghi, der Gouverneur der Bank of England, Herr Mark-Joseph Carney, der Bankenaufseher und Vorstand der Deutschen Bundesbank, Herr Andreas Dombret, der Chef der mächtigen FED New York, Herr Bob Dudley, der Chef der Deutschen Börse, Herr Carsten Kengeter und nicht zu vergessen die vielen wesentlichen Führungspersonen in allen europäischen Banken, wie z.B. bei der Deutsche Bank, braucht man sich über die Geldpolitik der EZB und im Gleichschritt die der FED, deren Anteilseigner die Investmentbank- verseuchten US-Großbanken sind, nicht zu wundern.
  • Die EZB hat sich zu einem supranationalen Institut entwickelt, welches  keiner demokratischen Kontrolle unterliegt und machen kann, was es will. Sie geht mit unserem Vermögen nach Gutdünken auf Gutsherrenart um und wir haben keine Möglichkeiten, einzugreifen. Begründet wird das mit der notwendigen Unabhängigkeit der EZB. Diktatoren sind aber auch unabhängig und können schalten und walten wie sie wollen mit den bekannten Ergebnissen. Die Entscheidungen der EZB gleichen einem diktatorischem Dekret mit extrem großen Auswirkungen auf Politik und Wirtschaft. Letztlich werden wir nicht mehr von den von uns gewählten Volksvertretern regiert, sondern von einer kleinen Gruppe, genannt Zentralbankrat, dessen Stimmenverhältnis sich nicht nach Wirtschaftskraft des einzelnen Landes  sondern nach der Anzahl der jeweiligen im EU-Verbund zusammengeschlossen Staaten bemisst. Zypern hat dieselbe Stimme wie Deutschland. Das wird langfristig zu einer Spaltung der EU führen wird, bzw. die Europa-Idee in Frage stellen.

Bei dieser Auflistung von Fehlentwicklungen wäre es nun  interessant, aus welchen Personen mit welcher Berufsausbildung und mit welchem Werdegang sich der Zentralbankrat, die Zentralregierung von Europa zusammensetzt.

Diese umfangreiche Auflistung erfolgt in einem weiteren Beitrag in den nächsten Tagen.

1. November 2015

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch http://www.emde-fiveko.de




Vonovia – Monopoly

Deutschlands größter Wohnungsvermieter, die Vonovia AG – ehemals Deutsche Annington AG – beabsichtigt den Konkurrenten, Deutsche Wohnen AG für insgesamt € 14 Milliarden einschließlich der Schulden zu übernehmen. Ob es bei dieser Summe bleibt, muss abgewartet werden, erfahrungsgemäß kann dieser sich noch weiter erhöhen, sollte es zu einer feindlichen Übernahme kommen oder das Management von Deutsche Wohnen sowohl für sich als auch die deren Aktionäre den Preis weiter nach oben treiben

Die Bilanzsumme der Deutsche Wohnen AG beläuft sich per 31.12.2014 auf € 11,446 Milliarden (von Vonovia auf € 14,759 Milliarden), so  dass dafür rd. € 2,554 Milliarden = Differenz zu zu den € 14 Milliarden Kaufpreis  für alle Assets der Deutsche Wohnen AG, darunter der als Finanzinvestition gehaltene Wohnungsbestand in Höhe von € 9,61 Milliarden,  mehr bezahlt werden, als an Werten letztlich vorhanden sind. Durch die beabsichtigte Kapitalerhöhung wird versucht, diese Überzahlung auszugleichen, welches wiederum den Wert der Vonovia-Aktie verwässert.

Die Hauptprofiteure dieser Transaktion, welche zusammen einen ordentliches Stück Provions-Kuchen von einigen Prozentpunkten, gerechnet auf den Übernahmewert abbekommen (1% wären € 140 Mio/ 4% € 560 Mio usw), werden mal wieder die M&A-Berater der Investmentbanken nebst den zahlreichen Rechtsanwälten, Steuer- und WP-Berater sowie die involvierten Banken sein. Und letztlich vielleicht die Aktionäre der Deutsche Wohnen AG, die letzten in dieser Kette, sollen aber für elf Deutsche Wohnen Aktien sieben Vonovia Aktien bekommen, also Anteile an dem damit neu geschaffenen Wohnungsmonster – Konzern.

Leidtragende werden vermutlich die Mieter des vergrößerten Vonovia-Konzerns werden, welche die höhere Schuldenlast des Konzerns letztlich zu tragen haben. Vonovia wird als erstes die Kapitalgeber = Aktionäre und die Kreditgeber der höheren Schulden bedienen müssen und das geht eben nur durch Erhöhung von Mieten  und / oder Unterlassung von notwendigen Reparaturen und Renovierungen. Vergangene Medienberichte sprechen hierzu eine eindeutige Sprache.

Es stellt sich letztlich die Frage nach dem Sinn einer solchen Transaktion in Monopoly Manier. Anstatt Wohnungen zu bauen und nützliche Wertschöpfung zu betreiben, wird bei hohen Kosten mit Wohnungsbeständen gehandelt, von einer Tasche in die andere.  Sozialer Sprengstoff und damit eine negatives Image für Vonovia nicht ausgeschlossen. Das sollte sich jeder Kapitalgeber / Aktionär von Vonovia vor Augen führen.

Aber auch ein anderer Aspekt sollte nicht ganz außer Acht gelassen werden. Analysiert man die vergangenen Übernahmehypes  von Unternehmen, so fanden diese stets vor großen Finanzkrisen statt. Jetzt zeichnet wieder so ein Hype ab, Vorsicht ist daher grundsätzlich geboten-

18. Oktober 2015

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch http://www.emde-fiveko.de