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Kreditech, Adyen & Co.

Die Berichterstattung in der Presse bezüglich der Fintechs überschlägt sich fast täglich und man wird stark an die Zeit von 1998 – März 2000 erinnert, in welcher die Dotcom-Blase entstand und im März 2000 grandios platzte.

Damals war es das Erkennen der Möglichkeiten des Internets u.a  auf dem medialen Bereich, welches von vielen Scharlatanen weidlich ausgenutzt wurde, und jetzt ist es die digitalisierte Fortsetzung mit dem Einsatz von Algorithmen auf dem Finanzsektor.  Man braucht nur das Wort Algorithmus in den Ring zu werfen, und schon wird der Verstand ausgeschaltet. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass man auch bei diesen Themen wieder ganz schnell die Bodenhaftung verliert und vielen Luftblasen aufsitzt.

Auch jetzt werden wieder gigantische Kaufpreise erzielt und die Zukunft in rosigen Buchstaben geschrieben. So auch bei der Kreditvermittlerplattform  Kreditech in Hamburg, welche erst kürzlich € 82,5 Mio zur Finanzierung ihres Geschäftsmodells bei Investoren einsammeln konnte. Anders als bei Auxmoney oder Lendingclub wird zur Refinanzierung der ausgegebenen Kredite das Geld nicht von Privatleuten eingesammelt, sondern von Kreditech selbst, d.h. mit nahezu 100% Eigenkapital. Ob dies bei der damit äußerst geringen Kapitalrendite durchgehalten werden kann, bleibt fraglich. Oder steckt dahinter ein ganz anderes System, welches die eigentliche Cash-Cow dieses Unternehmens ist, wie es bei facebook gepflegt wird. Interessant wäre die Frage, ob bei Kreditech auch das Bankgeheimnis gilt oder ob die daraus gewonnenen Daten in Big Data -Manier an die Wirtschaft verscherbelt werden dürfen.

Die Informationen über die Bonität des Kreditnehmers sollen über einen  Algorithmus mit 20.000 Datenpunkten gewonnen werden, die sich aus Kundenangaben, Daten von Drittanbietern sowie Daten aus sozialen Netzwerken wie beispielsweise Facebook speisen. Letztlich erfolgt die Datenaufbereitung im Wesentlichen anonym in Sekundenschnelle ohne persönliches Gespräch mit dem Kreditnehmern und ist kaum kontrollierbar. Wohnt z.B. ein möglicher Kreditnehmer in einem Viertel, welches durch Migranten mehr und mehr vereinnahmt wird, könnte der (geheime) Algorithmus dadurch ein negatives Urteil senden und den Kredit ablehnen oder einen bestehenden Kredit plötzlich fällig stellen.

Die handelnden Personen von Kreditech nennen sich die “new kids on the block” und genauso sehen sie auch aus. Jung, dynamisch, aber vermutlich im Kreditbereich nicht besonders erfahren. Dazu bedarf  es jahrelanger Erfahrungswerte. Meines Erachtens ist es nur eine Frage der Zeit, bis auch diese neuen Banker von der Wirklichkeit eingeholt werden und Wertberichtigungen auf ihr Kreditportfolio notwendig werden. Man darf dabei nicht vergessen, dass IT-affine Betrüger auch solchen Unternehmen das Leben schwer machen können.

Algorithmen sind nicht alles im Leben, auch wenn viele daran glauben, so auch Ende der 90er Jahre an den Long Term Capital Mangagement- Fonds (LTCM), welcher sogar von Nobelpreisträger der Ökonomie maßgeblich geleitet worden war und dennoch gerettet werden musste.

Ein ähnliches Thema ist der niederländische online- Zahlungsdienstleister Adyen, der jetzt die Internet-Milliardäre Mark Zuckerberg und Sheryl Sandberg  (Facebook) sowie Jack Dorsey (Twitter) als neue Gesellschafter gewinnen konnte. Facebook und Twitter verdienen ihr Geld mit dem Verkauf von Kundendaten zu Werbezwecken und das nicht wenig. Nunmehr muss man bei Adyen auch die Frage stellen, wie dieser Zahlungsdienstleister die investierten Milliarden allein mit dem Zahlungsverkehr, welcher sich in einer äußerst starken Konkurrenzsituation befindet und daher keine großen Margen zulässt, wieder verdienen will? Die Antwort haben die neuen Gesellschafter gegeben, die mit ihrem  System der Ausspionierung ihrer Nutzer Milliarden verdienen.

Jeder Nutzer dieser Algorithmen – Dienstleister sollte sich dessen bewusst sein und sich fragen, ob er dieser Branche umsonst seine Daten zur gefährlichen Ausschlachtung geben will.

1.Oktober 2015

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

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Juncker glaubwürdig?

Von Herrn Jean-Claude Juncker, EU- Kommissionspräsident, konnte man in  der Presse folgendes Zitat von ihm lesen:;

“Der soziale Dialog braucht neuen Schwung in Europa. Soziale Rechte dürfen nicht immer nach unten korrigiert werden”.

So weit so gut. Soziale Rechte in Europa müssen aber auch finanziert werden können. Diese Finanzierung erfolgt durch das Steueraufkommen in jedem europäischen Land.  Die größten Steuerzahler sind Unternehmen neben den gut verdienenden Bürgern, welche Ihr Einkommen ebenfalls in den meisten Fällen aus den Unternehmen schöpfen.

Herr Juncker, vor seiner EU-Kommissionspräsidentschaft, war maßgeblicher Politiker in Luxembourg und hat dort die Interessen seines Landes u.a. in der Weise vertreten, dass er europäischen Konzernen ein Steuerparadies eröffnete, welches diesen Konzernen Steuerzahlungen erlaubte, die sich auf einen einstelligen, bzw. geringen zweistelligen  Prozentsatz summierten. Diese eingesparten Steuermilliarden fehlten aber den jeweiligen Ländern zur Finanzierung aller möglichen Dinge, u.a. der sozialen Rechte.

Hinzu kam, dass durch seine Bruderkuss-Diplomatie gegenüber Herrn Tsipras dieser sich bemüsigt fühlte, mit den europäischen Partner monatelang zu pokern mit der Folge, dass dies Europa wiederum um die € 80 Milliarden + x kosten wird, die ebenfalls zur Finanzierung der sozialen Rechte fehlen.

Wenn man dann noch seine Befürwortung eines europäischen Haftungsverbundes und das damit einhergehende Verbrennen weiterer vieler Milliarden durch eine lasche Haushaltsführung vieler europäischer Staaten berücksichtigt, kann man mit Fug und Recht die Frage stellen, ob Herr Jean-Claude Juncker noch glaubwürdig ist. Zur Europaidee trägt er auf jeden Fall damit nicht dazu bei.

1.Oktober 2015

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

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Geldpolitik kontraproduktiv

Die Geldpolitik der EZB und der FED zerstört derzeit nicht nur bewährte Systeme in der Finanzwirtschaft wie Lebensversicherungen, Bausparkassen, Pensionsfonds und unsere Sparkassen und Volksbanken, sondern konterkariert damit auch eines der von ihr verfolgten Ziele, nämlich die Erhöhung der Investitionsbereitschaft in der Realwirtschaft als Auslöser für eine höhere und gemäßigte Inflation.

Investitionen sind für jedes Unternehmen ein Risiko, welches man auf der Seite der Finanzierung in ein rechenbares Risiko eingrenzen will. Dazu gehören vor allem langfristige Zinsfestsätze bei den Investitionskrediten, um nicht zusätzlich in ein hohes Zinsrisiko hineinzulaufen. Die goldene und sehr bewährte Regel ist nun einmal, dass Investitionen nicht mit kurz laufenden Zinssätzen finanziert werden sollen. Diejenigen, welche diese Regel gebrochen haben, sind zwischenzeitlich insolvent oder mussten lange Zeit mit hohen Finanzierungskosten kämpfen und als Gegengewicht Arbeitsplätze abbauen. Die Finanzierung von Wohnimmobilien in den USA, welche mit kurz laufenden Zinsfestsätzen oder variablen Zinssätzen finanziert wurden, haben gezeigt, wie groß das Desaster bei einem Anstieg der Zinsen sein kann.

Wenn man heute für eine Investitionskredit  einen 10 jährigen Festzinssatz als sichere Grundlage haben will, wird man diesen momentan nicht bekommen. Maximale 5 Jahre als Zinsfestschreibung kann man gerade noch bekommen. Der Grund hierfür ist eine fehlende Refinanzierung bei den Banken, da kein Anleger sein Geld 10 Jahre seiner Bank zu einem mickrigen Zinssatz anlegen möchte. Und die Banken, welche derzeit in Geld schwimmen, geben lieber der EZB das Geld, wenn auch zu einem Negativzins, bevor sie bei einer Zinserhöhung die Refinanzierung verlieren und somit den Weg einer Insolvenz evtl. gehen müssen.

Somit wird die Realwirtschaft nicht gerade ermuntert zu investieren und wenn, wird diese in ein nicht kalkulierbares Risiko gedrängt. Damit hat sich die fragwürdige Geldpolitik der EZB selbst ins Knie geschossen und man muss ganz eindeutig die Frage stellen, ob sich in der EZB und der FED entweder Dilettanten befinden oder ob dahinter System steckt.

Beides ist katastrophal, das letztere wird aber der Grund sein. Man muss sich stets fragen, wer denn dieser Nutznießer dieser zerstörerischen Geldpolitik ist. Die Antwort ist das Investmentbanking, welches letztlich ein anderes Bank- und Wirtschaftssystem anstrebt.

Siehe hierzu alle meine vorgehenden Beiträge.

29. September 2015

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

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Rosstäuscher im Finanzgewerbe

Derzeit wird sowohl von der Finanzindustrie als auch von der Wirtschaftspresse landauf  landab von den wunderbaren Möglichkeiten der Vermögensanlage in Aktien schwadroniert. Trotz des hohen Preisniveaus werden  weitere Preissprünge um das doppelte des jetzigen Preisniveaus nicht ausgeschlossen.

So auch auf einem vom Handelsblatt und anscheinend auch von der Deutsche Bank (nur Deutscbanker durften referieren) organisierten  Investmentforum  “Investment Live” in Bielefeld.

Den darin aufgeführten Argumenten kann man  im Wesentlichen folgen, wenn es sich um Aktien handeln würde. Betrachtet man aber die Angebote aller Banken, insbesondere die der Deutsche Bank, die Investmentbank in Deutschland schlechthin (70% – 80% des Ertrages kommen aus dieser Geschäftsart),  stellt man sehr schnell fest, dass es sich nicht um Aktien in der reinsten Form handelt, sondern um aktienbasierte strukturierte Finanzprodukte, verwässert und aufgehübscht mit Derivaten aller Art, die intransparent, teuer und je nach Ausstattung mit größeren Verlustrisiken behaftet sind, als reine Aktien.

Insofern sprach man hier von Äpfeln, hat aber Apfelmus mit allen möglichen Ingredienzen gemeint.  Anders geht es aber vermutlich auch nicht, da der Empfehlung von Aktien die Rechtssprechung entgegensteht, die eine Falschberatung bei Aktienempfehlungen sehr schnell konstatiert. Die strukturierten Finanzprodukte sind dagegen juristisch äußerst ausgefeilt und mit dem Beratungsbogen, den der Anleger unterzeichnen muss – aber meistens kaum versteht –  ist das Risiko dermaßen verklausuliert, dass letztlich das Risiko beim Anleger hängen bleibt, die Finanzindustrie damit aber relativ risikolos hohe Gewinne verbuchen kann. Ich nenne das eine strukturierte Ausbeutung.

Angeprangert wurde bei diesem Investmentforum, dass die Deutschen Aktienmuffeln seien und im vergangenen Jahr  wieder 600.000 Anleger den Aktien und den Fonds den Rücken gekehrt hätten.

Warum fragen sich aber diese Herren nicht, warum das so ist? Vielleicht haben die von den Investmentbanken produzierten strukturierten Finanzprodukte den Grund dafür geliefert und nicht akzeptable Volatilitäten entstehen lassen. Erst kürzlich haben allein an der Stuttgarter Börse über 10.000 Besitzer von Bonuszertifikaten ihren Bonus verloren und damit Verluste eingefahren, weil komischerweise für einen Tag die Kurse abstürzen, damit Barrieren gebrochen wurden, um am nächsten Tag auf wundersame Weise wieder anzusteigen.

Ein Schelm, wer hierbei nichts böses denkt.

Eines bleibt aber noch anzumerken, dass die Niedrigzinsphase den Investmentbanken und damit der Verkauf von strukturierten Finanzprodukten sehr gelegen kommt (siehe hierzu die letzten vier Beiträge in diesem Blog).

23. September 2015

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

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