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Kreditrating

Basis der Errechnung dieses Ratings sind bei Unternehmen die jeweiligen Bilanzen und Gewinn- und Verlustrechnungen im Mehrjahresvergleich, welche gewisse Entwicklungen der Ertragslage und in den Bilanzen preisgeben. Neben diesen qualitativen Daten werden meistens noch eine Reihe von Fragen an die Produkte des kreditnehmenden Unternehmens, die jeweilige Branchensituation, die Qualität der Geschäftsleitung, die laufende Geschäftsentwicklung, steuerliche Situation usw. usw., gestellt. Bei Privatpersonen werden die persönlichen Vermögensverhältnisse, die Einkommenssituation und viele andere persönliche Details abgefragt.

Das Ergebnis dieser inquisitorischen Befragung nimmt dann eine „black box“ entgegen, die keiner dieser eingebenden Banker selbst kennt (auch ich damals nicht) und sich meines Wissen entweder in den Investmentbankeinheiten in den Vereinigten Staaten oder in London in hermetisch abgesicherten Gebäudekomplexen mit Stacheldraht und Wachpersonal befinden. Auskünfte darüber konnte ich nirgendwo erhalten, bzw. diese Informationen werden so behandelt, als wäre es ein Staatsgeheimnis.

Diese Informationen werden mit den Daten der Vergangenheit abgeglichen, welche je nach dem zu entsprechenden Entwicklungen geführt haben. Man unterstellt somit, dass sich diese in der Vergangenheit stattgefundenen Entwicklungen auch in Zukunft wiederholen und errechnet, bzw. simuliert  damit die Ausfallwahrscheinlichkeit eines Kredites.

Da keiner so richtig weiß, wer für diese „black box“ zuständig ist, muss somit unterstellt werden, dass diese Informationen, welche die Unternehmen und Privatpersonen  preisgegeben haben, zentralisiert und gebündelt in diese Wahrscheinlichkeitsrechnungen qualitativ einfließen. Auch konnte mir keiner sagen, wem diese „Blackbox“ gehört, wer sie pflegt und dann mit welchen Daten usw. sie versieht. Manipulationsmöglichkeiten in alle Richtungen wären damit Tür und Tor geöffnet und können nach den bisher bekannt gewordenen Manipulationsskandalen eigentlich nicht mehr ausgeschlossen werden, ganz zu schweigen von der Industriespionage und den Problemen des Datenschutzes, welche in den USA nicht den hohen Stellenwert genießen wie in Deutschland.

Der Skandal um die NSA unterstreicht diese Unterstellung eindeutig bzw. lässt in diesem Zusammenhang  einem die sehr gute Ertragslage vieler US-amerikanischer Banken mehr als misstrauisch stimmen.

Zwischenzeitlich kann man aufgrund der sich immer mehr verbessernden Rechnerkapazitäten von guten Ratingergebnissen ausgehen. Jedoch gibt es auch hier noch deutliche Unterschiede. Banken mit guten Rechnerergebnissen haben weniger Kreditausfälle zu beklagen als solche mit Kapazitäten minderer Qualität.

Jedoch hängen die abgefragten Informationen auch von der Qualität der Frager ab. Insbesondere die Beurteilung des Managements oder der Privatperson bedarf einer hohen Menschenkenntnis und Fachexpertise. Ob die jungen Bankmanager, welche aufgrund des Jugendhypes an den Schaltstellen der Banken sitzen und zu Kon­zern­apparatschiks mutierten, letztlich nur vorgegebene Fragebögen mit Kreuzchen versehen müssen, diese Qualitäten mitbringen, muss daher bezweifelt werden. Mir scheint auch, dass diese Qualitäten immer weniger gefragt sind und man – auch aus Kostengründen – zunehmend dieser Maschinerie vertraut. Ob eine Maschine die Managementqualitäten jetzt (aber vielleicht später?) richtig beurteilen kann, bleibt dahin gestellt.

Die mir bekannten Ratingsysteme untergewichten diesen meines Erachtens sehr wichtigen Teil einer Bonitätsanalyse mit der Folge einer in die falsche Richtung laufenden Analyse. Gute Bilanzen können durch ein schlechtes Management schlecht werden, aber schlechte Bilanzen können durch ein gutes Management gut werden. Aber vielleicht muss später das Management an einen entsprechenden Gen-Computer angeschlossen werden.

Zu befürchten bleibt, dass mit diesen Kreditratings der angelsächsischen Finanzindustrie ein Machtpotenzial gegeben ist, welches der weltweiten Ausbeutung sehr dienlich ist.

Juli 2013

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch http://www.emde-fiveko.de




Investmentbanking

Historie:

Die Entstehungsgeschichte der Investmentbanken – damals Invest­ment­häu­ser genannt – geht bis ins frühe 19. Jahrhundert zurück. Sie hatten schon damals die Aufgabe, Neuemissionen von Wert­papieren an den Mann zu bringen. Damit wurden die neuen Industrien (industrielle Revolution) wie z. B. die neu geschaffene Schwerindustrie oder die Eisenbahnlinien und -ge­sellschaften finanziert.

In den USA begann diese Entwicklung etwa Mitte des 19. Jahr­hunderts. Kommerzielle Banken wandelten sich zunehmend in Wertpapierhandelsbanken, bzw. spezialisierten sich auf den lukrativeren Wertpapierhandel.

Auch hier hat die Geschichte gezeigt, dass viele mit großem Getöse neu emittierte Wertpapiere (Aktien, Anleihen usw.) nach gewisser Zeit nicht mehr das Papier wert waren, auf denen die Ver­sprechungen gedruckt wurden.

Dennoch genossen diese speziellen Banken und deren Geschäfts­gebaren bis zum großen Wall Street Crash im Oktober 1929 und der darauf folgenden Depression hohes Ansehen, waren sie doch die Anheizer und Gierbefriediger dieses jahrelangen Booms mit dem Ergebnis, dass es danach zu einer der stärksten regulierten Branchen in Amerika wurde.

Die Grundlage hierfür war der so genannte Glass Steagall Act von 1933, dem später dann noch der Securities Act, ebenfalls in 1933 und der Securities Exchange Act in 1934 folgte.

Diese Regulierungen verfolgten die Trennung des Bankgeschäftes in „Commercial Banks“, welche künftig ausschließlich nur das Ein­lagen- und Kreditgeschäft betreiben durften und in das Wertpapier­handelsgeschäft, welches nur den Investmentbanken vorbehalten war. Das dann für viele Jahrzehnte geltende so genannte Trenn­banksystem war geschaffen.

Kern dieser Regulierungen war die Vermeidung von Interessenskonflikten, die deutliche Reduzierung /­ Entmutigung der Spekulation und damit Stabilisierung des Bank- und somit Finanz­systems. Vorgaben, welche eigentlich auch noch heute gelten.

Die Konsequenz hieraus war, dass sich damals die Banken entscheiden mussten, ob sie das Geschäft des Commercial Bankings oder das des Investment Bankings betreiben wollen oder sie mussten sich in die entsprechenden Richtungen aufspalten oder Bereiche veräußern.

Die bisherigen reinen Investmentbanken waren somit durch diese Gesetze vor den großen Geschäftsbanken geschützt, führten aber auch zu geringeren Gewinnmargen, so dass Firmenfusionen größeren Ausmaßes stattfanden. Die Bedeutung der Investment­banken nahm damit zunächst aber eine untergewichtete Rolle ein.

Auch nach dem 2. Weltkrieg führte in den 60er Jahren u. a. der hohe Cash-Flow der amerikanischen Unternehmen und damit die geringe Nachfrage zu Wertpapieremissionen zu einem weiteren Geschäftsrückgang der Investmentbanken.

Erst in den 80er Jahren begann der phänomenale Aufstieg der Investmentbanken auf Basis der rasanten Entwicklung der elektronischen Medien, welche zu schneller Verfügbarkeit der Daten und einer erheblichen Ausweitung der Transaktionsvolumina führte. Aber nicht nur diese offiziellen Gründe waren es, die diesen Phönix aus der Asche entstehen ließen. Die 80iger Jahre kann man auch die Geburtsjahre der so genannten finanzmathematischen Wahrscheinlichkeitsrechnungen bezeichnen, mit deren Hilfe Kredit­ratings oder wirtschaftliche Entwicklungen bei Dollar, DAX & Co. mit hoher Wahrscheinlichkeit errechnet werden können. Hierfür benötigt man hohe Rechnerkapazitäten, um erstellte und statistisch festgehaltene Daten der Vergangenheit in die Zukunft extrapolieren zu können.

Wer also die höchsten Rechnerkapazitäten und die besten mathematischen Köpfe zur Erstellung der besten und effizientesten Algorithmen zur Verfügung hat, kann mit der Wahrscheinlichkeit einer sehr hohen Trefferquote der Analyse rechnen und gibt den Investmentbanken dadurch einen Informationsvorsprung, welchen sie zu ihren Gunsten, aber zu Ungunsten der Anleger und Kunden ausnutzen oder ihren Großkunden zur Reduzierung von deren Risiken anbieten, allerdings mit der Maßgabe, die dafür notwendigen Derivate oder Emissionen gegen hohe Gebühren strukturieren zu dürfen.

Die Rechnerkapazitäten zum damaligen Zeitpunkt entwickelten sich erst sukzessive und erlebten bis zum heutigen Zeitpunkt unvor­stellbare Kapazitäten (siehe Rubrik „Wahrscheinlichkeitsrechnungen“)

Diese Entwicklung führte dazu, dass der Glass Stegal Act bis 1999 zunehmend aufgeweicht wurde und sich die Commercial Banken und die Investmentbanken zunehmen vermischten, bzw. die deut­lich kleineren Investmentbanken von den großen Geschäftsbanken aufgekauft /­ übernommen wurden.

J.P. Morgan erhielt als die erste Geschäftsbank die Genehmigung, Investmentbanking Schritt für Schritt zu betreiben, alle namhaften US-ameri­ka­nischen Banken folgten bald diesem Beispiel, so dass in 1999 mit dem Gramm-Leach-Bliley Act das Trennbanksystem voll­ständig aufgehoben wurde. Somit war es den US-amerikanischen Banken wieder erlaubt, neben dem Commercial Banking auch das Investment Banking zu betreiben.

In Deutschland beispielsweise begann die Deutsche Bank als erste Geschäftsbank in 1989 eine Investmentbank, die Morgan Grenfell, zu übernehmen und komplettierte dieses Geschäftsfeld in 1998 mit der Übernahme des US-Konkurrenten Bankers Trust. In 1995 folgten dann die Dresdner Bank mit Kleinwort Benson und andere Banken, die sich den Kauf einer Investmentbank nicht leisten konnten, folgten mit dem Aufbau entsprechender Abteilungen.

In der Schweiz begann bereits 1988 die Credit Suisse mit der Über­nahme der First Boston.

Mit dieser Entwicklung wurde der Grundstein für Krisen gelegt, welche als Dotcom-Blase, Finanzkrise und Staatsschuldenkrise bis heute die Welt erschüttern. Die „Büchse der Pandora“ begann sich sukzessive zu öffnen und keiner weiß mehr, wie die zwischenzeit­lich voll geöffnete Büchse wieder geschlossen werden kann.

Zwischenzeitlich beeinflussen die Investmentbank-Produkte das gesamte Anlagespektrum bis hin zu den anlegenden Rentnern und Kleinanlegern in den kleinsten Käffern unserer Republik. Man muss nur einmal bei einer Sparkasse, Volksbank oder einer Geschäftsbank wie Commerzbank, Deutsche Bank oder Uni-Credit usw. das Anlage­spektrum abfragen und wird dann erstaunt feststellen, dass nahezu nur strukturierte Finanzprodukte wie Investmentfonds, Zertifikate, Lebensversicherungen (= Investmentfonds mit aufgesetzter Risiko-Lebensversicherung) und sonstige „hochinteressante“ oder „sichere“ Mischmasch-Produkte über den Ladentisch dieser Banken angeboten werden.

Die Aufteilung und Benennung der Geschäftsbereiche wird unterschiedlich gehandhabt. Beispielsweise wurden im Dezember 2012 in einem skeptischen Ausblick für das Jahr 2013 die Geschäftsbereiche der Investment­banken in Deutschland in nur vier Bereiche aufgeteilt, und zwar unter

  • Gebühren Investment-Banking,
  • Fusionen und Übernahmen,
  • Aktienemissionen und

im jeweiligen Bereich wurden die jeweils 10 führenden Banken genannt. Auffallend hierbei war, dass bei Addition aller Einnahmen dieser 10 Banken pro Bereich der Bereich „Gebühren Investment-Banken“ einen Anteil von rd. 78 % einnahm, ohne näher erläutert zu werden.

Des Weiteren war auffallend, dass in allen hier aufgeführten vier Bereichen die Deutsche Bank in drei Bereichen den ersten Platz und nur im Bereich Fusionen und Übernahmen den zweiten Platz hinter Morgan Stanley einnahm.

Schon lange arbeiten in diesen Finanzprodukte produzierenden Einheiten der Finanzindustrie keine Bankkaufleute mehr, sondern fixe Händler ohne Risikoverstand und Kreditexpertise, welche nur die vorgegebenen Produkte auf den Markt werfen müssen sowie Mathematiker und Physiker mit dem Ziel, ausgefeilte strukturierte und mathematisch sehr komplexe Finanzprodukte zu erschaffen zwecks Verlagerung und Verschleierung von Risiken gleich welcher Art auf andere nicht informierte Anleger, nur um den Ertrag des eigenen Bankhauses und damit den eigenen Boni zu mehren, koste es, was es wolle. Das Interesse der Anleger, nach dem Jargon der Investmentbanker auch Muppets = Vollidioten genannt, steht dabei ganz hinten an. Eigentlich sollte es im Sinne einer Dienstleistung anderes sein und nicht nur eine Seite des Anlagegeschäftes be­günstigen. Zwischenzeitlich hat sich aber dieses Geschäftsgebaren als normal herauskristallisiert, ja mutierte sogar zu einer Finanz­ideologie, welche vermutlich erst beim nächsten Crash den not­wendigen Dämpfer und eine Erdung erfahren wird.

Die bewusste Benachteiligung sowohl der Privatanleger als auch die mit dem Heiligenschein der unfehlbaren Anlagekompetenz ver­sehenen Institutionellen Anleger kann nur mit Hilfe der extrem hohen Rechnerkapazitäten der Investmentbanken und damit über das Instrument der Wahrscheinlichkeitsrechnungen erreicht werden.

Die Kritik dieses Portals widmet sich dieser Ungleichheit der Waffen zwischen Käufer und Verkäufer von Vermögensanlagen in der Hoffnung, den Leser künftig zu einem kritischen Hinter­frager von Angeboten strukturierter Finanzprodukte zu sensibilisieren und diese Produkte nur dann zu akzeptieren, wenn er sie wirklich verstanden hat und die Risiken auch einschätzen kann, was zugegebener Maßen ein Wunschtraum aufgrund der hohen Komplexität ist. Dabei sollte er sich bewusst sein, dass zum Erkennen der Risiken nicht das Bauchgefühl und der gute und nette Eindruck des Finanzprodukt­ver­käufers eine Rolle spielen darf, sondern die harten Fakten, basierend auf einer professionellen Kreditexpertise und einer knall­harten Nachrechenbarkeit. Diese ist sicherlich nicht umsonst zu bekommen, wird aber den Vermögensinhaber in den über­wiegenden Fällen vor hohen Verlusten bewahren.

Unser größtes Ziel ist es jedoch, den Leser so überzeugen zu können, dass er künftig sich von den strukturierten Finanzprodukten generell fernhält, da hier ungleiche Partner aufeinander treffen und der Anleger meistens dabei den Kürzeren zieht.

Als Resumée bleibt jedoch festzuhalten, dass es seit dem Auftauchen des Investmentbankings immer mehr zu Verwerfungen auf den Finanzmärkten gekommen ist und die Investmentbanken die massive Benachteiligung der Masse der  Anleger zum ehernen Geschäftsprinzip erhoben wurde.

Juli 2013

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch http://www.emde-fiveko.de




Krasses Beispiel eines geschlossenen Fonds

Vorab möchte ich bemerken, dass es von dieser Anlageform der geshlossenen Fonds unzählige krasse Fälle einer strukturierten Ausbeutung gibt, die alle zu beschreiben Jahrzehnte meines Lebens beanspruchen würden. Ich kann daher nicht verstehen, warum man diese Anlageform nicht stärker an die Kandare nimmt oder sogar ganz verbietet.

Hier ist ein ganz besonders krasses Beispiel.

Landentwicklungsfonds in Kanada:

Es handelt sich hier um einen so genannten Landentwicklungsfonds (klingt gut), d. h. eine Einzweckgesellschaft = Fonds sammelt Geld ein und kauft damit sukzessive billige landwirtschaftlich genutzte Flächen auf, um diese dann zu deutlich teurem Bauland zu ent­wickeln. Der Unterschied zwischen Einkauf und Verkauf dieser Grundstücke ist sehr hoch und kann somit sehr profitabel sein.

Soweit so gut, klingt sehr plausibel. Die Umsetzung sollte sogar innerhalb weniger Monate möglich sein, wurde zumindest vom Verkäufer des Fonds als Verkaufsargument benutzt.

Studierte man aber das über 200 Seiten starke Prospekt, musste man feststellen, dass die „wenigen Monate“ bis zu 10 Jahren dauern können + x was dann natürlich auch eintrat, und darüber hinaus der größte Teil des Fondskapitals sofort in die Kanäle des Fondsinitiators verschwand.

Das Fondsvolumen von Can$ 33,84 Mio., davon verlorenes Agio von Can$ 1,61 Mio. wurde wie folgt „investiert“:

Fondsvolumen (von den Anlegern voll finanziert): Can$ 33.840.000
Kaufpreis der Grundstücke von Tochtergesellschaft des Initiators: -Can$ 6.424.000
Kauf des Erschließungskonzepts vom Initiator: -Can$ 19.273.000
Vertriebsprovision an Komplementär des Fonds(Initiator) -Can$ 967.000
Vertriebsprovision an „Vertriebspartner“ -Can$ 4.835.000
Sonstige weiche Kosten /­Liquiditätsreserve für sonst. Kosten d. Initiators -Can$ 2.341.000

 

Der Nettowert des Fonds bestand somit nur aus dem Grundstück zu einem Kaufpreis von Can$ 6,424 Mio. = rd. 18 % des Fondsvolumens, welches von einer Gesellschaft des Initiators gekauft wurde, wobei nicht sicher war, ob das der ursprüngliche Kaufpreis war oder ob diese Gesellschaft des Initiators daran auch schon verdient hatte. Den Rest hat sich größtenteils der Initiator (Can$ 22,581 Mio. = rd. 67 %) gegönnt und damit dieses strukturierte Finanzprodukt auch gut verkauft werden konnte, hat man rd. 14,2 % = Can$ 4,834 Mio. an Vertriebsprovision an die Helfershelfer, auch „Vertriebspartner“ genannt, großzügig ausgeschüttet.

Damit aber nicht genug.

Die Fondsgesellschaft = Beteiligungsgesellschaft hat sich mit diesen Can$ 33,84 Mio. an der Objektgesellschaft beteiligt, welche diese Grundstücke hielt. Somit erschien in der Bilanz der Fonds­gesellschaft auf der Aktivseite kein Grundstück, sondern die Finanzbeteiligung an dieser Objektgesellschaft in etwa dieser Höhe.

Neugierig geworden ließ ich mir die Bilanz dieser Objektgesellschaft geben und stellte fest, dass diese Objektgesellschaft plötzlich diese Grundstücke mit einem Wert von rd. Can$ 27,4 Mio. aktiviert hatte, obwohl der Kaufpreis der Grundstücke nur Can$ 6,424 Mio. betrug. Letztlich hat man den Kaufpreis der Grundstücke mit dem „Wert“ des Erschließungskonzeptes von Can$ 19,3 Mio. sowie weitere weiche Kosten zusammenschmelzen lassen und daraus den hohen Wert der Immobilie kreiert, obwohl das Grundstück noch nicht zum Bauland entwickelt worden war.

Normalerweise müsste aus Gründen der Bilanzklarheit und Bilanz­wahrheit das in dieser Bilanz entsprechend dargestellt werden, d. h. Can$ 6,4 Mio. als Immobilie und Can$ 19,3 Mio. + x als Erschließungskonzept oder immaterielle Aktiva (intangible assets). Erklärt wurde mir das dann von einem von dieser Fondsgesellschaft angeheuerten und sichtlich nervösen PWC-Mitarbeiter mit dem so genannten Canadian Gap, was immer das heißen mag. Seine Schweißperlen auf der Stirn wurden dabei immer größer.

Kurzum, ich konnte für meinen Mandanten zumindest die Can$-Einlage wieder zurückholen und sogar ein kleines Plus aufgrund des gestiegenen Can$ damit erreichen, welche nur etwas den ein­getretenen Zinsverlust wettmachte, hätte man dieses Geld in eine normale in eine normale Bundesanleihe gesteckt.

 

Juli 2013

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch http://www.emde-fiveko.de




Credit default swaps (CDS)

Die Erklärung in Wikipedia zu den CDS`s ist 11 Din A 4 Seiten  stark und relativ klein gedruckt. Auf Seite 10 und 11 findet man eine Reihe von mathematischen Formeln, die letztlich nur ein Mathematiker beurteilen kann. Diese Derivate gibt es zwischenzeit­lich in allen möglichen Schattierungen mit den Bezeichnungen Recovery Swap, Index Credit Default Swap (schon wieder ein Index!!), Digital Default Swap usw., um nur einige davon zu nennen und werden bei allen möglichen Finanzgeschäften eingesetzt. Zwischenzeitlich sind sie aber zu einem großen Baustein der welt­weiten Heißluft-Spekulation geworden und ein großes Damokles Schwert für unser Finanzsystem, da es für diese Papiere keine Börse gibt, es sich um so genannte OTC-Geschäfte (Over The Counter = Schaltergeschäfte) handelt und sich daher das genaue Volumen noch im Nirwana befindet. Studien der British Bankers Association bezifferten das Volumen bis Mitte 2006 auf 50 Billionen US$, soll aber in 2008 von US$ 60 Billionen wieder auf US$ 40 Billionen zurückgegangen sein.

Die Grundstruktur eines CDS ist eine Kreditversicherung. Ein Kredit­geber, in den meisten Fällen eine Bank /­ Investmentbank, überträgt damit das Kreditrisiko eines Kredites, welches er eingegangen ist, an einen anderen Markteilnehmer (Versicherungsgesellschaften, Pensionskassen, Investmentfonds und Hedgefonds aller Kategorien usw.) und zahlt diesem Marktteilnehmer für diese Risikoübernahme eine Prämie. Damit wird die Bilanzsumme des Abgebenden verkürzt zugunsten einer Verbesserung der Eigenkapitalquote. Damit gibt eine Institution, die eigentlich über eine entsprechende Kreditexpertise verfügen sollte, nämlich das Kreditinstitut selbst (deswegen heißen es ja auch so) und über den Kreditnehmer und somit über das Kreditrisiko am besten Bescheid weiß, eben dieses Kreditrisiko an Institutionen weiter, die nicht über eine fundierte Kreditexpertise verfügen. Jetzt kann man das Thema Bilanz­summenverkürzung und damit Verbesserung der Eigenkapitalquote einwenden, jedoch auch die Absicht, unliebsame Kreditnehmer und damit deren Kreditrisiko loszuwerden.

Sollte dann dieser Kreditnehmer in Schwierigkeiten geraten  aufgrund von konjunkturellen Entwicklungen oder durch selbstverschuldetes Missmanagement und dann die Hilfe der Kredit gebenden Banken benötigen, sieht die Angelegenheit für den betroffenen Kreditnehmer manchmal katastrophal aus.

In solchen schwierigen Lagen der Unternehmen schließen sich die Banken zu einem gemeinsamen Pool, dem so genannten Banken­pool zusammen und beschließen, nachdem die Fortführungs­prognose positiv bestätigt wurde, das weitere Vorgehen z. T. mit Hilfe externer Experten aus den finanz- und betriebswirtschaftlichen Bereichen, die Fortführung ihrer Kreditengagements, um dem Unternehmen u. a. durch weitere Kredite und damit Liquidität wieder auf die Beine zu helfen.

Erfahrungsgemäß gibt es in den ersten Sitzungen solcher Banken­pools ein regelrechtes Hauen und Stechen. Jede Bank positioniert sich entsprechend, um mit dem wenigsten Risiko in die Fortführung des Engagements zu gehen, bzw. um ja nicht die höchste Quote des Pools und damit das höchste Risiko führen zu müssen. Das ist aber üblich und auch nicht verwerflich, zumal keiner der Beteiligten weiß, wie die Sache ausgeht.

Hier muss ich einmal eine Lanze für die Banken brechen. Trotz aller Kindereien am Anfang solcher Pools kann man den Banken hohe Professionalität in dieser Art des Risikomanagements attestieren. Ich habe sogar die Erfahrung gemacht, dass die dann Verantwort­lichen der jeweiligen Banken in Sachen Expertise und Rationalität die Besten sind und diese – losgelöst von der Frage nach der Verantwortung – den Unternehmen sehr professionell und ergeb­nisorientiert geholfen haben.

Was passiert aber, wenn eine der beteiligten und Kredit gebenden Banken dieses Kreditrisiko über ein CDS verkauft hat und statt der hiesigen Bank auf einmal ein Hedgefonds Manager am Bankentisch sitzt? In den mir bekannten Fällen haben diese Herren nur eines im Sinn, nämlich den Fortgang des Einigungsprozesses unter den Banken so stark zu stören in der Hoffnung, dass einer der beteiligten Banken oder alle anderen Banken gemeinsam dem Störfeuer des Hedgefonds überdrüssig sind und den Anteil des Hedgefonds quotal untereinander aufteilen und übernehmen, evtl. noch zu einem höheren Preis, als der Hedgefonds für den CDS bezahlt hat. Das kann gut gehen, aber auch voll daneben mit der Folge einer Unternehmensinsolvenz.

Wie so oft wurden bei der Emission von CDS in der Anfangsphase ihrer Marktpräsenz nur sehr gute Kreditrisiken von bonitätsstarken Unternehmen, meistens in den Bereichen der großen Indizes wie DAX und Euro Stoxx & Co. über diese CDS weiter gegeben und sehr gerne von den Investmentfonds, speziell den Geldmarktfonds über­nommen, welche durch das Absinken des Zinsniveaus und dem Auslaufen hochverzinslicher Rentenpapiere in Renditenotstand kamen. Jedenfalls sind mir solche Papiere bei einzelnen Invest­mentfonds als Beimischung aufgefallen, aber nur bei intensivem Lesen der Verkaufsprospekte und Zwischenberichte. Es gibt sogar Fonds nur mit CDS-Papieren. Deren Risiken zu verifizieren ist somit äußerst schwer und sollte ein Privatanleger daher auf keinen Fall eingehen.

Die Kreditqualität dieser CDS sank auch hier im zunehmenden Maße und die Folge waren letztlich wiederum Vermögensverluste.

Die Kreditverträge aller Banken, auch die der Sparkassen und Volks­banken, haben in den letzten Jahren den Passus aufgenommen, dass zum Zweck der Refinanzierung dieser Kredite, d. h. das Kredit­risiko neben den Zentralbanken auch an Finanzinstitute weiter veräußert werden dürfen. Damit dies auch vollzogen werden kann, wird ganz deutlich darauf hingewiesen, dass der Darlehensnehmer den Darlehensgeber = Bank vom Bankgeheimnis befreit. Diesen Umstand sind sich die meisten Kreditnehmer, auch auf der Unter­nehmensseite, nicht bewusst und kann je nachdem zu sehr unlieb­samen Entwicklungen – wie dargestellt – führen.

Jeder Kreditnehmer muss sich daher bewusst sein, dass bei Unter­zeichnung eines solchen Vertrages das Kreditrisiko weiter gegeben werden kann. Abnehmer sind wie erwähnt Investmentfonds, Versicherungen, Pensionskassen und Hedgefonds nebst den Investmentbanken. Die beiden letztgenannten zeigen bei interessanten Unternehmen mit interessanten Produkten usw. sehr großes Interesse am Ankauf solcher CDS, insbesondere dann, wenn deren Inhaber entweder nicht verkaufen wollen oder einen zu hohen Verkaufspreis fordern oder wie auch immer den Interessen dieser beiden entgegen wirken. Mit dem Aufkauf dieser Papiere über die CDS entsteht somit die Möglichkeit, das Ziel-Unternehmen u. a. in Schwächephasen unter Druck zu setzen mit dem Ergebnis, dass die fällige Kreditschuld in Unternehmensanteile getauscht werden muss (debt-to-equity-swap) mit all den Nachteilen für den Unter­nehmer und dem Unternehmen.

Daher rate ich jedem meiner Mandanten, auf das Streichen dieses Passus zu bestehen, um stets die Gewährleistung zu haben, dass man es auch künftig nur mit der Bank des Vertrauens zu tun hat.

Juli 2013

Elmar Emde

Author des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch http://www.emde-fiveko.de