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Bafin schießt

Erst kürzlich veröffentlichte das Handelsblatt ein Interview mit Herrn Felix Hufeld, dem Chef der Finanzaufsicht Bafin in Deutschland mit der Überschrift “Nicht alle haben den Schuss gehört“ und behandelte die missliche Situation der Banken in dieser Corona-Krise. Bebildert wurde dieses umfangreiche Interview mit einem Fotoporträt von Herrn Hufeld in Trump`scher Manier, entschlossener stechender Blick mit leicht herabgezogenen Mundwinkeln, soll vermutlich Handlungsstärke in dieser Krise vermitteln.

Auf die Frage des Interviewers nach dem Zustand der Banken fiel u.a. folgender Satz:

„Banken müssen deshalb (u.a. wegen schlechter Ertragslage) harte Einschnitte vornehmen, weniger komplex werden und Kosten senken“.

Die harten Einschnitte, die vorzunehmen sind, haben größtenteils ihre Ursache in der absurden Geldpolitik der EZB, welche nichts gebracht hat, dafür aber u.a. die Banken unter der Aufsicht von Herrn Hufeld und die von Frau Lautenschläger äußerst geschwächt haben.

Was die beiden anderen Punkte „weniger komplex“ und „Kosten senken“ betrifft, werde ich das Gefühl nicht los, dass es Herrn Hufeld als oberster Bankenaufseher nicht im Entferntesten bekannt ist, was die von der Bafin den Banken aufgedrückten unnützen Regularien und Vorschriften für einen Wust von Bürokratie und Komplexität erzeugen und damit extrem hohe Kosten verursachen. Ganz zu schweigen davon, dass die meisten Bankkunden dieses Juristenkauderwelsch sowieso nicht verstehen.

Hier ein Beispiel:

Ein Mandant meines Family Office hatte eine Immobilie zum Teil fremdfinanzieren lassen, die Darlehenssumme insgesamt auf zwei Tranchen mit unterschiedlichen Zinsfestschreibungen verteilt.

Die vorvertraglichen Unterlagen beliefen sich – eng bedruckt – auf 39 Seiten (Referenz-Dokument/Vorvertragliche Informationen für Darlehensvermittlung und Beratung (ich habe nicht vermittelt)/ VR-Finanzplan – Wohneigentum erwerben „Kauf einer Eigentumswohnung/ Allgemeine Infos zu Verbraucherdarlehensverträge).

Die folgenden eigentlichen Kreditunterlagen ergaben dann zusammen 97 Seiten (pro Kreditvertrag 37 Seiten/ 13 Seiten für die Grundschuldbestellung/ 10 Seiten für Selbstauskunft und Vermögenserklärung). Wäre es nur ein Darlehensvertrag gewesen, kämen insgesamt 60 Seiten zusammen.

Fazit: Zusammen mit den vorvertraglichen Unterlagen und den eigentlichen Kreditunterlagen wurden insgesamt 136 eng bedruckte und individuell ausgefüllte Seiten erzeugt.

Dieses Konvolut von Unterlagen wäre nach Aussage der Darlehen gebenden Bank Vorschrift der Bafin.

Jetzt frage ich den geneigten Leser: Ist das verhältnismäßig?

Sicherlich nicht, das ist purer bürokratischer Unsinn und ein mächtiger, von der Bafin geschaffener sehr großer Kostenfaktor. Allein diese Unterlagen von den jeweiligen gut bezahlten Betreuern erstellen zu müssen (Logistik wurde bei den meisten Betreuern Dank McKinsey/Boston Consult  schon aus Kostengründen in die Wüste geschickt), ist ein äußerst zeitaufwändiges, sehr komplexes und somit sehr kostenintensives Unterfangen.

Andererseits, wenn ein Anleger einer Bank einen Kredit in Form einer Einlage oder Festgeld etc. gibt, werden solche Unterlagen / Bonitätsunterlagen nicht produziert, er muss für dieses Vertrauen gegenüber der Bank sogar noch Geld bezahlen und wenn er Pech hat, verliert er durch die politisch geschaffene Haftungskaskade zu Lasten der Steuer zahlenden Bankkunden noch seine Einlage. Das ist ein von der Bafin beaufsichtigter Treppenwitz der Wirtschaftsgeschichte.

In diesem Interview  kam von Seiten des Interviewers die Aussage, dass die Finanzaufsicht der Deutschen Bank erlaubt hätte, ihre Eigenkapitalquote  im Zuge des Umbaus auf bis zu 12,5 % abschmelzen zu lassen (= erlaubte, von der Bafin sanktionierte Verlustproduktion).

Eigentlich hätte Herr Hufeld als oberster Finanzaufseher den Interviewer darauf hinweisen müssen, dass die Eigenkapitalquote der Deutsche Bank mit 4,9% (Vj. 5,09%) deutlich unter diesen 12,5% + x liegt und diese 12,5% + x die Kernkapitalquote ohne Berücksichtigung der angeblich risikolosen Staatsanleihen / Bilanzaktiva ist. Wie risikolos diese nun sind, können wir jetzt sehen und hat die EZB/die Zentralbanken wiederum dazu veranlasst, Staatsanleihen im großen Stil aufzukaufen zwecks Vermeidung eines Zusammenbruchs der Banken. Letztlich bedeutet das nun, dass diese mageren 4,9% EK-Quote noch weiter abgeschmolzen werden dürfen!

Warum die Bafin die Deutsche Bank so begünstigt, dagegen auf die Commerzbank herumhakt und auf die Sparkassen und die Volksbanken aus vollen Rohren schießt und diese mit dieser unsinnigen, zeitaufwändigen und kostenintensiven Bürokratie versucht, in die Knie zu zwingen, belegt eine zu große Nähe zur Deutschen Bank und somit zum Kapitalmarktgeschäft angelsächsischer Prägung, vermutlich das eigentliche Ziel der Bafin. Der frühere Vorstand der Deutschen Bundesbank, Herr Dr. Dombret hatte dafür schon die Vorlage gegeben, indem er den Banken geraten hatte, das Zinsgeschäft aufzugeben.

Beim Investmentbanking und bei deren zahllosen strukturierten kryptographischen Finanzprodukten, die es Dank der Geldpolitik der EZB fast nur noch gibt, drückt die Bafin daher immer noch beide Augen äußerst fest zu, deckt dafür aus Enthaftungsgründen zu Gunsten der Banken die Kunden mit einem Wust von Unterlagen zu, welche die wenigsten Bankkunden wiederum nicht verstehen, allen Banken aber auch wieder zusätzliche und sehr hohe Kosten auferlegt.

Herr Hufeld hat recht, nicht alle  haben den (realistischen) Schuss gehört, jedoch steht  an vorderster Front die realitätsferne Bafin.

 24. März 2020

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

 

 




Allgemeiner Marktkommentar und Anlagestrategie Nr. 3

Beitrag von Ottmar Beck, Vermögensverwalter / Schweiz

 

Wilen, den 9. März 2020

Sehr geehrte Damen und Herren,

da die Börse von den Notenbanken keine Gefahr mehr erwartete, weil diese den Märkten immer zu Hilfe eilten, bedurfte es eines unbekannten Auslösers für die sinkenden Kurse, eines schwarzen Schwans. Dieser ließ lange auf sich warten, weshalb Aktien immer teurer wurden. Das Coronavirus ist jetzt dieser Auslöser – mit negativen Folgen für Konjunktur und Gewinne.

Seine globale Ausbreitung hat eine beachtliche Verkaufswelle an den Aktienmärkten ausgelöst. Es ist ein exogener Schock, der die Marktteilnehmer bei überhöhten Preisen mit plötzlicher Ungewissheit konfrontiert. Das ist, als ob Sie mit einer Nadel in einen Luftballon stechen. Die Finanzmärkte verarbeiten neue Informationen im Normalfall sehr effizient. Sind sie aber mit Ungewissheit konfrontiert, ist es den Anlegern unmöglich, die Effekte richtig einzupreisen. Deshalb reagiert der Markt mit einer Erhöhung der Risikoprämien, fallenden Kursen und der Flucht in die sogenannten sicheren Anlagen wie Staatsanleihen und Gold.

Auf einen von Panik getriebenen Ausverkauf reagieren die Zentralbanken üblicherweise mit Geld. Das erste Helikopter-Geld wurde in Asien annonciert: Jeder Hongkonger Bürger soll 10.000 Hongkong-Dollar (1.300 US-Dollar) als Teil eines neuen Milliarden- Budgets erhalten. Auch die japanische Zentralbank hat gegen die ökonomischen Schäden der Virusepidemie versucht, mit Geld zu intervenieren, und den Banken angeboten, Staatsanleihen im Werte von 500 Milliarden Yen (4,2 Milliarden Euro) zu kaufen. Zugleich kaufte sie für 100 Milliarden Yen börsengehandelte Aktienfonds, um die Aktienkurse zu stützen. An den Terminmärkten wurde fest damit gerechnet, dass die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) die Zinsen bei ihrem nächsten Treffen am 18. März senken wird. Die Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung um 25 Basis- punkte liegt bei 77 Prozent und mit einer Wahrscheinlichkeit von 22 Prozent rechnen die Terminmärkte sogar mit 50 Basispunkten.

Allerdings hat die Geschwindigkeit der Fed die Marktmeinung überholt. Bereits am Dienstag, dem 3. März wurden die Zinsen um 0,5 Prozentpunkte gesenkt. Die Zentralbanken sind definitiv zur Geisel der Finanzmärkte geworden. Eine Zinssenkung nützt aber überhaupt nichts, um die Ausbreitung der Epidemie zu stoppen, und sie nützt auch nichts, um den Schock über Produktionsausfälle und unterbrochene Lieferketten zu lindern.

Festverzinsliche Wertpapiere

John Ray, früher Portfoliomanager, hat vor 35 Jahren, 1984, langfristige US-Dollar-Anleihen gekauft. Er war im Gegensatz zu allen Marktstrategen der Meinung, dass die Zinsen auf absehbare Zeit nicht weiter steigen würden. Jetzt ist er der Meinung, dass die Zinsen nicht weiter sinken können und sich die Entwicklung umkehren wird, die Zinsen also wieder steigen. Ich bin gespannt, ob er recht behalten wird, denn wir können feststellen, dass die Zinsen seit 600 Jahren sukzessive zurückgehen.

Aktien

Da sich die europäischen Märkte nach wie vor parallel zu den amerikanischen bewegen, ein kurzer Blick auf das, was in den vergangenen 20 Jahren bei Rückgängen von über 10 Prozent in Amerika passierte. Eine Baisse wird durch einen Rückgang von 20 Prozent oder mehr definiert. Es gab elf Ausverkäufe von 10 Prozent oder mehr in den letzten 20 Jahren, nur zwei davon waren größer als –20 Prozent. Es sind die Korrekturen um –40 bis –60 Prozent, vor denen wir uns alle schützen müssen.

Ich rate Ihnen, bleiben Sie ruhig, aber halten Sie sich an Ihre Verlustbegrenzungs-Limite. Die Regel „Buy the Dip“ hat in den letzten zehn Jahren gut funktioniert, da die Zentralbanken immer einschritten. Aber die Pandemierisiken des Coronavirus sind anders gelagert, sie könnten das Wirtschaftswachstum stärker stören. Besonders da die Wirtschaft seit 2009 unter dem langfristigen Wachstum der Wirtschaft insgesamt liegt, sowohl in den USA als auch weltweit.

Es kann durchaus sein, dass durch die Unterbrechung der Handelsketten und die entstandene Verunsicherung die Regel „Buy the Dip“ nicht mehr funktioniert. Julien Bittel, ein Multi-Asset-Fondsmanager bei Pictet Asset Management, hat für diesen Sommer – nach der Börsenkorrektur – ein Aktienhoch vorausgesagt. Sollten Sie nicht mindestens über 30 Prozent Barmittel verfügen, können Sie diese kurzfristige Marktrallye, wenn sie denn kommt, zur Beschaffung von Barmitteln nutzen. Denn er erwartet bis zum vierten Quartal 2020 eine Rezession. Er weist auch auf die Probleme des langfristigen US-Konjunkturzyklus hin, „die mit den weniger zyklischen Bereichen der Wirtschaft zusammenhängen, also mit dem Kreditzyklus, dem Verbrauchervertrauen und den Arbeitsmärkten … Diese Dynamik verlangsamt sich“, sagte er.

Die Verunsicherung in der Wirtschaft zeigt sich auch auf den Gesellschafterversammlungen der Unternehmen. So wurde die Präsentation der Geschäftszahlen 2019 der Beiersdorf AG kurzfristig in eine telefonische Runde umgewandelt. Auch hier zeigten sich die Folgen des Coronavirus. Konzernchef Stefan de Loecker bemerkte: „Der Virus hatte Einfluss auf die Geschäfte im Januar und vor allem im Februar. Aus heutiger Sicht ist es aber nicht möglich, eine genaue Vorausschau zu geben.“

Rohstoffwerte

Der Energie-Subindex für die weltweite Benchmark MSCI World liegt gut ein Fünftel unter dem Stand von Anfang 2017. Der Grund: Der Ölpreis steht derzeit so niedrig wie seit Juli 2017 nicht mehr. Allerdings gehören die Öl-Aktien zu den größten Dividendenzahlern der Welt. Öl wird weiter gebraucht und die Produzenten sind derzeit dabei, den Ausstoß zu reduzieren. Die UBS geht davon aus, dass bei einem Jahresziel für Brent-Öl von 60 US-Dollar je Fass die Aktienkurse der Firmen um 20 Prozent steigen sollten. Da die Zinsen niedrig bleiben werden, dürften sich die Kurse auch wegen der hohen Dividendenzahlungen wieder erhöhen. Jedoch schütten Erdölfirmen teilweise mehr Dividende aus, als sie im Moment verdienen. Wir bleiben dabei und empfehlen zusätzlich zu den bereits empfohlenen Titeln die Aktie Equinor (Zusammenschluss von Statoil und Norsk Hydro) zum Kauf. Denn obwohl wir langfristig weg von Öl und Öl-Produkten hin zu Metallen und erneuerbaren Energien wechseln, soll die Nachfrage nach Rohöl um voraussichtlich etwa 1 Million Fass pro Jahr steigen. Erst ab 2030 könnte Rohöl wegen der Elektromobilität deutlich weniger gefragt sein. Dafür wird die Luftfahrtindustrie deutlich zulegen. Bisher habe ich jedenfalls noch nirgendwo gelesen, dass es auf absehbare Zeit einen deutlichen Rückgang des weltweiten Ölkonsums geben wird.

Langfristig gibt es keine bessere Anlage als Aktien. Doch das aktuelle Bewertungsniveau des Aktienmarkts ist einfach zu hoch. Rohstoffe, Edelmetalle und Immobilien zählen zu den Sachwerten, die insbesondere in Zeiten eines Rückschlags oder gar Crashs bei Aktien Stabilität und Sicherheit versprechen. Hinzu kommt, dass gemessen am Preisverhältnis zwischen Rohstoffen und Aktien, Rohstoffe in den letzten 50 Jahren nicht mehr so günstig waren. So sind zum Beispiel die amerikanischen Energie-Aktien im Vergleich zum S&P 500 auf den tiefsten Stand seit dem Angriff auf Pearl Harbor 1941 gefallen.

Unseren Hunger nach Energie kann man deutlich in Frankfurt am Main beobachten. Rund ein Fünftel des Stromverbrauchs der gesamten Stadt entfällt auf die Rechenzentren. Tag für Tag und rund um die Uhr laufen die Geräte. Die Leistung wächst und wächst – und glaubt man den Branchenvertretern, so stehen wir erst am Anfang der Digitalisierung und ihres Stromverbrauchs.

Inzwischen notiert der Goldminen-ETF GDX wieder wie zu Jahresanfang. Der Goldpreis steht bei 1.652 US- Dollar (plus 10 Prozent). Für die Goldminengesellschaften liegt er 165 US-Dollar über dem realisierten Preis vom vierten Quartal (reiner Gewinn). Wie nervös die Märkte im Moment reagieren, zeigt die Reaktion auf die Präsentation der Zahlen 2019 von Agnico Eagle (AEM). AEM präsentierte für das vierte Quartal sehr gute Zahlen: eine Rekord-Produktion, um 40 Prozent höhere Quartalsumsätze im Vergleich zum Vorjahr und einen höheren Gewinn als erwartet. Aufgrund des Cashflows erhöhte die Gesellschaft ihre Dividende um 14,3 Prozent auf 0,20 Cent pro Quartal. Damit hat die Gesellschaft im sechsten Jahr in Folge ihre Dividende erhöht. Aber trotz all dieser guten Nachrichten hat die Gesellschaft wegen einer für 2020 prognositizierten 3,5 Prozent niedrigeren Produktion (es wird immer noch erwartet, dass die Gesellschaft ihre Produktion bis 2022 um 18 Prozent steigert) 15 Prozent an Kurswert verloren. Dabei sollen vor allem 2021 und 2022 die Kosten weiter gesenkt werden. Ich habe in AEM investiert und meine Position erhöht. Aktien gekauft haben, nach der Bekanntgabe der Ergebnisse, auch der Präsident Ammar Al-Joundi (2.000 Aktien), der unabhängige Direktor Mel Leiderman (2.000 Aktien), Sr. VP Jean Robitaille (2.000 Anteile) und CEO Sean Boyd (5.000 Aktien) von AEM.

Währungen

Betrachten wir den Kursverlauf des US-Dollars wenden sich sowohl die makroökonomischen Daten als auch das Spiel der Kräfte gegen den US-Dollar. In den USA hat sich das Wirtschaftswachstum verlangsamt und nähert sich dem Wachstumstempo der europäischen Länder. Zudem hat die US-Notenbank damit begonnen, die Zinsen zu senken, und damit wird die Zinsdifferenz zu Europa und Japan kleiner. Das macht den US-Dollar unattraktiver. Das bedeutet auch, dass viele der abgeschlossenen Carry Trades aufgelöst werden. Dies könnte zur schnellen Schwächung des US-Dollars führen. Noch lässt sich das an den von mir zur Entscheidungsfindung herangezogenen Indikatoren nicht beobachten. Es kann jedoch im Laufe des nächsten Monats passieren.

Portfoliostrategie

Auf das Beste hoffen, auf das Schlimmste vorbereitet sein. Wir sind vorbereitet.

Kaufen und Halten ist eine gute Anlagestrategie. Man darf aber nicht komplett die zyklische Natur des Aktienmarkts außer Acht lassen. Bevor ich dazu Stellung nehme, soll auch gesagt werden: Wenn man einen Teil seines Geldes in Aktien steckt und es dort belässt, ist dies die richtige Herangehensweise, wenn man das Geld nicht braucht. Trotzdem sollten auch diese Investoren nie vergessen: Wenn der Himmel blau und die See ruhig ist, macht es Spaß zu segeln. Aber die Stürme, die auch immer wieder am Aktienmarkt auftauchen, sind nicht außer Acht zu lassen. Und wie wir wissen, je länger wir in ruhigem Wasser segeln, desto unvorstellbarer erscheinen uns Stürme. Bislang wurden wir immer durch das Shiller-Kurs-Gewinn- Verhältnis (P/E-Verhältnis) rechtzeitig gewarnt.

1929: P/E-Hoch, gefolgt von –89 Prozent Dow-Rückgang in 3 Jahren

1937: P/E-Hoch, gefolgt von –49 Prozent Dow-Rückgang in 7 Monaten (!?)

1965: P/E-Hoch, gefolgt von 17 Jahren seitwärts gerichteter Kursbewegung mit einem Dow-Rückgang um insgesamt –40 Prozent

2000: P/E-Hoch, gefolgt von einem Rückgang des Nasdaq 100 um –83 Prozent in etwas mehr als 30 Monaten 2007: P/E-Hoch, gefolgt von –54 Prozent Dow-Rückgang in 17 Monaten

Nach dem nächsten Höhepunkt: ??

In der Regel folgten auf die Höchststände lange Seitwärtsbewegungen. Im Moment versuchen die Zentralbanken, die Inflation anzufachen. Mit Blick auf die Periode 1965 bis 1982 wird Ihnen das (so glaube ich) nicht gelingen.

Von 1965 bis 1982 entwickelte sich die Börse seitwärts. Technisch gesehen ist dies eine Rendite von 0 Prozent über 17 Jahre (mit zwischenzeitlichen Rückgängen um –20, –30 und –40 Prozent). Aber sie war in Wirklichkeit aufgrund der hohen Inflation in diesem Zeitraum in Amerika noch schlechter. Die Kaufkraft ging in diesem Zeitraum mit –75 Prozent überproportional stark zurück. Anders ausgedrückt: Das Geld, das Sie 1965 beispielsweise in einem S&P-500-Index- Fonds angelegt hätten, hätte 17 Jahre später nur noch 25 Prozent der Kaufkraft entsprochen, das es zu dem Zeitpunkt hatte, als Sie das Geld erstmals angelegt habe.

Das beigefügte Portfolio hat die oberste Aufgabe, Verluste zu vermeiden. Daher werden wir dort nach wie vor noch nicht in Aktien investieren.

Für diejenigen, die das Risiko kennen und in Aktien investieren wollen, haben wir das Thema Energie- und Goldminenaktien aufgegriffen. Exxon (geschätzte Dividendenrendite für 2019 ca. 4,91 Prozent), Royal Dutch (geschätzte Dividendenrendite für 2019 ca. 6,49 Prozent) und Total (geschätzte Dividendenrendite für 2019 ca. 5,47 Prozent) sind interessante Werte. Wie bereits im letzten Brief geschrieben, werde ich jetzt nach einem Kursrückgang von ca. 18 Prozent mit der Dividende bezahlt, um Kursgewinne zu abzuwarten.

Kurs/Kauf Kurs/Ist Wert- Wert- Wertzuwachs
Euro Euro zuwachs zuwachs Kurs/Verk. nach Realisation
28. Feb in Euro in Prozent Euro in Prozent
Dignity PLC Montag, 5. Feb. 18 8,59 Montag, 4. Juni 18 11,87 38,26%
General Electric 12,30 Montag, 4. Juni 18 11,95 -2,85%
Agnico-Eagle Mines 36,00 42,39 6,39 17,75%
Shire PLC 35,52 Montag, 3. Dez. 18 51,40 44,71%
Transocean LTD Montag, 9. April 18 8,00 Montag, 30. April 18 10,20 27,50%
ANHEUSER-BUSCH INBEV N.V. Montag, 4. Juni 18 82,32 Montag, 6. Aug. 18 86,73 5,36%
Goldcorp 11,88 Mittwoch, 17. April 19 9,92 -16,52%
Agnico-Eagle Mines Dienstag, 14. Aug. 18 33,68 42,39 8,71 25,86%
ANHEUSER-BUSCH INBEV N.V. Montag, 3. Dez. 18 66,99 Mittwoch, 6. März 19 72,47 8,18%
Kraft Heinz Company Mittwoch, 6. März 19 29,06 Mittwoch, 29. Mai 19 25,77 -11,32%
Newmont Mining Mittwoch, 17. April 19 30,26 40,44 10,19 33,66%
Hornbach Holding AG Limit 40,50
Shell Donnerstag, 11. Feb. 20 23,88 20,05 -3,83 -16,04%
Total Donnerstag, 11. Feb. 20 45,12 38,97 -6,15 -13,63%
Exxon Donnerstag, 11. Feb. 20 55,44 46,26 -9,19 -16,57%
Totaler Wertzuwachs bei gleich großer Anlage in jedem Titel 11,67%

Ich halte in allen aufgeführten Werten eine Position. Meine Position in den Erdöl-Aktien werde ich viel- leicht noch um die Aktie Equinor ergänzen. Ansonsten sind Liquidität (auch wenn sie kostet), Bundesanleihen und US-Treasuries meine Favoriten.

Mit freundlichen Grüßen

Ottmar Beck

PS: Am Freitag konnten sich Russland und Saudi- Arabien nicht über eine Reduzierung der Rohölförderung einigen. Jetzt will Saudi-Arabien seine Produktion auf über 10 Millionen Barrel/Tag erhöhen. Da die Saudis einen Preis von über 20 US-Dollar über ein paar Jahre durchhalten können, würde es für Russland auch wegen der übrigen Sanktionen eng werden. Ein Russland in Nöten wird für die Welt gefährlich. Auch kann diese Situation die amerikanische Schieferöl- Industrie zerstören. Am Montagmorgen geht die Abwärtsbewegung weiter. Öl ist im Moment mit 30 Prozent im Minus und der DAX notiert bei ca. 10500, der SMI bei 9012. Bei den U.S. Futures hat man das Trading eingeschränkt. Wie erwartet kommt es zu Zwangsliquidationen. Die ETF-Verkäufe sind ein Grund. Letzte Woche wurden in Europa mehr als 100 Milliarden Euro an ETFs gehandelt. Ich habe an dieser Stelle immer wieder betont, dass der Markt zu hoch bewertet ist – seit Jahren predige ich das. Angemessen fände ich einen DAX zwischen 6000 und 8000 Punkten, allerdings glaube ich nicht, dass wir diese Zielmarke auf geraden Weg erreichen.

DAX –10,05 % | EURO STOXX 50 P –10,90 % | SMI –6,89 % | RexP 1,55 % | SBI 4,84 % | Gold (in US-Dollar): 4,47 %

per 28. Februar 2020

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Skandal EZB

Man kann über die EZB so langsam nur noch den Kopf schütteln.

Wie erst jetzt (im Handelsblatt 11.2.2020) bekannt wurde, nahm am 4.Dezember 2019 ein Vertreter der Finanzaufsicht = EZB an der Aufsichtsratssitzung der Commerzbank teil und soll mit einer ungewöhnlich harten Wortwahl Zweifel am Geschäftsmodell der Bank geäußert und die geringe Profitabilität der Commerzbank sehr stark kritisiert haben. Die Renditeziele (2% bis 4% Eigenkapitalrendite) würde er als wenig ambitioniert betrachten und soll die Bank zu stärkeren Kostensenkungen aufgefordert haben. Zudem habe er einen Plan B angemahnt, falls die Commerzbank mit Ihrer aktuellen Strategie auf keinen grünen Zweig komme.

Das ist ein Benehmen wie ein Elefant im Porzellanladen. Dieser EZB-Vertreter (Name würde mich interessieren) hat wohl vergessen, dass sein Haus den Banken diese Ertragsschwäche per Geldpolitik verordnet hat und schwingt sich nun auf, deswegen den Banken schwerwiegende Vorhaltungen zu machen. Welche seriösen Ertragsmöglichkeit lässt denn diese Geldpolitik den Banken noch zu?

Ich erinnere mich noch an die Empfehlungen an die Banken des Herrn Dr. Dombret, seinerzeit im Vorstand der Deutschen Bundesbank, zuständig für die Bereiche Banken- und Finanzaufsicht, Finanzstabilität, Statistik, Märkte, Risiko-Controlling sowie Ökonomische Bildung (davor übrigens tätig als Investmentbanker), nunmehr tätig bei Oliver Wyman, einer internationalen Strategieberatung, sich vom Zinsgeschäft unabhängig zu machen. An dessen Stelle sollten u.a. das Provisionsgeschäft mit Finanzprodukten aus der Küche der Investmentbanker treten, wie wir alle wissen, kein seriöses Geschäft und Gebaren.

Nachzulesen ist meine Kritik an Herrn Dombret in den Beiträgen „Dombrets Empfehlungen“ vom 28.2.2017, “Schlaumeier Dombret“ vom 2.8.2016 und „Dombret Kodex“ vom 12.3.2016.

Es ist sowieso ein Treppenwitz der Finanzgeschichte, dass eine Zentralbank auch noch die großen Banken als Finanzaufseher kontrolliert (um sie mundtot zu machen?) und nunmehr in einer indiskutablen und skandalträchtigen Art und Weise auf die Geschäftspolitik einer Großbank Einfluss nimmt. Wie weit soll denn das Mandat dieses Institutes noch gehen?

Gewünscht hätte ich mir, dass die EZB die Wirecard einem Controlling unterzieht, die aufgrund der zwischenzeitlichen Größe auch unter das Überprüfungsmandat der EZB fällt, anstatt diese von einer nicht gerade unbeleckten Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, die auch noch von Wirecard bezahlt wird, vornehmen lässt.

Als Konsequenz aus den Vorhaltungen des EZB-Vertreters kündigte die Finanzchefin der Commerzbank, Frau Bettina Orlopp, eine ehemalige McKinsey Partnerin und jetzt im Vorstand der Commerzbank, den Abbau von noch weiteren Mitarbeitern an (was denn sonst!!). Hätte mich gewundert, wenn von einer McKinsey-Dame etwas anderes gekommen wäre. Das ist einfältige Schubladen-Beratung und Denke.

Anderer Fall:

Frau Dr. Isabel Schnabel, anstelle von Frau Sabine Lautenschläger in das Direktorium der EZB eingezogen, äußerte sich im Handelsblatt mit dem Zitat „Es ist nicht Teil des Mandates der EZB, dem Sparer auskömmliche Zinsen zuzusichern“. Diese Aussage lässt die Vermutung aufkommen, dass Frau Schnabel als hoch dotierte Professorin und dann auch noch für Volkswirtschaft die Funktionsweisen des Sparens in einer Volkswirtschaft entweder nicht verstanden hat oder aus ideologischen Gründen einfach ausblendet.

Die Bausteine in einer Volkswirtschaft sind sehr fragil, und dazu gehört das Sparen. Nimmt man einen Baustein aus diesem Geflecht heraus, läuft die Volkswirtschaft Gefahr, zu kollabieren. Das ist gesunder Menschenverstand und bedarf keines (Volkswirtschafts-)Studiums.

In einem erst kürzlich stattgefundenen Vortrag vor der „Juristischen Studiengesellschaft“ in Karlsruhe (siehe Handelsblatt vom 12.2.2020) beschwerte sich Frau Dr. Schnabel zurecht über die zunehmende Aggressivität und Verrohung der Sprache bei Kritikern der Geldpolitik, letztlich trägt sie aber mit solchen populistischen und nicht sachgerechten Zitaten zu dieser Situation bei.

Der Zuhörerschaft erklärte sie dann noch das Prinzip des „realen Gleichgewichtes“, welches eher eine „wissenschaftliche“ Verbalhornung der Realität bzw. die Umdeutung von Ursache und Wirkung der hohen Sparneigung ist und mich an die unendlichen Diskussionen zu EBITDA, EBIT, EBT und zu den vielen Definitionen zum Eigenkapital der Banken (Kernkapital??) erinnert. Damit werden Nebelkerzen geworfen und es wird versucht, den absurden Negativzins zu rechtfertigen bzw. zu beschönigen.

Ich bin sicher, dass Frau Dr. Schnabel damit kein Vertrauen der Sparer in Deutschland und in Europa gewinnt. Der Negativzins ist eine Pervertierung des ethischen und ökonomischen Grundsatzes von Leistung und Gegenleistung. Dies anders umzudeuten gerät in die Nähe von Propaganda.

17. Februar 2020

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

 




Allgemeiner Marktkommentar und Anlagestrategie Nr. 2

Beitrag von Ottmar Beck / Vermögensverwalter -Schweiz

Wilen, den 8. Februar 2020

Sehr geehrte Damen und Herren,

zuerst eine bedauerliche Nachricht: Wie Sie bereits alle wissen, wurde der Fonds Alltrust 50 geschlossen. Der Fonds wurde zu klein und bedingt durch die Minimumkosten für die Anleger zu teuer. Ich möchte mich bei Ihnen allen noch einmal für Ihr langjähriges Vertrauen bedanken. Ich werde Ihnen den monatlichen Informationsbrief in abgeänderter Form weiterhin zur Verfügung stellen. Sollten Sie das nicht wünschen, genügt eine kurze E-Mail oder ein kurzes Telefonat und ich werde Sie von der Versandliste nehmen.

Regelmäßige Leser wissen, dass ich oft sogenannte Experten kritisiere, in der Regel Ökonomen oder Zentralbanker, deren Entscheidungen uns alle oft bestrafen. Ihr Fachwissen ist wohl nicht annähernd so gut und zuverlässig, wie sie denken.

Gleichzeitig verlasse ich mich oft auf Experten, deren Urteil ich respektiere. Sie sind auch nicht perfekt, aber in der Regel legen sie sowohl ihre eigenen Grenzen als auch die ihrer Daten offen. Ich nehme Ideen aus vielen Quellen, mixe sie und schreibe das, was Sie in meinen Briefen hoffentlich als interessante Zusammenfassung lesen.

Ich bin kein Wirtschaftsexperte, aber verantwortlich für alles, was ich schreibe. In meinem Fall ist das keine Verantwortlichkeit im rechtlichen Sinne – denn diese Zeilen sind keine Anlageberatung per se –, aber ich schulde Ihnen, meinen Lesern, dennoch meine besten Bemühungen.

Auf welche Entwicklungen müssen wir uns 2020 konzentrieren?

Die Schulden sind sehr hoch, die Einkommen wachsen nur marginal, die Kaufkraft sinkt und die Enttäuschungen werden größer. Diese Punkte haben dazu beigetragen, dass Trump und andere Populisten in den letzten Jahren gewählt wurden und genau diese Faktoren wird Trump auch in diesem Wahljahr für sich nutzen.

Die gleiche Dynamik ist verantwortlich für den Brexit. Die Wähler glauben nicht mehr, dass die gemäßigten Politiker liefern werden. Sie schlagen sich also sowohl auf die linke wie die extreme rechte Seite.

Zu einer Umkehrung der Globalisierung und ihrer Auswirkungen auf die Einkommen in der westlichen Welt wird es wahrscheinlich nicht kommen. Es sei denn jedes Land errichtet eine Zollmauer um sich herum. Diese Idee müssen wir beobachten, denn immer mehr populistische Politiker spielen mit dieser Idee. Wir leben in einer Welt der Überkapazitäten und des Überangebots. Eine Inflation aber lässt sich erst kreieren, wenn in der Welt Überkapazitäten und Überangebot verschwunden sind. Wenn Sie allerdings die westliche Technologie und die billigen asiatischen Arbeitskräfte zusammen nehmen, dann werden die Preise auch in Zukunft niedrig bleiben. Globalisierung bedeutet nach wie vor, dass wir auch zukünftig mehr Kapazitäten und ein größeres Angebot an Dingen haben werden, allerdings keine Inflation. Wir leben in der industrialisierten Welt im Überschuss und Zentralbanken können diese Situation nur schwer beeinflussen.

Die Deflation hat sich sehr günstig auf die Kurse der langfristigen Staatsanleihen ausgewirkt (niedrigere Zinssätze haben zu hohen Kursgewinnen an den Anleihemärkten geführt). Und es gibt keinen Grund, warum die Zinsen in dieser deflationären Welt nicht weiter fallen könnten. Die niedrigen Zinssätze unterstützen höhere Aktienkurse, aber Aktien sind mittlerweile sehr teuer – und damit ist Vorsicht geboten. Die letzten Jahre haben auch zu einer hohen Schuldenaufnahme bei den Unternehmen und Staaten geführt. Es kann sich also durchaus herausstellen, dass die niedrigen Zinsen die „Mutter aller Blasen“ der jüngsten Vergangenheit sind – und auch in Zukunft sein    werden.

Die folgende Grafik (die ich Ihnen schon im Januar vorgestellt hatte) ist von Ed Easterling, dem Gründer von Crestmont Research. Das von Crestmont berechnete Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt inzwischen bei 34,5 und damit 135 Prozent über seinem Durchschnitt. Er empfiehlt, erst wieder Aktien zu kaufen, wenn das Verhältnis wieder im grünen Bereich der Grafik liegt.

Damit das geschieht und der mit Rot eingezeichnete langfristige Wachstumstrend wieder erreicht wird, müssten entweder die Unternehmen ihre Gewinne drastisch steigern oder die Kurse müssten ebenso drastisch fallen. Heben Sie ihn auf und schauen Sie jeden Monat einmal darauf.

Festverzinsliche Wertpapiere

Ob es schlechte Wirtschaftsdaten sind oder eine Epidemie: Geld heilt alle Wunden. Nach dem größten Tagesverlust seit 2007, den Aktien an der Shanghaier Börse verzeichneten, hat die chinesische Zentralbank den Geschäftsbanken am Montag, dem 3. Februar 1,2 Billionen Yuan (rund 156 Milliarden Euro) Liquidität zur Verfügung gestellt. Wir werden weiter mit Geld überschwemmt. Auch die Fed-Bilanz wurde wieder auf knapp 4,2 Milliarden Dollar aufgeblasen.

Quelle: Zerohedge

Der Präsident der texanischen Fed, Robert Kaplan, warnt vor der weiteren Ausweitung der Fed-Bilanz:

„Balance sheet growth is not free.“ Gleichzeitig geht er aber davon aus, dass die Fed wegen der steigenden Staatsschulden weiter Staatsanleihen kaufen muss, da es unmöglich ist, für alle neuen Schulden Käufer zu finden und gleichzeitig die Zinsen niedrig zu halten. Er gibt zu, dass das ganze System instabil wird und man damit nur schwer umgehen kann: „I am worried that growth in the balance sheet is fuelling elevated levels of risk assets and other excesses and imbalances that will be hard to deal with later.“

Trotzdem gilt zumindest im Moment noch, dass man als Schweizer oder europäischer Investor versuchen sollte, in Anleihen zu investieren, die eine positive Rendite aufweisen und gleichzeitig liquide sind. Das bedeutet: Nur dort zu investieren, wo die Zentralbanken die Möglichkeit haben, die Geldpolitik zu lockern.

Hier kommen vor allem die Vereinigten Staaten infrage. Ich bin nach wie vor für US-Treasuries positiv ge- stimmt. Die USA werden auch in diesem Jahr ein guter Zufluchtsort sein, um bei festverzinslichen Anleihen wenn auch nur eine kleine, aber immerhin noch eine positive Rendite zu erwirtschaften.

Aktien

Die letzten 20 Jahre könnten gegensätzlicher nicht sein. Wie man am Beispiel des S&P 500 sieht, folgten auf einen schlechten Start in den ersten 10 Jahren hervorragende Renditen. Die „Kaufen und halten“- Strategie zahlte sich seit 2010 aus: Es gab nur noch positive Renditen.

Warum dieser starke Kontrast? Hier können wir deutlich erkennen, dass die Bewertung der Aktien langfristig zur Wertsteigerung führte. Die Kurs-Gewinn- Bewertung von Aktien kann mit Sicherheit noch weiter steigen, aber die nächste Dekade könnte durchaus aussehen wie die Dekade von 2000 bis 2010. Zumindest legt die 100-jährige Börsengeschichte einem diesen Schluss nahe.

Wir haben gerade eine Dekade ohne größere Rezession erlebt und hatten daher auch keinen signifikanten Bärenmarkt. Wird das auch in der 2020er-Dekade so sein? Bewertungsmäßig haben wir in Amerika das oberste Zehntel der historischen Werte erreicht. Vor diesem Hintergrund könnte es tatsächlich dazu kommen, dass auf inflationsbereinigter Basis tatsächlich 20 Jahre lang negative Renditen erwirtschaftet werden. Nur um ein Beispiel zu nennen: Es dauerte 26 Jahre, um den Break-even aus der Baisse von 1966 wieder zu erreichen. Können die Fed und die Zentralbanken der Welt die nächsten 10 Jahre so weitermachen? Das Quantitative Easing für immer der Fed hilft im Moment dem Aktienmarkt und allen anderen Preisen für Anlagegüter. Es kann durchaus kurzfristig so weitergehen, aber bestimmt nicht für immer.

Im Moment wird der Aktienmarkt von Liquidität und Momentum angeheizt. Die Korrelation zwischen den Aktienmärkten und den Bilanzen der Zentralbanken ist sehr hoch. Da die Geldmenge schneller als die Wirtschaft wächst, werden die nicht benötigten Gel- der in Anlagegüter investiert. Obwohl ich nicht viel von Prognosen halte, lassen Sie mich eine wagen: Die nächsten 10 Jahre werden eher wie die 2000er- Dekade als die 2010er-Dekade aussehen.

Ein kurzer Blick auf die unten stehende Grafik zeigt, dass die fünf größten Unternehmen – heute Apple, Microsoft, Amazon, Google und Facebook – einen größeren Prozentsatz im S&P 500 repräsentieren als die fünf größten Unternehmen auf dem Höhepunkt der Technologieblase der späten 1990er Jahre. Von den fünf Megawerten damals ist heute nur noch Microsoft dabei. Das passt zu der historischen Erfahrung, dass die wertvollsten Unternehmen am Ende eines Kalenderjahrzehnts fast immer im Laufe des nächsten Jahrzehnts unterdurchschnittlich abschneiden.

Welche Aktienwerte könnten im kommenden Jahrzehnt an Wert zulegen? Unternehmen der Sicherheits- und Wehrtechnik sowie der Luft- und Raumfahrt könnten auf absehbare Zeit zu den Gewinnern gehören, da jedes Land im Moment seinen Verteidigungshaushalt erhöht. Auch die NATO wird auf Drängen von Donald Trump ihre Militärausgaben erhöhen. Selbst Japan tut dies erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg.

Allerdings reden wir hier nicht von der Herstellung von herkömmlichen Waffen sondern über Investitionen in die Verteidigungstechnologie und Cybersecurity. Wenn die Gewinne steigen, werden auch die Bewertungen für diesen Sektor steigen.

Der Energiesektor ist ein weiterer interessanter Bereich. Die Marktkapitalisierung des Energiesektors ist eine der niedrigsten, zumindest in Amerika, die es je gegeben hat. Er hat nur noch einen Anteil von fast 4 Prozent am S&P 500. Das ist niedriger als bei einem Ölpreis von 11 Dollar pro Barrel im Jahre 1998. Auch wenn die ganze Welt auf fahrerlose Elektroautos setzt, werden wir in fünf Jahren bestimmt nicht alle in einem solchen Fahrzeug sitzen. Fossile Brennstoffe werden nicht so schnell verschwinden. In einer Zeit, in der praktisch jede Anlageklasse – von Immobilien über Unternehmenskredite bis hin zu Aktien – extrem teuer ist, bieten Energieaktien – unter der Voraussetzung, dass sich der Ölpreis auf dem gegenwärtigem Niveau hält – eine interessante Investitionsmöglichkeit.

Rohstoffwerte

Je tiefer die realen Zinsen sind, desto besser ist das für Gold. Außerdem hat Gold im Gegensatz zu einer Währung keine Schuldenbelastung. Jedes Jahr gewinnt die Goldminenindustrie fast 110.000.000 Unzen aus dem Boden. Die Industrie hat in den letzten 10 Jahren vernachlässigt, die Unzen, die sie jedes Jahr abbaut, zu ersetzen. Da es etwa 10 Jahre dauert, um eine neue Goldmine erschließen, wird die Goldgewinnung zurückgehen.

Wenn man das jährliche neue Goldangebot mit der Geldmenge vergleicht, die von den Zentralbanken in das System gepumpt wird, dann ist für mich klar, dass man umfangreich in Edelmetallen investieren sollte. Der letzte Akt der Geldpolitik dürfte nämlich in der Monetarisierung der Schulden bestehen: Bei der nächsten Rezession werden wir feststellen, dass die Zentralbanken das letzte Kapitel von Ben Bernankes Drehbuch aufschlagen. Sie erinnern sich? Ben Bernanke erhielt den Spitznamen „Helicopter Ben“, weil er 2002 in einer Rede vorschlug, Helikoptergeld zur Verhinderung einer Deflation einzusetzen.

Befragt man Google, wie sich die Suchanfragen von „Gold kaufen“ und „Gold verkaufen“ in der Schweiz entwickeln, stellt man fest, dass sich noch nie so viele deutschsprachige Privatanleger wie zurzeit dafür interessiert haben, Gold zu kaufen. Solche Trends – sollten sie anhalten – werden sich mit Verzögerung auch im Goldpreis niederschlagen. Die physisch verfügbaren Bestände werden irgendwann geringer werden.

So viele wie nie zuvor interessieren sich in der Schweiz für das Thema „Gold kaufen“.

Quelle: Google Trends

Portfoliostrategie

Auf das Beste hoffen, auf das Schlimmste vorbereitet sein

Der US-Aktienmarkt ist seit dem Ende der Finanzkrise 2008/2009 ein hervorragender Motor für das Kapitalwachstum. Und je höher er steigt, desto mehr scheint es, dass die guten Zeiten niemals enden werden. Und darin liegt die Gefahr. Dank der anhaltend guten Wirt- schaftsnachrichten, des anhaltenden Beschäftigungs- und Lohnwachstums, eines Handelsabkommens mit China in Phase 1 und einer entgegenkommenden Haltung der US-Notenbank sowie der eigenen Dynamik des Aktienmarkts gibt es keinen ersichtlichen Grund, warum es so nicht immer weitergehen sollte. Auf der anderen Seite haben wir im Newsletter des letzten Monats und auch in diesem die Überbewertung des Aktienmarkts auf der Grundlage des nach Shiller berechneten Kurs-Gewinn-Verhältnisses und die potenziell negativen Auswirkungen auf die langfristigen Erträge diskutiert.

Sollte sich ein Anleger also zurücklehnen und oder sich auf Schwierigkeiten vorbereiten? Unserer Meinung nach ist die Antwort: beides.

Das beigefügte Portfolio hat die oberste Aufgabe, Verluste zu vermeiden. Daher werden wir dort nach wie vor noch nicht in Aktien investieren. Für diejenigen, die das Risiko kennen und in Aktien investieren wollen, greifen wir das Thema Energieaktien auf.

Der Ausbruch des Coronavirus in China hat Spuren am Erdölmarkt hinterlassen. Der Ölpreis hat mit deutlichen Abschlägen reagiert. Die Kurse der großen Erdölgesellschaften sind noch einmal kräftig unter Druck geraten. Energieaktien waren 2014, 2015, 2018 und 2019 – also in der ganzen 2010er-Dekade – der Sektor mit der schlechtesten Wertentwicklung im S&P 500. Die Nachhaltigkeitsbewegungen versuchen, die Kapitalanlagegesellschaften zu überzeugen, alle Energietitel zu verkaufen, und haben damit teilweise auch Erfolg. Ich halte nach wie vor viel von Value-Aktien. Und so schnell werden wir nicht alles auf solarbetriebene Energie umstellen können. Auch Teslas Automobile benötigen elektrischen Strom, der irgendwo produziert werden muss. Es ist eine Tatsache, dass China typischerweise Kohle und die USA Öl und Gas nutzen, um ihn zu produzieren. Ich werde also warten, bis dieser Gedanke wieder in das Bewusstsein der Investoren gelangt. Exxon (geschätzte Dividendenrendite für 2019 ca. 4,91 Prozent), Royal Dutch (geschätzte Dividendenrendite für 2019 ca. 6,49 Prozent) und Total (geschätzte Dividendenrendite für 2019 ca. 5,47 Prozent) sind interessante Werte und in der Zwischenzeit werde ich bezahlt, um zu abzuwarten.

Kurs/Kauf Kurs/Ist Wert- Wert- Wertzuwachs
Euro Euro zuwachs zuwachs Kurs/Verk. nach Realisation
31. Jan in Euro in Prozent Euro in Prozent
Dignity PLC Montag, 5. Feb. 18 8,59 Montag, 4. Juni 18 11,87 38,26%
General Electric 12,30 Montag, 4. Juni 18 11,95 -2,85%
Agnico-Eagle Mines 36,00 55,84 19,84 55,11%
Shire PLC 35,52 Montag, 3. Dez. 18 51,40 44,71%
Transocean LTD Montag, 9. April 18 8,00 Montag, 30. April 18 10,20 27,50%
ANHEUSER-BUSCH INBEV N.V. Montag, 4. Juni 18 82,32 Montag, 6. Aug. 18 86,73 5,36%
Goldcorp 11,88 Mittwoch, 17. April 19 9,92 -16,52%
Agnico-Eagle Mines Dienstag, 14. Aug. 18 33,68 55,84 22,16 65,80%
ANHEUSER-BUSCH INBEV N.V. Montag, 3. Dez. 18 66,99 Mittwoch, 6. März 19 72,47 8,18%
Kraft Heinz Company Mittwoch, 6. März 19 29,06 Mittwoch, 29. Mai 19 25,77 -11,32%
Newmont Mining Mittwoch, 17. April 19 30,26 40,62 10,36 34,24%
Hornbach Holding AG Limit 40,50
Shell Donnerstag, 6. Feb. 20 23,97
Total Donnerstag, 6. Feb. 20 46,27
Exxon Donnerstag, 6. Feb. 20 57,35
Totaler Wertzuwachs bei gleich grosser Anlage in jedem Titel 11,67%

Ich halte in allen aufgeführten Werten eine Position. Die Erdölwerte habe ich im Februar gekauft. Für die in der Tabelle neu aufgeführten Werte, werde ich für den Kauf die Schlusskurse vom Montag den 11. Februar 2020 übernehmen.

Mit freundlichen Grüßen

Ottmar Beck

Dax: -1,79% – Euro Stoxx 50 P: -2,78% – SMI: 0,65% – RexP: 0,78% – SBI: 3,44% – Gold(in US$): 4,78%

per 31.01.2020

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