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Allgemeiner Marktkommentar und Anlagestrategie Nr. 4

Beitrag von Herrn Ottmar Beck, Vermögensverwalter/Schweiz

Wilen, den 5. April 2018

Sehr geehrte Damen und Herren,

immer wieder höre ich, dass die derzeitige Börsen-hausse darauf beruht, dass die Firmen aufgrund der Globalisierung, künstlichen Intelligenz und der Datenverarbeitung ihre Produktion optimieren und die Vorratshaltung minimieren können. Des Weiteren wird angeführt, dass sie ihre Schulden erhöht und das Kapital reduziert haben, um so höhere Gewinne auf das investierte Kapital ausweisen zu können. Es wird auch behauptet, dass wir weltweit hohe Überkapazitäten haben und deswegen kein Inflationsrisiko bestehe. Daher könnten die Zentralbanken Geld drucken und die Preise für Anlagegüter ohne Probleme weiter in die Höhe treiben. Aber wenn Firmen ihre Produktion exakt planen können: Wie kommt es dann zu den weltweit bestehenden Überkapazitäten? Das kann nur stimmen, wenn die Firmen in den Industrieländern ihre Gewinne optimieren und die asiatischen Länder ihre Produktion unabhängig von den Erträgen permanent vergrößern. Im Endeffekt hat dieses Paradoxon zu weltweit schwachen Wachstums- und niedrigen Inflationsraten geführt. Gemeinsam mit der steigenden Geldmenge war dies eine hervorragende Zeit für eine Anlage sowohl in Aktien als auch in Anleihen.
Für die Zukunft stellt sich daher die Frage, ob die Wachstumsraten fallen und sich die Inflation auf niedrigem Niveau bewegen wird oder ob die Wachstumsraten weiterhin leicht steigen werden und auch die Inflation steigen wird.
Die Politik sieht wohl dunkle Wolken an den Anlagemärkten aufziehen, denn sie reguliert die Finanz- märkte immer weiter. So hat der Europäische Ausschuss für Systemrisiken (ESRB) vor Kurzem eine neue Reihe konkreter Empfehlungen für die weitere Regulierung von Fonds unterbreitet. Der Ausschuss will verhindern, dass die Rückgabe von Fondanteilen eine Abwärtsbewegung an den Märkten beschleu- nigt. Die Empfehlung soll verhindern, dass Anleger bei einem Marktcrash auf einen Schlag sämtliche Anteile zurückgeben können. Denn dies würde die Gesellschaften womöglich zu Notverkäufen zwingen und einen Preisrutsch an den Märkten verstärken. Der deutsche Bundesverband Investment und Asset Management (BVI) hat die Empfehlungen begrüßt:
„Die Empfehlungen des ESRB zur Steuerung von Liquidität halten wir für sehr sinnvoll. Je mehr Werkzeuge, desto flexibler können Fonds mit Liquiditätsengpässen umgehen und Rückgaben an die Anleger in deren Interesse besser steuern.“ Das Ganze ist noch in der Diskussion und es ist nichts entschieden. Aber es fragt sich wirklich: Wie lange kann der Bürger eigentlich noch Entscheidungen ohne die Be- vormundung durch den Staat treffen?

Festverzinsliche Wertpapiere

Ich glaube zwar nicht an eine stark steigende Inflation, aber entscheidend ist im Moment, was die Märkte glauben. Und diese befürchten die Rückkehr höherer Inflationsraten. Die Notenbanken haben in den letzten drei Jahrzehnten stetig die Zinsen gesenkt und Geld gedruckt. Jetzt hat zumindest die amerikanische Zentralbank angefangen, den Zins etwas anzuheben und die Geldmenge nicht weiter auszuweiten. Aber die Lage der Notenbanken ist schwierig und folgende Punkte werden stark steigende Zinsen zumindest in diesem Jahr erst einmal verhindern:

• Kapitalanlagen verzeichnen Rekordbewertungen.
• Die Realwirtschaft ist hoch verschuldet.
• Die Länder befinden sich in einem Währungs- und vielleicht bald in einem Handelskrieg miteinander.
• Die Regierungen handeln dysfunktional.
• Die Staaten können höhere Zinsen wegen ihres dann steigenden Schuldendienstes nicht gebrauchen.

Aktien

Quelle: Bloomberg

Seit Jahren meldet Coca-Cola immer niedrigere Gewinne – trotzdem kennt der Aktienkurs nur eine Richtung: Er steigt und steigt. Ein Grund dafür sind sicherlich auch die wachsende Beliebtheit von Exchange-traded Funds (ETFs) und ihr damit steigendes Anlagevolumen: Wer immer Geld in einen amerikanischen Börsenindex investiert, investiert auch in Coca-Cola. Die Kursentwicklung von Coca-Cola zeigt also deutlich, zu welch absurden Entwicklungen manche der neuen Produkte auch führen können.

Allerdings scheint sich das Blatt auch wieder zu wenden: Während in der Vergangenheit viele Aktien, siehe Coca-Cola, einheitlich stiegen, reagieren inzwischen die ersten wieder auf negative Nachrichten.
Dies war bei Facebook deutlich in den letzten Tagen zu sehen. Auch die Aktie von General Mills (GIS), einem Lebensmittelkonzern, der nichts mit Hightech zu tun hat, ist nach der Ankündigung, dass die Gewinne nur noch zwischen 0 und 1 Prozent statt zwischen 3 und 4 Prozent steigen werden, an einem Tag um 9 Prozent gefallen. Der Vorstandsvorsitzende wies in seiner Rede vor den Analysten auf die zwei- geteilte Inflationsentwicklung hin. Die Gesellschaft hat höhere Rohstoffkosten, höhere Gehälter und steigende Frachtkosten zu tragen, ist aber wegen der Konkurrenz nicht in der Lage, diese gestiegenen Kosten an die Endabnehmer weiterzugeben. Die Geschäftsführungen von Tyson Food und Procter & Gamble stellten in ihren letzten Analystenkonferenzen dasselbe fest. Die steigenden Rohstoffpreise bedeuteten zum Beispiel für Procter & Gamble einen höheren Aufwand in der Größenordnung von 350 Millionen US-Dollar.

In Deutschland sind die Exportaufträge inzwischen auf ein Zwölfmonatstief gefallen. Da sich wegen der zurückgehenden Auftragseingänge das Verhältnis zu den Vorratslagern verschlechtert hat, wird sich der Produktionsanstieg in den nächsten Monaten verlangsamen. Auch in der französischen Industrie sind die entsprechenden Zahlen zurückgegangen. Es sieht so aus, als wäre der Höhepunkt bei Auftragseingän- gen in Europa inzwischen überschritten.

Obwohl die absoluten Zahlen immer noch gut sind, reagiert der Finanzmarkt auf den Rückgang der Exportaufträge in Deutschland oft sehr sensibel. In Phasen nachlassender Wachstumsraten legen die Aktienmärkte schnell den Rückwärtsgang ein.

Währungen

In letzter Zeit gehörten sowohl der Euro als auch der Schweizer Franken zu den Gewinnern unter den Währungen. Sollte es zu einem Handelskrieg kommen und Europa und China im Krisenfall zusammenarbeiten, dürften die USA die größten Wachstumseinbußen hinnehmen müssen. Damit müsste die amerikanische Notenbank Fed ihre Politik wieder lockern, was zu einem sich weiter abschwächenden Dollar führen würde. Aber noch ist es zu früh, von einem Handelskrieg zu sprechen. Es werden von allen Beteiligten immer wieder Nadelstiche gesetzt, um zu den gewünschten Ergebnissen zu erhalten.
Von einem Handelskrieg können wir aber erst sprechen, wenn Einbrüche beim Wachstum und bei den Exporten deutlich messbar werden. Neben den Im- und Exporten ist bei der Bewertung einer Währung auch der Kapitalfluss zu beachten. Sollte China sein Kaufprogramm für US-Treasuries zurückfahren oder aktiv aus seinem Bestand US-Anleihen verkaufen, kann dies auch zu einer weiteren Schwächung des Dollars führen. Da die Gelder aus den verkauften US- Beständen angelegt werden müssen, kann dies wiederum zu einer Aufwertung des Euros und des Yen führen. Der Schweizer Franken ist im Moment gegenüber dem Euro halbwegs stabil. Lediglich ein Wachstumseinbruch in Europa oder eine erneute europäische Bankenkrise kann dies kurzfristig ändern.

Rohstoffe

Im September letzten Jahres stand Gold so wie heute bei 1.350 US-Dollar/Feinunze. Der Goldminenindex notierte allerdings 14 Prozent höher als heute. Die Insider der Goldminengesellschaften sehen wohl auch daher großes Potenzial. Sie erhöhen ihre Bestände laufend. Die leitenden Angestellten von Agnico Eagle Mines (AEM) und Pretium Resources (PVG) haben sogar Aktien am offenen Markt gekauft. Ebenso haben über die letzten Wochen der CEO, der COO, der VP-Finanzen Aktien von Alamos gekauft.

Auch bei Barrick Gold (ABX) haben der Vorstandvorsitzende, der COO und zwei VPs Aktien hinzugekauft. Obwohl der Markt im Moment nicht an eine bessere Entwicklung bei Goldminenaktien glaubt, scheint das aktive Management von seinen Unternehmen weiterhin mehr als überzeugt zu sein.

Portfoliostrategie

Schon lange warne ich an dieser Stelle vor den Risiken an den Märkten. Natürlich können Sie mir vorhalten, dass man nur lange genug auf den Crash warten muss, um dann recht zu behalten, aber diese Kritik verfehlt ihr Ziel. Risiken bauen sich immer langfristig auf und deswegen muss man früh reagieren.
Schließlich muss man, um sein Vermögen zu erhalten, nach einem Verlust von 30 Prozent einen Gewinn von 43 Prozent erzielen. Ich bleibe dabei, dass wir vor einer heftigen Korrektur stehen. Ein Grund dafür ist die immer höhere Verschuldung unserer Systeme. So hat sich nicht nur die Verschuldung auf 330 Prozent des globalen Bruttosozialprodukts erhöht, gleichzeitig werden für den Kauf von Anlagegütern neue Schulden gemacht, und zwar für so viele wie noch nie. Die Wertpapierkredite an der Wall Street haben sich in den letzten 20 Jahren auf rund 650 Milliarden US-Dollar vervierfacht. Der Russell- 2000-Index listet 2.000 amerikanische Unternehmen. Die Hälfte davon gibt schon heute mehr als 30 Prozent ihres Gewinns vor Steuern und Zinsen für den Zinsdienst aus. Indem sie laufend Eigen- durch Fremdkapital ersetzen, steigern sie zwar die Rendite, aber gleichzeitig wird ihr Risikopuffer immer kleiner. Speziell für Europa wird eine Euro-kritische Regierung in Italien gefährlich. Das kann letztendlich zu einem Austritt oder der Drohung eines Austritts aus der Gemeinschaft führen. Wie wir beim Brexit gesehen haben, kann dies zu erheblichen Verwerfungen führen. Im Falle von Italien wäre sicherlich mit noch größeren Unruhen zu rechnen, denn Italien ist auch Mitglied der Eurozone, was dann definitiv zu währungspolitischen Verwerfungen führen würde.
Ich empfehle daher trotz der bisher enttäuschenden Entwicklung, Gold oder Goldminenaktien weiter als Sicherung im Depot zu halten.
In meinen letzten Brief habe ich, da ich immer wieder gefragt werde, vier Aktien empfohlen. Ein Monat macht noch keinen Sommer, aber das sind bisher die Ergebnisse:

Sonntag Montag Mittwoch Wert- Wert-
04. Feb 05. Feb 04. Apr zuwachs zuwachs
Kurs Kurs
Euro Euro in Euro in Prozent
Dignity PLC 8,59 10,08 1,50 17,41%
General Electric 12,30 10,56 -1,74 -14,15%
Agnico-Eagle Mines 36,00 34,38 -1,62 -4,50%
Shire PLC 35,52 41,30 5,78 16,27%
Totaler Wertzuwachs bei gleich grosser Anlage in jedem Titel 3,76%

Bei Shire PLC steht, wie erwartet, ein Übernahmeangebot im Raum. Von den beiden schon vorher tief gefallenen Werten hat sich Dignity PLC leicht erholt und General Electric ist weiter gefallen. Agnico hat, wie alle Goldminenwerte, bisher weiter enttäuscht. Allerdings sind die Insider weiter auf der Käuferseite.

Ein neuer interessanter Wert ist die Transocean LTD, 7,85 Euro. Aber davon mehr beim nächsten Mal.

Mit freundlichen Grüßen

Ottmar Beck

Diese Veröffentlichung dient ausschließlich der Information und stellt weder ein Angebot noch eine Aufforderung zur Abgabe von Kauf-, Verkaufs- oder Zeichnungsaufträgen dar. Sie sind auch keine Entscheidungshilfen in rechtlichen, steuerlichen, wirtschaftlichen oder anderen Belangen. Alle Informationen beruhen auf Quellen, die wir als zuverlässig erachten. Sie dienen lediglich der Information und begründen kein Haftungsobligo. Anlagen können plötzlichen und erheblichen Wertverlusten unterworfen sein, mit der Folge, dass der Anleger möglicherweise nicht den investierten Gesamtbetrag zurückerhält. Bei Aktien bestehen gegenüber festverzinslichen Wertpapieren neben höheren Renditechancen auch wesentlich größere Risiken; ein Totalverlust kann nicht ausgeschlossen werden. Die individuellen Anlageziele, die Finanzlage oder die besonderen Bedürfnisse einzelner Empfänger wurden nicht berücksichtigt. Nutzer, die den Kauf der auf diesen Seiten beschriebenen Wertpapiere in Erwägung ziehen, sollten im Hinblick auf die Ausstattung der Wertpapiere und Risiken, die mit diesen Wertpapieren verbunden sind, vor Erwerb der Wertpapiere die allein rechtlich verbindlichen endgültigen Angebotsbedingungen lesen, die in den endgültigen, offiziellen Verkaufsprospekt, gegebenenfalls aktualisiert durch Nachträge, einbezogen sind. Alleinige Grundlage für den Anteilerwerb sind die Verkaufsunterlagen zu den Sondervermögen. Verkaufsunterlagen zu allen Sondervermögen sind kostenlos bei der Kapitalverwaltungsgesellschaft und der zuständigen Depotbank erhältlich.



Milchkuh Handels- und Dienstleistungsunternehmen

Die von den Unternehmen angebotenen Waren und Dienstleistungen werden immer mehr mit Karten aller Art, seien es Kredit-, Debit- oder EC-Karten/ Girokarten usw. bezahlt und der Anteil dieser Bezahlart an den Kassen und online wächst von Jahr zu Jahr überproportional. Mittlerweile nehmen sie schon einen Anteil von über 50% ein.

Damit wachsen allerdings auch für die Unternehmen die damit verbundenen Kosten (und damit indirekt  auch die Warenpreise) dieser Form der Zahlungsabwicklung sehr deutlich und das in einer Form, die gewollt intransparent gestaltet wird. Normalerweise sollte grundsätzlich die Rechnungslegung solcher Abrechnungen nachvollziehbar sein und damit das Controlling effektiv machen.

In Wirklichkeit aber erhalten die Unternehmen entweder pdf-Abrechnungen, in welcher sämtliche Gebühren bereits saldiert  oder komprimiert vom Warenerlösbetrag abgezogen wurden oder bei etwas fortschrittlicheren Dienstleistern als Grundlage für die Abrechnung Excel-Dateien, dann aber pro Tag und pro Kartenart und pro Filiale eine Abrechnung in Excelform, welche notwendig sind für die Buchhaltung, für das Controlling aber eine Katastrophe darstellen.

Bei einem Filialunternehmen mit 100 Filialen pro Tag sind das dann etwa 160  Exceldateien, pro Woche etwa 800 Exceldateien, pro Monat etwa 3.000 Exceldateien und pro Jahr etwa 36.000 Exceldateien, welche konsolidiert werden müssten.

Mit dieser Intransparenz, verkompliziert mit allen möglichen vermeidbaren Gebühren für alle möglichen Geschäftsvorfälle, ist ein effektives  Controlling nahezu unmöglich und hat nur den einen Zweck, die hohen Margen dieser Industrie zu verschleiern.

Für viele Finanzleiter / CFO`s werden deshalb diese massenhaften Abrechnungen, welche pro Monat je nach Unternehmensgröße schon tausende Seiten umfassen können,  nur mit spitzen Fingern angelangt und mit einer Hassliebe bedacht. Das freut natürlich die Dienstleister, das sind die Netzbetreiber (Payment Service Provider –PSP-) und die Acquirer (akquirieren die Händler für die Kreditkartenorganisationen)- ausnahmsweise mal nicht die Banken –  in  einem sehr ertragreichen Maße. Unterstrichen wird das durch exzellente Bilanzen der Kreditkartenunternehmen, welche zudem noch Einblicke in die Zahlungsgewohnheiten der Karteninhaber erhalten, welche noch wertvoller sind als die vereinnahmten Gebühren. Facebook ist dagegen ein Zwerg mit dem Unterschied, dass diese Infos die Unternehmen sogar noch bezahlen. Ein unglaubliches Geschäftsmodell.

Unsere Optimierungsprojekte haben gezeigt, dass die Kosten des Bezahlwesens mittels Kredit-, Debit- und EC-Karten / Girokarten bis zu 50% (minus x )  des bisherigen Umfanges reduziert werden können. Allerdings ist diese Goldgrube und damit dieses hohe Kosteneinsparungspotenzial bei den meisten Unternehmen unbekannt.

Sollte daher Interesse bestehen, werden entsprechende Anfragen an e.emde@emde-fiveko.de umgehend beantwortet. Unsere Optimierungsprojekte sind im Wesentlichen leistungsorientiert und damit kostenneutral auch mit dem Anspruch, den jeweiligen Auftraggeber mit einem solchen Optimierungsprojekt nicht zu belasten und das Controlling effektiver zu machen.

Referenzen können bei Interesse dann genannt werden.

9. April 2018

Elmar Emde

Autor des Buches „Die strukturierte Ausbeutung“




Allgemeiner Marktkommentar und Anlagestrategie Nr. 3

Wilen, den 2. März 2018

Sehr geehrte Damen und Herren,

immer wieder werde ich gefragt, warum ich sowohl auf die politische als auch wirtschaftliche Entwicklung der USA so viel Wert lege. Folgende Grafik der Credit Suisse zeigt deutlich, dass die USA nach wie vor weltweit dominieren.

Credit Suisse

Aus meiner Sicht sind die Stimulationsmaßnahmen der Zentralbanken völlig austauschbar. Es spielt keine Rolle, wer mehr Geld in das System pumpt. Wichtig für die Märkte ist nur: Die Geldmenge wächst weiterhin weltweit. Inzwischen haben die Zentralbanken ihre Bilanzen auf 16.000 Milliarden US-Dollar aufgepumpt. Entscheidend für die Finanzmärkte wird daher sein, inwieweit die Europäische Zentralbank (EZB) und die Bank of Japan der inzwischen etwas restriktiveren Geldpolitik der US-Notenbank Fed folgen. Die Angst vor der zukünftigen Entwicklung macht die Finanzmarktteilnehmer derzeit nervös. Die folgende Grafik zeigt, dass wir uns 2018 vielleicht an einem Wendepunkt der Geldpolitik befinden: Die Fed hat vor zwei Jahren und die EZB vor knapp einem Jahr begonnen, den geldpolitischen Stimulus langsam zurückzufahren. Selbst die Bank of Japan scheint einen Kurswechsel zu vollziehen: Seit Ende 2016 hat sie das Volumen der neu angekauften Staatsanleihen schrittweise reduziert.

The Financial Times

Die Zentralbanken gehen davon aus, dass die Inflationsrate steigen wird, aus diesem Grund haben sie einen Kurswechsel vollzogen. Allerdings betonen sie immer wieder, dass sie sich mit der Normalisierung Zeit lassen werden. So will die US-Notenbank ihre Bilanz innerhalb von zehn Jahren auf ein normales Niveau zurückführen. Vielleicht kehren wir in das Investitionsumfeld der achtziger und neunziger Jahre zurück. In dieser Zeit fürchteten sich die Finanzmärkte vor steigenden Inflationsraten. Damals nahm die Angst vor der Inflation zu, die Zinsen erhöhten sich und Aktien gerieten unter Druck. Und umgekehrt: Immer, wenn man sich keine Sorgen mehr über die Teuerungsrate machte, sanken die Zinsen und die Kurse an den Börsen stiegen. Auch ist noch längst nicht entschieden, ob wir uns nicht am Beginn eines grundsätzlichen strukturellen Wandels bedingt durch den technologischen Fortschritt und die demografischen Verhältnisse befinden. Dies könnte dafür sorgen, dass die Inflation niedrig bleibt.

Festverzinsliche Wertpapiere

Die seit Jahren fallenden Zinsen liegen zwar am oberen Ende des fallenden Trendkanals, aber sie haben ihn noch nicht verlassen. Fällt die Wirtschaft in eine Rezession oder verlangsamt sich der kleine Anstieg wieder, werden sich die Zinsen erneut auf Talfahrt begeben. Noch ist nicht klar, wie sich die Zinsen künftig entwickeln werden.

Aktien

In meinem Brief vom Juni letzten Jahres habe ich Warren Buffetts Meinung zitiert. Damals behauptete er, im Gegensatz zu seiner früheren Einstellung, dass wir keine Blase haben und Aktien eigentlich preiswert seien. Er behauptete damals, einen neuen wichtigen Maßstab gefunden zu haben: das Zinsniveau. Mit anderen Worten: Die alten Wertansätze waren nicht mehr so wichtig wie in der Vergangenheit, da dieses Mal alles anders sei aufgrund der niedrigen Zinsen. In seinem neuen jährlichen Bericht an alle Investoren von Berkshire schreibt er, das es zurzeit unmöglich sei, eine Gesellschaft zu einem stimmigen Preis-Leistungs-Verhältnis zu erwerben:

„That last requirement proved a barrier to virtually all deals we reviewed in 2017, as prices for decent, but far from spectacular businesses hit an all-time high. Indeed, price seemed almost irrelevant to an army of optimistic purchasers.“

Aus diesem Grund hat die Gesellschaft Berkshire 116 Milliarden US-Dollar in Staatsanleihen und Festgeldern investiert. Ihre letzte größere Investition – in einer Größenordnung von ca. 32 Milliarden US- Dollar – hat die Gesellschaft vor zwei Jahren getätigt.

Allerdings ist es mit dem Timing so eine Sache. Schon viel zu lange, sagen meine Kritiker, warne ich vor einem Einbruch an den Märkten. Allerdings: Wenn es zu einer Trendwende kommt, dann kommt sie abrupt und schnell. Genau das haben wir Anfang Februar erlebt. Auslöser des Panikschubs war das überraschend robuste Lohnwachstum, das die US- Arbeitsmarktdaten auswiesen. Die Finanzmarktteilnehmer fürchteten sich zum ersten Mal seit der Finanzmarktkrise vor der Inflation. Kurz danach las ich zwei Artikel, in denen zum einen Ray Dalio, der wohl erfolgreichste Hedgefonds-Manager der Welt, und zum anderen Mike Wilson, Chief Investment Officer bei Morgan Stanley, die Zukunft des Aktienmarkts kommentierten:

  • Ray Dalio: „Cash on the sidelines will pour in to stem the bleeding in this “
  • „Morgan Stanley’s Wilson warns investors not to buy the “

Zwei völlig konträre Meinungen. Auf wen von beiden soll man hören? Lassen Sie sich von den Aussagen nicht verwirren. Niemand weiß, was der Markt heute, nächste Woche, nächsten Monat oder sogar nächstes Jahr tut. Je kürzer der Zeitpunkt, desto zufälliger die Ausschläge – sowohl nach oben wie nach unten. Allerdings – und das zeigt die Aussage eines der bisher erfolgreichsten Anleger, Warren Buffet (siehe oben) – gibt es Zeiten, in denen Aktien zu teuer sind, um zu investieren. Wir waren und sind bei Aktien eher vorsichtig. Doch angesichts der niedrigeren Bewertungen nach dem Kursrückgang Anfang Februar schätzen wir die Anlageklasse wieder etwas attraktiver ein und haben empfohlen, vorübergehend die Aktienquote zu erhöhen.

Früher entschieden sich Anleger für Firmen mit einer starken Bilanz. Seitdem die Zinsen künstlich niedrig gehalten werden, wurden jedoch Anleger belohnt, die in Firmen mit einer schwächeren Bilanz und damit höheren Verschuldung investierten. Mit steigenden Zinsen wird sich das Verhältnis schnell wieder umdrehen.

Goldman Sachs (via WSJ’s Daily Shot)

Rohstoffe

Gold ist eine Absicherung gegen die Inflation. Die Zentralbanken haben eine enorme Vermögenspreis- Inflation entfacht und sie haben versucht, die Inflationsrate auf über 2 Prozent zu erhöhen. Auch ist die Arbeitslosenrate zumindest in Deutschland und den USA sehr niedrig. Hinzu kommt jetzt noch eine ehrgeizige Steueränderung in den USA, die zu höheren Boni und Lohnerhöhungen für Angestellte führen kann. Was wiederum zu höheren Inflationsraten führt. Historisch gesehen war Gold in diesen Zeiten die richtige Anlage, weil es von steigenden Preisen profitiert. Wir empfehlen daher weiter, einen Teil seines Kapitals in Gold oder Goldminenaktien zu investieren obwohl minus 11 Prozent für Goldminenaktien in den ersten zwei Monaten 2018 kein gutes Ergebnis ist.

Vielleicht gibt es einen noch zwingenderen Grund, in Gold oder Goldmienenaktien zu investieren: Goldminenaktien sind in den letzten fünf Jahren deutlich hinter dem S&P-500-Index zurückgeblieben (siehe Grafik). Und auch Gold notiert im Verhältnis zu Aktien jetzt auf dem niedrigsten Stand seit 35 Jahren. Das ist ungefähr derselbe Zeitraum, in dem die Zinsen stetig sanken. Die Outperformance des Goldes ist seit Ende 2015 gegenüber dem amerikanischen Geld-, Obligationen-und Häusermarkt Tatsache. Einzig gegenüber dem amerikanischen Aktienmarkt liegt die Anlageklasse Gold noch im Hintertreffen.

Sollte dieser relative Trend auch noch zu Gunsten des Goldes drehen, dürfte die nächste Attacke auf die Widerstandsmarke USD 1.375 erfolgreich sein. Die positiven Faktoren wie weltweit tiefe Realzinsen, höhere Inflationserwartung, sinkender USD, steigende Finanzmarktvolatilitäten sowie eine erhöhte physische Goldnachfrage, geben dem Goldpreis weiterhin eine starke Unterstützung. Das Edelmetall muss jedoch über einen längeren Zeitraum eine bessere Wertentwicklung als andere Anlageklassen ausweisen können, um so Investitionskapital anzuziehen.

Portfoliostrategie

In Deutschland und Frankreich, den beiden großen Volkswirtschaften der Währungsunion, haben sich die Einkaufsmanagerindizes verschlechtert. Ebenso ist das deutsche ifo-Barometer zurückgegangen. Das Verhältnis zwischen Auftragseingängen und Lagerbeständen beginnt sich zu verschlechtern. Auch mit dem steigenden Euro sehen die Unternehmen kein weiteres Steigerungspotenzial für den Außenhandel. Über die Löhne verspüren sie einen wachsenden Kostendruck. Da ein nachlassendes Konjunktur- Momentum auf die Gewinnschätzungen der Unternehmen drückt, ist das für die Aktienmärkte keine gute Nachricht. Auf der anderen Seite kann sich die EZB entspannen und den Ausstieg aus der ultraexpansiven Geldpolitik verlangsamen. Das wiederum kann zu fallenden Zinsen und damit positiven Anleihemärkten führen. Insgesamt kurzfristig nach wie vor eine Pattsituation. Wir raten daher dazu, in der aktuellen Situation die Liquidität und vor allem die Gold- oder die Goldminenaktienquote beizubehalten. Heute am 1. März ist das Orderbuch auf der Käuferseite leer, denn vor der Italienwahl, der Abstimmung der SPD und wegen den Nachrichten über die Strafzölle für Importe in die USA halten sich vor allem die institutionellen Anleger zurück. Bei geringem Handel verstärken zudem die Algorithmen- Händler oft den kurzfristigen Trend. Aber politische Börsen verursachen meistens nur einen kurzfristigen Trend. Wir werden die Märkte rund um die Wahlen am 4. März in Italien aufmerksam beobachten, um jederzeit zu empfehlen die Aktienquote zu verändern.

Mit freundlichen Grüßen

Ottmar Beck

Dax: -3,73% – Euro Stoxx 50 P: -1,66% – SMI: -5,07% – RexP: -0,81% – SBI: -2,39% – Gold(in US$): 1,14%

per 28.02.2018

Diese Veröffentlichung dient ausschließlich der Information und stellt weder ein Angebot noch eine Aufforderung zur Abgabe von Kauf-, Verkaufs- oder Zeichnungsaufträgen dar. Sie sind auch keine Entscheidungshilfen in rechtlichen, steuerlichen, wirtschaftlichen oder anderen Belangen. Alle Informationen beruhen auf Quellen, die wir als zuverlässig erachten. Sie dienen lediglich der Information und begründen kein Haftungsobligo. Anlagen können plötzlichen und erheblichen Wertverlusten unterworfen sein, mit der Folge, dass der Anleger möglicherweise nicht den investierten Gesamtbetrag zurückerhält. Bei Aktien bestehen gegenüber festverzinslichen Wertpapieren neben höheren Renditechancen auch wesentlich größere Risiken; ein Totalverlust kann nicht ausgeschlossen werden. Die individuellen Anlageziele, die Finanzlage oder die besonderen Bedürfnisse einzelner Empfänger wurden nicht berücksichtigt. Nutzer, die den Kauf der auf diesen Seiten beschriebenen Wertpapiere in Erwägung ziehen, sollten im Hinblick auf die Ausstattung der Wertpapiere und Risiken, die mit diesen Wertpapieren verbunden sind, vor Erwerb der Wertpapiere die allein rechtlich verbindlichen endgültigen Angebotsbedingungen lesen, die in den endgültigen, offiziellen Verkaufsprospekt, gegebenenfalls aktualisiert durch Nachträge, einbezogen sind. Alleinige Grundlage für den Anteilerwerb sind die Verkaufsunterlagen zu den Sondervermögen. Verkaufsunterlagen zu allen Sondervermögen sind kostenlos bei der Kapitalverwaltungsgesellschaft und der zuständigen Depotbank erhältlich.



Allgemeiner Marktkommentar und Anlagestrategie Nr. 2

Wilen, den 5. Februar 2018

Sehr geehrte Damen und Herren,

seit einiger Zeit zeichne ich ein negatives Bild dieser Welt, speziell den Anlageoptionen. Wenn Sie glauben, dass es der Weltwirtschaft hervorragend geht und Aktien billig sind, dann sollten Sie nicht weiterlesen. Ich verspreche Ihnen, eines Tages wieder einen optimistischen Kommentar zu schreiben, wenn Aktien billig sind und die globale Weltwirtschaft wie- der auf eigenen Füßen steht. Ich weiß aber nicht, wann es wieder so weit sein wird. Sollten Sie glauben, dass Aktien teuer sind und dass die Weltwirtschaft wegen der nicht enden wollenden Interventionen von Regierungen und Zentralbanken eine Zeitbombe ist, dann können Sie weiterlesen.

Nachdem die Aktienmärkte nun seit fünf Jahren immer höher notieren, sind Anleger mit zwei extremen Möglichkeiten konfrontiert: Sie können ihr Vermögen in Bargeld halten, warten, bis es zur nächsten Baisse kommt, und dann alles investieren. Oder sie machen weiter mit und versuchen, rechtzeitig aus- zusteigen, egal wie schnell es passiert. Natürlich sind diese extremen Optionen in der Realität keine Option. Die Kursspitzen und Kursböden stellt man immer nur im Rückblick fest. Bisher habe ich niemanden kennengelernt, der die Märkte präzise voraussagen kann. Das heißt aber nicht, dass es Zeiten gibt, in denen wir vorsichtig sein sollten, und Zeiten, in de- nen es richtig ist Gas zu geben. Es ist schwierig mehr oder weniger an der Seitenlinie zu stehen, wenn andere das Geld nur so schaufeln. Und egal, wie Sie investiert sind, Sie müssen auf die „Klimaveränderungen“ achten. Und davon gibt es eine Menge:

  1. Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) beendet das Quantitative Easing
  2. Steigende Zinsen
  3. Die japanische Schuldenblase platzt
  4. Der übermäßige Konsum von Rohstoffen und Finanzressourcen in China
  5. Die Instabilität der Politik in Europa

Der Wermutstropfen bei alldem: Die Staatsverschuldung in den USA wird zunehmen. Es wurde im letzten Jahr zwar viel darüber gesprochen, dass sich die Steuerreform durch zusätzliche Einnahmen aus dem höheren Wachstum selbst finanzieren könnte. So etwas hat in der Vergangenheit aber noch nie funktioniert. Die Reagansche Steuerreform Anfang der 1980er Jahre hat die Staatsverschuldung so stark aufgebläht wie nie zuvor. Die Sparrate in den USA ist die niedrigste seit 70 Jahren. Zwar habe die Konsumenten im letzten Quartal sehr viel Geld ausgegeben, aber das waren vor allem Käufe auf Kreditkarte

– auch als Ergebnis zweier Hurrikans – und es war verbunden mit einer weiter sinkenden Sparrate.

Festverzinsliche Wertpapiere

Der langfristige Rückgang der Zinsen in den letzten 30 Jahren ist einer der wichtigsten Trends der Finanzmärkte gewesen. Beinahe jeder Markt und jede Anlageklasse in der Welt waren davon betroffen.

Denn Zinsen sind die Kosten fürs Geld. Unglücklicherweise sind ich und viele meiner Leser wohl alt genug, sich an die Zeit zu erinnern, als die Kosten für Geld noch hoch waren. In den frühen 1980er Jahren konnte ein Geschäftskredit zwischen 15 und 18 Prozent kosten. Die Rückzahlung dieser Kredite aus dem Gewinn war kein Spaß und viele konnten sich zu diesen Zinssätzen auch kein Geld leihen. Seit dieser Zeit sind die Kosten für Geld stark gefallen und die Nachfrage wuchs in den Himmel. Sowohl Wirtschaft als auch Politik haben sich an das billige Geld gewöhnt. Auch angesichts der weltweiten Schuldenlast ist eine nachhaltige und deutliche Zinswende im Grunde nicht machbar. Marktverwerfungen wären vermutlich ebenso die Folge wie eine deutliche Rezession. Verwerfungen sind bei Zinserhöhungen zu befürchten, da beispielsweise der Immobilienmarkt sehr sensibel reagiert. Außerdem brauchen verschuldete Staaten niedrige Zinsen zur günstigen Fi- nanzierung ihrer Schulden. Deutschland könnte höhere Zinsen zwar stemmen, doch in den USA wird es schon schwierig und Länder wie Italien kämen an den Rand des Bankrotts. Genau deshalb hält die Europäische Zentralbank (EZB) trotz guter Konjunktur an der lockeren Geldpolitik fest. Sie hat sich längst in den Dienst der Entschuldung der Länder Südeuropas gestellt. Vor der Wahl im März in Italien könnte man sagen: Die EZB ist längst zur Banca d’Italia mutiert.

Auch die Fed lässt sich viel Zeit mit einer Straffung ihrer Geldpolitik. Vor diesem Hintergrund streiten sich der ehemalige Anleihenkönig Bill Gross und sein Nachfolger Jeff Gundlach zwar nicht um die Richtung, die der Zinsmarkt einschlagen wird, aber um den Zeitpunkt. Bill Gross twitterte vor Kurzem, der jahrzehntelange Bullenmarkt bei zehnjährigen US- Anleihen sei vorbei und ein Bärenmarkt habe begonnen. Er gehe aber davon aus, dass die Zinsen dieser Anleihen nur leicht steigen werden, auf 2,7 bis 2,8 Prozent. Der neue Anleihenkönig Jeff Gundlach hat noch am gleichen Tag widersprochen. Er glaubt, dass man erst zu einem späteren Zeitpunkt von einem neuen Bärenmarkt wird sprechen können, dass aber die Zinsen wesentlich drastischer steigen werden. Für europäische Anleger bedeutet das über kurz oder lang, dass auch die Zinsen in Europa steigen, da sich Europa noch nie vom Zinstrend in den USA abkoppeln konnte. Hinzu kommt, dass die Inflation in Europa inzwischen langsam wieder steigt.

Allerdings dürfte es noch lange dauern, bis Geld wieder ordentlich verzinst wird.

Aktien

Howard Silverblatt, Mitarbeiter von Standard & Poor’s, hat gerade die neuen Gewinnschätzungen für den S&P-500-Index für 2018 herausgegeben. Er hat die Gewinne für 2017 um einige Dollar auf 110 US- Dollar heruntergeschraubt, da viele Gesellschaften Abschreibungen auf ihre Verlustvorträge vornehmen müssen. Für 2018 erwartet Herr Silverblatt allerdings, dass die Gewinne von 110 auf 138 US-Dollar steigen werden. Das wäre ein Anstieg um 25 Prozent – was eigentlich nur über die Repatriierung ausländischer Gewinne erreicht werden kann. Die Konsumausgaben sind 2017 um 2,7 Prozent gestiegen. Dies entspricht ungefähr dem durchschnittlichen Wachs- tum der letzten acht Jahre von 2,5 Prozent. Allerdings ist in dieser Zeit das Einkommen nur um 1,9 Prozent gestiegen. Damit konnte das Wachstum nur durch Kreditaufnahme finanziert werden. Die einzige Periode, in der die Sparrate in den USA noch niedriger war, war zwischen 1929 und 1931. Historisch hat eine niedrige Sparrate immer ein niedrigeres Wirtschaftswachstum bedingt. Und die begonnenen Zinserhöhungen in den USA sollten die weitere Kreditaufnahme beschränken.

Immer wieder habe ich Mr. Grantham, den Mitgrün- der von GMO, einer der größten privaten Vermögensverwaltungsgesellschaften, zitiert. Während der Hightech-Blase war die Firma bei Aktien sehr zurückhaltend und hat wegen der damaligen Wertentwicklung circa 50 Prozent der verwalteten Gelder verloren. Anschließend hat sich jedoch das Volumen der verwalteten Gelder vervielfacht. Auch in den letzten Jahren war GMO sehr defensiv. Ihre Portfolioaufstellung hat seit 2014 zu Abflüssen der verwalteten Vermögenssumme von 124 Milliarden US- Dollar geführt, auf heute ca. 74 Milliarden. Außergewöhnlich ist, dass Mr. Grantham zuletzt nicht wie üblich vor zu hohen Bewertungen der Aktien warnt, sondern in einem Aufsatz darlegt hat, warum die Aktienpreise weiter steigen werden. Die Studie hier zu zitieren, würde zu weit führen. Sie können sie im Web unter: www.gmo.com > Updates & Research > Viewpoints > Bracing Yourself for a Possible Near- term Melt-Up abrufen. Herr Grantham meint, dass der S&P 500 in der letzten Anstiegsphase ist und schätzt, dass er bis auf 3.400 bis 3.700 Zähler steigen kann. Immerhin noch ein Anstieg um 27 Prozent.

Folgt man seiner Analyse bedeutet das, dass die Kurse noch ein weiteres Jahr steigen werden und die Blase erst dann platzt. Denn dass sie platzen wird ist sicher: Alle Blasen endet letztendlich in einem drastischen Crash (siehe folgende Grafiken). Je größer der Anstieg, desto größer der Fall!

Rohstoffe

Die folgende Grafik zeigt den Bereich für den Breakeven, also das Erreichen der Gewinnzone, für neue Ölbohrungen in den USA, dem Golf von Mexiko und Kanada. Er liegt inzwischen deutlich unter 60 US-Dollar für ein Fass. Das bedeutet, dass Öl auch 2018 billig sein wird: Diese Preise sind zu niedrig, um die fundamentalen Probleme des Irans, Saudi- Arabiens und Russlands zu lösen. Die derzeitigen Ölpreise um 70 US-Dollar sind nur vorübergehend bedingt durch das kalte Wetter (USA), die politischen Unsicherheiten und dem starken Rückgang der US- Vorratshaltung. 2018 wird die US-Ölproduktion 10,3 Millionen Fässer pro Tag erreichen, was über den Werten von 2017 liegt. Sollte der Ölpreis auf 50 US- Dollar fallen, ist vorauszusehen, dass die ölabhängigen Staaten weitere Probleme bekommen. Für Russland bedeutet das, entweder die Sozialhilfekosten zu senken oder die Verteidigungskosten zu senken oder die Wirtschaft in Grund und Boden zu fahren. Für Moskau keine erstrebenswerten Alternativen.

Mit dem fallenden US-Dollar ist der Goldpreis 2017 um 12,5 Prozent gestiegen. Dies trifft allerdings nicht in Euro zu, da der Euro um 13,7 Prozent zum US- Dollar aufgewertet hat. Wenn der US-Dollar – wie wir vermuten – sich wieder in einem langfristigen Abwärtstrend befindet, wäre das eine positive Nachricht für Gold. Und obwohl viele glauben, dass der Goldpreis bei Zinserhöhungen nicht steigt, ist er während der letzten Zinserhöhungen der Fed (von Juni 2004 bis Juni 2006) um 52 Prozent gestiegen.

Zudem steigt er meist in Zeiten großer Volatilität.

Wenn Gold so stark steigt wie 2017, steigen normalerweise die Kurse von Goldminenaktien zwei- oder dreimal so stark. Das ist auch 2016 passiert. Wegen diesem Hebel war in der Vergangenheit auch eine Absicherung des US-Dollars nicht nötig. 2017 ist der HUI-Goldminenindex allerdings nur um 5,2 Prozent gestiegen, obwohl der Goldpreis 12,5 Prozent nach oben gegangen ist. Das heißt aber auch, dass das Verhältnis von HUI/Gold in die Nähe des Tiefs des 20-jährigen Gold-Bärenmarkts von Ende 2000 gefallen ist. Von diesem Punkt aus ist der Goldpreis damals elf Jahre lang um mehr als 600 % gestiegen. Im Moment scheint das Geld allerdings in die FANGs (Facebook, Amazon, Netflix, Google) und Cryptowährungen zu fließen.

Wir empfehlen, den Anteil von Goldminen-Aktien oder Gold auf 15 Prozent eines Portfolios auszubauen. Nach wie vor ist unserer Meinung nach Agnico Eagle Mines eine der bestgeführten Goldminengesellschaften. AEM hat für 2017 die Kosten gesenkt und die Produktion und Dividende erhöht. Ein anderer interessanter Wert ist Goldcorp. Der neue Vorstandsvorsitzende (der frühere langjährige Finanzchef von Agnico) hat die Analystenschätzungen in jedem Quartal, seit er auf dieser Position ist, übertroffen; im vierten Quartal gab es auch einige Insider-Käufe. Im Moment hat die Gesellschaft noch Probleme mit ihrer größten Mine (Peñasquito in Mexiko), die in einer Renovierungsphase steckt.

Daher wird die Produktion erst wieder Ende 2018 auf vollen Touren laufen. Die Aktie hat 2017 6,6 Prozent an Wert verloren und könnte 2018 einer der Überraschungssieger werden.

Währungen

Zumindest in der Vergangenheit verhielt sich der US- Dollar sehr zyklisch: Er bewegte sich meist in einem 8-Jahres-Zyklus. Auf eine deutliche Abwertung wie 2017 folgten in der Vergangenheit Jahre einer ebenfalls schwachen Dollar-Entwicklung. 2017 könnte also der Beginn eines schwachen US-Dollars sein.

Das ist deshalb so wichtig, weil der US-Dollar nach wie vor die wichtigste Währung der Welt ist und er die Wertentwicklung von allem beeinflusst: angefangen bei Aktien über festverzinsliche Wertpapiere bis hin zu Immobilien und Rohstoffen. In der Vergangenheit wurde oft beobachtet, dass wenn der US-Dollar schwach ist, die Rohstoffpreise stiegen.

Portfoliostrategie

 

Quelle: The Economist, Forbes

März 1999:                  Der Ölpreis stand bei 12 US- Dollar und allgemein war man davon überzeugt, dass er weiter sinken wird. Wie wir heute wissen, war das der Tiefstpunkt des Ölpreises.

November 2007:          Nokia hatte einen Marktanteil von 37 Prozent und der Aktienpreis lag bei 27 Euro. Heute hat Nokia einen Marktanteil von weniger als 2 Prozent und der Aktienpreis liegt bei 3,80 Euro.

Prognosen gibt es nicht, aber fünf Punkte sollten Sie 2018 im Auge behalten:

  1. Wie turbulent die Verhandlungen über den Brexit werden
  2. Die Wahlen in Italien und was ihr Ausgang über die Stimmung zur EU aussagt
  3. Die weitere politische Entwicklung in Saudi-Arabien, die im schlimmsten Fall zu einer drastischen Erhöhung der Ölpreise führt
  4. Ein weltweit synchronisiertes Bruttowachstum der Sozialkosten, das zu einer starken Lohninflation führt
  5. Ob der US-Aktienmarkt in die Fußstapfen des japanischen Aktienmarkts der späten 1980er Jahre tritt

Deswegen sind auch für 2018 die drei wichtigsten Punkte: Sicherheitsmarge, Sicherheitsmarge und Sicherheitsmarge!

Schon unter dem Thema Rohstoffe habe ich eine interessante Aktie aufgeführt. Da ich immer wieder nach einzelnen Aktien gefragt werde, habe ich mir erlaubt, im Folgenden noch einige interessante Werte aufzuführen. Sie sollten in diese Werte aber nur nach Rücksprache mit ihrem Berater investieren, wenn sie in ihr gesamtes Portfolio passen. Das Beispielportfolio werde ich, wie es auch die Absicht war, so einfach wie möglich halten. Daher kommen in den folgenden Beispielportfolios auch wegen der Grössenordnung aus Diversifizierungs- und Risikoge sichtspunkten keine einzelnen Aktien in Frage.

General Electric (GE)

Im Schlussquartal hat das Unternehmen aufgrund der Belastung durch die US-Steuerreform sowie einer Abschreibung für das Versicherungsgeschäft 9,7 Milliarden US-Dollar Verlust gemacht. Operativ standen dem Gewinneinbruch in der Energiesparte solide Ergebnisse in den Bereichen Luftfahrt und Gesundheitstechnologie gegenüber. 2017 mussten die Aktien des Unternehmens einen Kursverlust von 44,8 Prozent verzeichnen. Allerdings hat im letzten Jahr auch ein neuer Vorstandsvorsitzender die Gesellschaft übernommen. Üblicherweise werden, so lange dies noch möglich ist, alle Risiken und Verluste so schnell wie möglich bereinigt, um dies noch dem Vorgänger anlasten zu können. Der neue CEO fährt jetzt einen harten Sparkurs und hat jüngst, auch wie üblich, eine Überprüfung von Strategie und Struktur eingeleitet. Da GE auch von in den USA dringend benötigten Infrastrukturmaßnahmen profitieren wird, glauben wir, dass das jetzige Kursniveau einen Einstieg lohnt.

Shire PLC

Shire wird derzeit – verglichen mit anderen europäischen Pharma-Unternehmen – mit einem deutlichen Abschlag gehandelt. Die Firma hat sich auf seltene Krankheiten spezialisiert und Analysten glauben, dass einige Entwicklungen (z. B. Hämophilie) in nächster Zukunft erhebliche Gewinnbringer sein könnten. Darüber hinaus wird Shire immer wieder als Übernahmekandidat gehandelt.

Dignity PLC

Die Gesellschaft ist eine der größten Beerdigungsunternehmen in Großbritannien. Aufgrund des immer stärker werdenden Wettbewerbs hat die Gesellschaft, nach mehreren Warnungen im letzten Jahr, im Januar verkündet, dass sie ihre Preise um 25 Prozent senkt und weitere 2 Millionen Pfund in Werbung investiert. Daraufhin ist der Aktienpreis, der schon im Laufe des Jahres 2017 von 2,78 Pfund auf 1,74 Pfund gefallen war, auf 0,90 Pfund abgestürzt. Wir halten diesen Rückgang von 49 Prozent für zu hoch. So traurig es klingt, die demografische Ent- wicklung spricht für das Beerdigungsgeschäft: Der Bedarf wird steigen – und gestorben wird immer.

Außerdem profitiert die Gesellschaft von der Planung und Finanzierung der eigenen Bestattung zu Lebzeiten, ein Trend, der immer stärker wird. Darüber hinaus ist der Markt nach wie vor stark zersplittert und die beiden im Markt befindlichen großen Unternehmen profitieren von der Marktkonzentration. Dignity kauft kleinere und größere Betriebe auf. Als größere Firma kann sie höhere Margen erzielen und somit mehr Leistung anbieten. Der Aufkauf von Unternehmen führt allerdings auch dazu, dass Dignity verschuldet ist. Im Moment ziehen immer mehr Menschen die Einäscherung der Erdbestattung vor. Für die Branche ist das ein Problem. Denn Feuerbestattungen sind deutlich günstiger und bringen daher weniger Umsatz. Dignity betreibt allerdings mehrere Krematorien und ist der größte private Anbieter von Feuerbestattungen. Und während es in Großbritannien zwar einfach ist, ein Beerdigungsinstitut zu eröffnen, sind die Hürden zur Eröffnung eines Krematoriums deutlich höher.

Mit freundlichen Grüßen

Ottmar Beck

Dax: 2,10% – Euro Stoxx 50 P: 3,09% – SMI: -0,50% – RexP: -0,90% – SBI: -1,90% – Gold(in US$): 3,27%

per 31.01.2018

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