1

Aktienrückkäufe verringern Eigenkapital

Das Instrument der Aktienrückkäufe wird zunehmend zum Zwecke der Aktienkurssteigerung den Aktionären verkauft, welche auf diesen Trick hereinfallen und dann wie wild diese Aktien kaufen. Folge sind natürlich kurzfristige Aktienkurssteigerungen, womit aber nur eines bezweckt wird, nämlich die Gehälter der angestellten Vorstandsmitglieder zu optimieren, da  deren Verträge /Gehaltssteigerungen in einem engen Zusammenhang stehen mit der Steigerung des Aktienkurses.

Allerdings muss man sich fragen, ob der jeweilige Markt dieser Aktiengesellschaften schon so ausgepowert ist, dass sich diesbezügliche Investitionen zur Stärkung der Marktposition, zur Schaffung neuer Produkte und damit Schaffung von Arbeitsplätzen, nicht mehr lohnen und man es daher keine Investitionsmöglichkeiten auf den Märkten mehr gibt.

Mitnichten kann man da nur feststellen. Die Welt steht vor großen Marktveränderungen, welche enorme Anstrengungen und Investitionen bedürfen und das schizophrene an diese Aktienrückkäufen ist, dass damit Zukunft verspielt wird zugunsten der Gier vieler Vorstände, welche nicht das Wohl des Unternehmens im Auge haben, sondern im Wesentlichen nur ihr eigenes Portemonnaie. Die IBM-Chefin Ginni Rometty soll durch Aktienrückkäufe dadurch Gesamtbezüge von US$ 50 Mio. in 2016 erhalten haben und IBM kann als momentan erloschener Stern am IT-Himmel angesehen werden.

Zu den bevorstehenden großen Investitionen bedarf es einer gehörigen Portion von Kapital. Was passiert aber mit den Aktienrückkäufen? Rein analytisch betrachtet sind eigene Aktien eine Position auf der Aktivseite einer Bilanz. Auf der Passivseite steht normalerweise das Eigenkapital, es sei denn, es wurde verbraucht durch Verluste oder Aktienrückkäufe, dann steht es auf der Aktivseite der Bilanz, ist somit „Negativkapital“ oder mit anderen Worten, es existiert kein Kapital mehr und die Verbindlichkeiten sind höher als das Vermögen auf der Aktivseite.

Und genauso werden eigene Aktien gesehen, als Negativkapital bzw. Kapitalberichtigungspositition und sind daher vom Eigenkapital abzuziehen. Somit verringern Aktienrückkäufe das Eigenkapital einer Aktiengesellschaft und erhöhen in den meisten Fällen die Verbindlichkeiten, da diese über die Begebung von Anleihen mit niedrigem Zins finanziert werden. Stehen allerdings liquide Mittel hierfür zur Verfügung, verschlechtern Aktienrückkaufprogramme die Liquidität des Unternehmens, welche in schweren wirtschaftlichen Zeiten mehr als gebraucht wird. Vergleichbar ist das mit der Kapitalentnahme eines Inhabers einer Einzelfirma mit der Folge, dass die Einzelfirma Kredite aufnehmen muss, um die alte Liquidität wieder herzustellen. Somit wird die Substanz der Aktiengesellschaft reduziert und die Käufer dieser Aktien nach Ankündigung von Aktienrückkäufen erstehen damit ein Wertpapier mit geringerer Substanz. Ein Paradoxon!

Hier freuen sich vor allem die kurzfristig orientierten Spekulanten, aber die Zukunft wird durch die Gier der Vorstände damit verspielt. Damit andererseits der Aktienkurs nicht nur von den kurzfristig orientierten Spekulanten beeinflusst wird, kann man überall  landauf und landab  insbesondere von jungen Wirtschaftsjournalisten die Mär lesen, dass sich Aktien nur langfristig lohnen, man diese also halten soll, denn Aktienhöchststände würden sowieso früher oder später immer wieder getoppt werden.

Hier hat man allerdings den japanischen Nikkei-Index total ausgeblendet, der 1988/ 1989 mit rd. 38.000 Punkten den Höchststand verzeichnen konnte, die Japaner aber nun schon knapp 30 Jahre darauf warten, dass dieser wieder getoppt wird. Derzeit bewegt er sich um die 22.000 Punkte.

Die Anzahl der Aktiengesellschaften, welche Aktienrückkäufe getätigt haben, ist derzeit in Arbeit und ist erschreckend hoch. Empfohlen werden solche Manipulationsinstrumente natürlich von meinen Freunden, den Investmentbankern, wie soll es auch anders sein, die sich daran auch noch eine goldene Nase verdienen.

19. November 2017

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

siehe auch www.emde-fiveko.de

 

 

 

 




Allgemeiner Marktkommentar und Anlagestrategie Nr. 11

Ein Beitrag von Herrn Ottmar Beck,  Wilen Schweiz, Vermögensverwalter

Wilen, den 7. November 2017

Sehr geehrte Damen und Herren,

Kurswechsel bei der Europäischen Zentralbank (EZB)? Nein. Die Notenbank fährt ihre Anleihekäufe um die Hälfte von 60 auf 30 Milliarden Euro pro Monat herunter, aber gleichzeitig verlängert sie die Laufzeit des Kaufprogramms um weitere neun Monate.
Die multimilliardenschwere Liquiditätsaktion geht bis mindestens Ende September 2018 weiter. Damit werden weitere 270 Milliarden Euro in die Märkte gepumpt. Darüber hinaus betonte Herr Draghi, falls sich der Ausblick eintrübe, sei man jederzeit bereit, die Wertpapierkäufe wieder auszuweiten. Insgesamt hat die EZB bis September nächsten Jahres damit 2,55 Billionen Euro in die Märkte gepumpt.

Die EZB will nach wie vor mit der Geldschwemme das Wirtschaftswachstum ankurbeln. Wenn wir nach Japan schauen, stellt sich jedoch die Frage, ob diese Politik gesund ist. Die aggressive und expansive Geldpolitik in Japan hat den Yen geschwächt und den Unternehmen Rekordgewinne beschert. Das ist ein Teil der Erklärung für den japanischen Börsenaufschwung. Daneben hat allerdings die japanische Zentralbank direkt Aktien gekauft. Vielleicht sieht das das Draghi-Programm auch noch vor. In den letzten Jahren wuchs die japanische Wirtschaft trotzdem nur um durchschnittlich 1,3 Prozent. Die Arbeitslosenquote ist auch wegen der Überalterung die niedrigste seit über 20 Jahren. Allerdings hat die Zentralbank die Inflationsrate nicht auf die angestrebten 2 Prozent heben können. Sie liegt nach wie vor bei
0,7 Prozent. Dafür ist die Staatsverschuldung inzwischen auf 240 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung gestiegen. Davon stehen
40 Prozent in den Büchern der japanischen Zentralbank. Der Misserfolg dieser Wirtschaftspolitik zeigt sich daran, dass die Unternehmen ihre Rekordgewinne thesaurieren und kaum investieren. Ihnen fehlt das Vertrauen in die Stabilität der Erholung und zudem sind ausreichende Produktionskapazitäten vorhanden.

Auch die Haushalte sparen, da die hohe Staatsverschuldung und die unsichere Finanzlage der Pensionskassen die Bevölkerung zwingen, in die private Vorsorge zu investieren.

Auch für die EZB wird es immer schwieriger, die Zinsen zu erhöhen, denn einige Staaten können sich wegen der hohen Altlasten keine höheren Zinsen leisten. Darauf muss die EZB Rücksicht nehmen. Dies zeigt eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln, die sich die Tragfähigkeit der Staatsschulden der Krisenstaaten Italien, Spanien und Portugal angeschaut hat. Auch bei einer anhaltend guten wirtschaftlichen Entwicklung und kaum steigenden Zinsen werden diese Staaten nicht in der Lage sein, ihre Schulden unter den kritischen Wert von 100 Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu bringen. Die Schulden im Privatsektor und bei der Staatsverschuldung sind so groß, dass sie auf „normalem Wege“ nicht mehr abgebaut werden können.

Entwicklung von Staatsschulden

 

Festverzinsliche Wertpapiere

Die EZB wird die Zinsen weiterhin manipulieren und die Umverteilung von den Gläubigern, den Sparern, hin zu den Schuldnern wird weitergehen. Die Profiteure sind die hoch verschuldeten Staaten. Die von Draghi angestrebte Inflationsmarke von 2 Prozent wird in absehbarer Zeit nicht erreicht werden. In den meisten Ländern der Welt ist die Inflation niedrig.

Die Globalisierung drückt auf die Preise und wegen des scharfen Wettbewerbs kommt kaum Teuerung auf. In den südlichen Ländern Europas kommt noch hinzu, dass die Arbeitslosigkeit immer noch hoch ist und daher die Löhne nur langsam steigen. Die Amtszeit von Herrn Draghi endet im Oktober 2019 bis dahin werden die Zinsen wohl niedrig bleiben und auf seinen Nachfolger kommt die undankbare Aufgabe zu, die Quasistaatsfinanzierung der klammen Südstaaten zu kappen.

Aktien

Aktien

 

Scott McNeely war der CEO von Sun Microsystems, dessen Wert während der Hightech-Blase mit dem Zehnfachen seines Umsatzes angegeben wurde. Ein paar Jahre später machte er folgende Bemerkung:

„Bei einer Bewertung der Firma mit dem Zehnfachen des Umsatzes muss ich, um den Anlegern dieses Geld wieder zurückzuzahlen, 100 Prozent der Umsätze für zehn Jahre als Dividende auszahlen. Ich nehme an, die Anleger würden es mir danken. Ich müsste allerdings keine Materialkosten haben, was für einen Computerhersteller kaum möglich ist. Es setzt auch null Betriebskosten voraus, bei

39.000 Angestellten sehr schwierig. Ebenfalls können wir dann keine Steuern zahlen, was dem Finanzamt nicht gefallen wird. Außer- dem wäre die Voraussetzung, dass Sie als Anleger auch keine Steuern auf die Dividen- de zahlen, was illegal ist. Die Firma könnte außerdem in den nächsten zehn Jahren keine Mittel für Weiterentwicklungen aufbringen, damit wäre der gegenwärtige Umsatz kaum zu halten. Würden Sie auf Basis dieser Annahmen die Aktie zu 64 US-Dollar kaufen? Erkennen Sie, wie absurd diese Annahmen waren!“

Falls es Sie interessiert: Auf dem Höhepunkt der Hightech-Blase wurden 29 der im S&P 500 notierten Aktien mit dem Zehnfachen ihres Umsatzes bewertet. Heute sind es 28. Facebook wird aktuell mit dem mehr als Fünfzehnfachen seines Umsatzes bewertet. Ironischerweise liegt die Zentrale von Facebook jetzt in den alten Gebäuden von Sun.

Sie haben vielleicht schon einmal den Ausdruck: drei Schritte und ein Stolpern gehört (three steps and a stumble). Das heißt, wenn die amerikanische Zentralbank die Zinsen dreimal hintereinander angehoben hat, wird es wahrscheinlicher, dass die Kurse am Aktienmarkt sinken. In der folgenden Grafik von Ned Davis ist mit S jeweils die dritte aufeinanderfolgende Zinserhöhung gekennzeichnet. Beinahe jedes Mal folgte daraufhin eine Rezession. Auch das gegenwärtige Signal steht wieder auf S. In der Vergangenheit ist der Dow-Jones-Index durchschnittlich um 17,9 Prozent von einem Verkaufssignal gesunken.

Dow Jones

Gold

Der Goldpreis bewegt sich im Moment weiter um die Marke von 1.300 US-Dollar. Allerdings ist die Produktion rückläufig, was dem Goldpreis auf mittlere Sicht einen gewaltigen Auftrieb geben wird. Von den siebziger bis in die neunziger Jahre wurde jedes Jahrzehnt ein Vorkommen von rund 50 Millionen Unzen Gold entdeckt. Hinzu kamen unzählige kleinere Funde. Das hat sich grundlegend geändert. Aufgrund der drastisch zurückgegangenen Investitionen gab es in den letzten Jahren keine großen Goldfunde mehr.

Daher wissen viele Firmen nicht, wie sie die bestehenden Vorkommen ersetzen sollen. Zwar beginnt die Branche jetzt wieder, in Forschung und Entwicklung zu investieren, aber bis eine Goldmine vollständig in Betrieb gehen kann, dauert es rund sieben Jahre. Die Produktion wird daher in den kommenden Jahren zurückgehen, gleichgültig, was der Goldpreis macht.

 

Devisen

Die jetzt wohl kommenden Steueränderungen in den USA könnten nach Meinung der Analysten in den nächsten zwei Jahren zu einem um 0,5 Prozent höheren Wachstum führen. Das wiederum würde die Wirtschaft weiter beleben und es könnte im Ergebnis zu Gehaltszuwächsen und einer steigenden Inflationsrate kommen. Die Fed müsste dann konsequenterweise die Zinsen weiter anheben. Eine Kombination von finanzpolitischem Stimulus und geldpolitischer Straffung ist für den US-Dollar positiv zu bewerten. Hinzu kommt, dass ein Großteil der Welt in Dollar verschuldet ist. Bei einem Anstieg des Dollarkurses werden einige Schuldner möglichst schnell versuchen, diese Schulden zurückzuführen. Das könnte zu einer zusätzlichen Nachfrage nach US- Dollar führen. Auf der anderen Seite wird – wie wir bereits oben ausgeführt haben – die EZB ihre Zinsen nicht so schnell erhöhen und somit könnte auch die Zinsdifferenz immer stärker für den US-Dollar sprechen.

 

Portfoliostrategie

Bisher habe ich mich geirrt mit meiner pessimistischen Sicht auf Wirtschaft und Märkte, die Börsen boomen. Die US-Börsen steigen unbeeindruckt von steigenden Zinsen und politischen Wirrungen höher und höher. Nur wenige bemängeln eine abnehmende Marktbreite, eine schon fast unglaubliche Marktruhe und die seit Monaten nicht mehr vorhandene Volatilität. Die meisten glauben wohl an den ewigen Aufschwung trotz Rekordschulden, schlechter demografischer Entwicklung und geringem Produktivitätszuwachs. Vielleicht müssen die Pessimisten noch lernen, dass es möglich ist, Wohlstand durch Gelddrucken zu schaffen. Aber es ist letztendlich dieselbe Politik, die uns auch in die letzte Krise geführt hat: eine Geldpolitik, die vor allem auf neue Kredite setzt, um zusätzliche Nachfrage zu generieren, um die Probleme zu verdecken.

Ich bleibe bei meiner vorsichtigen Auffassung, auch wenn ich in einem Jahr immer noch Gegenstand der Kritik sein kann. Doch wie 1999 und 2007 kann es sich lohnen, auf kritische Stimmen zu hören. Sieben Gründe sprechen dafür, dass sich der Boom an den Börsen in der Endphase befindet:

  1. Sorglosigkeit der Anleger
  2. Die Märkte sind im historischen Vergleich teuer
  3. Niedrige Zinsen rechtfertigen keine höhere Be- wertung
  4. Gewinne der Unternehmen sind durch Financial Engineering geprägt
  5. Die Notenbanken sind nicht allmächtig
  6. Liquiditätsillusion
  7. Spekulation auf Kredit

 

Es bleibt dabei: Ein hoher Anteil Liquidität ist eine gute Ausgangsposition. Wer in Aktien investieren will oder muss, sollte auf Unternehmen mit einer starken Bilanz setzen. In einem Abschwung werden zwar auch solche Aktien korrigieren, aber weitaus weniger als der breite Markt.

 

Mit freundlichen Grüßen Ottmar Beck

 

Diese Veröffentlichung dient ausschließlich der Information und stellt weder ein Angebot noch eine Aufforderung zur Abgabe von Kauf-, Verkaufs- oder Zeichnungsaufträgen dar. Sie sind auch keine Entschei- dungshilfen in rechtlichen, steuerlichen, wirtschaftlichen oder anderen Belangen. Alle Informationen beruhen auf Quellen, die wir als zuverläs- sig erachten. Sie dienen lediglich der Information und begründen kein Haftungsobligo. Anlagen können plötzlichen und erheblichen Wertver- lusten unterworfen sein, mit der Folge, dass der Anleger möglicherweise nicht den investierten Gesamtbetrag zurückerhält. Bei Aktien bestehen gegenüber festverzinslichen Wertpapieren neben höheren Renditechan- cen auch wesentlich größere Risiken; ein Totalverlust kann nicht ausge- schlossen werden. Die individuellen Anlageziele, die Finanzlage oder die besonderen Bedürfnisse einzelner Empfänger wurden nicht berücksich- tigt. Nutzer, die den Kauf der auf diesen Seiten beschriebenen Wertpa- piere in Erwägung ziehen, sollten im Hinblick auf die Ausstattung der Wertpapiere und Risiken, die mit diesen Wertpapieren verbunden sind, vor Erwerb der Wertpapiere die allein rechtlich verbindlichen endgülti- gen Angebotsbedingungen lesen, die in den endgültigen, offiziellen Verkaufsprospekt, gegebenenfalls aktualisiert durch Nachträge, einbe- zogen sind. Alleinige Grundlage für den Anteilerwerb sind die Verkaufs- unterlagen zu den Sondervermögen. Verkaufsunterlagen zu allen Son- dervermögen sind kostenlos bei der Kapitalverwaltungsgesellschaft und der zuständigen Depotbank erhältlich.




Allgemeiner Marktkommentar und Anlagestrategie Nr. 10

Wilen, den 4. September 2017

Sehr geehrte Damen und Herren,

unübersehbares Ergebnis der Wahl in Deutschland ist der große Verlust der beiden größten Parteien und der Zugewinn der kleinen Parteien. Daher dürften die CDU/CSU zukünftig stärker nach rechts und die SPD stärker nach links rücken. Das macht auch in Zukunft eine große Koalition schwieriger, wenn nicht unmöglich. Im Moment bleibt für eine Regierung nur noch die Jamaika-Koalition. Aufgrund der teilweise gegensätzlichen Positionen können die Koalitionsgespräche womöglich Monate dauern. Da die aktuelle Regierung bis zum Abschluss der Verhandlungen an der Macht bleibt, sind außer politischem Stillstand keine Turbulenzen zu erwarten. An den Börsen können jedoch Forderungen, wie zum Beispiel die der Grünen, den Verbrennungsmotor abzuschaffen, zu Irritationen führen, sodass sich die Handelsspanne des DAX vermutlich weiter zwischen 11.800 und 12.800 Punkten bewegen wird (26.1.: 12.848, 16.5.:12.804, 29.8.: 11.868, 29.9.: 12.828).

Bisher kaufte die amerikanische Notenbank Fed für monatlich ca. 20 Milliarden US-Dollar Anleihen, um fällig gewordene, zurückgezahlte Anleihen auszugleichen. In Zukunft will sie nur noch Anleihen für 10 Milliarden US-Dollar pro Monat kaufen. Obwohl dies nur eine sehr vorsichtige Rücknahme der Anleiheankäufe ist, kann sich dies negativ auswirken, da sie in einer Zeit mit schwachem Konjunkturwachstum – unter 2 Prozent – kommt. Allerdings wirken monetäre Bremsmaßnahmen der Notenbank an der Börse immer erst längerfristig.

Festverzinsliche Wertpapiere

Im Moment ist eins klar: Die Zinsen können nur noch steigen. Die Frage ist allerdings wann, über welchen Zeitraum und in welchem Umfang. Dazu besteht die Gefahr, dass die nächste Rezession die Pläne der Notenbanken schneller über den Haufen wirft, als wir denken. Das Ansteigen der Zinsen ist Fluch und Segen zugleich. Auf der einen Seite gibt es dann wieder höhere Renditen, auf der anderen Seite steigen die Risiken und die Kurse werden gedrückt. Da keine rasch ansteigende Inflation in Sicht ist, gehen wir von einem sehr moderaten Zinsanstieg aus. Wer Interesse hat kann in indische Staatsanleihen investieren. Die Rendite zehnjähriger indischer Staatsanleihen liegt bei circa 6,5 Prozent und der neueste Konsumentenpreisindex liegt in Indien bei 2,4 Prozent. Damit gehören die realen Zinsen zu den höchsten der Welt. Darüber hinaus war in den letzten Jahren kaum eine Korrelation zu den großen westlichen Anleihemärkten zu erkennen. Dies liegt daran, dass indische Anleger nicht im Ausland investieren können. Auch versuchen die indischen Behörden, Ausländer vom Markteintritt abzuhalten. Der Markt ist nach China der zweitgrößte Schwellenländer- Anleihemarkt. Aufgrund der hohen Eintrittsschwellen sollte man über einen Fonds in den Markt investieren. Da wir unsere beiden Musterdepots so einfach wie möglich halten wollen, nehmen wir keine Änderungen vor.

Aktien

Warum empfehle ich immer wieder, in der Zeit zwischen Mai und Oktober bei Aktien-Investitionen vorsichtig zu sein? Ich weiß, dass niemand voraussagen kann, wann der Markt seinen Tief- oder Höchstpunkt erreicht. Aber wir wissen ebenso, dass der Aktienmarkt eine lange Geschichte von signifikanten Kursrückgängen, manchmal mehr als drastisch, in der Periode zwischen Juni und Oktober hat. In der von uns betrachteten Periode haben sich amerikanische Staatsanleihen seit 1981 in 33 von 36 Zeitperioden positiv entwickelt. Auch der S&P-500-Index hat in 28 Jahren positiv und nur in 8 Jahren negativ abgeschlossen. Allerdings ist nicht die Frage nach der Anzahl der Gewinne oder der Verluste wichtig, vielmehr ist die Größenordnung der Gewinne oder Verluste von Bedeutung. Betrachtet man folgende Grafik, stellt man fest, dass in der fraglichen Zeitperiode der kumulative Gewinn für Anleihen bei 280 Prozent lag, wohingegen der S&P 500 bei
71 Prozent lag. Das ist ein Verhältnis von 4 zu 1.

Cumulative Return

 

Die folgende Grafik zeigt Ihnen im Jahresvergleich den Gewinn/Verlust des S&P 500 in der Zeit von Mai bis Oktober. Es ist deutlich zu sehen, dass die meisten Jahre positiv abgeschlossen haben. Leider haben fünf der acht negativen Jahre einen Verlust von über 12 Prozent gemacht. Für eine langfristige Wertentwicklung sind diese Zahlen verheerend.

 

Occasional large losses

 

Die dritte Grafik zeigt Ihnen die Entwicklung der amerikanische Staatsanleihen (Treasury Bonds) abzüglich des Gewinns oder Verlusts für den S&P 500 von Mai bis Oktober. Hier kommen wir zu einem Resultat von 50 zu 50. Festverzinsliche Anleihen haben den Wettstreit 17-mal gewonnen, der S&P 500 19-mal. Trotzdem haben auf kumulativer Basis festverzinsliche Anleihen, wegen der hohen Verluste des S&P 500, von Zeit zu Zeit besser abgeschnitten.

Intermediate Term Treasury

Im Moment deutet sich wieder eine positive Periode für Aktien an. Da ich die Entwicklung auch nicht kenne, bleiben wir weiterhin bis Ende Oktober vorsichtig.

ETFs (Exchange Traded Funds)

Ich bin kein Gegner von ETFs. Vor allem dann nicht, wenn sie seriös einen Markt abbilden. Ich spreche hier nicht von ETFs, die gezielt in nicht liquide Märkte investieren wie zum Beispiel ETFs, die sich auf junge Minenunternehmen spezialisiert haben. Denn viele dieser Unternehmen werden kaum gehandelt und haben auch langfristig geschäftlich wenig Erfolg. Hier wird die Illusion von Liquidität mithilfe von ETFs erzeugt. Dasselbe gilt für die ETFs, die in Ramschanleihen (Junk Bonds) investieren. Junk Bonds können in Stressphasen äußerst illiquide sein. Im Jahre 2015 gab es ETFs, die kurzfristig 30 Prozent Verluste machten, während der zugrunde liegende Index nur um
10 Prozent nachgab.

Wann immer eine Anlagestrategie so populär ist wie heute das passive Investieren, muss sich jeder Anleger fragen: Waren vergleichbare Strategien in der Vergangenheit letztendlich erfolgreich? Man kann die Ähnlichkeiten zur Entwicklung der Investment- Trusts in den späten 1920er Jahren nicht außer Acht lassen. Natürlich tut die Investment-Industrie alles, um jedes Anlegerbedürfnis mit neuen Aktien- Produkten zu erfüllen. Man denke nur an die Hunderte von Aktieneinführungen zur Hochzeit der High- tech-Blase. Ich erwarte zwar nicht, dass die Blase der ETFs genauso schlimm endet, aber auch passive Investoren werden lernen, was ein Bärenmarkt ist.

Wenn die Börsen fallen, bevorzugen Anleger immer Absolute-Return-Produkte und aktive Manager. In Haussemärkten werden Relative-Return-Produkte bevorzugt, weil nur diese mit den steigenden Märkten mithalten können. Die Art der Anlage ist also ein Zeichen für die Risikobereitschaft der Anleger. Wer in Relative-Return-Produkte investiert, sucht das Risiko, das heißt, der Anleger schreckt auch vor deut- lichen Kursrückgängen nicht zurück, um möglichst stark vom Aufwärtstrend zu profitieren. Im Gegensatz dazu bevorzugt der risikoscheue Anleger eine Strategie, die die Kursverluste begrenzt. Dafür ist er bereit, auf einen Teil der Rendite zu verzichten. Natürlich hängt die Anlagestrategie auch immer vom betrachteten Zeitraum und Geldbedarf des Anlegers ab. Aber ein Relative-Return-Investment zeigt, dass man verglichen mit dem Index eine möglichst hohe Rendite zu den niedrigsten Kosten erwirtschaften möchte. Wir müssen uns daher fragen, ob die wachsende Popularität des passiven Investments nicht ein Zeichen dafür ist, dass die Risikobereitschaft steigt, dabei aber jegliche Erfahrung vergangener Anlagezyklen in den Wind geschlagen wird. Und wäre das nicht die Definition von Anlage-Wahnsinn?
Die Vergangenheit hat immer wieder gezeigt, dass es für jene Anleger, die an einer solchen Entwicklung teilnehmen, ein böses Erwachen geben wird. Einige der wichtigsten historischen Bewertungsmodelle weisen bereits darauf hin.

Diagramm

Portfoliostrategie

Wechselkurse spielen vor allem für Anleiheinvestoren eine immer wichtigere Rolle. Denn das Auf und Ab beeinflusst die Gesamtrendite der Anlage in festverzinslichen Wertpapieren. Anleger sollten deshalb entweder nur in ihrer Heimatwährung, in abgesicherten Produkten oder mit einer aktiven Handelsstrategie in Fremdwährungsanleihen investieren.

Wir hatten beim Alltrust 50 im Frühjahr dazu geraten, den US-Dollar bei einem Kurs von ca. 1,07 Euro abzusichern. Ebenfalls empfahlen wir, die Absicherung im letzten Monat wieder aufzuheben. Da das Wirtschaftswachstum in Europa anzieht, die politischen Risikoprämien sinken und die Euphorie hinsichtlich zukünftiger Reformen unter Präsident Trump nachgelassen hat, hat sich das als richtiger Rat herausgestellt. Wir gehen nach wie vor von einem sich langfristig weiter abschwächenden US-Dollar aus. Jedoch spricht viel dafür, dass er nun unter einigen Schwankungen längere Zeit seitwärts tendieren wird. Sollte es zu einer militärischen Auseinandersetzung mit Nordkorea kommen oder sollten die Aktienkurse stärker einbrechen, dürfte der US-Dollar wie üblich wieder an Stärke gewinnen.

In den Musterdepots investieren wir in der Anlageart festverzinsliche Wertpapiere grundsätzlich nur in der lokalen Währung.

Es bleibt dabei: Ein hoher Anteil Liquidität ist eine gute Ausgangsposition. Wer in Aktien investieren will oder muss, sollte auf Unternehmen mit einer starken Bilanz setzen. In einem Abschwung werden zwar auch solche Aktien fallen, aber weitaus weniger als der breite Markt.

 

 

Mit freundlichen Grüßen Ottmar Beck

 

 

Diese Veröffentlichung dient ausschließlich der Information und stellt weder ein Angebot noch eine Aufforderung zur Abgabe von Kauf-, Verkaufs- oder Zeichnungsaufträgen dar. Sie sind auch keine Entscheidungshilfen in rechtlichen, steuerlichen, wirtschaftlichen oder anderen Belangen. Alle Informationen beruhen auf Quellen, die wir als zuverlässig erachten. Sie dienen lediglich der Information und begründen kein Haftungsobligo. Anlagen können plötzlichen und erheblichen Wertverlusten unterworfen sein, mit der Folge, dass der Anleger möglicherweise nicht den investierten Gesamtbetrag zurückerhält. Bei Aktien bestehen gegenüber festverzinslichen Wertpapieren neben höheren Renditechancen auch wesentlich größere Risiken; ein Totalverlust kann nicht ausgeschlossen werden. Die individuellen Anlageziele, die Finanzlage oder die besonderen Bedürfnisse einzelner Empfänger wurden nicht berücksichtigt. Nutzer, die den Kauf der auf diesen Seiten beschriebenen Wertpapiere in Erwägung ziehen, sollten im Hinblick auf die Ausstattung der Wertpapiere und Risiken, die mit diesen Wertpapieren verbunden sind, vor Erwerb der Wertpapiere die allein rechtlich verbindlichen endgültigen Angebotsbedingungen lesen, die in den endgültigen, offiziellen Verkaufsprospekt, gegebenenfalls aktualisiert durch Nachträge, einbezogen sind. Alleinige Grundlage für den Anteilerwerb sind die Verkaufs- unterlagen zu den Sondervermögen. Verkaufsunterlagen zu allen Sondervermögen sind kostenlos bei der Kapitalverwaltungsgesellschaft und der zuständigen Depotbank erhältlich.

 




Keine Angst vor dem Crash?

Unter dieser Überschrift wurde in einer Lokalzeitung ein Interview mit Herrn Jürgen Kurz, Pressesprecher des DSW (Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz) abgedruckt, in welchem er die Meinung vertritt, dass man vor einem Crash an den Börsen keine Angst haben sollte, denn irgendwann kommt ein neues Allzeithoch.

Schaut man nach Japan, warten die japanischen Aktienbesitzer, welche zum Allzeithoch des Nikkei-Indexes von 40.000 Punkten in 1987 Aktien gekauft haben, nunmehr schon 30 Jahre darauf, dass dieses Allzeithoch wieder erreicht wird. Momentan steht der Nikkei Index bei rd. 20.000 Punkten. (Siehe beiliegenden Chart)

 

Diagramm Crash

 

Mit den Allzeithochs an den Börsen ist das so eine Sache. Keiner kann sagen, ob das das Allzeithoch  war oder ob noch eines kommt  und wehe wenn man auf dieses Allzeithoch jahrelang, oder wie in Japan jahrzehntelang, warten muss.

Insofern ist das Plädoyer von Herrn Kurz unverantwortlich und treibt damit die Anleger bei einem solchen Höchststand in eine sehr spekulative Anlageform, die im Wesentlichen  durch die unverantwortliche  Politik des Investmentbankers Draghi getrieben ist.

Als Vertreter des DSW, welcher als Anlegerschützer auftritt, hätte ich mir eine kritischere Haltung gewünscht, ebenso zu den von ihm empfohlenen Fonds und insbesondere zu den Fondssparplänen, welche sehr intransparent, mit hohen Risiken behaftet und in den meisten Fällen zu teuer sind bzw. den Fonds ein langfristiges Einkommen zu Lasten der Anleger bescheren, kurzum Ausbeutungsinstrumentarien sind (siehe hierzu den Beitrag “Fondssparpläne, ein Ausbeutungsprodukt” vom 6.9.2017)

Mit dem Hinweis auf Streuung/ Diversifikation werden diese verkauft und entsprechen  dem derzeitigen Mainstream, den man an jeder Ecke derzeit hören kann und ist  daher mit äußerster Vorsicht zu genießen.

Anlegerschutz? Meines Erachtens keinesfalls.

23. Oktober 2017

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

siehe auch www.emde-fiveko.de