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Allgemeiner Marktkommentar Oktober 2016

Beitrag von Ottmar Beck

Wilen, den 9. Oktober 2016 Nr.10

Sehr geehrte Damen und Herren,

was ist die meist gehasste Anlage der Welt? Diese Frage stelle ich mir immer wieder, denn meistens bietet die meist gehasste Anlageklasse die größten Chancen. Letztes Jahr wollte niemand Gold haben, in diesem Jahr ist Gold – besonders Goldminenaktien – die Anlageklasse mit der besten Wertentwicklung.
Ich rate immer noch zu einem Engagement, aber man kann nicht mehr sagen, dass Gold noch auf große Ablehnung stößt. Heute ist die meist gehasste Anlageklasse Bargeld. Warum ich das sage? Heute investieren immer mehr Anleger lieber in Anlagen mit negativer Rendite als in Bargeld. Das ist irrational. Ein besonders gutes Beispiel hierfür ist die neue Anleihe von Henkel mit einer Rendite von –0,05 Prozent. Jetzt verkaufen schon Firmen, die zwar exzellent sind, aber durchaus ein Risiko in sich tragen, Anlagen mit einem negativen Zins! Hochrisikoanleihen aus den Vereinigten Staaten haben jetzt eine Rendite von nur 5,5 Prozent, während die Ausfallraten wieder steigen. Da Zinsen auf Staats- und Firmenanleihen immer unattraktiver werden, fliehen Investoren in angebliche Anleihe-Alternativen. Sie fliehen zum Beispiel in Immobilien, Immobilienfonds, Hochzinsanleihen und Aktien mit einer noch hohen Dividendenrendite. Aber egal, wie sehr Sie auch hoffen, eine Rendite zu erzielen, die mit jener festverzinslicher Wertpapiere vergleichbar ist: Diese Anlagen sind keine festverzinslichen Wertpapiere! Diese Jagd nach einer hohen, stabilen Verzinsung wird nicht anders enden wie alle anderen zuvor. Im Moment glaubt jeder, Liquidität sei „Müll“, aber wir bewegen uns rasend schnell auf eine Zeit zu, in der Liquidität wieder „König“ sein wird.

Aktien
Auf die Gefahren des derzeitigen Umfelds haben wir schon hingewiesen. Und auch die Volatilitätsindikatoren deuten in die gleiche Richtung: Sie sind weltweit auf ihren tiefsten Stand gefallen. Vor diesem Hintergrund ist es bezeichnend, dass Warren Buffett, der als einer der großen Investoren der letzten Jahrzehnte gilt, Liquidität sammelt, während andere angstvoll davon laufen. Warren Buffetts Cash- Position:

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Der September war der einzige Monat im Jahr, bei dem es im S&P 500 in den letzten 66 Jahren häufiger zu einem Verlust als einem Gewinn kam. Der Oktober sieht zwar besser aus (41-mal plus, 25-mal minus), aber die meisten Investoren haben den Oktober als „Crash-Monat“ im Kopf. Das ist auch nicht verkehrt: 1929, 1930, 1932, 1933, 1937, 1941, 1978,
1979, 1987, 1997 und 2008 kam es jeweils zu einem drastischen Verfall der Aktienpreise im Monat Oktober, das heißt zwar natürlich nicht, dass es auch dieses Jahr wieder zu fallenden Kursen kommen muss. Aber ein Blick auf das politische Umfeld macht skeptisch: In Spanien gibt es keine Regierung. Italien steht vor dem Verfassungsreferendum, das zum Rücktritt von Premierminister Renzi führen kann. Und dann sind da noch die Kriegssituation im Nahen Osten, die Spannungen in der EU, die ungeklärten Fragen im Verhältnis zur Türkei und letztendlich die Präsidentschaftswahl in den USA – es gibt mehr als genug Konfliktherde.

Besitz von Liquidität entspricht dem Besitz einer Option ohne Enddatum. Mit dieser Option können Sie in jede Anlageklasse investieren, wenn ein „Schnäppchen“ auftaucht. Und zumindest statistisch gesehen, könnte sich noch im Oktober eine erneute Chance bieten, wie Sie der folgenden Statistik für den S&P 500 seit 1950 entnehmen können.

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Darüber hinaus dringen aus vielen Unternehmen schon jetzt, vor den Berichten über das dritte Quartal, negative Nachrichten hinsichtlich des Aufbaus von Vorräten, der Umsätze, die niedriger als erwartet ausfielen, und des Margendrucks.

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Außerdem haben im letzten Monat sowohl Ford als auch General Motors gewarnt, dass steigende Kreditausfälle ihr Geschäft im zweiten Halbjahr 2016 stark negativ beeinflussen könnten. Ford hat in seinem vierteljährlichen Bericht an die Securities and Exchange Commission berichtet, dass im ersten Halbjahr 449 Millionen US-Dollar für Kreditverluste zurückgestellt wurden, eine Erhöhung um 34 Prozent gegenüber dem ersten Halbjahr 2015. General Motors hat in seinem Bericht eine Summe von 864 Millionen US-Dollar genannt. Die gesamten ausstehen den Kredite für die Automobilfinanzierung belaufen sich in den USA auf 1 Billion US-Dollar. Stagnierende Einkommen, steigende Verschuldung und zumindest bei den Dingen des täglichen Bedarfs steigende Preise haben zu einer Veränderung der Konsumausgaben geführt. Die bislang Spendierfreudigsten, die Amerikaner, werden zu Sparern.

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Diese Veränderung gilt vor allem für die junge Generation. Da die Konsumausgaben der Motor der Wirtschaft sind, dürfte das weltweite Wirtschaftswachstum in Zukunft auch niedrigere Wachstumsraten aufweisen. In der Folge werden auch die Investitionen der produzierenden Wirtschaft langsamer oder gar nicht mehr wachsen. Dem steht bei immer mehr Sparern eine größere Geldmenge gegenüber, die angelegt werden will.

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Festverzinsliche Anlagen
Ich habe immer behauptet, dass Prognosen beinahe wertlos sind. Schauen Sie sich nur an, wie viele Analysten für 2014 höhere Zinsen vorausgesagt haben. Inzwischen hat sich herausgestellt, dass langfristige Anleihen seit 2014 eine der besten Investitionen waren. Aber obwohl Prognosen wertlos sind, machen wir sie alle zu jeder Zeit. Wenn Sie zum Beispiel für die nächsten zehn Jahre in Aktien investieren, treffen Sie natürlich eine Aussage darüber, was Sie in den nächsten zehn Jahren erwarten. Sie werden bestimmt nicht in Aktien investieren, von denen Sie annehmen, dass sie über die nächste Dekade um 40 Prozent fallen (was die San Francisco Fed unlängst in einer Studie als reale Möglichkeit beschrieben hat). Deswegen versuche ich immer, mit Vorschlägen zu arbeiten, die das Vermögen auf viele Anlagekategorien verteilen. Alle seriösen Prognosen, die sich nur auf Fakten und Statistiken der Vergangenheit berufen, sagen, dass Investoren in Aktien über die kommende Dekade eine negative reale Rendite erwarten können. Während zehnjährige festverzinsliche Wertpapiere eine leicht positive reale Rendite erwirtschaften sollen. Das ist der Grund, warum ich auch weiterhin an festverzinslichen Wertpapieren festhalte.

In diesem Umfeld spricht nichts dagegen, weiter vorsichtig zu bleiben.

Im gegenwärtigen Umfeld werden die Zinsen überdies kaum steigen. Die immer weiter fallenden Zinsen haben in Europa zu einer Umschichtung in Märkte mit einer höheren Rendite geführt. Die Fondsbranche meldet die massivsten Zuflüsse in Schwellenländeranleihefonds, die jemals verzeichnet wurden. Wir bleiben weiter in der konservativen Anlage in deutschen und Schweizer Staatsanleihen trotz negativer Zinsen engagiert.

Gold
Vor der letzten Sitzung der Fed gab es zwei Möglichkeiten: Falls die Fed keine Erhöhung vornimmt, werden Gold- und Aktienpreise steigen. Nimmt die Fed eine Zinserhöhung vor, werden Gold und Aktien fallen. Wie wir jetzt alle wissen, wurden die Zinsen nicht erhöht und folgerichtig sind Aktien und Goldpreis wieder gestiegen. Wir müssen uns aber immer wieder ins Gedächtnis rufen, dass weder die eine noch die andere Entscheidung die Welt geändert hätte. Denn: Die Weltwirtschaft wird nicht über Nacht genesen.

Ich lasse daher die Gold-Positionen unverändert. Denn eines bleibt: das unsichere Umfeld und die geänderte Firmenpolitik der Goldminenunternehmen. Strebten ihre Vorstände früher danach, den Unternehmenswert durch Größe und Diversifikation in die Breite zu steigern, versuchen sie heute, ihn durch die Konzentration auf rentable Großprojekte und niedrige Kosten zu steigern. Beides wird die Kurse der Goldminenaktien weiter oben treiben.

Zum Wochenstart im Oktober fiel der Goldpreis deutlich. Grund dafür sind die wieder höheren Zinserwartungen in den USA. Denn Gold bringt keine Zinsen, ist aber mit Haltekosten belastet. Aber was soll sich im Fall einer Zinserhöhung ändern? Wenn der Leitzins auf 2 Prozent steigen sollte, wird nach Angaben der FED auch die Inflationsrate in den USA auf das anvisierte Ziel von 2 Prozent steigen. Die realen Zinsen sind dann wieder bei Null. Das wird mittelfristig Gold wieder zu einem höheren Preis verhelfen.

Portfoliostrategie
In der Theorie ist der Weg aus der Konjunkturflaute klar: Die Notenbank senkt den Leitzins und erhöht die Geldmenge. Das Überangebot an Geld lässt die Kapitalmarktzinsen sinken. Die fallenden Zinsen stimulieren die Investitionen (Projekte amortisieren sich rascher) und regen den Konsum an (sparen wird unattraktiver), die Konjunktur erholt sich. Was aber, wenn wir schon alles haben und die Produktionskapazitäten deshalb nicht ausgelastet sind? In diesem Fall führt die Geldschwemme zunächst zu einer Inflation der Vermögenswerte.

Jeremy Grantham, Gründer von GMO, hat in seinem vierteljährlichen Brief wie immer seine 7-Jahres- Prognose veröffentlicht. Er glaubt an folgende Entwicklung für die nächsten Jahre

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Trotz seiner guten Erfolge in der Vergangenheit und dem Vermögen von 91 Milliarden US-Dollar, das er verwaltet, kann ich nur hoffen, dass er sich diesmal irrt.

Meine Leser wissen, dass ich konstant empfehle, in ein Portfolio aus verschiedenen Anlageklassen zu investieren. Dieses Portfolio sollte Aktien, festverzinsliche Wertpapiere, Bargeld, Immobilien und Edelmetalle enthalten. Da die meisten Leser Immobilien besitzen, enthält das Portfolio keine Immobilienwerte. Diversifikation bedeutet, die größten Verluste zu vermeiden. Da aber inzwischen alle Anlagen überteuert sind, bin ich mir nicht mehr sicher, ob diese Vorgehensweise auch in Zukunft Bestand haben wird. Für den durchschnittlichen Kapitalanleger ist es aber immer noch die beste aller Optionen. Es sollte Ihnen bewusst sein, dass Diversifikation keine Alternative ist, wenn Sie mit der Geldanlage reich werden wollen.

Ich freue mich auf einen regen Austausch mit Ihnen.

Mit freundlichen Grüßen

O. Beck

Dax : -2,16% – Euro Stoxx 50 P: -5,66% – SMI: -7,70% – RexP: 3,67% – SBI: 6,49% – Gold(in US$): 23,80%
per 30.09.2016

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Arme Lottomillionäre

Erst kürzlich wurde wieder der Lotto-Jackpot von € 90 Mio  geknackt, worauf mir die zwei Worte “arme Lottomillionäre” einfielen. Ein Spieler mit 6 richtigen Zahlen erhält diesen Betrag, 8 weitere Spieler mit jeweils 5 richtigen müssen sich „nur“ mit € 2,8 Mio zufrieden geben.

Solche Gewinne sind für die meisten Menschen ein absoluter Traum. Keine Geldsorgen mehr haben zu müssen, sich alles leisten können, was man will, kurzum das Leben  jetzt in vollen Zügen genießen  und  vielleicht seinem ungeliebten Chef die rote Karte auf diese oder andere Art zeigen zu können.

Allerdings sind sich viele dieser Gewinner nicht über die danach auftauchenden Probleme bewusst, die insbesondere dann auftauchen, wenn ihre Namen bekannt werden. Diese neue  Art von Prominenz wird dazu führen, dass die halbe Welt sie  zur Lösung dieser oder jener Probleme anbetteln wird, tot geglaubte Verwandte tauchen plötzlich auf und bitten sie, bei der Lösung dieser oder jener finanziellen Probleme behilflich zu sein usw. usw. Es werden die phantastischen Beteiligungsangebote gemacht, welche sich später dann als heiße Luft herausstellen werden. Der Katalog kann unendlich fortgesetzt werden und führt nach anfänglicher Euphorie irgendwann zu Frust und Verdruss des Lottogewinners, zumal er befürchten muss, nur noch wegen seines Geldes im Fokus aller zu stehen.

In meiner Bankerzeit habe ich einmal erlebt, dass ein Lottogewinner (Landwirt) seine gewonnene Million einfach in sein Banktresorfach steckte und sich nur von Zeit zu Zeit dieses Schatzes bediente. Selbst seine engste Familie nebst Ehefrau hatte von diesem Gewinn keine Ahnung. Mit dieser Vorgehensweise wollte er einfach die oben beschriebene Entwicklung verhindern und in Ruhe weiter leben.

Da dieser Gewinn irgendwann auf irgendeinem Konto bei einer Bank einmal transferiert werden muss(€ 90 Mio in bar sich auszahlen zu lassen, dürfte äußerst schwierig sein), wird diese Bank die erste sein, welche dem Lottomillionär äußerst hofieren und mit Anlagemöglichkeiten von den besten “Spezialisten” der Bank überschütten wird. Diese setzen  sich aus einem Berg von Empfehlungen von „sicheren“ Anlagen bestehend aus   strukturierten Finanzprodukten wie Fonds und Zertifikaten aller Art zusammen, welche der Gewinner vermutlich kaum verstehen wird. Wie soll er auch, wenn selbst die empfehlenden Banker die dahinter steckenden hohen Risiken solcher Anlagen selber nicht verstehen bzw. nicht offenbaren, geschweige denn die hohen Verdienstmöglichkeiten der Finanzindustrie.

Ich hatte vor Jahren in 2005, also vor der Finanzkrise, Herrn Fried­helm Repnik, damaliger Geschäftsführer der landeseigenen Staat­lichen Toto-Lotto GmbH Baden Württemberg, gefragt, welche Empfehlungen er Lottogewinnern, die auch damals schon größere achtstellige Gewinne einstreichen konnten, geben würde.

Seine Antwort darauf war für mich bezeichnend. Er würde diesen Gewinnern empfehlen, eine Woche Urlaub zu machen und dann alle möglichen Banken abklappern und sich dann das beste Angebot heraus suchen.

Ich war schlichtweg entsetzt und das ließ ich auch Herrn Repnik spüren, bzw. habe ihm dringend von solchen Empfehlungen ab­geraten, da mir das Geschäftsgebaren der Banken damals schon bekannt und sehr sauer aufgestoßen war. Außerdem, wie soll ein in Finanzdingen unerfahrener Bürger die für sich beste Anlagemöglich­keit aussuchen. Er kann es ja aufgrund der hohen Komplexität nicht einmal richtig beurteilen.

Es zeigt aber auch, wie ahnungslos die Politiker damals waren. Herr Repnik hatte den Beruf eines Apothekers gelernt und wurde 1988 in den Landtag von Baden-Württemberg gewählt, dem er bis 2006 an­gehörte und ab 1998 bis 2004 als Sozialminister fungierte. Wie soll ein in der Vermögensanlage nicht ausgebildeter Politiker und Apotheker mit einer ganz anderen Berufsausbildung dies auch anders wissen?

Ob die jetzige Geschäftsführerin der Toto-Lotto GmbH Baden-Württemberg, welche ebenfalls eine Politikerin  (SPD) ist und im politischen Umfeld des Gesundheitswesens ihre Wurzeln hat, einen profunderen Rat als Herr Repnik geben kann, ist daher fraglich.

Man kann daher diesen Lottomillionären nur wünschen, den richtigen Berater gefunden zu haben, welcher auf seiner Seite steht, nur von ihm bezahlt wird  und nicht dem Vertrieb irgendeiner Institution wie Banken und Versicherungen angehört. Solche Berater befinden sich in der Regel in sogenannten Family Offices, welche als Vermögensbetreuungseinheiten fungieren und nur vom Vermögensinhaber bezahlt werden.

Schlimm wird es jedoch, wenn der Gewinner an Anlageberater gerät, welche Ihr Einkommen aus den verkauften Finanzprodukten über Provisionen beziehen, somit mehr Interesse am Verkauf von Finanzprodukten haben, als an einem langfristigen und seriösem Vermögensbestand und -zuwachs seines Kunden.

Außerdem sollte sich der Lottomillionär bewusst sein, dass er nunmehr die Rolle eines Kreditgebers eingenommen hat, welcher nun – wie eine Bank – die Bonität des Kreditnehmers, somit die Vermögensanlage,  prüfen muss. Rendite darf dabei nur eine untergeordnete Rolle spielen, Sicherheit ist das eherne Prinzip.

Zu einer solchen Bonitätsprüfung gehört eine langjährige und somit ausgereifte Kreditexpertise, welche die wenigsten Anlageberater besitzen, die meisten können nicht einmal eine Bilanz nebst Gewinn-und Verlustrechnung eines Unternehmens  lesen.

Sollte er mit dieser Sichtweise oder einem seriösem Family Office mit Kreditexpertise fündig geworden sein, kann er sich glücklich schätzen und dürfte ein reicher Vermögensmensch bleiben. Es bleibt allerdings zu befürchten, dass die meisten Lottomillionäre an befreundete Scharlatane geraten und somit  ihr Vermögen ins Nirwana verschwinden sehen werden. Dann heißt es wirklich, arme Lottomillionäre.

Übrigens, der Verfasser dieses Beitrages betreibt ein Family Office  mit hoher Kreditexpertise und betreut seit vielen Jahren sehr vermögende Familien.

16. September 2016

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch www.emde-fiveko.de

 

 

 




Allgemeiner Marktkommentar und Anlagestrategie September 2016

Sehr geehrte Damen und Herren,

beim diesjährigen Treffen der Notenbanker in Jackson Hole deutete Frau Yellen an, dass sie aufgrund der Konsumausgaben und des stabileren Beschäftigungswachstums eine Chance sieht, die Leit-zinsen in Amerika zu erhöhen. Allerdings schränkte sie im Nachsatz diese Aussage bereits wieder ein, indem sie bemerkte, dass die neuen Daten diese Entwicklung bestätigen müssten. Nichtsdestotrotz hat der Markt entsprechend reagiert: Die Aktienkurse und Preise für Edelmetalle fielen leicht. Bisher hat die amerikanische Notenbank Fed allerdings im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen eine Erhöhung des Zinssatzes immer vermieden, denn eine Zinssenkung würde eine positive wirtschaftliche Entwicklung bestätigen. Und das könnte als versteckte Wahlhilfe für Hillary Clinton aufgefasst werden.

„Es war einmal“ dürfte in Zukunft für die Zinsen gelten. Negativzinsen, Nullzinsen und Niedrigzinsen an diese Vokabeln werden wir uns gewöhnen müssen. Die niedrigen Zinsen werden zum Normalzustand. Damit wird sich auch das Verhalten der Geldanleger dramatisch verändern. Denn den Grundsatz, das Zinsen Einnahmen für verliehenes Geld sind, gibt es nicht mehr. Und der Grundsatz: Sparen lohnt sich, heißt heute: Sparen wird bestraft. Damit wollen die Zentralbank Privatleute und Unternehmen dazu bringen, ihr Geld besser heute als morgen auszugeben. So soll die schleppende Konjunktur wieder zum Laufen gebracht werden. Aber die mit dieser Politik erkauften temporären Vorzieheffekte für die Nachfrage nach Produkten können nicht ewig halten. Sie verlangen wieder und wieder nach neuen Zinssenkungen. Es ist wie bei einer Droge. Die Frage ist, ob und wie die Zentralbanken den Ausstieg schaffen.

Die Deutsche Bank hat eine interessante Rechnung aufgemacht: 2004 erzielte ein Portfolio, das zu 85 Prozent aus festverzinslichen Wertpapieren und zu 15 Prozent aus Aktien bestand, eine Rendite von 4 Prozent. Heute ist diese Rendite nur noch zu erreichen, wenn man sein Kapital zu je 50 Prozent in Anleihen und Aktien anlegt. Da Aktien aber historisch hoch bewertet sind, steigt mit Sicherheit die Schwankungsanfälligkeit dieses Depots. Daher wird sich eine Vielzahl von Anlegern für die Sicherheit entscheiden, also kurzfristig auf Rendite verzichten. Langfristig, vor allem für die Altersversorgung, wird das zum Problem.

Aktien

In den letzten Jahren sind vor allem Aktien, die in der Vergangenheit eine hohe Dividendenrendite aufwie-sen, überproportional gestiegen. Stiegen oder fielen diese Aktien früher meist weniger stark als die Bör-sen, liegt heute die Korrelation der Dividendenaktien zum S&P 500 bei 80 Prozent. Diese Daten machen den Ansturm auf Aktien mit einer hohen Dividende deutlich. Denn viele Anleger haben ihre sich nicht mehr rentierenden festverzinslichen Wertpapiere durch Aktien mit einer hohen Dividendenausschüt-tung ersetzt. Das heißt allerdings auch, dass diese Käufer Kapitalverluste riskieren, die das Dividenden-einkommen für viele Jahre übersteigen können.

Steigende Gewinne führen normalerweise zu höheren Aktienkursen. Heute scheint auch diese Regel ausgehebelt zu sein, denn die Gewinne vieler Unternehmen fallen seit einiger Zeit. Was dazu führt, dass viele Gesellschaften inzwischen mehr Dividende zahlen, als sie verdienen. Das ist langfristig ein unhaltbarer Zustand. Denn mit höheren Dividenden und niedrigeren Erträgen zahlen die Gesellschaften einen immer größeren Anteil ihrer Gewinne an die Anleger aus. Zwei Beispiele dazu: Die Gewinne von Exxon sind für die letzten vier Quartale auf 2,52 US-Dollar pro Anteil gefallen, im Vergleich zu 5,62 US-Dollar ein Jahr zuvor. Dennoch wurde den Anlegern in den letzten vier Quartalen 2,94 US-Dollar Dividende gezahlt. Im Vorjahr waren es noch 2,80 US-Dollar. In diesem Jahr sind die Aktien von Exxon um 13 Prozent gestiegen. Oder Wal-Mart: Erzielte man während der letzten vier Quartale einen Gewinn von 4,65 US-Dollar pro Aktie, waren es in den vier Quartalen zuvor noch 4,79 US-Dollar. Zur selben Zeit hat die Gesellschaft aber eine Dividende von 1,98 US-Dollar (Vorjahr: 1,94 US-Dollar) gezahlt. Auch hier stieg der Aktienkurs dieses Jahr um 18 Prozent. Machen die Gesellschaften in diesem Stil weiter, wer-den sie früher oder später das Limit dessen erreichen, was sie zahlen können, und dann wird das Verhältnis von Aktienkurs zu Gewinn wieder zu den historischen Normen zurückkehren, d. h. niedrige Gewinne ergeben niedrigere Dividenden und folge-richtig niedrigere Aktienkurse. Schließlich kann man die Dividenden nicht für immer erhöhen, wenn die Gewinne nicht folgen. Die Firma Caterpillar ist der größte Maschinenbauproduzent der Welt und produziert Lastwagen sowie Schwermaschinen für die Bau-, Minen-, Holz- und Energieindustrie. Wenn Caterpillar schlechte Zahlen meldet, hat die reale Wirtschaft ein Problem. Vor Kurzem hat die Gesellschaft ihr Zwischenergebnis veröffentlicht. Der Umsatz fiel im letzten Quartal um 16 und der Gewinn um 32 Prozent. Der weltweite Verkauf ist nun 43 Monate hintereinander zurückgegangen. Das ist wesentlich länger als die 19 Monate, die die Gesellschaft nach der Finanzkrise brauchte, um sich zu erholen. Zudem hat Caterpillar dieses Jahr bereits das zweite Mal in Folge seinen Ausblick auf die zu erwirtschafteten Gewinne pro Aktie gekürzt. Was immer Sie hören oder lesen: Wir sind weit von einer Normalisierung der Weltwirtschaft entfernt.

Trotz dieser Einzelbewertungen ist auf Basis der Gewinnerwartung für die kommenden zwölf Monate der S&P 500 immer noch mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 17,2 bewertet. Das ist der höchste Wert seit 2004. Die Unternehmensanalysten gehen davon aus, dass die Gewinne der S&P-500-Unternehmen 2017 um 13 Prozent gegenüber 2016 steigen werden. Wenn ich mir die drei oben erwähn-ten Einzelwerte anschaue, weiß ich nicht, woher der starke Gewinnzuwachs kommen sollte.

Ein Treiber für die steigenden Aktienkurse sind die Käufe der Zentralbanken. So hält die Schweizer Nati-onalbank nach den Käufen im zweiten Quartal jetzt US-Aktien im Wert von 61,8 Milliarden US-Dollar. Sie hat ihren US-Aktienbestand in der ersten Hälfte 2016 um 50 Prozent erhöht. Sollten die Zentralbanken sich verstärkt an den Aktienmärkten engagieren, werden sich die Kurse mit Sicherheit weiter von den historischen Bewertungen lösen und steigen.

Die folgende Grafik macht deutlich, dass die Aktienkurse in den USA und den Schwellenländern zumindest in den letzten sieben Monaten hauptsächlich aufgrund von höheren Bewertungen getrieben wurden. Allerdings zeigt sich am Beispiel von Japan deutlich, was passiert, wenn der negative Trend des Gewinnwachstums weitergeht.

Gold

Bis 2009 haben die Notenbanken netto Gold ver-kauft. Inzwischen geschieht das Gegenteil. Auch im ersten Halbjahr 2016 haben die Notenbanken nach den Zahlen des Word Gold Councils wieder 185 Ton-nen Gold hinzugekauft. Darüber hinaus ist es für viele private Investoren inzwischen preiswerter ge-worden, Gold zu halten als Bargeld. Denn das Halten von Bargeld kostet inzwischen vielfach Geld. Auf-grund der negativen Zinsen und der globalen Unsicherheit kaufen mehr und mehr Investoren Gold. Allerdings kann es nach dem kräftigen Anstieg des Goldpreises von circa 27 Prozent in diesem Jahr durchaus zu einer größeren Korrektur kommen. Das wäre normal und gesund.

Goldminenaktien steigen oft vier- bis fünfmal stärker als der Goldpreis selbst. So verwundert es auch nicht, dass viele Goldminenaktien heute 100 Prozent oder mehr über ihrem Wert vom 31. Dezember notieren. Viele Aktien sind dieses Jahr sogar noch stärker gestiegen. Daher sollte man nicht vergessen: Was für den Weg nach oben gilt, gilt auch für den Weg nach unten. Fällt der Goldpreis unter 1.300 US-Dollar, werden viele Anleger nervös werden. Bei 1.200 US-Dollar wird es daher vermutlich wieder zu panikartigen Verkäufen vor allem von Goldminenaktien kommen. Damit kann sich eine gute Gelegenheit bieten zu investieren, falls man noch nicht engagiert ist. Denn an den Argumenten, die für einen steigenden Goldpreis sprechen, ändert sich nichts, wenn der Goldpreis um 50 oder sogar 150 US-Dollar fallen sollte. Daher kann der Goldpreis im gegenwärtigen politischen und ökonomischen Umfeld auch ohne eine Zwischenkorrektur weiter steigen.

Portfoliostrategie

In dieser manipulierten Welt fällt das Investieren immer schwerer. Meine Leser wissen, dass ich im-mer die Meinung vertreten habe, dass es für den Anleger das Beste ist, ein diversifiziertes Portfolio aus Immobilien, Aktien, Rohstoffen, festverzinslichen Wertpapieren und Bargeld zu halten. Oft werde ich dafür kritisiert, dass die Anlage in festverzinslichen Wertpapieren bei den gegenwärtigen historisch niedrigen Zinsen komplett unattraktiv ist. Ich stimme dem zu, aber im Vergleich zu anderen Anlageklassen ist hier das Verlustrisiko im Moment geringer, vor allem wenn das Wirtschaftswachstum weiterhin so enttäuscht. Abgesehen davon hat sich die Anlage in festverzinsliche Wertpapiere 2016 durchaus bewährt. Und schließlich kennt keiner von uns die Zukunft. Auch wenn die Zinsen negativ sind: Wir werden unsere langfristige Anlagestrategie nicht ändern und sind somit den niedrigen Zinsen erst einmal auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Auch sind wir der Meinung, dass man sowohl in Aktien als auch Rohstoffaktien langfristig engagiert sein sollte, obwohl hier die Schwankungen in der Zukunft noch zunehmen werden. Da aber wie immer höhere Chancen (Ertrag) auch mit höheren Risiken (Schwankungen) verbunden sind, halten wir ein Engagement im Be-reich der festverzinslichen Wertpapiere mit geringeren Schwankungen für unabdingbar. Der Monat September hat über die letzten Jahre das schlechteste Ergebnis aller zwölf Monate bei der Entwicklung der Aktienkurse vorgewiesen und der Oktober wird all-gemein als „Crash Monat“ bezeichnet. Es gibt keine Möglichkeit vorauszusagen was dieses Jahr passieren wird. Wir lassen daher die Liquidität auf dem Konto – auch wenn es keinen Spass macht – und werden erst wieder ab Ende Oktober ein Engagement in Aktien in Betracht ziehen.

Eine Ausnahme der relativ ruhigen Märkte stellten die Preise der Edelmetalle dar. Im August mussten insbesondere Silber und die Goldminenaktien deutliche Abschläge hinnehmen. So hat der Nyse Acra Goldbugs Index seit seinem Hoch von an Anfang August rund 17 Prozent an Wert verloren. Alleine an einem Tag betrug der Rückschlag 7,8 Prozent. Wie wir bereits unter dem Thema Gold geschrieben haben, ist dies in unseren Augen eine normale Reakti-on. Auslöser waren die relativ hawkishen Kommentare von Mitgliedern der Fed. Die dahin interpretiert wurden, dass sich die Wahrscheinlichkeit von einer Fed Zinserhöhung vor Jahresende erhöht hat. Wir bleiben bei unserem Engagement. Sollte es zu einem überproportionalen Rückgang des Goldpreises kommen, werden wir die Position Gold auf die vor-gesehene Gewichtung von 10 Prozent wieder aufbauen.

Ich freue mich auf einen regen Austausch mit Ihnen.

Mit freundlichen Grüßen

Ottmar Beck

Dax : -1,94% – Euro Stoxx 50 P: -5,09% – SMI: -6,99% – RexP: 3,56% – SBI: 6,00% – Gold(in US$): 23,56%

per 31.08.2016

Diese Veröffentlichung dient ausschließlich der Information und stellt weder ein Angebot noch eine Aufforderung zur Abgabe von Kauf-, Verkaufs- oder Zeichnungsaufträgen dar. Sie sind auch keine Entscheidungshilfen in rechtlichen, steuerlichen, wirtschaftlichen oder anderen Belangen. Alle Informationen beruhen auf Quellen, die wir als zuverlässig erachten. Sie dienen lediglich der Information und begründen kein Haftungsobligo. Anlagen können plötzlichen und erheblichen Wertverlusten unterworfen sein, mit der Folge, dass der Anleger möglicherweise nicht den investierten Gesamtbetrag zurückerhält. Bei Aktien bestehen gegenüber festverzinslichen Wertpapieren neben höheren Renditechancen auch wesentlich größere Risiken; ein Totalverlust kann nicht ausg-schlossen werden. Die individuellen Anlageziele, die Finanzlage oder die besonderen Bedürfnisse einzelner Empfänger wurden nicht berücksichtigt. Nutzer, die den Kauf der auf diesen Seiten beschriebenen Wertpapiere in Erwägung ziehen, sollten im Hinblick auf die Ausstattung der Wertpapiere und Risiken, die mit diesen Wertpapieren verbunden sind, vor Erwerb der Wertpapiere die allein rechtlich verbindlichen endgültigen Angebotsbedingungen lesen, die in den endgültigen, offiziellen Verkaufsprospekt, gegebenenfalls aktualisiert durch Nachträge, einbezogen sind. Alleinige Grundlage für den Anteilerwerb sind die Verkaufsunterlagen zu den Sondervermögen. Verkaufsunterlagen zu allen Sondervermögen sind kostenlos bei der Kapitalverwaltungsgesellschaft und der zuständigen Depotbank erhältlich.




Fusion Fusion! Bankkonfusion!

Die Deutsche Bank / Commerzbank Planspiele oder Vorgespräche zu einer möglichen Fusion beider Häuser deuten auf eine erhebliche Konfusion der beiden Banken hin. Die Begründung für einen solchen Zusammenschluss sind altbacken, letztlich aus der Richtliniensammlung von Boston Consult entnommen  und erinnern mich sehr stark an solche, die in der Historie der Dresdner Bank eine Rolle gespielt haben, das Ergebnis ist bekannt.

Mit der Fusion der beiden Häuser würde ein echter nationaler  Bank-Champion entstehen, der das Kampfgewicht für den globalen Wettbewerb hätte. Der heimische  Mittelstand  und die Konzerne  hätten zudem  einen starken Partner, der die Firmen bei der Expansion  auf die Exportmärkte  begleiten könnte.

Alles hehre Worte in Konditional-Form, welche mit der Realität allerdings wenig in Einklang zu bringen sind. Mit einem solchen Zusammenschluss würden die beiden Großbanken eine Marktstellung insbesondere im Auslandsgeschäft erreichen, welche zu einer Ausschaltung des Wettbewerbs und damit zu massiven Kostenerhöhungen des Mittelstands und der Konzerne führen würde. Außerdem hat sich bisher die Deutsche Bank in Sachen Kreditvergabe als wenig kundenfreundlich erwiesen und eher beim kleinsten Nieseln zum Rückzug geblasen. Insbesondere der Mittelstand kann hier ein entsprechendes Lied singen. Hier haben sich die Sparkassen und Volksbank als echte Partner erwiesen.

Die Fusionities unter Banken wird vor allem aus dem EZB- Lager und nunmehr auch vom Leiter der Bafin, Herrn Hufeld empfohlen. Hier bleibt zu erwähnen, dass Herr Hufeld lange Zeit bei der Boston Consulting Group als Unternehmensberater tätig war, welcher damals die Dresdner Bank vermutlich maßgeblich mitberaten hatte, um von 1999 bis 2001 als Ressortleiter der Dresdner Bank diese Beratung fortsetzen zu können, womit sie dann letztlich ins Nirwana geführt wurde.

Und jetzt wird dieses Boston Consulting Gen in der Position des Leiters der Bafin fortgesetzt.

Die Schwierigkeiten der Banken haben eindeutig ihre Ursache in der fatalen Geldpolitik der EZB. Diese eigentlich schon lange bekannte Tatsache haben sich die Bankoberen nun endlich getraut, öffentlich kund zu tun. Letztlich auch verständlich, wer kritisiert schon gerne seinen Revisor, welcher  am längeren Hebel sitzt. Die Tatsache aber, dass sie jetzt endlich den Mund aufmachen, lässt übergroße Nöte erkennen.

Dennoch scheinen sich mit dieser Geldpolitik alle abfinden zu wollen, studiert man die vorgesehenen Maßnahmen, wie man aus der von der EZB geschaffenen existenzgefährdenden Situation heraus kommen will. Filialschließungen und somit Abbau von Personal insbesondere im so genannten Back Office sowie von Gebührenerhöhungen ist die Rede. Kurzum, die Dienstleistung, eigentlich die Quelle der Bankenerträge, wird somit massiv zurückgefahren und man hofft damit, die Erträge wieder steigern zu können.

Sicherlich haben die Banken ein Kostenproblem, damit meine ich zu hohe Gehälter, welches nun durch die Geldpolitik der EZB massiv verschärft wurde, da 80% des Geschäftes letztlich sukzessive vaporisieren. Der Vorschlag von Herrn Cryan und nunmehr auch von anerkannten Wirtschaftsjournalisten ist, die Back Office Einheiten zusammenzulegen, um dort Kosten zu sparen. Die Folge dieser Zusammenlegungen wäre allerdings, dass die Betreuer, welche deutlich höher bezahlt werden als die Mitglieder des Back Office, immer mehr Verwaltungsarbeit leisten müssten mit der Konsequenz, dass immer weniger Zeit für die Betreuung der Kunden zur Verfügung stünde, welches insbesondere im Firmenkundengeschäft und bei der Vermögensverwaltung fatal wäre. Außerdem ist gerade das Back Office der Leidtragende der unsinnigen und sehr zeitraubenden Regulierungen der Bafin /EZB vor allem im Kreditgeschäft. Dresdner Bank hat das auch eingeführt mit dem bekannten Ergebnis.

Und mit Blick auf die empfohlenen Fusionen tauchte die Frage auf, ob es wirklich mehr als 1000 Volks- und Raiffeisenbanken in Deutschland bedarf. Hierbei sei zu erinnern, dass gerade die Volks- und Raiffeisenbanken im letzten Jahr deutlich mehr verdient haben als die alle Großbanken in Deutschland zusammen, welches sicherlich nicht für eine Erfolglosigkeit dieser Bankengruppe spricht. Warum will man aber diese Gruppe – gemeint sind auch die Sparkassen –  schwächen durch unsinnige, zeit- und substanzraubende Fusionen, welches nur im Sinne vom Investmentbanker Cryan und aller Investmentbanker  an sich wäre. Antwort: Man will Monopolstrukturen schaffen.

Genauso könnte man die Frage stellen, warum wir tausende Edeka-, Aldi- und Rewe-Läden haben müssen? Sollen die sich doch auch zusammenschließen, um Kosten zu sparen. Aber genau das Gegenteil passiert und zwar nur zu dem Zweck, als Dienstleistungspartner zur Verfügung zu stehen und verkaufen zu können. Den Banken fehlt dieses Gen!

Und die vorgeschlagenen Gebührenerhöhungen erinnern sehr stark an Kommunen, die es nicht geschafft haben, Industrie anzulocken und aufgrund der zurückgehenden Gewerbesteuereinnahmen oder der zu hohen Verwaltungskosten zur Deckung Ihrer Ausgaben den Gewerbesteuersatz permanent erhöht haben, womit dann auch noch der letzte Rest der Industrie das Weite gesucht hat und somit noch mehr zur Verarmung beigetragen haben. Und ob die Digitalisierung (noch mehr Ausspionierung der Kunden) den nötigen Kick bringt, bleibt zu bezweifeln.

Vielleicht sollte man sich fragen, warum der sicherlich nicht dumme Draghi diese fatale Geldpolitik fortsetzt? Hat er damit eine Änderung des Finanzsystems, bzw. der Anlagemöglichkeiten in nur strukturierte Finanzprodukte, welche seiner Berufsgruppe, den Investmentbankern, ungeahnte Möglichkeiten in Sachen Strukturierung jeglicher Risiken bietet, im Sinn? Seine Politik deutet darauf hin.

11. September 2016

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch www.emde-fiveko.de