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Bankenregulierung

In den letzten Tagen konnte man in der Wirtschaftspresse Kommentare und Interviews von und mit Schwergewichten der Bankenbranche lesen, vor allem, dass ihnen die Regulierungsvorgaben der Aufsichtsbehörden ziemlich zusetzen und die Kosten in die Höhe treiben.

Meine tägliche Arbeit, u.a. das  Strukturieren von Finanzierungen aller Art, bestätigt diese Regulierungswut und nimmt schon ziemlich extreme Formen an. Es werden im Gegensatz zu vergangenen Zeiten unsinnige Unterlagen über Unterlagen vom Kunden angefordert und alles bis ins kleinste i-Tüpfelchen ausgeforscht und analysiert. Ich erlebe derzeit  eine Pseudo-Verwissenschaftlichung des Kreditgeschäftes und eine Automatisierung des Kreditentscheidungsprozesses, welches sehr beunruhigend ist und letztlich große Nachteile für die Volkswirtschaft in Bezug auf Finanzierung der Realwirtschaft birgt.

Auf der Anlageseite hat man aber das Gefühl, dass dort alles beim Alten bleibt, außer dem so ganannten Beratungsbogen, welchen die wenigsten Anleger verstehen und somit als ein Enthaftungsinstrument der Finanzwirtschaft betrachtet werden kann.

Wird dem Anleger in einer eben solchen peniblen Art wie im Kreditgeschäft die quartalsmäßige Betriebswirtschaftliche Auswertung bei Fonds und ähnlich strukturierter Wertpapiere vorgelegt?

Wird dem Anleger eine Finanzplanung oder Liquiditätsplanung  dieser Gesellschaften vorgelegt?

Werden z.B. bei den offenen Immobilienfonds die Unterlagen zu den Immobilienobjekten wie Wertschätzungen, Grundbuchauszüge, Flurkarten und Auszüge aus dem Baurechtsregister vorgelegt?

Mitnichten, das ist nicht der Fall, obwohl der Anleger die Funktion eines Kreditgebers einnimmt und die Vermögensanlage die Funktion eines Kreditnehmers. Schöne Grafiken scheinen auch hier der Bafin zu genügen.

Und an dieser Struktur wird sich in Zukunft nichts ändern, studiert man die Pressenotizen, Beiträge und Interviews dieser Schwergewichte in der Finanzindustrie.

Herr Fitschen von der Deutsche Bank führte in einem sehr ehrlichen  und von Selbstkritik geprägten Beitrag im Handelsblatt aus, dass die meisten Anleihegeschäfte mit mindestens einem Derivat verbunden seien. Das bedeutet letztlich, dass selbst Anleihegeschäfte = Zinsgeschäfte ohne die intransparenten Derivate nicht mehr auskommen, aber nur zu dem Zweck, den Ertrag der Bank zu steigern, ohne dem Anleger das dahinter steckende Risiko mit den Luftnummern von Derivaten darzulegen.

Beunruhigend auch sein Hinweis, dass schon jetzt der Rückzug der europäischen Banken aus den globalen Handelsfinanzierungsgeschäft zu beobachten ist, was seiner Meinung nach sicherlich ein Grund ist für die Verlangsamung des globalen Handels. Ich sehe dahinter eher einen Rückzug der Banken aus dem Finanzierungsgeschäft schlechthin, da im Investmentbanking mehr Geld zu verdienen ist als im bread-and-butter-business der Banken, nämlich im Kreditgeschäft. Hier scheut die Deutsche Bank erfahrungsgemäß schon seit Jahren das Risiko und zieht sich bei Engagements, bei denen es anfängt zu nieseln, relativ schnell zurück. Der relativ geringe Anteil des Kreditgeschäftes an der Bilanzsumme von rd. 25% unterstreicht dies. Hier sei allerdings darauf verwiesen, dass in der Vergangenheit diese Quote sogar leicht unter 20% lag, allerdings bei einer um € 400 Millionen höheren Bilanzsumme. An der Summe der Kreditforderungen von um die € 400 Millionen hat sich dagegen nichts wesentlichen verändert.

Anderes Beispiel die UBS, verteten vom ehemaligen und honorigen Präsidenten der Deutschen Bundesbank, Herrn Axel Weber. In einem Vortrag benannte er drei wichtige Herausforderungen für die Banken.

1.) die Regulierung der Banken

2.) die Herausforderungen im makroökonomischen Umfeld, allen voran das Zinsumfeld und

3.) das Verhalten der Kunden, welche während der Finanzkrise heftige Verluste erlitten haben und damit die Ursache für den Vertrauensverlust gegenüber den Banken sind.

Die Regulierung der Banken hat dazu geführt, dass sie große Fortschritte bei der Kapitalausstattung gemacht hätten. Leider nannte Herr Weber hier  nur die Erhöhung der Kernkapitalquote, welche bei der UBS mittlerweile eine Größe von 14% erreicht hätte. Hier möchte ich auf meinen kritischen Beitrag zur Kernkapitalquote der Banken in meinem Beitrag aus Juli 2013 verweisen, zu finden unter STRUKTURIERTE FINANZPRODUKTE, Buchstabe  K , in welcher dargelegt wird, dass diese Form der Kapitalquoten-Darstellung die eigentliche, meistens sehr geringe Kapitalquote mehr als verschleiert. Zum damaligen Zeitpunkt hatte die UBS eine Kernkapitalquote von 21,29%, aber eine Eigenkapitalquote, gerechnet auf die Bilanzsumme, von 2,52%. Insofern kann ich die jetzige Kernkapitalquote von 14% nicht einordnen. Ehrlicher wäre es, die Kernkapitalquoten ganz wegfallen zu lassen, zumal sie in der Realwirtschaft von den Banken als Bonitätskriterium nicht angewandt, bzw. heftigst abgelehnt wird.

Die Herausforderung im makroökonomischen Bereich, bzw. das heruntergeprügelte Zinsniveau der Zentral-Investmentbanker wird unser Finanzsystem umkrempeln und somit auch das Verhalten der Kunden bei der Anlage ihres Vermögens (zwangsweise) verändern.

Auf diese letzten beiden Punkte 2.) und 3.) will die UBS mit Ihrer Kernkompetenz, nämlich der Vermögensverwaltung reagieren. Das Kreditgeschäft wurde hier mit keinem Wort erwähnt. Diese Vermögensverwaltung sieht nach meiner Kenntnis und Erfahrung mit den von der UBS verwalteten Vermögen  im Kaufen und Verkaufen von hoch komplexen strukturierten Finanzprodukten und das innerhalb weniger Tage, gestückelt in kleinen und zahlreichen Mengen, so dass es für einen Anleger kaum mehr nachzuvollziehen ist, welche Wertpapiere sich in seinem Depot befinden, rein- und rausgekauft wurden. Das Risiko hieraus hat aber der Anleger zu tragen, die damit versteckten hohen Gebühren, Provisionen und Möglichkeiten außerhalb des Gesichtsfeldes des Anlegers vereinnahmt die UBS. Symptomatisch kann das für alle Banken derzeit gelten.

Letztlich haben diese strukturierten Wertpapiere im Wesentlichen als Basis die Aktien und die Zinspapiere, welche durch Derivate aufgepumpt und aufgehübscht werden, ohne den substantiellen Wert entsprechend zu erhöhen, vielleicht kurzfristig, langfristig kann das nur ein Desaster werden.

Als Fazit kann man nur ziehen, dass auf die Anleger schwere und noch undurchsichtigere Zeiten zukommen werden wie schon vor den letzten beiden Finanzkrisen.  Die Aufsichtsbehörden müssen endlich das Thema “Anlage” in Augenschein nehmen und zwar mit dem Fokus Transparenz und Seriosität der Anlage. Nur auf der Kreditseite die Banker und damit die Kreditnehmer zur Weißglut zu bringen, nutzt unserer Volkswirtschaft keineswegs.

Oder will man bewusst das Risiko auf die Anleger verlagern?

Es scheint so. Dann braucht man sich nicht wundern, wenn nach der nächsten großen Finanzkrise das Ganze den Banken wieder auf die Füße fällt.

13. September 2015

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

 Siehe auch http://www.emde-fiveko.de




Wie wäre es mit Steuersenkungen!

Die EZB scheint am Ende mit Ihrem Latein zu sein. Die Inflationsrate ist unverändert niedrig, die Verschuldung der Staaten weiter gewachsen – wen wundert es, wenn man es ihnen so leicht macht – und die Konjunkturen scheinen immer noch nicht anspringen zu wollen.

Dafür hat Herr Draghi es aber schon ziemlich gut geschafft, das Finanzsystem in seinem Sinne in Richtung des räuberischen Investmentbankings zu verändern.

Bei aller Kritik gegenüber Herrn Draghi muss doch auch hier festgehalten werden, dass die EZB die Verbesserung der wirtschaftlichen Systeme für alle  alleine nicht stemmen kann und Herr Draghi von der Politik eigentlich regelrecht missbraucht wird, um alles in die Ferne schieben zu können.

Wir erleben jetzt schon seit Jahren diese Politik des leichten Geldes, Wesentliches hat sich aber nicht verändert.

Wirtschaftliche Prosperität hat die Basis im Willen der Bürger, etwas leisten, etwas bewegen zu wollen in einem Umfeld ohne Bevormundung und größtenteils Enteignung des unter großen Mühen geschaffenen Ergebnisses durch hohe Steuern, dem Killer des Unternehmergeistes. Wird dieser Wille aber gehemmt durch Korruption, Willkür und/oder  einer hohen Steuerbelastung, wird sich nichts ändern bzw. die Situation verschlechtern.

Die französische Hollandaise mit einer Heraufsetzung der Einkommenssteuer auf 75% ist das beste Beispiel dafür.

Daher mein – leider ungehörter – Hinweis an die Politik: Wie wäre es denn  mit Steuersenkungen!

Übrigens auch eine Forderung von Herrn Draghi. Somit müsste er eigentlich seiner Forderung Nachdruck verleihen, indem er die Zinsen heraufsetzt, zumal die Niedrigzinsphase zu nichts geführt hat. Auch das Geld hat seit dem QE deflationäre Tendenzen angenommen.

Aber dem steht noch die noch nicht erfolgte Entschuldung der Banken über die Produkte des Investmentbankings gegenüber, das wird vermutlich den Investmentbanker hemmen, das Richtige zu tun.

7. September 2015

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch http://www.emde-fiveko.de




Tsipras hat doch Recht!

Beitrag von Ottmar Beck, Alltrust AG, Schweiz

Sehr geehrter Herr Emde,

Tsipras macht Ernst. Das dritte Hilfspaket, neue Kredite, wird wohl nach den Vorleistungen der Griechen von den Gläubigerstaaten ausgezahlt werden. Offiziell gibt es zwar kein Transferprogramm, aber wie will man sonst einen Kredit bezeichnen, der nie mehr zurückgezahlt werden kann? Die Politiker Europas erreichen mit dieser Verschleierungstaktik allerdings, dass sie eine schwere Entscheidung nicht fällen müssen. Ihr Vorteil heute: Ihre Nachfolger müssen es ausbaden. Clemens Fuest, Präsident des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung, fordert daher Ehrlichkeit gegenüber dem Steuerzahler und eine Erhöhung des deutschen Solidaritätszuschlags auf 8 Prozent, um die Rettungsaktion zu bezahlen.

Ich bin zwar kein Freund Griechenlands, aber das Land hat nach Berechnungen von „Bloomberg Businessweek“ seine strukturelle primäre Haushaltsbilanz von 2009 bis 2015 um 20 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) verbessert, von –18 auf +2 Prozent. Die Sparanstrengung Irlands beliefen sich in dieser Zeit nur auf 9 Prozent, die Spaniens auf 7 Prozent des BIPs. Die Altersrenten wurden in Griechenland seit 2010 von 850 auf 500 Euro pro Monat gekürzt, die Lehrergehälter von 1.300 auf 800 Euro. Aufgrund der neuen Gesetze soll es nun zu neuen Belastungen und Auszahlungskürzungen kommen. Das jetzt wahrscheinlichste Szenario ist: Die Depression wird sich verschärfen, mit weiter zunehmender Arbeitslosigkeit und steigenden Schulden. Nicht Sahra Wagenknecht, Herr Varoufakis und die anderen Linken behaupten dies, sondern das ist die Mehrheitsmeinung von Topökonomen, der „Financial Times“ und des „Economist“.

Warten wir ab, inwieweit die neuen Gesetze umgesetzt werden können. Sicherlich will Europa und vor allem der europäische Steuerzahler nicht für die griechischen Exzesse der Vergangenheit (allerdings auch die Verantwortungslosigkeit der deutschen und französischen Gläubigerbanken) aufkommen, aber die Schuld der Vergangenheit ist letztlich irrelevant. Es muss eine Lösung her. Ich glaube, die aktuelle Lösung wird nicht funktionieren. Einige Akteure in diesem Spiel sind wohl zu dem Schluss gekommen, dass man die Griechen noch einmal teuer scheitern lassen muss, damit ihr Austritt aus dem Euro möglich wird.

Die meisten Länder der Eurozone bewegen sich mit einem Staatsschulden-BIP-Verhältnis von circa 100 Prozent auf einem langfristig nicht zu tragenden Schuldenniveau. Griechenland lässt uns nur erahnen, was uns noch bevorsteht. Die Fiskalunion auf Kosten der finanziell starken Länder ist für ein vereinigtes Europa überlebenswichtig. Bisher ist sie allerdings mehr Fiktion als Wirklichkeit. Kommt sie nicht, drohen die Ungleichgewichte in Europa die Eurozone nachhaltig zu destabilisieren – und das ist eine fürchterliche Bedrohung.

Mit freundlichen Grüßen

Ottmar Beck

Alltrust AG

Höh-Rohnenweg 31

CH-8832 Wilen

 

Telefon   +41 43 535 45 22

Telefax   +41 43 536 11 59

Mobil      +41 79 420 74 93

E-Mail     ottmar.beck@alltrust.ch

www.alltrust.ch

Wertentwicklung 2015:

3-Säulen-Portfolio : 1,15%,

Benchmark(50%Aktien/50%Obligationen): 8,48%

Benchmark(50%Aktien/25%Rohstoffaktien/50%Obligationen): 0,91%

Diese Veröffentlichung dient ausschließlich der Information und stellt weder ein Angebot noch eine Aufforderung zur Abgabe von Kauf-, Verkaufs- oder Zeichnungsaufträgen dar. Alle Informationen beruhen auf Quellen, die wir als zuverlässig erachten. Sie dienen lediglich der Information und begründen kein Haftungsobligo. Anlagen können plötzlichen und erheblichen Wertverlusten unterworfen sein, mit der Folge, dass der Anleger möglicherweise nicht den investierten Gesamtbetrag zurückerhält. Bei Aktien bestehen gegenüber festverzinslichen Wertpapieren neben höheren Renditechancen auch wesentlich größere Risiken; ein Totalverlust kann nicht ausgeschlossen werden. Die individuellen Anlageziele, die Finanzlage oder die besonderen Bedürfnisse einzelner Empfänger wurden nicht berücksichtigt.

 

 




Group of Thirty (G 30), ein Gruppe von Sittenwächter oder eine Gruppe von Pharisäern?

Die G 30, welche sich aus einer Reihe von bekannten Finanzexperten und Wissenschaftlern zusammensetzt, hat jetzt in einem mehrseitigen Positionspapier den schleppenden Kulturwandel der Banken kritisiert. Übrigens ein Thema, welches ich seit Jahren schon anprangere, insbesondere in meinem Buch „Die strukturierte Ausbeutung, welches in 2013 erschienen ist. Kulturwandel wäre ein großes Wort, dem aber nicht Taten folgten.

Diese Aussage kann man nur dick unterstreichen, denn am Verhalten der Banken im Vermögensanlagegeschäft hat sich seit der Lehmann-Pleite kaum etwas verändert, trotz aller Bekenntnisse der verantwortlichen Banker.

Nach wie vor werden hoch intransparente strukturierte Wertpapiere verkauft, deren Inhalte nicht einmal die verkaufenden Banker verstehen, da sie die umfangreichen Fact-sheets (Wertpapierbeschreibungen) aus Zeitnot kaum lesen können und daher von ihren Zentralen nur über zusammengefasste Flyer informiert werden.

Geändert hat sich der Beratungsbogen, welche die Kunden unterzeichnen müssen, aber in den wenigsten Fällen verstehen. Wer gibt schon gerne zu, dass er etwas nicht verstanden hat, was ihm ein rhetorisch ausgebildeter und eloquenter Banker erklärt hat. Damit hat man den Banken die rechtliche Handhabe gegeben, für den Verkauf dieses und jenes Mischmasch-Produktes enthaftet zu werden.

In dem Positionspapier der G 30 wird von „ethischen Schwächen“, „ vom moralisch Besten soll gelernt werden“, “ein Wertewandel soll sich vollziehen“ und  „das Top-Management (Anmerkung: der Antreiber dieser Malaise) soll Kulturwandel zur Chefsache machen“(?). Mit Verlaub alles idealistisches Blabla und  geht völlig an der Ursache und an den bestehenden Rechtsstrukturen vorbei.

Die Gründe für die vielen Strafzahlungen und Verfehlungen der Banken liegen eindeutig im Geschäftsbereich des Investmentbankings, dem man einen legalen und legitimen Rahmen/ Charakter  gegeben hat. Dieser Bereich ist verantwortlich für die vielen strukturierten Finanzprodukte, die Verursacher der Finanzkrise, das ist unstreitig. Sie haben derzeit nur ein anderes Gesicht und werden zwischenzeitlich über alle Banken, selbst in den kleinsten Dörfern, vertrieben. Aufgrund der Marktmanipulationen durch die EZB und FED (Bezeichnung von Stephen S.Roach/ Wirtschaftswissenschaftler  und Mitglied des Kollegiums der Universität Yale) gibt es auch keine seriösen und sicheren Anlagealternativen mehr und fördert damit über das Investmentbanking eine gigantische Vermögensverschiebung weltweit zugunsten Weniger und keiner merkt das.

Ich erinnere mich noch an eine Fernsehsendung mit kleinen Kindern, denen man ein Überraschungsei vor die Nase gesetzt hatte und welche aufgefordert wurden, das Schokoladenei nicht zu öffnen und den Inhalt, meistens ein kleines Spielzeug, nicht  herauszunehmen. Es erfolgte kein diesbezügliches Verbot sondern nur die Anmahnung, das Ei nicht anzurühren. Die Kinder wurden dann mit dem Überraschungsei alleine gelassen und  dabei unbemerkt gefilmt. Man konnte nun sehen, wie schwer es den Kindern fiel, dieser Anweisung zu folgen. Schließlich, nach vielen lustigen Grimassen und einem kindlichen „Hin- und Her – Überlegen“, waren plötzlich alle Schranken gebrochen und das Schokoladenei war genussvoll verzehrt und das Spielzeug in Beschlag genommen.

Ähnlich ist es mit dem Investmentbanking. Dieses Geschäft ist so anziehungsstark und genussvoll profitabel, dass keine Bank mehr darauf verzichten will. Wenn dann dieser Bereich aufgrund einer extremen Lobbyarbeit noch einen legalen und legitimen Anstrich bekommen hat, braucht man sich nicht wundern, wenn dieser Geschäftsbereich mit aller Macht weiter betrieben und dafür die Kunden schmerzhaft mit dem Segen des Gesetzes zur Kasse gebeten werden.

Ohne eindeutiges Verbot weiter Bereiche des Investmentbankings und Rückbesinnung auf Werte „des ehrbaren Kaufmannns“, wird es auch in Zukunft Skandale und Prozesse geben, insbesondere dann, wenn die Kunden merken, wie man Ihnen mit all den Fonds, Zertifikaten und ETF`s die Verluste aufgedrückt hat. Dann wird man auch die Rolle der Aufsichtsämter wieder hinterfragen müssen, die schon vor und nach der Finanzkrise kläglich versagt haben. Einer der momentanen Oberaufseher, die Deutsche Bundesbank, empfiehlt den Banken sogar, sich vom Zinsgeschäft unabhängig zu machen und in andere Segmente zu investieren, was nichts anderes heißt, als Investmentbanking zu betreiben.

Aber schauen wir uns die „Group of Thirty (G 30 ) einmal genauer an. Die einen drücken dieser Gruppe ein renommiertes Siegel auf, die anderen nennen diese Gruppe einen Lobbyclub der Finanzmafia. Bei Betrachtung einiger einflussreicher Mitglieder wird man die Erkenntnis nicht los, dass hier das Investmentbanking keine unwesentliche Rolle in der jeweiligen  Berufskarriere gespielt hat oder immer noch spielt.

Das von allen bekannteste Mitglied, der EZB-Präsident Mario Draghi, ist von Goldman Sachs kommend ein eingefleischter Investmentbanker und fördert mit seiner Niedrigzinspolitik diesen Geschäftsbereich europaweit außerordentlich stark und mittlerweile auch sehr umstritten.

Der honorige Herr Axel A.Weber, ehemaliger Chef der Deutschen Bundesbank und jetziger Chairman der UBS, ist zwar einer der Kritiker der EZB-Politik, lässt aber über seine Vermögensverwaltung ein wahres Sammelsurium von Mischmaschprodukten an die Anleger verkaufen. Selbst eingefleischten Family-Officern hat er diese intransparenten Finanzprodukte  bei einer Veranstaltung wärmstens empfohlen.

Timothy Geitner, als ehemaliger amerikanischer Finanzminister wurde er vom Goldman Sachs Gewächs Robert Rubin beraten und ist nun der Präsident von Warburg Pincus, einer global agierenden Private Equity Gesellschaft, man nennt diese Unternehmen auch Heuschrecken, was sicherlich nicht alle sind.

Auch Gerd Häusler, momentaner Aufsichtsratschef der Bayerischen Landesbank und der BHF Kleinwort Benson-Group, welche vom umstrittenen Lenny Fischer zusammengezimmert wurde, war vorher Vorstandsmitglied der Dresdner Bank, ein Opfer der Investmentbanker, und daneben der Aufsichtsratschef der Investmentbank Kleinwort-Benson, ist somit ebenfalls ein überzeugter Investmentbanker.

Auch fällt auf, dass einige Mitglieder der G 30 ebenfalls Mitglieder der mächtigen Trilateralen Kommission und des Council of Foreign Relations sind, auf die Goldman Sachs einen „gewissen Einfluss“ haben soll.

Dass sich am Thema Investmentbanking nichts ändern wird, hat der neue Deutsche Bank Co-Chef und Investmentbanker  John Cryan deutlich zum Ausdruck gebracht. Nicht die Art des Geschäftes ändert sich, sondern die Kostenstruktur, d.h. es werden tausende von Arbeitsplätzen wegfallen, nur damit  die heilige Kuh Investmentbanking weitere entsprechend hohe  Erträge einfahren kann. Zwar soll dieses Geschäft auch beschnitten werden (wer glaubt wird selig!), jedoch wird das Handelsgeschäft immer mehr über Computer abgewickelt, die schneller und effizienter als Menschen arbeiten und derzeit auch das kriminelle Front-running der Hochfrequenzhändler erlauben.

Kurzum, Investmentbanker oder Investmentbanking-Befürworter tummeln sich in dieser Gruppe, so dass der moralische Apell an die Banken etwas Lachhaftes bekommt, bzw. sich jeder die Frage stellen muss, ob es sich hier um eine Gruppe von Sittenwächtern oder um eine Gruppe von Pharisäern handelt, welche die Ursache unserer derzeitigen Probleme übertünchen wollen, damit das Investmentbanking „fröhliche Urständ“ feiern kann. Man kann diesen Apell als einen von vielen weiteren Marketing Gags  bezeichnen.

Genauso wie es in der Straßenverkehrsordnung Verbote gibt zwecks Vermeidung von Anarchie im Straßenverkehr, muss die Finanzordnung um den Verbot weiter Bereiche des Investmentbankings erweitert werden. Alles andere ist nur ein Herumdoktern an den Symptomen.

2. August 2015

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

 Siehe auch http://www.emde-fiveko.de