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Wozu brauchen wir noch Banken?

Mit dieser provokativen Frage wurde ein Kommentar im Handelsblatt von Frank Wiebe Mitte Juni betitelt. An sich eine sehr berechtigte Frage aufgrund des sich für die Banken rasant wandelnden Umfeldes und der vielen Unternehmen wie Apple, Google oder Facebook & Co., welche der Finanzbranche mit frischer Technik und guten Ideen Geschäfte wegnehmen. Diese Entwicklung wird noch gefördert von der Niedrigzinspolitik und den stark kritisierten Anleiheaufkäufen der EZB und FED/USA, welche das Bankgeschäft in ihren Grundfesten berühren und derzeit äußerst schwierig gestalten.

Eine von vielen bejahenden Antworten darauf ist Griechenland. Dort hat weder Apple, Google oder Facebook den Rentnern Geld ausgezahlt oder das Land breitflächig mit Liquidität versorgt, ein äußerst wichtiges Treibmittel für eine funktionierende Volkswirtschaft. Ohne die dort bestehenden Banken hätte es schon längst Volksaufstände gegeben. Banken sind sehr wichtige Bausteine in einer Volkswirtschaft, nur wurden sie leider in den letzten 20 Jahren von einer weltweit kleinen Schar von Investmentbankern dazu missbraucht, als Vertriebsmaschine für strukturierte Finanzprodukte und damit Vertrieb aller möglichen und hohen Risiken zu fungieren. Die Banken aller Kategorien mutierten eher zu Wettbüros als zu seriösen und dem Kunden verpflichtete Institute.

Im Kommentar von Herrn Wiebe stehen letztlich die Suche nach dem richtigen Bankprodukt und das richtige Marketing dazu im Vordergrund seiner Überlegungen, womit die Funktion der Banken als Vertriebseinheit irgendwelcher Finanzprodukte wiederum mehr unterstrichen wird.

Wie so oft im Leben sollte man sich auf die Basis seines Wirkens zurück besinnen oder dem Sprichwort „Schuster bleib bei deinen Leisten“ folgen. Banken sind Kreditinstitute, also Institute, die Kredite an Unternehmen und Privatpersonen vergeben. Dazu bedarf es einer professionellen Kreditexpertise, also Fachleute, die dieses komplexe Geschäft kennen und beherrschen. Eine solche Expertise kann man aber nicht -wie jetzt von vielen Banken propagiert – durch mehrwöchige Crash-Kurse in Seminarmanier bekommen, sondern es bedarf einer jahrelangen Ausbildung in der Bank, die selbst promovierte Akademiker in der Vergangenheit durchlaufen mussten.

Mit dem Auftauchen des Investmentbankings und der damit einhergehenden Zentralisierung des Bank- und Kreditgeschäftes, welche als Basis sich ständig wechselnde Ratingsysteme hatten, wurden aus Kostengründen die Kreditabteilungen, bzw. das Risikomanagement der Banken sukzessive abgebaut und durch automatisierte (ständig wechselnde)  Systeme ersetzt. Die Anzahl der Fachleute mit Kreditexpertise dezimierte sich dadurch ständig, die Abhängigkeit der Banken von der black box „Rating“, die zudem unkontrolliert in den USA gepflegt wird, und  vom Produktverkauf stieg damit rasant.

Ebenso verfuhr man mit Revisionsabteilungen aufgrund der Denke, dass die Kosten der Betrugsfälle mit den Kosten der Revisionsabteilungen egalisiert werden könnten. Ein sehr großer Trugschluss, welches durch die hohen Strafzahlungen insbesondere bei der Deutsche Bank  aufgrund der vielen Betrugsfälle (Libor etc) in den Banken wegen der fehlenden Kontrollen unterstrichen wurde und immer noch wird.

Unterfüttert wurde dies durch eine Veränderung der Zahlungsströme „dank“ des Investmentbankings. Kredite werden nicht mehr hauptsächlich durch das Einlagengeschäft finanziert, sondern durch den Verkauf der Kredite (Verbriefung) an Investmentfonds aller Art, welche sich dann wiederum über den Verkauf ihrer Investmentfondanteile an die Anlagekunden refinanzierten. Der Anleger schlüpfte somit ungewollt und nicht ersichtlich in die Rolle des eigentlichen Kreditgebers, ohne sich der daraus resultierenden Risiken bewusst zu sein.

Verstärkt wurde diese Entwicklung durch eine Erodierung der Kreditmarge, welche – auch derzeit – beängstigende Größen einnahm und dem eigentlichen Risiko nicht mehr gerecht wird. Diese Entwicklung führte letztlich dazu, dass der Anteil des Kreditgeschäftes an der Bilanzsumme verschiedener Banken teilweise nicht einmal die 20%-Marke  (wie bei der Deutsche Bank) erreichte, dafür aber der Anteil der (sonstigen) Finanzgeschäfte stetig anwuchs. Der Kauf u.a. von Staatsanleihen gab man hier der Kreditvergabe  den Vorzug, zudem noch gefördert durch die nicht notwendige Unterlegung durch Eigenkapital der Bank, da ja angeblich risikolos.

Kurzum, damit spielte man dem „modernen“ Investmentbanking in die Hände und musste deshalb schon zwei große Finanzkrisen, die Dotcom- und Finanz- und Staatsschuldenkrise in Kauf nehmen. Weitere Krisen mit diesem Hintergrund werden nicht ausbleiben, da durch das verwursteln der Risiken und deren Verlagerung auf die unbedarften Anleger irgendwann diese Blase platzen wird mit noch mehr Ungemach für die Banken.

Zwischenzeitlich haben sich einige Banken auf ihre alten Basis zurück besonnen und sich dem Kreditgeschäft wieder zugewandt. Allerdings spielt  das derzeitige Niedrigzinsniveau dieser Entwicklung wieder entgegen, da die Margen für langfristige Kredite noch weiter gefallen sind, auf der anderen Seite aber eine kongruente Refinanzierung kaum möglich ist und somit bei einem Anstieg der Zinsen die Banken dadurch sicherlich in erhebliche Problemzonen geraten werden. Es wird dann spannend bleiben, wie die EZB dieses von ihr mit der Niedrigzinspolitik geschaffene Problem lösen wird.

Trotz dieser Rückbesinnung auf das Kerngeschäft sind die Banken dennoch darauf angewiesen, noch zusätzliches Provisionsgeschäft, d.h. im Wesentlichen Verkauf von strukturierten Finanzprodukten, in ihr Programm aufzunehmen. Man kann nur hoffen, dass dieser Produktverkauf den Banken nicht auf die Füße fällt, spätestens aber dann, wenn den Anlegern bewusst wird, dass man  ihnen damit die Risiken der Finanzwirtschaft in ihre Depots eingebucht hat.

Kredite sind gerade bei der hohen Steuerquote bei allen europäischen Staaten und damit der geringeren Möglichkeit, Eigenkapital bei den Unternehmen zu bilden und Eigenvorsorge bei den Bürgern  zu betreiben, sehr wichtig. Kredite sind somit das Blut der Volkswirtschaft, also eine der Grundfesten  unserer Gesellschaft. Diese kann man nur mit Regeln aufrechterhalten und schützen, genauso wie z.B. die Straßenverkehrsordnung, ohne die Chaos auf unseren Straßen herrschen  würde.

Warum kann man daher dem Kreditgeschäft nicht eine gesetzliche Mindestmarge verordnen, den Banken somit eine klare Grundsicherung geben, womit dem Kreditrisiko mehr Rechnung getragen und damit den Banken wieder mehr Anreiz gegeben wird, ein ordentliches Kreditgeschäft zu betreiben. Damit müssten die Kredite auch nicht aus der Bilanz genommen und verkauft werden und das Wettbüro-ähnliche-Provisionsgeschäft würde  damit sukzessive an Bedeutung verlieren. Die Kundenbeziehung könnte damit eine ganz andere Dimension erreichen, Vertrauen würde wieder zurückkehren.

Das ist jetzt nur ein einfacher Vorschlag, aber oft waren solche die Effizientesten und die Besten bzw. die Basis für eine Umgestaltung des Bankgeschäftes als Dienerin der Realwirtschaft und nicht Produzent von aufgeblasener heißer Luft. Ob man sich diesem Gedanken nähern wird, bleibt dahin gestellt, zumal das Investmentbanking mit allen Facetten schon zu sehr in der europäischen und weltweiten Bankenlandschaft verankert ist und man schlicht und einfach nicht auf den hohen Ertrag daraus (zu Lasten der Bankkunden) verzichten will.

  1. Juli 2015

Elmar Emde

Autor des Buches „Die strukturierte Ausbeutung“

Siehe auch http://www.emde-fiveko.de

 




Tsipras, ein Trickser, Spieler, ein politischer Chaot

Es ist doch unglaublich, wie dieser Herr Tsipras, Kopf der derzeitigen sozialistischen griechischen Administration, die europäischen Politiker und weichen Hilfswilligen an der Nase wie einen dumpfen Bullen herum führt.

Zuerst wird monatelang und äußerst Nerven aufreibend über ein Restrukturierungs- und Hilfsprogramm für Griechenland vergeblich verhandelt, in dieser Zeit werden die Geldgeber auf das wüsteste beschimpft, von illegaler Kreditvergabe ist die Rede, dann bricht Herr Tsipras kurz vor einem schon sehr faulen Kompromiss die Verhandlungen einfach ab und empfiehlt seinen Landsleuten in einer plötzlichen Volksabstimmung, den europäischen  Hilfswilligen zu den Vorschlägen einer wirtschaftlichen Gesundung des Landes ein donnerndes Nein entgegen zu schmettern, was ihm dann mit großer Mehrheit auch gelungen ist. Dies alles hat schon ein heftiges Kopfschütteln über das nicht zu kalkulierende Verhalten von Herrn Tsipras hervorgerufen.

Und nun schlägt dieser gleiche Herr Tsipras genau das, bzw. noch etwas modifizierter, vor, welches zuletzt der Stand der Verhandlungen mit den Kreditgebern vor und welches die Griechen ablehnen sollten, aber – und das ist der Taschenspielertrick – nicht bezogen auf die damals im Raum stehenden € 7 Milliarden Hilfsgelder, nein, jetzt sollen es plötzlich € 53,5 Milliarden sein. Das ist gelinde gesagt eine Frechheit!

Einige Analysten sprechen sogar davon, dass diese Summe nicht ausreichen wird, um den von Herrn Tsipras und seinem weiteren Chaoten Varoufakis vor allem in den letzten Monaten entstandenen Schaden wieder beheben zu können. Von bis zu € 80 Milliarden ist die Rede. Die griechische Wirtschaft liegt am Boden, die Banken sind pleite und werden nur noch durch unsere Steuergelder am Leben erhalten und vor allem, und das ist das Wichtigste, es besteht nach diesem gezeigten Dilettantismus keinerlei Vertrauen mehr in die derzeitige griechische Administration, das Ruder zur nachhaltigen wirtschaftlichen Gesundung massiv herumreißen zu können. Hervorzuheben wäre hierbei die Tatsache, dass Herr Tsipras ein Sozialist ist und Sozialisten haben nunmehr nicht die Expertise und die Fähigkeit, eine Volkswirtschaft auf einen nachhaltigen wirtschaftlichen Gesundungsprozeß zu führen. Im Gegenteil, bisher hat noch kein sozialistisches Experiment zu Wohlstand in einer Volkswirtschaft geführt, sondern zu hohen Schulden und zu einer langsamen Verelendung des Volkes.

Vergleichbar wäre das, wenn ein Koch eine komplizierte Gehirnoperation durchführen müsste. Das kann schon einmal auf keinen Fall gut gehen.

Aber was machen die Hilfswilligen in Europa? Allen voran äußerte sich  der französische Staats- und Regierungschef Hollande, ebenfalls ein Sozialist, positiv zu den jüngsten Vorschlägen und Forderungen von Herrn Tsipras. Wen wundert es, da diese Vorschläge unter französischer (sozialistischer?) Mithilfe formuliert worden sein sollen. Hierbei möchte ich daran erinnern, dass die griechische Regierung von einem französischen Investmentbanker, einem gewissen Herrn Matthieu Pigasse von der Investmentbank Lazard, beraten wird, daran schon eine hohe achtstellige Summe verdient haben  (welches letztlich die europäischen Steuerzahler bezahlen / siehe Beitrag “Krake Investmentbanking” vom 3.2.2015) und auch der französischen Regierung sehr nahe stehen soll. Und genau dieser Herr Pigasse hat die Forderung erhoben, dass die Gläubiger von Griechenland auf weitere € 100 Milliarden verzichten sollen.

Und was macht die Börse, die Institution der Vorwegnehmenden? Sie spielt verrückt und meint, dass alles schon gelaufen wäre. Wenn sie sich da nicht einmal irrt, zeigt aber auch, wie sie nach jeden Strohhalm greift, ja auf äußerst labilen Fundamenten aufbaut. Extreme Spekulation, Gier und Unverstand befeuern die Kurse bei Ausblendung der fundamentalen wirtschaftlichen Gegebenheiten, letztlich kein Nährboden für eine nachhaltige Vermögensanlage.

Weitere Weichmacher und Befürworter sind im SpD- , Linken- und Grünen -Spektrum, denen man nicht gerade eine wirtschaftspolitische Expertise nachsagen kann, zu finden. Frau Wagenknecht von der Linkspartei meinte sogar, dass die griechische Regierung keinen anderen Ausweg mehr sah,  der “Erpressung”  durch IWF, EZB und EU-Technokraten angesichts der dadurch geschlossenen Banken  und  der verzweifelten Menschen nachzugeben. Man könnte fast meinen, Frau Wagenknecht hat in den letzten 5 Monaten Urlaub auf dem Mond gemacht. Auch der italienische Ministerpräsident Renzi äußerste sich zuversichtlich, dass es auf dieser Basis zu einer Einigung kommen könnte, ein  Südländer eben.

Sollte es dann doch zu dem befürchteten oberfaulen Kompromiss kommen, wird es spannend, wie sich das griechische Volk zu dieser neuerlichen Alimentation/ den auferlegten Belastungen verhält. Zuvor hat es dagegen mit großer Mehrheit mit Nein gestimmt und dieses Nein mit pubertären Schlagworten wie Stolz, Ehre und Vaterland begründet, alles Schlagworte, die zu dummen Kriegen und vielen Toten geführt haben. Nun soll es der plötzlichen, innerhalb von wenigen Tagen  stattgefundenen Kehrtwendung von Herrn Tsipras folgen. Das wird in Griechenland zu großen Spannungen führen und es bleibt zu befürchten, dass das griechische Volk der  Wendehalspolitik von Herrn Tsipras nicht folgen  wird, womit die Strukturreformen durch Verweigerung einfach nicht stattfinden werden. Das griechische Volk wird sich genau wie die europäischen Politiker an der Nase herum geführt fühlen. Herr Tsipras hat damit der Demokratie, deren Wiege in Griechenland steht, einen absoluten Bärendienst erwiesen und es bleibt daran zu erinnern, dass Griechenland schon im vorigen Jahrhundert unter einer, hoffentlich nicht wiederkehrenden Militärdiktatur zu leiden hatte.

Sollten die Griechen Herrn Tsipras nicht folgen wollen, wäre es nicht ausgeschlossen, dass er dann  ein neues Referendum mit der Frage, ob das inzwischen geflossene Geld zurück bezahlt werden soll oder nicht, auf den Weg bringt. Den Ausgang dieses Referendums kann man sich schon vorstellen.

Man kann unseren Politikern nur ein konsequentes Handeln wünschen. Tsipras & Co. kann man durch sein gezeigtes Verhalten einfach kein Vertrauen entgegen bringen. Diese Trickser  gehören nicht in die Wertegemeinschaft von Europa und gefährden mit ihren Taschenspielertricks die Struktur des europäischen Hauses und geben eine Beispiel für Nachahmer. Damit wäre die Idee Europa äußerst gefährdet, Chaos wäre die Folge. Es wurden wegen Griechenland schon viel zu viele wichtige Vereinbarungen, ja Gesetze aus pragmatischen Gründen gebrochen, geholfen hat diese Rechtsbrechung nicht. Und weitere werden sicherlich beim Eingehen auf die Forderungen von Herrn Tsipras noch folgen. Wo bleibt da das rechtsstaatliche Gefüge.

Sollte der Grexit eintreffen, kann man sicherlich festhalten, dass die europäischen Politiker wirklich alles versucht haben, den richtigen Weg zu finden. Leider haben sie diesen nicht gefunden, vielleicht auch deswegen, weil sie fachliche und menschliche Gesetzmäßigkeiten missachtet haben und dafür die notwendige Expertise einfach gefehlt hat.

10. Juli 2015

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

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Neuverschuldung muss sich jetzt verringern: Ein Leserbrief aus 2011

Leserbrief des Herausgebers an die Mittelbadische Presse, welchen diesen am 24.10.2011  veröffentlichte.

Neuverschuldung muss sich jetzt verringern

 Zur Schuldenkrise und den Reaktionen der Politik: Die derzeitige Staatschuldenkrise war schon lange überfällig, haben doch alle Politiker von links und rechts sich so verhalten, als gäbe es keine Grenzen bei der Schuldenaufnahme und Beglückung der Bürger durch den Staat, und das europa- und weltweit.

Wesentlich verschärft wurde die Staatschuldenkrise durch die vorangegangene Bankenkrise und deren Rettung, die eine weitere starke Erhöhung der Verschuldung der Staaten notwendig machte.

Die Aufstockung der Rettungsfonds bedingt wiederum eine Neuverschuldung des Staates auf nunmehr deutlich über zwei Billionen. Die Frage wird nun aber sein, wie die Ratingagenturen, die endlich den Finger in diese Wunde gelegt haben, darauf reagieren werden. Sicherlich nicht im Sinne der Politiker, die ja schon nach eigenen Ratingagenturen rufen. Nur wie sollen diese entscheiden, wenn sie nicht politisch besetzt sind?

Der nächste Akt dieses Dramas ist wiederum die Rettung der Banken. Aber hier liegt die Ursache in der Bonität der Staaten bzw. in der Politik selbst, vergisst diese jedoch, dass ihre horrende Schuldenmacherei, die u. a. die Banken leider finanziert haben, die Ursache dieses Aktes ist.

Das Perfideste an den neuesten Überlegungen aus den Finanzministerien zu Rettung des Euros ist die Hebelung der 440 Milliarden Euro auf ein Mehrfaches dieser Summe. Diese Hebelung besteht u. a. darin, dass man diesem Fonds einen Bankstatus verleiht, wodurch diese 440 Milliarden Euro bzw. 780 Milliarden Euro das Grundkapital dieser „fiktiven“ Bank darstellen würden. Dieser Status erlaubt es diesem Fonds, wie eine Bank ein Vielfaches des Grundkapitals als Kredit zu verleihen, und dann geht es in die Billionen. Ich frage mich aber nur, wer dieser „fiktiven“ Bank mit zweifelhaften Kreditkunden das Vertrauen schenken und es mit Einlagen finanzieren soll. Zu den Einlegern werden vermutlich dann die EZB (also der Steuerzahler) oder irgendwelche Hedgefonds oder Staatsfonds zählen, welche damit einen nicht kontrollierbaren Einfluss auf unseren Staat und Europa bekämen.

Das alles ist aus der Hexenküche des Investmentbankings, der Tretmine unserer freiheitlichen Gesellschaft, und man kann sich nur wundern, dass sich ernst zu nehmende Politiker, an vorderster Stelle unserer Finanzminister, die schon seit langem dagegen zu recht gewettert haben, sich nun mit solchen Instrumentarien beschäftigen. Mit solchen Hebelungen gerät die Verschuldungssituation der Staaten ins Uferlose und sämtliche ausgesprochenen Schuldenbremsen geraten zu einer Farce.

Ihr Politiker, wacht auf und kehrt auf den Weg eines seriösen Finanzgebarens zurück und lasst dieses Herumgewurschtle. Die einzige Botschaft, die die Märkte auf Dauer verstehen, ist die mittelfristige (3 Jahre) Rückführung der Neuverschuldungen in Richtung eines ausgeglichenen Haushaltes und danach

Eine langfristige (20 – 30 Jahre) Rückführung der Staatsverschuldung auf ein erträgliches Maß (max. 50 Prozent des BIB). Nur so erhalten wir den Wert des Euros und die Stabilität unseres Gemeinwesens.

Anmerkung des Herausgebers: Hat sich an dieser Situation in 2011 bis heute etwas geändert?

24. Juni 2015

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

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Hoffnung auf mehr Sicherheit: Ein Leserbrief aus 2008

Leserbrief des Herausgebers an die Mitttelbadische Presse, welchen diese am 13.10.2008 veröffentlichte.

Hoffnung durch mehr Sicherheit

Zur Bankenkrise: Das Bankgeschäft hat sich dramatisch verändert. Früher wurden mit dem Geld der Einleger die Kredite refinanziert, heute werden diese nach Vergabe in den meisten Fällen verkauft – der Fachausdruck ist „Verbriefung“ -, damit sie die Bilanz der Bank nicht mehr belasten und sie  deshalb in die Lage versetzt wird noch mehr Kredite zu vergeben.

Was geschieht nun mit diesen verbrieften Krediten?

Sie werden gebündelt zu einem Kreditportfolio und an sogenannte „institutionelle Anleger“ weiterverkauft. Diese „institutionellen Anleger“ sind nichts anderes als Versicherungen, Pensionskassen und Investmentfonds, aber auch Banken. Diese kreieren damit ein weiteres Wertpapier und verkaufen es an die Privatanleger weiter, entweder in Form eines Investmentanteils oder sind Teil des Vermögens der Versicherung, aus denen u. a. die Überschüsse für die Lebensversicherungen stammen oder die Pensionskassen als Anlage für die Beiträge für spätere Rentenzahlungen dienen.

Letztlich befindet sich dann dieses von den Banken abgegebene Kreditrisiko direkt oder indirekt in den Depots der Privatanleger, welche leider meistens nichts davon wissen. Bisher klang diese neue Geschäftsart der Banken ganz plausibel und schien auch irgendwie Sinn zu machen, Sie hat aber einen ganz entscheidenden Fehler und das ist das Unterschätzen von Bonitätsentwicklungen der jeweiligen Kreditnehmer. In meiner 30-jährigen Erfahrung im Kreditgeschäft habe ich noch kein Unternehmen erlebt, welches über eine gleich bleibende oder positiv steigende Bonität verfügt hat. Diese verändert sich permanent noch oben und nach unten, womit die Werthaltigkeit solcher Kreditportfolios einfach nicht stabil bleiben kann und somit ständigen Schwankungen unterliegt. Das wäre so, als würde man gärende und hochexplosive chemische Substanzen zusammenbringen wollen, irgendwann knallt es dann.

Mit dem Verbriefungsautomatismus hat man die Büchse der Pandora geöffnet und nun weiß keiner mehr so richtig, wie diese wieder geschlossen werden soll.

Ich befürchte, dass aufgrund der weltweiten immensen Volumina solcher strukturierten und undurchsichtigen Finanzprodukte die zur Verfügung gestellten Mittel des amerikanischen Staats nur ein Tropfen auf den heißen Stein sein werden. Seit Jahren hat man im großen Stil weltweit diese strukturierten „Heißluft-Finanzprodukte“ unter die Anleger gebracht und selbst die sicher geglaubten Geldmarktfonds mit Kreditrisiken überfrachtet.

Meines Erachtens kann die Krise nur dann beendet werden, wenn man sich bewusst wird, was Geldanlage bedeutet. Sie ist die Reserve für schlechtere Zeiten, für Engpässe im Leben und Reservepolster im Alter und daher kein Risikokapital. Sicherheit und nochmals Sicherheit sollte für diese Reserve die Richtschnur sein, und nicht Rendite und steuerliche Vorteile, womit schlechte Anlageprodukte stets garniert werden. Jeder Anleger sollte sich daher genau ansehen, welchem Kreditnehmer er sein Geld gibt und von strukturierten Finanzprodukten grundsätzlich die Finger weglassen.

Wenn sich diese Renaissance der Sicherheit wieder durchsetzt, besteht auf Dauer Hoffnung, dass das Finanzsystem langsam wieder gesundet und organisch wachsen kann. Mit dem jetzigen System wird dies auf keinen Fall geschehen.

Anmerkung des Herausgebers: Hat sich an dieser Situation in 2008 bis heute etwas geändert?

22. Juni 2015

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch http://www.emde-fiveko.de