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Patriarch Classic Dividende 4 Plus

Es ist schon erstaunlich, mit welchen Werbefiguren sich die Fondsbranche bedient, um ihre intransparenten Finanzprodukte an den Mann zu bringen. Früher war es u.a. der Fußballer Günter Netzer mit dem dbi-Fonds, später dann der Fußballer und Fußballtrainer Felix Magath, welcher für hoch komplexe Derivate warb und sogar der Nationaltorhüter Manuel Neuer gibt sich als Werbefrontmann für die Allianz her. Und jetzt Herr Robert Geiss für den Patriarch Classic Dividende 4 Plus Fonds, welcher von Hauck & Aufhäuser, Luxemburg aufgelegt worden ist. Übrigens, Luxemburg ist bekannt dafür, dass die Überprüfung der Fonds nicht so genau genommen wird.

Somit kann man diesen Werbefiguren unterstellen, dass sie zwar in ihrem Medium über eine bewundernswerte Expertise für Ihr jeweiliges Publikum verfügen, in Sachen Finanzexpertise dürfte diese aber recht unterentwickelt sein, zumal es sich hier um sehr komplexe Produkte handelt, die selbst die Vertriebseinheiten der Finanzindustrie selbst kaum mehr verstehen.

Schauen wir uns daher den Patriarch Classic Dividende 4 Plus (PCD4P) einmal näher an.

Momentan verfügt dieser Fonds über ein Volumen von € 13 Mio., per 30.6.2014 – da war er ein halbes Jahr alt – belief sich das Fondsvolumen auf € 8,876 Mio., also eine nicht gerade berauschende Größe.

Die Fondsstrategie wird wie folgt beschrieben (Auszüge):

  • Das Anlageziel des Teilfonds (der Patriarch Fonds – Gruppe von Hauck Aufhäuser) besteht in der Erwirtschaftung einer langfristigen überdurchschnittlichen Rendite. Anmerkung: Diesen Satz findet man nahezu bei jedem Fonds.
  • Bevorzugt werden insbesondere Aktien mit einer hohen Dividende.
  • Der Teilfonds investiert dem Grundsatz folgend, weltweit einschließlich in Schwellenländer (Anmerkung: = hohes Risiko), in Aktien (Anmerkung: jetzt mit hohem Risiko), Renten, Genussscheine (Anmerkung: = hohes Risiko),
  • sowie Zertifikate, welche Aktien, Zinsen und Devisen als unterliegenden Basiswert beinhalten (Anmerkung: der Zertifikatemarkt ist zwischenzeitlich einer der unübersichtlichsten und gewährt dem Fonds enorme Zusatzgeschäfte außerhalb des Gesichtsfeldes des Anlegers; außerdem werden damit große Wertpapierdepots großer Anleger abgesichert = Absicherungsderivat > siehe Ausführungen hierzu unter strukturierte Finanzprodukte > Z > Zertifikate),
  • sowie andere erlaubte Basiswerte (die die Wertentwicklung eines Basiswertes (welche?) 1:1 wiedergeben…) nachbilden. Anmerkung: das kann alles bedeuten = eine offene Tür für alle Formen von strukturierten, damit hoch intransparenten und risikoreichen Finanzprodukten.
  • Mindestens 51% des Netto-Teilfondsvermögens werden in Aktien investiert. Rest? Anmerkung: gerade jetzt bei den Allzeit-Höchstständen bei Aktien ein hohes Risiko.
  • Bis zu 10% des Fondsvermögens können in andere Investmentfonds investiert werden. Anmerkung: somit ist dieser Fonds teilweise auch ein Dachfonds = bis zu 10% des Fondsvermögens stellen dann eine Verwaltung in der Verwaltung dar, welche ebenfalls mit weiteren Provisionen dieses anderen Fondsmanagements belastet sind. Das sollen aber nur Fonds sein, deren Verwaltungsvergütungen nicht höher sind als 3% (?). Zu vermuten bleibt, dass es sich hier um Fonds der Hauck Aufhäuser-Gruppe handelt, womit dieser Gruppe noch mehr Erträge zugeschaufelt werden können. Außerdem gibt es noch andere, dem Anleger kaum bekannte Provisionen, wie z. B. Halteprämien und andere Incentives, welche dem Fonds und damit dem Anleger über die Kursgestaltung belastet werden und sehr attraktiv gestaltet werden können.
  • Der PCD4P-Fonds kann bis 59% in flüssigen Mitteln oder in ähnliche Vermögenswerte (Anmerkung: welche? Geldmarktfonds?> siehe Ausführungen  hierzu unter strukturierte Finanzprodukte) halten.
  • Der PCD4P-Fonds wird keine Derivate zur Erreichung seines Anlagezieles einsetzen. Anmerkung: Was sind dann Zertifikate? Außerdem wird im Verkaufsprospekt einige Absätze darunter unter „Leverage“ der Hinweis abgedruckt, dass je nach Handhabe des Fondsmanagers die durch den Einsatz von Derivaten und anderen Finanzprodukten mit derivativen Komponenten hervorgerufene Hebelwirkung (Leverage) bis zu 50% betragen kann.
  • Die Leverage Berechnung erfolgt auf Basis der Summe der Nennwerte wie in den Boxen 24 und 25 der ESMA-Richtlinie 10-788 dargelegt. Anmerkung: Diese Richtlinie ist in Englisch verfasst und über 40 Seiten lang. Sie ist nur verständlich u.a. mit mathematischen Wissenshintergrund. Letztlich sowohl für die von Herrn Geiss angesprochene Klientel als auch für ihn selbst sicherlich unverständlich.
  • Als Risiken werden genannt: das Marktrisiko, Risiken der zinstragenden Produkte, das Adressenausfall- und Kontrahentenrisiko ( Anmerkung: eben bei Derivaten!!, wobei hier die Investition in Non-Investmentgrade-Anleihen erfolgen kann = hohes Risiko; für viele dürfte diese Bezeichnung ebenfalls unverständlich sein), das Verwahrrisiko, das Konzentrationsrisiko, das Performance-Risiko, das Abwicklungsrisiko, Risiken aus dem Einsatz von Derivaten (hier haben wir sie wieder, die angeblich nicht eingesetzt werden), Risiken im Zusammenhang mit Schuldverschreibungen auf nicht im Fondsvermögen enthaltenen Vermögensgegenständen, Besondere Risiken bei der Anlage in Zertifikaten, Risiken im Zusammenhang mit (weiteren) Zielfonds =Investmentfonds, Risiken im Zusammenhang mit Währungen und Risiken im Zusammenhang mit der Anlage in Schwellenländern.

Der PCD4P-Fonds richtet sich lt. Verkaufsprospekt an potentielle Anleger, die sich all dieser Risiken bewusst sind. Der Anleger in diesen Fonds sollte Erfahrung im Umgang mit Aktien (welche?) oder aktienähnlichen Produkten (= Aktienfonds aller Kategorien, Zertifikate aller Kategorien, Indexfonds aller Kategorien, Optionen usw.) aufweisen. Der Anleger muss in der Lage sein, zeitweilig erhebliche Verluste bis hin zum Totalverlust hinzunehmen, so dass sich der Teilfonds eher als langfristige Anlage eignet, ich möchte noch hinzufügen, als langfristige hohe Einnahmequelle für den Fonds.

Jetzt frage ich den geneigten Leser, ob die Klientel, welche Herr Geiss über die Bildzeitung angesprochen hat, sich dieses Risiko bewußt sein können, d.h. ob diese überhaupt in der Lage sind, alle diese hohen Risiken richtig einordnen zu können?  Wenn man diese Frage verneint, ist das keine Schande, da nur die Allerwenigsten in der Lage sind, diese komplexen Ausbeutungsanlagen in ihrem Risiko zu erkennen, da die meisten auch die hierfür nötige Berufsausbildung nicht besitzen.

Auch frage ich mich, ob Herr Geiss jemals das Verkaufsprospekt studiert hat?  Ohne die Wahrscheinlichkeitsrechnungen, die bei diesem Mischmaschfonds auch eine wichtige Rolle spielen, zu bemühen, kann man davon ausgehen, dass er das nicht getan hat.

Zur Kostenseite bleibt noch zu erwähnen, dass im Verkaufsprospekt  von einer Verkaufsprovision von bis zu 5% die Rede ist, auf den Seiten von onvista und finanzen.net aber nur 2% genannt werden, nebst einer Verwaltungsgebühr von jährlich 1% nebst einer Performance Fee (Ertragsbeteiligung von 10% über der die Hurdle Rate von 5% überschreitende Wertentwicklung des Fonds), die im Übrigen so gestaltet ist, dass sie sogar bei negativer Performance anfallen kann.

Die Vermögensaufstellung per 30.6.2014 weist im Großen und Ganzen eigentlich ganz ordentliche Papiere aus, aber auch einige mit großen Fragezeichen. Auch findet man eine Reihe von Mode-Währungen, die in der Vergangenheit schon abgestürzt sind. Wohl gemerkt, das war die Aufstellung vor etwa 8 Monaten, in welchen sich eine Menge verändert haben kann.

Betrachtet man die Performance ggü. dem MSCI World Index, so muss man feststellen, dass die Performance des PCD4P-Fonds doch deutlich darunter liegt. Auch wäre es unklug, jetzt in diesen Fonds einzusteigen, da dieser Fonds größtenteils auf Aktien basiert, die jetzt Allzeit-Höchststände zu verzeichnen haben und somit bei einem Absturz tief ins Minus fallen können und das auf Jahre hinaus.

Fazit: Der PCD4P-Fonds ist für das normale Publikum, welches über Herrn Geis anscheinend angesprochen werden soll, zu komplex, zu risikoreich und zu intransparent. Warum macht dann die Fondsbranche einen solchen Unsinn? Will sie mit Hilfe dieses prominenten Trash-TV-Stars, wie ihn das Handelsblatt genannt hat, die Fans von Herrn Geiss über den Tisch ziehen?

Damit reich zu werden ist der Speck, mit dem man Mäuse fängt. Herrn Geiss für solche komplexen Finanzprodukte  als Werbefigur einzusetzen ist genauso widersinnig wie den TÜV für ebensolche Finanzprodukte. Umgekehrt nimmt man auch die Wertpapieranalysten auch nicht für die Beurteilung eines KfZ´s.

15. März 2015

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch http://www.emde-fiveko.de

 

 

 




Principal Investment

Geschäftsfeld Investmentbanken: Die Investmentbanken treten nicht nur als Dienstleister der oben aufgeführten Geschäftsbereiche in Erscheinung, sondern beteiligen sich auch direkt mit ihren eigenen Mitteln an diversen Unter­nehmen, ähnlich dem Geschäftsgebaren einer Private Equity Gesell­schaft, welche ihr interessant und entwicklungsfähig erscheinen, um sie dann später mit viel Gewinn wieder veräußern zu können. Entweder über einen Börsengang oder Verkauf an einen strategischen Investor (so nennt man die Käufer, die aus derselben Branche kommen).

Da die Investmentbanken auch in diesem Bereich sehr große Erfolge verzeichnen können, nährt sich auch hier der Verdacht, dass trotz „hoher Chinese Walls“ Kenntnisse aus anderen Bereichen eine nicht unerhebliche Rolle zum Wohle der Investmentbank und zum Nachteil der Käufer oder Verkäufer ausgenutzt werden.

Juli 2013

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch http://www.emde-fiveko.de