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Dilettantische EZB !!

Wie dilettantisch ist doch die EZB , bzw. der entscheidende Zentralbankrat.

Mit Sorge hat Vitor Constancio, Vizechef der Europäischen Zentralbank vier Schlüsselrisiken  für das europäische Finanzsystem identifiziert.

1.) Einen abrupten Umschwung an den Finanzmärkten inklusive  Kurseinbrüchen und höheren Risikoprämien.

Das hätte die EZB eigentlich von Anfang an wissen müssen. Die katastrophale Niedrigzinspolitik und der damit einhergehende Anlagenotstand hat zu einem erschreckenden Aufblähen der Aktienmärkte geführt. Die Ertragslage der Unternehmen spielt hier eine total untergeordnete Rolle, nur die von der EZB geschaffene Liquiditätsschwemme schwappt in die Aktienmärkte und wird irgendwann einen Crash par exellence ergeben. Die derzeitige Volatilität auf diesen Märkten spricht Bände.

2.) Die schwachen Ertragsaussichten der Banken und Versicherungen, die unter den niedrigen Zinsen leiden.

Mein Gott, das hätte Herrn Vitor Constancio jeder kleine Handelsschüler sagen können. Hat denn der Zentralbankrat im Ernst geglaubt, dass diese – man kann schon sagen Negativzinspolitik – spurlos an den Banken vorübergeht? Bekanntlich war das Einlagengeschäft eine wesentliche Ertragssäule der Banken und diente zudem auch wesentlich der Refinanzierung des Kreditgeschäftes. Anscheinend war das den Dilettanten im Zentralbankrat nicht bekannt!

3.) Die hohe Verschuldung  in der Eurozone.

Das ist unglaublich, dass diese Herren das erst jetzt wahrnehmen. Wie oft haben maßgeblichere Kritiker als ich einer bin davor gewarnt, das Regulativ Zins auszuschalten und es durch einen Solidaritätszins zu ersetzen, nämlich nahe Null. Glauben denn diese Zentralbanker im Ernst daran, dass damit kein Anreiz zu mehr Schulden geschaffen wird? Die Politiker denken doch nur an ihre Wiederwahl, letztlich ein menschlicher Beweggrund,  und an die damit verbundenen eigenen Pfründe. Und wenn dann noch das Schuldenmachen leicht gemacht wird, ist das Ergebnis doch nur logisch.

4.) Die schnell wachsenden Schattenbanken, gemeint sind Investmentfonds, welche immer mehr Risiken auf ihre Bilanz nehmen.

Das ist doch auch nur logisch, wenn man aufgrund der Niedrigzinspolitik keine vernünftigen Zinsen mehr bekommt und die restlichen, auf dem Markt noch verbliebenen ordentlichen Zinspapiere – dank dem Anleihe-Ankaufprogramm der EZB – nur peanuts-Zinsen aufweisen. Da fällt der Anleger  gerne auf die Renditeversprechen der Investmentfonds rein, welche dann aufgrund der niedrigen Zinsen immer mehr Risiken eingehen müssen, um diesem Renditeversprechen gerecht zu werden, bzw. um damit ihr eigenes Einkommen zu sichern. Zudem werden die Schattenbanken größtenteils von Investmentbankern geführt, wie übrigens auch die EZB von Herrn Draghi von Goldman Sachs kommend, die es bekanntlich mit dem Risiko nicht so ernst nehmen und es gerne bei den Anlegern abladen.

Außerdem darf nicht vergessen werden, dass die Banken dank dieser Investmentfonds die Schrottpapiere ihrer Bad-Banks bei diesen Investmentfonds und damit auf den Schultern der unwissenden Anleger unterbringen konnten. Eigentlich wurde dieser Vorgang wohlwollend und durch die Niedrigzinspolitik bewußt gefördert.

Diesen vierten Punkt möchte ich noch ergänzen um das starke Anwachsen der diversen Kreditplattformen, auch crowd-financing genannt, welche den unbedarften und unwissenden Anlegern alle möglichen Schrottinvestments andienen. Hier findet man keinerlei Regulierungen!

Zu Herrn Vitor Constancio möchte ich noch anmerken, dass dieser in der Politik begonnen hat und in der staatlichen  Banco de Portugal  (Zentralbank) groß geworden ist und man ihm  somit kaum einen Bezug zum Bankgeschäft der Realwirtschaft nachsagen kann. Kurzum, er ist ein professoraler Politiker mit Beamtenstatus, wie leider fast alle Mitglieder des Zentralbankrates, aus dem Elfenbeinturm der Theorie kommend.

Eine Analyse der jeweiligen Berufslaufbahnen der Mitglieder des Zentralbankrates finden Sie in meinem Beitrag vom 8 November 2015 mit dem Titel “Fachexpertise Zentralbankrat?”

26. November 2015

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch http://www.emde-fiveko.de