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Draghi Chaos

Die Märkte sind in Aufruhr dank dem geschaffenen Chaos von Draghi. Seit Anfang des Jahres crashen die Aktienkurse, insbesondere die Bankaktien erleben derzeit schwere Zeiten und nunmehr beginnen die Banken, den Negativzins für Guthaben bei den Bankkunden einzuführen (siehe Beitrag vom 13.2.2016 “Negativzins, ein Verbrechen am Finanzsystem”).

Die Gründe dafür sind eigentlich ganz klar und letztlich auf die Politik der EZB und damit auf Herrn Draghi zurückzuführen, dem man eine diktatorische Führung des Zentralbankrates nachsagt.

Diese Entwicklung war jedoch schon lange vorher vorauszusehen und wurde in diesem Blog in vielen Beiträgen schon dargelegt. Zusammengefasst sind das folgende Gründe:

  • Die künstlich geschaffene Niedrigzinsphase hat den Banken wesentliche Ertragssäulen sehr stark problematisiert, nämlich das Einlagengeschäft und das Kreditgeschäft und damit zu Misstrauen bei den Investoren geführt.
  • Das Kreditgeschäft existiert zwar noch, die Margen sind aber dermaßen zusammengeschrumpft, dass man außer Risiko keine Erträge mehr verbuchen kann. Außerdem sind die Banken bei Festsätzen, insbesondere im 10 jährigen Bereich auf den Swap-Markt angewiesen, da eine vernünftige Refinanzierung über das Einlagengeschäft nicht mehr möglich ist (welcher Einleger gibt der Bank noch Einlagen für 10 Jahre zu 0,0x%?).
  • Der Swap-, bzw Derivatemarkt hatte schon vor dieser chaotischen Politik von Herrn Draghi einen Umfang von rd. US$ 600 Billionen bei einem Welt-BIP von etwa US$ 60 Billionen und wird sich mit dieser Entwicklung noch weiter gefährlich aufblähen. Und dieser Markt wäre schon 2008 nahezu kollabiert, hätte die US-Regierung die AIG nicht für rd. US$ 200 Milliarden aufgefangen. Die AIG war vor der Finanzkrise einer der großen Risikoübernehmer auf dem Derivatemarkt.
  • Verstärkt wird die Ertragsschwäche der Banken durch ein Übermaß an Regulierungen, hauptsächlich von Personen in Gang gesetzt, die noch nie ein originäres Bankgeschäft betrieben haben. Und der Witz der Finanzgeschichte ist hierbei, dass die EZB auch noch die großen Banken, denen sie die Ertragssäulen weggenommen hat, überwachen muss. Daher ist der Ruf vieler Zentralbanker nach ertragreichen Banken schizophren bis pharisäerhaft einzustufen.
  • Dieser Ruf nach ertragreichen Banken hat schon dazu geführt, dass die Bankkunden dazu bewegt wurden, Sparkonten aufzulösen und den Erlös daraus in Fonds, speziell in Mischfonds, ein Mischmasch-Finanzprodukt ohne Möglichkeit einer Verifizierung, anzugelegen. Wie die BHF-Bank Fondstochter Frankfurt Trust berichtete (Handelsblatt 12.2.2016), stellen viele neue Käufer von Fonds, welche vorher Sparanlagen hatten, aufgrund der Börsenturbulenzen schon jetzt sehr sorgenvolle Fragen.
  • Daraus kann man jetzt schon den Beginn einer neuen Vertrauenskrise gegenüber den Banken erkennen, welche sich aus dem Verkauf der mit hohem Risiko behafteten strukturierten Finanzprodukte ergeben und welche bei einem Anhalten des Börsencrashs und der damit einhergehenden hohen Verluste  unzählige Schadensersatzprozesse herauf beschwören werden. Dieser Verkauf war aber leider im Sinne der Banken  aufgrund der von der EZB weggenommenen Ertragssäulen notwendig, um ein gewisses Überleben zu sichern.
  • Anstatt die Banken anständig mit Eigenkapital zu versorgen, hat man so genannte Bad-Banks zugelassen, in denen die toxischen Papiere der Banken aus der Finanzkrise verbucht wurden zwecks späteren Verkauf an den “Markt”, welches nichts anderes bedeutet als Verkauf an die Investmentfonds als Beimischung, um sie den unbedarften Anlegern in die Depots einbuchen zu können. Warum war gerade das Jahr 2015 ein Rekordjahr insbesondere für die Mischfonds (Handelsblatt 12.2.2016) und warum wurden in 2015 die Bad-Banks wesentlich abgebaut?
  • Am Beispiel der Deutsche Bank sei noch erinnert, dass deren Bad-Bank eine Bilanzsumme von etwa € 125 Milliarden einnahm, das Eigenkapital der Deutsche Bank zu diesem Zeitpunkt allerdings eine Größe von nur € 54 Milliarden hatte. Ähnliche Relationen konnte man bei den Mutterbanken der übrigen Bad Banks auch feststellen. Hätte man die in der Bad Bank eingebrachten Wertpapiere sofort wertberichtigt, hätte sowohl die Deutsche Bank als auch die übrigen Mutterbanken der Bad-Banks Insolvenz anmelden müssen.
  • Die durch die Ankaufprogramme der EZB ausgelöste Geldschwemme, hat den Kanal Aktienanlage künstlich anschwellen lassen, der nur an den Lippen von Herrn Draghi hängt und letztlich realwirtschaftlich keine Begründung findet. Herr Draghi hat damit das Spekulieren befeuert, welches noch nie eine gesunde Basis für Wohlstand war.
  • Diese Unsicherheiten auf dem Finanzmarkt werden die Realwirtschaft sicherlich nicht ermuntern, die notwendigen Investitionen zwecks weiterer Ankurbulung der Konjunktur vorzunehmen. Es ist auch unverständlich, warum man an dieser Niedrigzinsphase festhält, obwohl die japanische Zentralbank, welche schon seit 20 Jahren diese Niedrigzinsphase künstlich hochhält, keine Erfolge zeitigen konnte.

Kurzum, die dilettantische Geldpolitik der EZB sollte endlich ihr Ende finden. Damit könnten eventuell noch die Fliehkräfte in der EU eingefangen werden, so aber nicht.

14. Februar 2016

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch http://www.emde-fiveko.de