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ETF Anleihen

Eines muss man Herrn Draghi lassen, mit seiner Geldpolitik hat er dem Markt für strukturierte Finanzprodukte regelrecht eine Adrenalin-Spritze verpasst. Da kann nur Absicht dahinter stecken.

Mit seinem Ankaufprogramm, unterstützt durch die fragliche Nullzins-Politik, welche bisher keinen Erfolg gebracht hat, dafür aber nicht mehr beherrschbare Risiken , sind keine seriösen Anlageprodukte auf dem Markt mehr zu erhalten, es sei denn, man akzeptiert einen Negativzins, d.h. man bezahlt Geld für eine erbrachte Leistung, ein Irrwitz.

Übrig bleiben volatile Aktien (aufgrund der Nullzinspolitik), risikoreiche Anleihen (die seriösen hat Draghi durch sein Ankaufprogramm in den Negativzins katapultiert), Edelmetalle und Immobilien (ebenfalls hoch gejubelt) und letztlich intransparente strukturierte Finanzprodukte, welche auf dem von Herrn Draghi übrig gelassenen Rest aufbauen und somit grundsätzlich keine hohe Qualität besitzen können, bzw. von einer hohen Spekulation leben müssen.

Auf einen solchen üblen Rest bauen nun die ETF Anleihen auf, d.h. man kauft keine direkten Anleihen sondern für die unterschiedlichen Anleihekategorien konzipierte Indices, wobei sich schon gleich die Frage stellt, wer diese Indices täglich erstellt und wer diese kontrolliert (insbesondere u.a. nach dem LIBOR-Skandal). So ein Index bezieht sich z.B. auf Staatsanleihen in Europa oder auf Schwellenländer oder man mischt diese beiden zusammen.  Es gibt auch Indices zu „high yield bonds“, früher hatte man sie „junk bonds (Müllanleihen) genannt, oder auf mittelständische Unternehmensanleihen oder auf Anleihen mit einem Rating nur mit BBB+ oder BBB+ bis B- usw. usw. Unternehmen mit einem B-Rating unterliegen größeren Ausfallrisiken.

Letztlich sind das alles Finanzprodukte mit hohem Risiko (Staatsanleihen bonitätsstarker Länder rentieren negativ), worauf die findigen Investmentbanker wieder andere Produkte darauf setzen werden wie Zertifikate mit Unter- und Obergrenzen usw.

Irgendwie erinnert einen das an die Jahre 2005 bis 2008 mit hypothekengesicherten Anleihen, welche mit dem Argument, dass die hohe Anzahl der Schuldner nie auf einmal zahlungsunfähig werden kann und deshalb sicher seien. Alle auf einmal sind sie sicherlich nicht zahlungsunfähig geworden, sondern der Reihe nach und wie diese Quote der Zahlungsunfähigkeit die 20%-Marke überschritten hatte, knallte es auf den Finanzmärkten, die Finanzkrise war da.

Und so wird es mit diesen ETF-Anleihen bei dieser schwachen Bonitätsqualität ebenfalls passieren. Man denke nur beispielsweise an die mittelständischen Unternehmensanleihen, welche in 2011 bis 2013 massenhaft auf den Markt geworfen wurden (Scholz, German Pellets, Prokon, KTG Agrar usw.) und nun der Reihe nach in die Insolvenz schliddern.

Die Investmentbanker der Deutsche Bank mischen da auch schon wieder kräftig mit phantasievollen Namen mit. Hier ein Beispiel: „db x-trackers iBoxx USD Emerging Sovereigns  Quality Weighted ETF“. Hier kann man neben dem USD-Risiko, das Länderrisiko, das Unternehmensrisiko, das Risiko des Fondsmanagments und der richtigen Zusammenstellung des Indexes  und das Risiko des ETF`s  selbst festhalten.

Brrrr, es kann  einen nur schaudern. Finger weg von solchen Schrottanlagen.

Die Nullzinspolitik der EZB von Herrn Draghi hat bewusst zu solchen risikoreichen Anlagevehikeln geführt und wird zu hohen Vermögensverlusten europaweit führen. Das ist kriminell.

7. August 2016

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch www.emde-fiveko.de