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Hoher US-Dollar und Verschuldung ein Fiasko für die Schwellenländer

Beitrag von Herrn Ottmar Beck, Alltrust AG, CH 8832 Wilen

Liebe Leser,

lassen Sie mich heute mit dem Kommentar eines von mir sehr geschätzten Juristen auf meinen letzten Brief beginnen:

„Ich habe in der Sonntagspresse gelesen, was die geschätzte Verschuldung weltweit ist: 200 Trilliarden. Mal schauen, wie lange wir dafür gratis arbeiten müssten.
Schuldenerlass wird das ungeliebte Wort werden. Aber die Buchhaltung hat leider immer ein Soll und ein Haben. Wenn’s auf der einen Seite verschwindet, dann verschwindet es auch auf der anderen Seite. Griechenland hat es vorgemacht bei der kürzlich erfolgten Zahlung von 450 Millionen Euro: Pensionsgelder sind verschwunden! Auch das ist nicht neu und ist ein beliebtes Mittel in Zeiten des Sturms. Eine hässliche Entwicklung, jahrelange Lethargie und Stagnation oder Unruhen sind Programm.“

Besser kann ich es auch nicht ausdrücken.

In den letzten Monaten gab es Befürchtungen über eine Kreditverknappung in den USA, da es für Firmen immer schwieriger wird, neue Kredite zu erhalten. Im Moment werden mehr Kredite abgelehnt als zum Tiefpunkt der letzten Rezession. Dies soll nichts mit der Kreditwürdigkeit der Firmen zu tun haben. Der Grund liege in der außerordentlichen Zurückhaltung der Kreditmanager, da sie die Auswirkung des stärkeren Dollars und die Möglichkeit einer Zinserhöhung durch die amerikanische Notenbank Fed in dem schwachen ökonomischen Umfeld nicht beurteilen wollten. Das ist wohl einer der Gründe dafür, warum das Geld in alle möglichen Anlagegüter, aber nicht in die Wirtschaft fließt. Kreditmanager waren schon immer vorsichtiger als Anleger.

In der Vergangenheit haben bei einer Aufteilung eines Portfolios in festverzinsliche Werte und Aktien die festverzinslichen Werte bei einem Börsencrash in den meisten Fällen einen Teil des Verlusts durch fallende Zinsen und somit steigende Kurse ausgeglichen. Diese Automatik ist im Moment außer Kraft gesetzt, da sich die Zinsen bereits auf einem Tiefststand befinden. Ausgleichen könnte man dies derzeit nur mit extrem langfristigen Wertpapieren. Wenn man jedoch bedenkt, dass bei einem 30-jährigen Wertpapier mit einer Duration von circa 20 Jahren eine einprozentige Zinssteigerung einen Kapitalverlust von 20 Prozent bedeutet, wird man im gegenwärtigen Umfeld hier keine größere Position aufbauen. Positionen in Bargeld oder Anleihen sind aber trotz null Zins wichtig, da so im Falle eines Börsencrashs genug Mittel vorhanden sind, um gute Aktien auf mittelfristige Sicht zu kaufen.

Die derzeitige Dollarstärke ist eine enorme Belastung für die Schwellenländer. Das Dollar-Kredit-Volumen insgesamt des Nichtfinanzsektors der Schwellenländer ist in den letzten fünf Jahren von 6 Billionen auf 9 Billionen US-Dollar gestiegen. Hat sich zum Beispiel eine Firma 10 Millionen Dollar über eine zehnjährige Anleihe mit 5 Prozent geliehen, muss sie 15 Millionen US-Dollar während der Laufzeit der Anleihe zurückzahlen. Fällt aber die lokale Währung um 50 Prozent gegenüber dem Dollar, verdoppelt sich die Rückzahlung in lokaler Währung. In diesem Zusammenhang darf man nicht aus den Augen verlieren, dass in den letzten zwei Jahren die türkische Lira um 44 Prozent, der brasilianische Real um 58 Prozent und der russische Rubel um 83 Prozent gegenüber dem US-Dollar abgewertet haben. Dies und das schwache Wachstum der Weltwirtschaft belastet die Unternehmen der Schwellenländer extrem.

Mit freundlichen Grüßen
Ottmar Beck

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