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Orclass.com

Die sonore Stimme  von angeblich der Barclays Bank in London hat mich anscheinend in sein Herz eingeschlossen und mir wiederum eine Kaufgelegenheit mit orclass.com angeboten. Vermutlich hat er meinen kritischen Beitrag zu „Design your home“ vom 6.6.2016 nicht gelesen, welchen er mir damals ebenfalls schon als Kaufgelegenheit angeboten hatte und bei der sich herausstellte, dass es eine Luftnummer war, bei der Anleger innerhalb weniger Tage  durch einen enormen, man kann sagen bewusst herbei geführten Kurssturz, Geld verloren haben.

Die Informationen zu orclass.com sind im Internet sehr spärlich. Die bereits im April dieses Jahres angekündigten neuen Internetseiten sind bis dato immer noch nicht „in Betrieb“ genommen worden.

Der Geschäftsgegenstand dieser französischen Aktiengesellschaft  ist der Handel mit allen Metallen, chemischen Produkten und ähnlichen, sich daraus ergebenden  Produkten für  die Industrie.  Hauptgeschäftszweig wäre der diesbezügliche Internethandel.

Die letzte im Internet recherchierbare Bilanz datiert bereits per 31.12.2013  und ist zudem für die meisten Deutschen schwer analysierbar, da sie zum einen in französischer Sprache verfasst worden ist und zum anderen eine Magerbilanz darstellt, der wichtige Details für eine Analyse fehlen.

Demnach konnte bei einem Umsatz von € 2,2 Mio. ein magerer Jahresüberschuss von € 25.500 erzielt werden. Ertragsparameter wie EBITDA oder EBIT Fehlanzeige. Die Bilanz weist mit einem Eigenkapital von € 202.800 eine gute Eigenkapitalquote von 44% aus, allerdings ist nicht ersichtlich, welche Gegenpositionen zur Verminderung des Eigenkapitals (z.B. eigene Aktien und ähnliche Positionen) sich auf der Aktivseite der Bilanz befinden. Und außerdem, seit diesem Bilanzstichtag sind zwischenzeitlich  2 ¾  Jahre vergangen, diese kleinen Ziffern sind somit veraltet.

Betrachtet man nun den Aktienkurs dieses Unternehmens seit Oktober 2014, stellt man im Mai 2016 nach einem bisherigen Dahindümpeln von € 1 zwei hektische Sprünge auf etwa € 2,20, danach Anfang Juli 2016 ein Abschmieren auf etwa € 1,70 fest, um Ende Juli plötzlich  auf € 3 hochzuschießen. Seitdem dümpelt er um die € 3,16.

Mit diesem Verlauf wird offensichtlich, dass hier mit solchen Telefonakquisitionen à la Barclays Bank der Kurs erfolgreich nach oben akquiriert werden konnte. Es fragt sich nur, welches Interesse an solchen ca 200% starken Kurssprüngen steckt. Will hier jemand Kasse machen wie bei “Design your home” und sucht nur einen Dummen, der darauf hereinfällt und ihm einen zu hohen Preis dafür bezahlt?

Vielleicht irre ich mich hierbei, allerdings lasse ich mich gerne durch nachvollziehbare Unterlagen eines Besseren belehren.

Ein Engagement in diese Aktie ist daher brandgefährlich und sollte bei dieser spärlichen Informationslage dringend vermieden werden.

30. September 2016

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch www.emde-fiveko.de