Der Krieg in der Ukraine, im Gaza und die Drohungen Chinas in Richtung Taiwan, kurzum die prekäre geopolitische Situation in der Welt, haben in den letzten Jahren den Goldpreis sukzessiv ansteigen lassen.
Aufgrund der Sanktionen gegen Russland, wonach u.a. deren Devisenreserven in US-$ blockiert wurden, haben viele Länder, wie Indien, China und viele Schwellenländer, aus Angst vor Sanktionen ihre Devisenreserven in US$ sukzessiv in Gold umgetauscht, womit die Aufwärtsbewegung des Goldpreises deutlich unterstützt wurde.
Auch die Unsicherheiten rund um die US-Präsidentschaft verstärkten diesen Aufwärtstrend noch mehr und ließen den Goldpreis insbesondere nach der Ankündigung des unsinnigen trumpschen Zollhammers auf das hohe Niveau zwischen US$ 3.300 und US$ 3.400 pro Unze Feingold ansteigen. Analysen gehen sogar künftig von einem Goldpreis von US$ 3.500 bis sogar US$ 4.000 je Unze Feingold aus. In Euro (Gold wird weltweit in US$ quotiert) hat das aber eine geringere Auswirkung, da durch die verrückte Wirtschaftspolitik von Trump der US$ schwächelt bzw. der Euro steigt.
In solchen bullischen Märkten dürfen natürlich die Derivate, d.h. der An- und Verkauf von Gold über Terminkontrakte = Papiergold nicht fehlen. Nicht jedes Goldderivat ist aber mit physischem Gold unterlegt.
Früher wurden die Gewinne und Verluste solcher Derivatgeschäfte mit Zahlungen entsprechend ausgeglichen. Problem ist nun allerdings, dass aus unterschiedlichen Gründen die Investoren eine gestiegene Vorliebe für physisch zu erfüllende Gold-Terminkontrakte (Kauf von Gold per Termin und Auslieferung bei Fälligkeit) haben.
Würden daher alle Goldderivate bei Fälligkeit die Auslieferung von physischen Gold zur Bedingung machen, würde das zu einer weiter erhöhten Nachfrage nach physischen Gold führen und damit den derzeit bullischen Markt nach Gold weiter anheizten. Einige Banken, welche die Auslieferung nicht erfüllen können, bzw. auf das falsche Pferd gesetzt haben, kämen in arge wirtschaftliche Schwierigkeiten und somit auch weltweit die Finanzmärkte.
Hier wies die EZB (lt. Handelsblatt) auf ein wichtiges Problem hin. Allein in der Euro-Zone beträgt der Wert der Goldderivate rund eine Billion Euro, welches rund 9.720 Tonnen Gold entspräche, dem Dreifachen der weltweiten Jahresproduktion von Gold. Ähnliche Summen an Goldderivaten sind in den USA und Asien usw. nicht auszuschließen, so dass sich hier eine enorme Sprengkraft mit diesem Papiergold zusammen gebraut hat.
Es muss daher befürchtet werden, bzw. man kann schlicht und einfach davon ausgehen, dass es auf der Welt nicht soviel Gold gibt, wie sie Goldderivate derzeit abbilden.
Vielleicht haben die Investoren langsam Wind davon bekommen und ist evtl. auch der Grund dafür, warum die Investoren bei den Goldderivaten auf die Auslieferung des physischen Goldes bestehen.
Ein ähnliches, nicht minder gefährliches Problem besteht bei den ETF`s (Marktvolumen weltweit in 2023 11,39 Billionen US$). Es wird zwar permanent versichert, dass die ETF`s alle physisch mit den entsprechenden Wertpapieren unterlegt sind, allerdings räumen die Factsheets (Beschreibung des Anlageprodukts) der jeweiligen ETF`s auch die Möglichkeit einer synthetischen Unterlegung ein, d.h. Unterlegung über entsprechende Derivate/ Optionen.
Mittlerweile gibt es über 3,5 Millionen Indizes und somit Indexfonds weltweit, aber nur rd. 50.000 Aktiengesellschaften mit liquiden Aktien.
Es kann daher auch hier nicht ausgeschlossen werden, dass es auf dem Papier mehr Aktien/Wertpapiere gibt, als der Markt sie liefern kann.
Sollten – aus Gründen wie auch immer – alle ETF´s knallhart physisch unterlegt werden müssen, entstünden somit ebenfalls große Preisverwerfungen aufgrund von Nachkäufen nicht physisch unterlegter ETF`s auf den Finanzmärkten mit nicht minder großen Problemen für die Emittenten der ETF`s.
Das Volumen des weltweiten Derivatemarktes wurde für 2023 auf die riesige Summe von 690 Billionen US$ geschätzt, ein Großteil davon soll außerbörslich (OTC) gehandelt werden. Das Welt-Bruttoinlandsprodukt (Welt-BIP) liegt bei etwas über 105 Billionen US$.
Kommentar bei dieser heißen Luft erübrigt sich.
Ohlsbach, den 10. Juni 2025
Elmar Emde