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Goldgrube Zahlungsdienstleister

Die Gesamtzahl bargeldloser Zahlungsvorgänge in der EU ist in 2017 im Vergleich zum Vorjahr um 7,9% auf 134 Milliarden gestiegen. Hiervon werden 52% (= rd. 70 Milliarden) aller Transaktionen über Kartenzahlungen abgewickelt, welches in etwa eine Gesamttransaktionswert von rd. € 54 Billionen entspricht. Insgesamt wurden in der EU 812 Millionen Karten ausgegeben, womit jeder EU-Bürger über 1,6 Zahlungskarten verfügt (Daten dem Bericht der EZB entnommen).

Experten gehen davon aus, dass sich diese Entwicklung dynamisch fortsetzen wird, zumal das Bezahlen mit Karten doch einfacher und angenehmer ist, als sich permanent über den Geldautomat Geld besorgen zu müssen.

Nutznießer dieser explodierenden Entwicklung sind die Zahlungsdienstleister (Netzbetreiber/ Acquirer) und vor allem die großen Kreditkartengesellschaften wie Mastercard und Visa, deren Ertragslage phantastisch und Bilanzen diamantgerändert sind.

Diese neue Verdienstmöglichkeit haben apple und amazon bereits erkannt und bieten mit apple pay und amazon pay eigene teure Zahlungsdienstleistungen an, allerdings mit einer hinterlegten synthetischen Kreditkarte. Letztlich bedienen sich die neuen Zahlungsarten noch der alten Zahlungs-Strukturen, womit wiederum die Kreditkartengesellschaften die Nutznießer sind.

McKinsey prognostizierte in einer Studie den Anstieg der Erträge im Zahlungsverkehr von zuletzt US$ 1,9 Billionen auf US$ 2,9 Billionen in 2022, welche von den Unternehmen bezahlt werden, die Kartenzahlungen oder auch Zahlungen via apps (auch dort sind Kreditkarten hinterlegt) etc. akzeptieren.

Insofern besteht für diese Karten akzeptierenden Unternehmen ein enormes Kosteneinsparungspotential, welches von den wenigsten bisher erkannt worden ist und aus folgenden Gründen leider nicht aktiv nicht angegangen wird:

  • Hohe von den Zahlungsdienstleistern bewusst gestaltete Komplexität der Konditionsgestaltung in allen Bereichen des Karten-Bezahlwesens.
  • Hohe von den Zahlungsdienstleistern bewusst gestaltete Komplexität der sehr intransparenten Konditionsabrechnungen, teilweise saldiert in Form von pdf-Rechnungen.
  • Pro Terminal tägliche Abrechnungen z.T. pro Karte und auch noch pro Konditionsart (wichtig für die Buchhaltung), anstatt Zusammenfassung in einer monatlichen excel-Liste (wichtig für ein effizientes Kostencontrolling), welche sämtliche Konditionsabrechnungen enthalten muss. Hier gibt es nur wenige Anbieter, welche eine solche all umfassende excel-Liste anbieten können. Bei Unternehmen mit einer hohen Terminalanzahl ist somit ein Controlling nicht mehr möglich oder besteht somit nur äußerst rudimentär. Erfahrungsgemäß ist das aber dringend nötig aufgrund von vielen falschen Abrechnungen der Zahlungsdienstleister, auch teilweise von deren komplexer EDV geschuldet.
  • Eine ständig ansteigende bis explodierende Anzahl von Transaktionen (bei rd. € 10 Mio Kartenumsatz entstehen je nachdem 200.000 bis 500.000 + x Transaktionen) und somit eine kaum mehr zu bewältigende Papierflut.
  • Eine viel zu vertrauensvolle Einstellung der Unternehmen zu ihren Zahlungsdienstleistern (wird schon alles der Richtigkeit entsprechen) gepaart mit einer in den meisten Fällen nicht vorhandenen Expertise.
  • Daraus folgend eine bestehende Hassliebe von vielen CFO´s zu dieser Konditions- und Abrechnungs-Komplexität und damit fehlender Wille, diesen Zustand zu verbessern.
  • Große Widerstände in den Finanzabteilungen gegenüber Beratern mit dieser sehr speziellen Expertise, um Vorwürfen der Geschäftsleitung (warum haben Sie das nicht gewußt?) vorzubeugen. Hier bleibt allerdings zu bemerken, dass sich dieser Konditionsmarkt derzeit explosiv verändert, so dass die meisten Controller diese Veränderungen nicht wissen können.

Mein Unternehmen beschäftigt sich seit über 10 Jahren mit dieser Thematik und konnte bei jedem mandatierten Unternehmen deutlich Einsparungen bis zu 50% + x der bisher in diesem Bereich angefallenen nicht von den Kreditkartengesellschaften fixierten Kosten erreichen nebst Implementierung eines effizienten Kostencontrollings. Besonders erfolgreich waren wir bei solchen Unternehmen mit direkter Projekteinbindung der Geschäftsleitung/CFO und des IT-Verantwortlichen und damit den Entscheidern, weniger ergiebig bei solchen mit Lenkungskreisen und Lenkungsausschüssen, einer sozialisierten Form der zähen Entscheidungsfindung.

Letzte Anmerkung: Die beschriebene Komplexität machen sich bekannte, und in den letzten Jahren erfolgreiche Zahlungsdienstleister (Wirecard / Adyen) zunutze und haben es durch professionelle Marketingaktionen geschafft, ihren Bekanntheitsgrad und somit  ihre Marktpräsenz zu erhöhen. Insbesondere Wirecard posaunt jede Neuakquisition in die Welt hinaus und gibt Einblicke in die Zusammensetzung der Kundenverbindung, wie jetzt bei Aldi geschehen. Ob das im Kundeninteresse ist, wage ich zu bezweifeln. Analysiert man jedoch deren angebotene Konditionsstrukturen, bleibt nur noch die Bemerkung „na ja (!?)“ übrig, d.h. sie sind viel zu teuer und deutlich über Marktniveau.

Sollte Interesse und der Wille an solchen enormen Kosteneinsparungen bestehen, steht das Team der E.Emde Finanz- und Vermögenskoordination (homepage: www.emde-fiveko.de ,E.Mail: e.emde@emde-fiveko.de , Telefon 07803-927713) hierfür gerne zur Verfügung. Wir sind unabhängig und keinem Zahlungsdienstleister verpflichtet.

21. Juli 2019

Elmar Emde

Autor des Buches „Die strukturierte Ausbeutung




Kreditech, Adyen & Co.

Die Berichterstattung in der Presse bezüglich der Fintechs überschlägt sich fast täglich und man wird stark an die Zeit von 1998 – März 2000 erinnert, in welcher die Dotcom-Blase entstand und im März 2000 grandios platzte.

Damals war es das Erkennen der Möglichkeiten des Internets u.a  auf dem medialen Bereich, welches von vielen Scharlatanen weidlich ausgenutzt wurde, und jetzt ist es die digitalisierte Fortsetzung mit dem Einsatz von Algorithmen auf dem Finanzsektor.  Man braucht nur das Wort Algorithmus in den Ring zu werfen, und schon wird der Verstand ausgeschaltet. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass man auch bei diesen Themen wieder ganz schnell die Bodenhaftung verliert und vielen Luftblasen aufsitzt.

Auch jetzt werden wieder gigantische Kaufpreise erzielt und die Zukunft in rosigen Buchstaben geschrieben. So auch bei der Kreditvermittlerplattform  Kreditech in Hamburg, welche erst kürzlich € 82,5 Mio zur Finanzierung ihres Geschäftsmodells bei Investoren einsammeln konnte. Anders als bei Auxmoney oder Lendingclub wird zur Refinanzierung der ausgegebenen Kredite das Geld nicht von Privatleuten eingesammelt, sondern von Kreditech selbst, d.h. mit nahezu 100% Eigenkapital. Ob dies bei der damit äußerst geringen Kapitalrendite durchgehalten werden kann, bleibt fraglich. Oder steckt dahinter ein ganz anderes System, welches die eigentliche Cash-Cow dieses Unternehmens ist, wie es bei facebook gepflegt wird. Interessant wäre die Frage, ob bei Kreditech auch das Bankgeheimnis gilt oder ob die daraus gewonnenen Daten in Big Data -Manier an die Wirtschaft verscherbelt werden dürfen.

Die Informationen über die Bonität des Kreditnehmers sollen über einen  Algorithmus mit 20.000 Datenpunkten gewonnen werden, die sich aus Kundenangaben, Daten von Drittanbietern sowie Daten aus sozialen Netzwerken wie beispielsweise Facebook speisen. Letztlich erfolgt die Datenaufbereitung im Wesentlichen anonym in Sekundenschnelle ohne persönliches Gespräch mit dem Kreditnehmern und ist kaum kontrollierbar. Wohnt z.B. ein möglicher Kreditnehmer in einem Viertel, welches durch Migranten mehr und mehr vereinnahmt wird, könnte der (geheime) Algorithmus dadurch ein negatives Urteil senden und den Kredit ablehnen oder einen bestehenden Kredit plötzlich fällig stellen.

Die handelnden Personen von Kreditech nennen sich die “new kids on the block” und genauso sehen sie auch aus. Jung, dynamisch, aber vermutlich im Kreditbereich nicht besonders erfahren. Dazu bedarf  es jahrelanger Erfahrungswerte. Meines Erachtens ist es nur eine Frage der Zeit, bis auch diese neuen Banker von der Wirklichkeit eingeholt werden und Wertberichtigungen auf ihr Kreditportfolio notwendig werden. Man darf dabei nicht vergessen, dass IT-affine Betrüger auch solchen Unternehmen das Leben schwer machen können.

Algorithmen sind nicht alles im Leben, auch wenn viele daran glauben, so auch Ende der 90er Jahre an den Long Term Capital Mangagement- Fonds (LTCM), welcher sogar von Nobelpreisträger der Ökonomie maßgeblich geleitet worden war und dennoch gerettet werden musste.

Ein ähnliches Thema ist der niederländische online- Zahlungsdienstleister Adyen, der jetzt die Internet-Milliardäre Mark Zuckerberg und Sheryl Sandberg  (Facebook) sowie Jack Dorsey (Twitter) als neue Gesellschafter gewinnen konnte. Facebook und Twitter verdienen ihr Geld mit dem Verkauf von Kundendaten zu Werbezwecken und das nicht wenig. Nunmehr muss man bei Adyen auch die Frage stellen, wie dieser Zahlungsdienstleister die investierten Milliarden allein mit dem Zahlungsverkehr, welcher sich in einer äußerst starken Konkurrenzsituation befindet und daher keine großen Margen zulässt, wieder verdienen will? Die Antwort haben die neuen Gesellschafter gegeben, die mit ihrem  System der Ausspionierung ihrer Nutzer Milliarden verdienen.

Jeder Nutzer dieser Algorithmen – Dienstleister sollte sich dessen bewusst sein und sich fragen, ob er dieser Branche umsonst seine Daten zur gefährlichen Ausschlachtung geben will.

1.Oktober 2015

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch http://www.emde-fiveko.de