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Spekulation verspielt die Zukunft

Situation an den Börsen aberwitzig:

Was sich derzeit auf den Börsen der Welt, insbesondere in den USA abspielt, ist mit wirtschaftlichen Fakten kaum mehr zu unterlegen und ist letztlich die blanke Gier und somit eine gefährliche Situation

Am 28.12.2021 wurden im Handelsblatt die 20 „wertvollsten“ Konzerne, bewertet nach den (imaginären) Börsenwerten aufgelistet. Diese kamen auf einen Börsenwert von insgesamt € 16,86 Billionen, wobei davon

14 US-Konzerne (unter den 20 größten) auf einen Gesamt-Börsenwert von € 13,1 Billionen kamen.

Aberwitzige KGV`s:

Das aberwitzige dabei sind aber davon die 6 größten US-Konzerne mit einen Börsenwert von € 9,6 Billionen und ebenso aberwitzigen KGV`s und zwar  wie folgt:

Konzern

Börsenwert 28.12.2021 in €

KGV

Apple:

5,515 Billionen

31

Microsoft

2,178 Billionen

36

Alphabet

1,693 Billionen

25

Amazon

1,532 Billionen

61

Tesla

0,835 Billionen

174

Meta Platforms /Facebook)

0,824 Billionen

22

 Börsenwert insgesamt:

9,577 Billionen

 

 Anmerkung: Die Börsenkurse sind derzeit extrem volatil, so dass man zwischenzeitlich noch höhere Börsenwerte und KGV`s unterstellen kann.

Zur Erklärung: KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis) errechnet sich aus Börsenwert dividiert durch das Nettoergebnis 2021 (volatile a.o.Erträge eingeschlossen). Das bedeutet z.B., dass Apple 31 Jahre lang seine bisher sehr gute Ertragslage beibehalten muss, um den Börsenwert damit refinanzieren zu können. Bei  Microsoft wären es 36 Jahre.

Der größte Ausreißer hierbei ist Tesla mit einem abstrusen KGV von 174 (174 Jahre !) aufgrund des zum Umsatz verhältnismäßig geringen Nettoergebnisses, womit die Absurdität des Börsenkurses deutlich unterstrichen wird.

Bei aller Sympathie ggü. den Leistungen dieser 6 Unternehmen, die Börsenwerte sind einfach über das Ziel hinaus geschossen und dürften viel heiße Luft, insbesondere bei Tesla, beinhalten. Hinzu kommen Bestrebungen in der Politik, die Macht dieser Konzerne zu begrenzen sowie die sich immer mehr abzeichnende Konkurrenzsituation, so dass es fraglich bleibt, dass diese hohen Nettoergebnisse in diesen Jahren beibehalten werden können.

Aberwitzige Kapitalkonzentration:

Diese durch die Spekulation entstandene Kapitalkonzentration vor allem in den USA (weltweit ist sie an den Börsen noch deutlich höher) bedeutet aber auch, dass damit das Kapital den Investitionen für notwendige und  langfristige Zukunftsinvestitionen größtenteils entzogen wird.

Apple z.B. nutzt diese Situation zum Rückkauf eigener Aktien mit zweistelligen Milliardensummen, verändert damit nur Bilanzpositionen und schwächt die Eigenkapitalsituation in der Hoffnung weiterer Kurssteigerungen zwecks weiterer Verbesserung der Vorstandsgehälter.

Hohes Rückschlagspotenzial:

Addiert man zu dieser Kapitalkonzentration an den Aktienbörsen ohne Substanzverbesserung der Konzerne dann auch noch das Marktvolumen der Kryptowährungen in Höhe rd. 16 Billionen US$ letztlich für Nichts hinzu, ergibt sich ein unglaublich hohes Rückschlagspotenzial, welches erst mal losgetreten, alle bisherigen Finanzkrisen in den Schatten stellen würde.

Ohlsbach, den 10. Januar 2022

Elmar Emde

 

 

 

 




Aktienrückkaufprogramm, ein Selbstmordprogramm

Aus der Wirtschaftspresse, insbesondere aus dem Handelsblatt, konnte man entnehmen, dass die Unsitte der Aktienrückkaufprogramme wieder volle Fahrt aufgenommen hat.

Zur Erklärung vorab: Kauft eine Aktiengesellschaft eigene Aktien zurück, erscheinen diese auf der Aktivseite der Bilanz als Vermögenswert. Analytisch wird damit das Eigenkapital reduziert, da dieser Rückkauf  gleichzusetzen ist mit einer Kapitalentnahme, es sei denn, die zurück gekauften Aktien werden kurzfristig für Mitarbeiterbeteiligungsprogramme oder für die Entlohnung der Vorstände auf die Bilanz genommen und  genutzt, womit diese rückgekauften Aktien später auf die Rechtsperson Mitarbeiter oder Vorstand übergehen.

Begründet werden diese Programme mit Einsparungen bei Dividendenzahlungen, da derzeit bei Aufnahme von Schulden die Zinsen z.T. deutlich niedriger sind als die zu zahlende Dividende. Außerdem werden noch steuerliche Themen aufgeführt, da bei Dividendenzahlungen je nach Land hohe Steuern zu entrichten sind und daher Kurssteigerungen für die Aktionäre angeblich besser wären. Dieses Argument hat allerdings einen Hinkefuß, da Aktienrückkaufprogramme erfahrungsgemäß nur relativ kurzfristige Strohfeuer erzeugen und somit keinen langfristigen Bestand haben.

Insbesondere bei der Entlohnung der Vorstände haben diese Rückkaufprogramme ein besonderes „Geschmäckle“, da die Boni der Vorstände auch abhängen vom jeweiligen Börsenkurs. Die Ankündigung solcher Rückkaufprogramme hat in den meisten Fällen zu Kurssteigerungen aufgrund der entstehenden Nachfrage und der Verknappung des Angebots geführt. Allerdings haben solche Programme auch kurze Beine, denn langfristig lassen sich die Aktionäre damit nicht binden, wird doch damit grundsätzlich eine Ideenlosigkeit der Vorstände/ Geschäftsleitungen  offensichtlich, ganz abgesehen von der damit einhergehende Kapitalreduzierung verbunden mit höheren Schulden und Schwächung des Unternehmens. Dadurch ausgelöste Kurssteigerungen haben somit keine Substanz.

Sicherlich gibt es vor Kraft strotzende Unternehmen mit einer hohen Liquidität, die es sich leisten können, mit der eigenen Liquidität solche Rückkaufprogramme durchzuführen. Jedoch kann man auch daraus erkennen, dass auch solche Unternehmen keine Ideen mehr haben und zudem Ihre Produkte anscheinend zu teuer bzw. überteuert sind. Ob auch solche Unternehmen langfristig auf dem Markt bestehen können, ist fraglich.

Das Handelsblatt hat am 15.6.2021 zu diesem Thema folgende Zahlen veröffentlicht:

  • Seit 2014 haben die US-Unternehmen mehr für Rückkäufe und Dividenden ausgegeben , wie sie netto verdient haben.
  • Es wird für realistisch gehalten, dass in diesem Jahr die US-Konzerne im S&P 500 insgesamt US$ 1,2 Billionen für Aktienrückkäufe und Dividenden ausgeben.
  • Apple hat von 2011 bis 2020 für Aktienrückkäufe von ca. US$ 400 Milliarden ausgegeben.
  • Der Software-Spezialist Oracle hat in den letzten 10 Jahren insgesamt US$ 124 Milliarden für Aktienrückkäufe aufgewendet.
  • Microsoft im selben Zeitraum US$ 144 Milliarden, JP Morgan US$ 114 Milliarden, Wells Fargo US$ 99 Milliarden, Exxon Mobile US$ 92 Milliarden, Bank of America US$ 91 Milliarden, IBM US$ 90 Milliarden, Intel US$ 88 Milliarden und Cisco Systems US& 87 Milliarden.

Zusammenfassend haben neben den oben genannten 10 größten Rückkäufern in den USA noch viele andere US-Unternehmen das Instrument der Aktienrückkäufe genutzt. Binnen 10 Jahren ist die Gesamtzahl der Aktien im S&P 500 um 25 Milliarden Stück auf rund 300 Milliarden Stück geschrumpft. Für insgesamt US$ 5,7 Billionen kauften die US-Unternehmen eigene Aktien zurück, welches der vierfachen Marktkapitalisierung des gesamten DAX 30 entspricht.

Für mich beunruhigend ist der Umstand, dass sich unter den 10 größten Aktienrückkäufern 3 Großbanken befinden, welche selbst als gutes Beispiel eigentlich Interesse an einer starken Eigenkapitalbasis und der ihrer Kunden haben müssten, bzw. sie sicherlich ihren Unternehmenskunden permanent gepredigt haben.

Für die laufende Periode werden noch weitere Rückkaufprogramme angekündigt und das bei den jetzigen hohen Aktienkursen (???), wodurch man die Auffassung bekommen kann, dass den Vorständen das eigene Portemonnaie näher ist als das Wohlbefinden des von ihnen vertretenen Unternehmens, womit an diese Vorstände ein großes Fragezeichen angeheftet werden muss.

Führt man sich diese Zahlen der Rückkaufprogramme allein in den USA vor Augen, welche bezogen auf die gesamte Welt aufgrund des US-Nachahmungseffektes noch höher ausfallen, entsprechen solche Rückkaufprogramme eigentlich ausgefeilten und sukzessiv wirkenden  Selbstmordprogrammen.

Man kann letztlich nur den Kopf schütteln und sich fragen, warum die jeweiligen Unternehmensleitungen damit ihre eigene Zukunft gefährden. Beraten werden diesbezüglich diese „Unternehmensleitungen“ im Wesentlichen von der Investmentbankzunft, welcher aufgrund der dadurch notwendigen Finanzierung des Aktienrückaufs  u.a. über die Emissionen von Anleihen fette Prämien winken.

Es bleibt daher zu hoffen, dass wir nie eine Rezession großen Ausmaßes bekommen, in der die Zentralbanken zudem noch über genügend Pulver verfügen (leider schon größtenteils verschossen) und dann für den Bestand der jeweiligen Unternehmen noch ausreichend Eigenkfdapital zur Verfügung steht, um solche Durststrecken überwinden zu können.

Wenn das aber so weitergeht, bleibt die Befürchtung, dass diese Unternehmen ihr gesamtes Eigenkapital zur Stützung des Börsenkurses und Erhalt der Vorstandsboni mit dem Aufbau hoher Schulden  entnehmen und damit zum Futter der Investmentbanken werden, welche diese Unternehmen in ihren M&A Abteilungen gegen hohe Prämien regelrecht verfüttern dürfen. Leidtragende sind dann die Aktionäre und vor allem die Mitarbeiter dieser Unternehmen.

Ohlsbach, den 18. Juli 2021

 

Elmar Emde

 

Autor des Buches „Die strukturierte Ausbeutung“

 




Mutter aller Blasen

Aktualisiert. Wie insbesondere Indexfonds und die restlichen Aktienfonds  dazu beitragen.

Die Vermögenswerte und insbesondere die Börsenkurse sind  derzeit außer Rand und Band und damit die Börsenwerte der jeweiligen Unternehmen, und das vor dem größten weltweiten Wirtschaftseinbruch bzw. vor der größten Weltrezession verbunden mit immensen Staatsverschuldungen seit dem 2. Weltkrieg, Dividendenkürzungen und –streichungen, einer nicht ausbleibenden hohen Insolvenzwelle und vieles mehr, ganz abgesehen von den vielen politischen Krisen auf der Welt.

Begründet wird das mit nunmehr besseren Aussichten und mit der angeblichen Gabe der Börsen, in die Zukunft schauen zu können. Wo aber war diese Gabe vor der Weltwirtschaftskrise  1928, der Dotcom- Pleite 2000, der Finanzkrise 2008 oder ganz aktuell im März d.J., in welcher die Börsenkurse neue Höhen erklommen, obwohl der Coronavirus schon überall in Europa grassierte und die Neuinfektionen in Deutschland Höchststände erreichten. Auslöser dieser Krisen waren stets die Börsen selbst und deren Maßlosigkeit.

Die jetzigen Börsenwertentwicklungen stehen in keinem Verhältnis mehr zur Realwirtschaft, zu den Bilanzsummen, zur Höhe der Ertragskraft oder nur zum jeweils freien Vermögen = Eigenkapital der Aktiengesellschaften.

Beispiel Apple.

Der derzeitige Börsenwert (per 3.8.20) beläuft sich auf rd. US$ 1,7 Billionen, in Zahlen ausgeschrieben sind das

US$ 1.700.000.000.000

bzw. eintausend siebenhundert Milliarden oder eine Million siebenhunderttausend Millionen,

letztlich eine unvorstellbar hohe Zahl.

Die Bilanzsumme per 30.9.2019 (Ende der 12 Monatsperiode) belief sich dagegen auf US$ 338,5 Milliarden, das Eigenkapital, d.h. das freie Vermögen ergab eine Summe von US$ 90.4 Milliarden. Dagegen steht nun der Börsenwert von rd. US$ 1.700 Millionen, d.h. die Börse bewertet dieses freie Vermögen um das 18,8 – fache höher.

Die ganz Klugen begründen diesen Wert jetzt mit der hohen Ertragskraft von Apple und rechtfertigen damit diesen Börsenwert. Per 30.9.2019 wurde ein Jahres-Nettogewinn von US$ 55,3 Milliarden erwirtschaftet. Müsste mit dieser hohen Ertragskraft der Firmen- /Börsenwert von US$ 1,7 Billionen bei einer Übernahme ohne Berücksichtigung der dafür anfallenden Kreditzinsen finanziert werden, würde man dafür 30,7 Jahre benötigen, unter der Berücksichtigung der Zinsen für eine Kreditfinanzierung wären das rd. 40 Jahre + ./. x. Interessant wäre dann die Frage, wie sich aus diesen Zahlenverhältnissen ein Goodwill in der Bilanz des Käufers auswirken würde. Ich schätze, dass dieser Goodwill oder Hoffnungswert dann bei rd. US$ 1,4 Billionen (in Zahlen 1.400.000.000.000) liegen und somit die Bilanzsummen von großen Zentralbanken übersteigen würde.

Letztlich ist eine solche Kaufüberlegung obsolet, da es in der freien Wirtschaft keinen Käufer  bei einem solchen Börsenwert und somit keinen Käufermarkt gibt und geben wird. Bekanntlich bestimmt Angebot und Nachfrage den Wert eines Unternehmens und da es in diesem Fall keinen Käufer für Apple geben wird, ist auch der Börsenwert und somit der Börsenkurs eine Fata Morgana.

Diese Zahlen- und Verhältnisvergleiche zeigen des Weiteren schon sehr deutlich, wie völlig hirnverbrannt dieser Börsenwert und somit dieser Börsenkurs ist. Dies sind nur imaginäre Werte, anders ausgedrückt heiße Luft und haben mit der Wirklichkeit nichts mehr am Hut.

Nicht anders sieht es bei den anderen „großen Vier“ Amazon, Facebook, Alphabet und Microsoft aus. Zusammen mit Apple ergaben diese „großen Fünf“ Mitte Juli 2020 einen Börsenwert von rd.

US$ 6,5 Billionen (6.500.000.000.000).

Das Eigenkapital und damit das freie Vermögen dieser fünf Unternehmen beläuft sich auf  US$ 557,4 Milliarden, der Börsenwert bewertet dieses frei Vermögen somit um das 11,7-fache höher.

Zusammen haben diese fünf Unternehmen einen Nettogewinn von US$ 158,9 Milliarden in 2019 erwirtschaftet. Wenn fiktiv ein Unternehmen diese fünf Unternehmen kaufen würde, müssten diese hohen Nettogewinne etwa 40,9 Jahre Bestand haben, um diesen hohen Gesamtwert finanzieren zu können und das ohne Berücksichtigung  der Zinszahlungen für eine solche Kauffinanzierung.

Das ist ebenso illusorisch wie die Börsenkurse und die daraus errechneten Börsenwerte dieser Unternehmen, zumal auch die US-Regierung und weltweit die Kartellämter aufgewacht sind und es daher nicht ausgeschlossen werden kann, dass deren Marktmacht eingegrenzt wird (hoffentlich!!) und damit auch deren Ertragskraft.

Mit dem DAX sieht es besser aus. Der Börsenwert aller DAX-Unternehmen beläuft sich derzeit auf  € 1,134 Billionen, dagegen steht per 31.12.2019 ein Eigenkapital = freies Vermögen von insgesamt rd. € 905 Milliarden. An sich kein schlechtes Verhältnis. Allerdings beunruhigen dafür die hohen Goodwills von € 315,6 Milliarden und die immateriellen Anlagegüter von € 278 Milliarden, zusammen insgesamt € 596,6 Milliarden, wobei insbesondere die Goodwills (ein Ergebnis von Firmenkaufräuschen)  seit 2005 nicht mehr abgeschrieben werden mussten, somit erhebliche Zweifel an deren aktuellen Werten bestehen. (Siehe hierzu Beitrag “Bilanzqualität der DAX-Unternehmen vom 12./ 23.6.2020).

Und diese Goodwill-/Firmenkauf-Mania geht aktuell unverändert weiter.

Siemens Healthineers hat für € 16,4 Milliarden die Firma Varian, den Weltmarktführer von Krebs –Strahlentherapien, erworben. Der Kaufpreis ist das 5-fache des Umsatzes, das 56,2-fache des Nettogewinns und das 9,2-fache des freien Vermögens.

Eigenkapital von Siemens Healthineers € 9,782 Mrd, Goodwills/immaterielle Anlagen vor Kauf von Varian € 10,166 Mrd., also höher als das Eigenkapital, Umsatz € 14,5 Mrd.,  Nettogewinn € 1,586 Mrd., derzeitiger Börsenwert € 44 Milliarden (??), das 28-fache des Nettogewinns vor künftig möglichen Abschreibungen der nicht gerade profitabel laufenden Übernahmen / Goodwills .

Kurzum, die Börsen gaukeln derzeit Börsenwerte vor, die nur auf dem Papier stehen bzw. nicht mehr reell und das Ergebnis vieler Einflussfaktoren sind.

Größter Auslöser für diese Entwicklungen war sicherlich die jeweils äußerst lockere Geldpolitik der Zentralbanken, insbesondere die der EZB unter Mario Draghi, welche die Märkte aus politischen Gründen und Ratlosigkeit mit Liquidität überflutet und den absurden Negativzins eingeführt haben.

Ein weiterer großer Einflussfaktor kann auch der boomartigen Entwicklung der Indexfonds zugeschrieben werden. Seit 2005 hat sich die Anzahl der weltweit verwalteten börsengehandelten Indexfonds von 452 auf 6.970 um das 15,8-fache erhöht. Das Volumen dieser Indexfonds stieg in 2019 auf  US$ 6,18 Billionen., nach 4,7 Billionen. in 2018 und dürfte in 2020 inzwischen  weiter deutlich angestiegen sein.  Insgesamt gibt es zwischen 3,3 und 3,5 Millionen Indices für alle möglichen Zusammenstellungen von Wertpapieren, aber nur rd. 43.000 Aktiengesellschaften mit liquiden Aktien, woraus auch eine nicht gegeben Substanz, ersetzt durch Derivate als Schlussfolgerung gezogen werden kann.

Die Folge daraus ist, dass jeder neu entstehende oder wachsende Indexfonds die entsprechenden Aktien des Indexes kaufen muss, um damit diesen Fonds entweder physisch oder synthetisch über Derivate abbilden zu können. Bei dem geschilderten Wachstum der neu hinzugekommenen Fonds bzw. bei dem boomartigen Wachstum der Indexfonds bedeutet das eine sukzessive und  permanent anhaltende Kaufwelle von Aktien und damit  – egal wie die Wirtschaft läuft – ein permanenter Anstieg der Börsenkurse.

Besonders eindeutig war dies am Beispiel Wirecard zu sehen. Nachdem so langsam am Markt bekannt wurde, dass Wirecard anstelle der Commerzbank in den DAX aufgenommen werden soll, stieg die Wirecard-Aktie unaufhörlich an und erreichte am 3. September 2018 mit € 193,55 den absoluten Höchstkurs. Am 24. September, also drei Wochen später, wurde Wirecard dann offiziell in den DAX aufgenommen.

Ähnliches widerfährt derzeit Delivery Heroe, ein Unternehmen mit jahrelangen sehr hohen Verlusten und keinem Geschäft in Deutschland (??), der Börsenkurs stieg aber sukzessive an, nachdem am Markt durchgesickert war, dass Delivery Heroe ein möglicher Nachfolger von Wirecard werden könnte, bzw. zwischenzeitlich trotz erheblicher Bedenken geworden ist.

Auch bei Tesla, welche in den S&P 500 Index aufgenommen wurde (??), zeichnet sich so eine Entwicklung ab. Tesla hat einen Börsenwert weit über denen von Daimler, BMW und VW zusammen bzw. über dem des weltgrößten Autohersteller Toyota, obwohl die operative Ertragslage negativ ist und die mäßigen Gewinne  nur über Buchungstricks und a.o. Erträge ausgewiesen werden konnten.

Anmerkung: Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung bestand die Info, dass Tesla in den S&P 500 aufgenommen wird. Das war leider oder auch Gott sei Dank eine Fake-Nachricht

Somit entstand und entsteht derzeit unverändert ein sehr hoher Block von nicht gehandelten Aktien, welche nur dann veräußert werden, wenn die Anleger von Indexfonds in wirtschaftliche Not geraten und somit gezwungen werden, ihre Anteile zu versilbern. Sollte diese wirtschaftliche Not aus Gründen wie auch immer so groß werden, würde dies zu zu einer Verkaufswelle von Indexfondsanteilen führen. Sollten dann diese Fonds nicht über die nötige Liquidität verfügen, müssten diese Aktien verkaufen.  Gründe für eine wirtschaftliche Not liefert derzeit die Coronakrise weltweit zuhauf, ganz abgesehen von den vielen unnötigen politischen Krisen verrückter  und machthungriger Politiker. Da den Kleinanlegern von allen Seiten der Kauf von Indexfonds permanent empfohlen wird, diese aber wirtschaftlich am heftigsten von dieser Coronakrise betroffen sind,  werden diese wieder einmal die Leidtragenden dieses Hypes, wenn nicht sogar die Auslöser dieser Verkaufswelle werden.

Ein erheblicher Einflussfaktor für diese Börsenwerte sind des Weiteren auch die übrigen Aktienfonds aller Sorten und Gattungen. Lt Statista gab es per 31.12.2019 weltweit insgesamt 44.174  Aktienfonds (davon 6.970 Indexfonds) mit einem verwalteten Vermögen von € 22,165 Billionen (davon US$ 6,18 Billionen Indexfonds). Das Wachstum der Aktienfonds ohne Indexfonds hat zwar nicht die Wachstumsdynamik der Indexfonds, dennoch stellt es ein erhebliches und permanentes Käuferpotenzial von Aktien dar, zumal das Thema Fonds unverändert als das Non-plus-ultra der Vermögensanlage in den Medien dargestellt wird. Auch hier kann erfahrungsgemäß festgestellt werden, dass die Portfolios relativ starr gehalten und in Baisseszenarien im Wesentlichen gehalten werden nach dem Motto,  dass sie in Hausseszenarien wieder steigen. Dadurch entstand/ensteht letztlich ein ähnlich hoher Block von unbewegten Aktienbeständen.

Somit hat sich mit dieser  permanenten Kaufautomatik bzw. Blockbildung von Aktienbeständen, welche durch Fondssparpläne noch weiter gesteigert wird, eine gewaltige Blase entwickelt, die man als Mutter aller Blasen bezeichnen kann. Im Herbst, wenn alle Corona bedingten Hilfsprogramme auslaufen und auch bestehende Zahlungsunfähigkeiten ab 1.10.2020 (oder auch später)  in Deutschland  wieder angezeigt werden müssen, wird sich zeigen, ob diese Börsenwerte Bestand haben oder ob diese Blasen einfach zerplatzen. Eine Glocke, die dieses einläutet wird es nicht geben.

Wenn meine Analyse  richtig ist, haben die Aktien- / Indexfonds und damit der immense Block von nicht gehandelten und unbewegten Aktienbeständen  zu dieser immensen Blase beigetragen in der gut gemeinten Absicht, Risiko zu verteilen, allerdings mit der Nebenwirkung der Schaffung viel zu hoher und imaginärer Börsenwerte. Ausgenutzt wird das von Wenigen außerhalb dieser Fondsstrukturen, welche mit kleinen Umsätzen Kurse nach oben und nach unten bewegen können, derzeit im Wesentlichen nach oben evtl. auch mit Hilfe der Datenwissenschaft à la Cambridge Analytica. Ein Ende ist somit nicht abzusehen, dafür werden die mächtigen Vermögensverwalter Blackrock, Vanguard & Co aus Eigeninteresse schon zunächst sorgen (halten ein Volumen von US$ 4 –  US$ 5 Billionen unterschiedliche und börsengehandelte  Indexfonds = erhebliche Systemrelevanz), bis ein Ereignis  den Akteuren die Augen öffnet, wie damals in 1637 zum Ende der Tulpenmanie oder 2008 mit der Insolvenz von Lehman Brothers. Ein solches Ereignis könnte die bisher unter der Decke gehaltene wirtschaftliche Not aufgrund der Corona-Pandemie und damit Zwang zum Verkauf von Aktien und Fondsanteilen vieler Anleger werden.

Die bekannten Indices DAX, S&P 500, der MSCI World Index und viele mehr, welche als Eingangshürden nur die Masse der gehandelten Aktien und somit deren Liquidität aus Eigeninteresse (bringen mehr Börsenumsätze und damit Ertrag), nicht aber die Bonität, festgelegt haben,  müssen daher extrem aufpassen, nicht zu weltweiten Risiko-Kloaken bzw. zu Plattformen einer Finanzpandemie mit erheblichen Vertrauensverlust der Indexfonds zu mutieren zu Gunsten Weniger, die aufgrund ihrer Finanzlogistik dadurch extrem reich werden.

3. /9./ 20. /28.August 2020

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”