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Skandal Niedrigzinsalarm

Eine Umfrage zu den Ergebnisaussichten und der Widerstandsfähigkeit von rd. 1500 Sparkassen, Genossenschaftsbanken und mittelgroßen privaten Banken hat bestätigt (lt. FAZ), dass die Niedrigzinsphase die Institute in den nächsten Jahren erheblich belasten wird.

Nach Aussagen der beiden obersten Bankenaufseher, Herrn Andreas Dombret (Bundesbank) und Raimund Röseler (Bafin) besteht deutlicher Handlungsbedarf. Ein Aussitzen der Lage wäre verantwortungslos.

Gemeinsam haben diese kleineren Institute, welche aber den größten Marktanteil in Deutschland einnehmen (Anmerkung des Verfassers), dass sie weniger Kapitalmarktgeschäft  (=Verkauf von Investmentbankprodukten)  und mehr  Kredit- und Einlagengeschäft betreiben als Großbanken. Die Abhängigkeit vom Zinsgeschäft macht Banken verwundbar, weil die EZB eine zuvor nie gesehene Niedrigzinspolitik betreibt. Insbesondere Herr Dombret, übrigens der Investmentbanker im Vorstand der Bundesbank, meinte zum wiederholten Male, das “zinsabhängige Banken ein strukturelles Problem haben”.

Doch selbst wenn die zinsabhängigen Banken jetzt Gegenmaßnahmen einleiten würden und die Kreditausfälle gering blieben, müssten die Banken noch mit einem deutlichen Gewinnrückgang rechnen. Beide Bankenaufseher appellierten daher an die Banken, sich weniger von den Zinsen abhängig zu machen. Unterstrichen wurde dies mit Grafiken, welche die Not dieser Banken deutlich machen sollte.

Eigentlich ist diese Pressemitteilung der beiden Bankenaufseher ein dicker Skandal. Das Bankgeschäft ist ein  zinsabhängiges Geschäft, sei es auf der Kreditseite oder auf der Anlagenseite. Der Zins ist ein Gradmesser für Angebot und Nachfrage, für Bonitäten und ist zum Leidwesen der Investmentbanker immer noch wichtig bei der Steuerung der Geldmenge und damit Stabilität einer Währung, bzw. einer Volkswirtschaft. Selbst die von mir stets kritisch analysierten strukturierten Finanzprodukte haben größtenteils ihre Basis im Zins.

Was meinen daher diese beiden Herren mit dem zinsunabhängigen Geschäft? Das kann doch nur Verkauf von strukturierten Finanzprodukten aller Art auf Provisionsbasis bedeuten, deren Risiken nicht absehbar sind, bzw. mit deren Hilfe die Risiken der Banken auf die Anleger /Volkseinkommen verlagert werden können und der Investmentbanksparte Profite ohne Begrenzung bescheren. Und wenn es nicht solche Produkte sind, dann sind es massive Gebührenerhöhungen aller Art zum Wohle einer Politik, die letztlich keiner mag, die Investmentbanker ausgenommen.

Anstatt dem größten Marktanteil am deutschen Bankenmarkt  diese skandalösen Vorschläge zu machen, sollten die beiden Herren der EZB und insbesondere Herrn Draghi und seinem Club der Investmentbanker diese besorgniserregenden Daten unter die Nase reiben, damit ihm die Auswirkungen seiner skandlösen Politik vielleicht dann bewusst werden. Jeder, der nur etwas Handelsschulwissen mitbringt, weiß, welche Auswirkungen diese katastrophale Niedrigzinspolitik für die gesamte Struktur, für unsere Altersvorsorge und die Prosperität unserer Wirtschaft haben. Ob es daher einer sehr kostenträchtigen Umfrage bedurft hätte, muss bezweifelt werden.

Außerdem bleibt noch daran zu erinnern, dass es gerade diese 1500 Sparkassen und Volksbanken waren, welche der Realwirtschaft in 2008 und 2009 über die schwere Zeit der durch die strukturierten Finanzprodukte verursachten Finanzkrise geholfen haben. Und jetzt will man diese strukturierten Finanzprodukte diesem wichtigen Bankenmarkt ans Herz legen. Will man diesen wichtigen Bankenmarkt kaputt machen? Was sind denn das für Bankenaufseher?

Anmerken möchte ich noch, dass die Veröffentlichung des vor ca. 1 Jahr durchgeführten Stresstestes der  bei dieser Umfrage ausgenommen 21 Banken wie Deutsche Bank, Commerzbank und Landesbanken immer noch aussteht, welcher bereits im Mai dieses Jahres geschehen sollte. Die Frage ist nun warum? Wäre der Bericht zu katastrophal, auch für die Leistung der Aufsichtsämter?

Kurzum, wird werden durch die Vertreter dieser Aufsichtsinstitutionen an der Nase herumgeführt und in Richtung eines Wirtschaftssystems gelenkt, welches alles andere als unserer freiheitlichen Demokratie dienlich ist.

20. September 2015

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch http://www.emde-fiveko.de




Bankenaufseher Dombret rät zu mehr Investmenbanking

Auf einer Bankenkonferenz in Düsseldorf gab Herr Andreas Dombret, Vorstandsmitglied  der Bundesbank für Bankenaufsicht den Banken und Sparkassen wiederum den Rat, zur Steigerung (nicht Verbesserung)   Ihrer nach seinen Worten unterdurchschnittlichen Rentabilität sich neue, von Zinsen unabhängige Ertragsquellen zu suchen.

Wenn so ein Rat aus dem Mund eines Bankenaufsehers kommt, muss das letztlich als Aufforderung an die Banken und Sparkassen gedeutet werden, sich mehr und mehr dem Provisionsgeschäft zu widmen, was nichts anderes heißt als die verstärkte Produktion und der verstärkte Vertrieb von strukturierten Finanzprodukten = Investmentbanking  auf allen Ebenen, als würden die Banken dies nicht schon jetzt zum Überdruß den Bankkunden aufschwätzen wollen.

Damit verstärkt sich der Eindruck, dass das Zinsgeschäft in Zukunft keine große Rolle mehr spielen wird. Man hat die Funktion des Zinses einfach ausgeschaltet und damit große und wichtige Bausteine unserem bisher sehr erfolgreichen Finanzsystems entnommen. Ohne Zinsgeschäft bleiben letztlich nur noch undurchsichtige Finanzwetten  übrig, welche die Investmentbanken intransparent  strukturieren und über die Banken, Sparkassen und Volksbanken vertreiben. Wenn man es nicht besser wüsste, könnte man glauben, die Herren Investmentbanker würden am liebsten die islamische Shariah einführen wollen, welche statt Zins die Beteiligungen am Kreditnehmer vorschreibt.

Geschafft hat man diesen Zustand über das extrem niedrige Zinsniveau zuerst über die US-amerikanische Notenbank, welche über die großen Investmentbank-verseuchten US-Banken indirekt gesteuert wird und im zweiten Schritt über die EZB nach der Übernahme der Leitung durch Herrn Draghi, einem Investmentbanker von Goldman Sachs kommend.

Was Investmentbanking bedeutet, habe ich in diesem Blog in vielen Beiträgen dargelegt. Letztlich werden in den von den Investmentbanken produzierten Finanzprodukten komplexe Risiken versteckt und/oder damit die hohen Provisionseinkünfte der Banken / Investmentbanken ebenfalls komplex und intransparent untergebracht. Somit kann man festhalten, dass mit solchen strukturierten  Produkten, bezeichnet als Chance und Risiko, der unwissende  Anleger über den Tisch gezogen  werden soll zum Wohle einer noch größeren Profitabilität der Finanzindustrie.

Damit dies besser umgesetzt werden kann, hat man nach Einführung des Negativzinses die direkten Anlagegeschäfte = Anleihen  einfach über die EZB aufgekauft, bzw. ist noch bis 2016 voll dabei,  damit den Anlagenotstand der Anleger noch mehr gesteigert, um sie entweder auf den gefährlichen Aktienmarkt oder auf die Versprechungen der strukturierten Finanzprodukte zu locken. Beides sind Domänen der Investmentbanken. Letztlich ist dieses der Investmentbank-Lobby bisher sehr gut gelungen.

Zwecks noch besserer Umsetzung dieser Entwicklung / Ideologie  hat man neben der EZB auch der  Bundesbank  die Bankenaufsicht übertragen und die Leitung ebenfalls einem Investmentbanker übertragen, nämlich Herrn Dombret.

Bevor Herr Dombret   Bundesbankvorstand wurde, war er – lt. Internetrecherche – Vizepräsident des Bank of America Global Investment Banking u.a. in Europa, dem Nahen Osten und Afrika und Co-Head of Rothschild, einer „durch-und-durch-Investmentbank“. Zuvor verbrachte er  10 Jahre bei JP Morgan in London/Frankfurt in der Investmentbanking Abteilung. Man kann  Herrn Dombret somit seine Investmentbank-Affinität nicht streitig machen und ihn als einen  Investmentbanker bis in die Haarspitzen einschätzen.

Investmentbanking hat in diesem kurzen Jahrhundert schon große Finanzkrisen ausgelöst, nämlich die Dot.com Krise und die Finanzkrise, an der wir Dank Goldman Sachs mit Griechenland immer noch schwer zu beißen haben. Wo man hinschaut, haben Investmentbanker ihr Unwesen getrieben, Skandale produziert und Unmengen von Strafzahlungen ausgelöst. Selbst die Deutsche Bank befindet sich durch das Investmentbanking in großen Turbulenzen und wurde bzw. wird von den Investmentbankern ausgenommen wie eine Weihnachtsgans. Wo bleibt hier im Übrigen die Bankenaufsicht?

Für mich ist es daher unverständlich, dass man nach diesen Erfahrungen die Banken und Sparkassen auffordert, noch mehr Provisionsgeschäfte = Investmentbanking (was anderes kann es nicht sein/ lasse mich aber gerne belehren) zu betreiben.

Jetzt wäre es Sache der Politik, dem ein Ende zu bereiten. Allein mir fehlt der Glaube, da die Politik von den Investmentbanker beraten wird. Na dann Prost!

23. Juni 2015

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch http://www.emde-fiveko.de