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Helmut Schmidt sah Bankenkrise

Helmut Schmidt ist tot. Er war ein Mensch mit einem messerscharfen Verstand und einer unglaublichen Selbstsicherheit. Diese Eigenschaften befähigten ihn, Dinge zu tun und auszusprechen, welche nicht dem Mainstream angepasst waren.

In einem Beitrag im Wirtschaftsteil  seiner  Zeitung “Die Zeit” vom 1. Februar 2007, also etwa 5 Monate vor Ausbruch der Finanzkrise mit ihrem Höhepunkt im Oktober 2008 , kritisierte Helmut Schmidt die wild wuchernden  und global agierenden Fonds und die Banken im Wertpapierhandel und warnte vor den Auswirkungen dieser Entwicklungen, die sich dann auch 5 Monate später leider bewahrheiteten.

Dieser Beitrag von Helmut Schmidt veranlasste mich, ihm auch meine Sicht der Dinge mit meinem Schreiben vom 4. Februar 2007(  siehe Anlage ganz unten)  darzulegen.

Daraufhin antwortete mir Herr Schmidt am 23. Februar 2007 wie folgt (meine Briefe an Herrn Dr. Schäuble und an Herrn Sanio und deren Antworten können bei Wunsch zugesandt werden):

Brief von Herr Schmidt v. 23.02.2007

Brief 4.2.2007 an H. Schmidt Brief 4.2.2007 an H. Schmidt_0001

 

Wahrhaftig ein großer  Mann mit sehr viel Weitblick. Weiterer Kommentar hierzu erübrigt sich.

Gengenbach, den 11. November 2015

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch http://www.emde-fiveko.de




Neuverschuldung muss sich jetzt verringern: Ein Leserbrief aus 2011

Leserbrief des Herausgebers an die Mittelbadische Presse, welchen diesen am 24.10.2011  veröffentlichte.

Neuverschuldung muss sich jetzt verringern

 Zur Schuldenkrise und den Reaktionen der Politik: Die derzeitige Staatschuldenkrise war schon lange überfällig, haben doch alle Politiker von links und rechts sich so verhalten, als gäbe es keine Grenzen bei der Schuldenaufnahme und Beglückung der Bürger durch den Staat, und das europa- und weltweit.

Wesentlich verschärft wurde die Staatschuldenkrise durch die vorangegangene Bankenkrise und deren Rettung, die eine weitere starke Erhöhung der Verschuldung der Staaten notwendig machte.

Die Aufstockung der Rettungsfonds bedingt wiederum eine Neuverschuldung des Staates auf nunmehr deutlich über zwei Billionen. Die Frage wird nun aber sein, wie die Ratingagenturen, die endlich den Finger in diese Wunde gelegt haben, darauf reagieren werden. Sicherlich nicht im Sinne der Politiker, die ja schon nach eigenen Ratingagenturen rufen. Nur wie sollen diese entscheiden, wenn sie nicht politisch besetzt sind?

Der nächste Akt dieses Dramas ist wiederum die Rettung der Banken. Aber hier liegt die Ursache in der Bonität der Staaten bzw. in der Politik selbst, vergisst diese jedoch, dass ihre horrende Schuldenmacherei, die u. a. die Banken leider finanziert haben, die Ursache dieses Aktes ist.

Das Perfideste an den neuesten Überlegungen aus den Finanzministerien zu Rettung des Euros ist die Hebelung der 440 Milliarden Euro auf ein Mehrfaches dieser Summe. Diese Hebelung besteht u. a. darin, dass man diesem Fonds einen Bankstatus verleiht, wodurch diese 440 Milliarden Euro bzw. 780 Milliarden Euro das Grundkapital dieser „fiktiven“ Bank darstellen würden. Dieser Status erlaubt es diesem Fonds, wie eine Bank ein Vielfaches des Grundkapitals als Kredit zu verleihen, und dann geht es in die Billionen. Ich frage mich aber nur, wer dieser „fiktiven“ Bank mit zweifelhaften Kreditkunden das Vertrauen schenken und es mit Einlagen finanzieren soll. Zu den Einlegern werden vermutlich dann die EZB (also der Steuerzahler) oder irgendwelche Hedgefonds oder Staatsfonds zählen, welche damit einen nicht kontrollierbaren Einfluss auf unseren Staat und Europa bekämen.

Das alles ist aus der Hexenküche des Investmentbankings, der Tretmine unserer freiheitlichen Gesellschaft, und man kann sich nur wundern, dass sich ernst zu nehmende Politiker, an vorderster Stelle unserer Finanzminister, die schon seit langem dagegen zu recht gewettert haben, sich nun mit solchen Instrumentarien beschäftigen. Mit solchen Hebelungen gerät die Verschuldungssituation der Staaten ins Uferlose und sämtliche ausgesprochenen Schuldenbremsen geraten zu einer Farce.

Ihr Politiker, wacht auf und kehrt auf den Weg eines seriösen Finanzgebarens zurück und lasst dieses Herumgewurschtle. Die einzige Botschaft, die die Märkte auf Dauer verstehen, ist die mittelfristige (3 Jahre) Rückführung der Neuverschuldungen in Richtung eines ausgeglichenen Haushaltes und danach

Eine langfristige (20 – 30 Jahre) Rückführung der Staatsverschuldung auf ein erträgliches Maß (max. 50 Prozent des BIB). Nur so erhalten wir den Wert des Euros und die Stabilität unseres Gemeinwesens.

Anmerkung des Herausgebers: Hat sich an dieser Situation in 2011 bis heute etwas geändert?

24. Juni 2015

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch http://www.emde-fiveko.de




Hoffnung auf mehr Sicherheit: Ein Leserbrief aus 2008

Leserbrief des Herausgebers an die Mitttelbadische Presse, welchen diese am 13.10.2008 veröffentlichte.

Hoffnung durch mehr Sicherheit

Zur Bankenkrise: Das Bankgeschäft hat sich dramatisch verändert. Früher wurden mit dem Geld der Einleger die Kredite refinanziert, heute werden diese nach Vergabe in den meisten Fällen verkauft – der Fachausdruck ist „Verbriefung“ -, damit sie die Bilanz der Bank nicht mehr belasten und sie  deshalb in die Lage versetzt wird noch mehr Kredite zu vergeben.

Was geschieht nun mit diesen verbrieften Krediten?

Sie werden gebündelt zu einem Kreditportfolio und an sogenannte „institutionelle Anleger“ weiterverkauft. Diese „institutionellen Anleger“ sind nichts anderes als Versicherungen, Pensionskassen und Investmentfonds, aber auch Banken. Diese kreieren damit ein weiteres Wertpapier und verkaufen es an die Privatanleger weiter, entweder in Form eines Investmentanteils oder sind Teil des Vermögens der Versicherung, aus denen u. a. die Überschüsse für die Lebensversicherungen stammen oder die Pensionskassen als Anlage für die Beiträge für spätere Rentenzahlungen dienen.

Letztlich befindet sich dann dieses von den Banken abgegebene Kreditrisiko direkt oder indirekt in den Depots der Privatanleger, welche leider meistens nichts davon wissen. Bisher klang diese neue Geschäftsart der Banken ganz plausibel und schien auch irgendwie Sinn zu machen, Sie hat aber einen ganz entscheidenden Fehler und das ist das Unterschätzen von Bonitätsentwicklungen der jeweiligen Kreditnehmer. In meiner 30-jährigen Erfahrung im Kreditgeschäft habe ich noch kein Unternehmen erlebt, welches über eine gleich bleibende oder positiv steigende Bonität verfügt hat. Diese verändert sich permanent noch oben und nach unten, womit die Werthaltigkeit solcher Kreditportfolios einfach nicht stabil bleiben kann und somit ständigen Schwankungen unterliegt. Das wäre so, als würde man gärende und hochexplosive chemische Substanzen zusammenbringen wollen, irgendwann knallt es dann.

Mit dem Verbriefungsautomatismus hat man die Büchse der Pandora geöffnet und nun weiß keiner mehr so richtig, wie diese wieder geschlossen werden soll.

Ich befürchte, dass aufgrund der weltweiten immensen Volumina solcher strukturierten und undurchsichtigen Finanzprodukte die zur Verfügung gestellten Mittel des amerikanischen Staats nur ein Tropfen auf den heißen Stein sein werden. Seit Jahren hat man im großen Stil weltweit diese strukturierten „Heißluft-Finanzprodukte“ unter die Anleger gebracht und selbst die sicher geglaubten Geldmarktfonds mit Kreditrisiken überfrachtet.

Meines Erachtens kann die Krise nur dann beendet werden, wenn man sich bewusst wird, was Geldanlage bedeutet. Sie ist die Reserve für schlechtere Zeiten, für Engpässe im Leben und Reservepolster im Alter und daher kein Risikokapital. Sicherheit und nochmals Sicherheit sollte für diese Reserve die Richtschnur sein, und nicht Rendite und steuerliche Vorteile, womit schlechte Anlageprodukte stets garniert werden. Jeder Anleger sollte sich daher genau ansehen, welchem Kreditnehmer er sein Geld gibt und von strukturierten Finanzprodukten grundsätzlich die Finger weglassen.

Wenn sich diese Renaissance der Sicherheit wieder durchsetzt, besteht auf Dauer Hoffnung, dass das Finanzsystem langsam wieder gesundet und organisch wachsen kann. Mit dem jetzigen System wird dies auf keinen Fall geschehen.

Anmerkung des Herausgebers: Hat sich an dieser Situation in 2008 bis heute etwas geändert?

22. Juni 2015

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch http://www.emde-fiveko.de