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KATRIM, eine crowd -financing Plattform

Aufgrund des von der EZB meines Erachtens bewusst geschaffenen Anlagenotstandes und des damit verbundenen Nullzinsniveaus, schießen immer mehr  so genannte crowd funding -Plattformen aus dem Boden, welche den Anlegern “lukrative Anlagemöglichkeiten” in einer doch bedenklichen Art und Weise anbieten.

Eine solche Plattform ist KATRIM, eine Abkürzung für Kapital trifft Markt. Auf deren Homepage werden über eine zeichentrickähnliche Präsentation Möglichkeiten einer “lukrativen Anlage auch mit kurzen Laufzeiten” mit “lukrativen Zinsen” feilgeboten. Angedeutete Porsches und Palmen sollen dem Anleger suggerieren, dass er über sein bei KATRIM angelegtes Geld diese Vermögensziele erreichen kann. Ein Wort habe ich in dieser Präsentation weder gehört noch gelesen, nämlich das Wort Risiko.

Über diese Plattform erhält der Anleger die Möglichkeit, sich an jungen Unternehmen auch mit kleinen Beträgen und kurzen Laufzeiten direkt zu beteiligen, ohne Einschaltung einer Bank oder sonst irgendwelcher Finanzinstitute. Damit sollen Investitionen finanziert werden, zu denen kurze Laufzeiten schon mal gar nicht passen. Wird da nicht schon ein künftiges Liquiditätsproblem kreiert?

Junge Unternehmen haben nun den Nachteil, eben jung zu sein, die entsprechende Logistik im Betrieb erst aufbauen zu müssen mit all den vielen Imponderabilien und zudem noch nicht über einen Marktanteil verfügen, welcher notwendig ist für den dauerhaften Bestand eines Unternehmens.

Kurzum, diese jungen Unternehmen müssen ein  hohes Risiko fahren, welches ein crowd-Finanzier somit automatisch übernimmt. Erst kürzlich war in den unterschiedlichsten Medien zu lesen, dass mehr als 90% aller jungen Unternehmen von der Bildfläche wieder verschinden werden.

Verwunderlich ist nur, dass diese Art der Kreditvergabe noch völlig unreguliert ist, die Banken aber mit der höchsten Kreditvergabeexpertise von den Aufsichtsämtern bis aufs Blut kontrolliert und reguliert werden. Bei diesen crowd financing – Plattformen wird anscheinend unterstellt, dass jeder Anleger über die nötige Kreditexpertise verfügt und somit dieser Markt keiner Regulierung bedarf. Dass dies Blödsinn ist, bedarf keiner weiteren Erörterung.

Klickt man bei KATRIM eine angebotenen Direktbeteiligung an, findet man ganz unten folgende Hinweise:

“Die Anbieter (Emittenten) auf dieser Plattform präsentieren Investitionsmöglichkeiten im eigenen Namen. Die Plattform ist nicht der Anbieter (Emittent) einer Vermögensanlage, führt keine Beratung durch, gibt keine Anlageempfehlungen und bewertet die Anbieter(Emittenten) nicht. Die Plattform ist ausschließlich der Dienstleister für Anbieter (Emittenten) und Investoren / Anleger”.

Die Risikohinweise sehen wie folgt aus:

“Die hier auf diesem Portal von Emittenten präsentierte/beworbene Anlage ist mit Risiken versehen. Investoren können Verluste bis hin zum Totalverlust erleiden. Der Investor sollte sich daher die Risiken der Unternehmensbeteiligung vergegenwärtigen und die Risikohinweise beachten. Der Investor muss berücksichtigen, dass bisherige Renditen keinerlei Indiz für zukünftige Erträge sind und nicht zur alleinigen Grundlage einer Anlageentscheidung gemacht werden dürfen. Es besteht insbesondere bei Anbietern, die keiner Regulierung unterliegen, das Risiko des Ausfalls der Emittentin (Emittentenrisiko). Die Transaktions- und Marketingkosten (Vergütungen) in Höhe von 4,2% sowie der übrigen an den Geschäften beteiligten Dienstleister, allesamt umsatzabhängig, haben einen negativen Einfluss auf die Gewinn- bzw. Ertragschance”.

Mit diesem Hinweis enthaftet sich diese crowd financing – Plattform von jedem daraus entstehenden Risiko, egal wie faul das Unternehmen und wie hoch damit das Risiko ist und bekommt für die Nichtberatung Transaktionskosten von  4,2% vergütet. Der Emittent hat somit neben diesen 4,2% noch die recht hohen Zinsen zu Gunsten der Anleger zu bezahlen, so dass die Belastung für das junge Unternehmen schnell einen Umfang von rd 10% + x% erreichen kann und somit ein erster Mühlstein auf dem mühseligen Weg des Unternehmerdaseins ist. Hinzu kommt noch der hohe logistische Aufwand, die vielen Kleinanleger über die geschäftliche Entwicklung zu informieren.

Jeder Anleger, welcher sich als crowd – Finanzier an einem Unternehmen beteiligen will, sollte sich daher bewußt sein, dass er mit einer Wahrscheinlichkeit von über 90% sein Geld verlieren wird.

30. November 2015

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch http://www.emde-fiveko.de




Fintech

Unter diesem neuen Stichwort bezeichnet man junge und kreative Finanztechnologie-Firmen, welche mit ihren Ideen in den lukrativen Geldmarkt mit ihren neuen Produkten drängen. Dabei werden unterschiedliche Bereiche der Finanzmärkte berührt, von der Kreditvergabe über neuartige Plattformen, der Zahlungsverkehr über smartphones, crowd – Finanzierungsplattformen für Risikokapital oder technische Analysehilfen für den Anlagemarkt.

Die Presse spricht mittlerweile von einer Revolution und von einem tiefgreifenden  Umbruch für die Geldbranche, welche diese Entwicklung vor allem in Deutschland verschlafen haben soll.

In den USA soll es bereits rd.  8.000 Fintechs geben, angeheizt von den Erfolgen von face-book, google & Co. In Deutschland sollen nur  knapp 300 Fintechs an den Markt gegangen sein. Allerdings kann man trotz der schon relativ hohen Anzahl dieser Branchenteilnehmer außer der massenhaften Produktion von smartphone-Apps für alle möglichen (Informations)Bedürfnisse dieser Welt offiziell noch keine größeren Umbrüche erkennen.

Irgendwie erinnert einen das an das Mitte der  90er-Jahre aufgeflammte dotcom-Zeitalter, welches dann Anfang dieses Jahrhunderts jäh in einem Crash endete.  Das muss jetzt für die Fintechs nicht ebenso zutreffen, für den Anleger heißt das aber, große Vorsicht walten zu lassen.

Die jungen Wilden, wie sie auch genannt werden, bringen sicherlich frischen und notwendigen Wind in den von etablierten Spielern beherrschten Finanzmarkt. Leider hat diese Wildheit erfahrungsgemäß gezeigt, dass Anspruch und Wirklichkeit nicht immer zusammen passen und viele dieser wilden Fintechs die Bühne wieder verlassen müssen, man spricht in den nächsten 10 bis 15 Jahren von etwa 90% Ausschuß.

Betrachtet man die ausgeheckten Produkte dieser Fintechs, so wird man ein gewisses Unbehagen nicht ganz abstreifen können. Analysiert man beispielsweise die diversen Kreditplattformen, bei denen man von privat zu privat Kredite gewähren oder bekommen kann, stellt sich die Frage, ob die Kreditgeber (Anleger) überhaupt in der Lage sind, die Bonität des Kreditnehmers beurteilen  und mit den notwendigen Regularien umgehen zu können . Da scheinen sich enorme Geldverbrennungsmaschinen immer mehr zu etablieren. Betrugsfälle können dabei keineswegs ausgeschlossen werden.

Oder schauen wir uns das Crowd-Financing an, in welcher sich die Kleinanleger an irgendwelchen Firmen oder Ideen beteiligen können. Ich frage mich nur, wie diese Kleinfirmen mit keiner entsprechenden Finanzlogistik, die beispielsweise  ein Kapital von € 100.000 über jeweilige Anteile von  € 100,-, also über  rd. 1.000 Anleger einsammeln, diese 1.000 Anleger über die Geschäftslage zeitnah informieren wollen und können. Man muss eher befürchten, dass diese Informationskosten zu einem erheblichen Teil das eingesammelte Kapital von  € 100.000 aufbrauchen und somit der Erfolg dieses jungen Unternehmens gefährdet ist. Nicht vergessen werden dürfen hierbei die Gebühren der vermittelnden Plattformen (Makler), welche nicht unerheblich sind und daran sehr gut verdienen.

Man kann daher jeden möglichen Crowd-Finanzierer nur empfehlen,  nur solches Geld zu investieren, welches man nicht benötigt. Die Wahrscheinlichkeit, diesen Einsatz zu verlieren ist nahezu bei 100%.

Ein ganz besonderes Grummeln beschleichen  mich die modernen Analysesysteme der Fintechs. Siehe auch hierzu den Beitrag „Robo-Adviser, ein virtueller Ausbeuter der Anleger“ vom 19. April 2015 auf diesem Blog. Hier zählen Geschwindigkeit, ausgeklügelte Algorithmen  und Rechnerkapazität der EDV-Systeme über den Erfolg einer  Anlage, oder anders ausgedrückt, wer über das schnellere front-running-System verfügt und damit praktisch wie ein Insider andere Markteilnehmer benachteiligt, kann den Ertrag für sich verbuchen. Die Masse der Anleger nimmt hier nur die Rolle der Ausnehmenden ein, welche auf solche modernen Analysesysteme vertrauen.

Im Zahlungsverkehr träumt man schon davon, Gelder von smartphone zu smartphone ohne Bank übertragen zu können. Damit würde eine Geldmengenaufblähung entstehen, die jeder steuernden Zentralbank das Grausen bringen würde. Irgendwie ähnelt das den so genannten OTC (over the counter) – Geschäften, den Derivatengeschäften  ohne Einschaltung einer Börse,  welche zu einem extrem aufgeblähte Derivatemarkt geführten und womit ein ungeheuer großes und sehr beunruhigenden Derivatevolumen entstand, welches  zwischenzeitlich das zehnfache Volumen des Welt-BiB von über 600 Billionen US$ eingenommen hat. Jetzt versucht man mühsam über Meldesysteme der Banken, deren Kosten natürlich die Kunden wieder zu tragen haben, diesen Wildwuchs einzudämmen.

Bei aller Sympathie für das Neue, muss man auch hier die Kirche im Dorf lassen und auf der Hut bleiben. Es ist nicht alles Gold was glänzt und es bleibt zu befürchten, dass mit den Produkten der Fintechs die Masse der Anleger nur ausgebeutet werden sollen zwecks Erhöhung der Ertragslage der Finanzindustrie.

Beunruhigend hierbei ist die immer größere Vernetzung alles mit allem und dadurch die größere Durschaubarkeit aller und von allem.

31. Juli 2015

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch http://www.emde-fiveko.de