1

Tesla – Wirecard: Parallelen?

Bei den Highflyern an der Börse, die in den meisten Fällen ein jähes Ende gefunden haben, zeichnen sich komischerweise immer dieselben Entwicklungen/ Merkmale ab.

Erstes Merkmal:

Charismatische Frontmänner  wie Herr Braun (Wirecard) und Herr Musk (Tesla), auch Visionäre genannt, mit der Gabe, negative Sachverhalte als positiv erscheinen zu lassen und welchen die unkritischen Investoren, wer immer dies  sein mag, blind folgen, egal was sie für einen Unsinn treiben und erzählen.

Zweites Merkmal:

Die Unternehmen werden als Hochtechnologie-Unternehmen eingestuft, deren Geschäftsgegenstand nur wenige wirklich verstehen und somit eine hervorragende Basis für alle möglichen Visionen, abnorme Zukunftsaussichten und somit waghalsige Versprechen bieten, welche in den wenigsten Fällen eingehalten werden.

Wirecard pries seine Plattform als Non-plus-Ultra an, welches im Vergleich mit den Plattformen der deutlich größeren Konkurrenz nicht standhielt. Unter den zehn weltweit größten Acquirern war Wirecard nicht zu finden und befand sich unter “ferner liefen”. Zudem war das Konditionsgefüge deutlich über den Marktpreisen.

Und was die E-Mobilität grundsätzlich angeht, so bestehen mittlerweile erheblich Zweifel, ob diese Technologie aufgrund technischer  Reichweitenprobleme, der nicht vorhandenen Kapazität von Aufladestrom und damit indirekter Umweltverschmutzung auf Dauer Bestand haben wird. Nicht zu vergessen auch die sich formierende sehr starke und kapitalkräftige Konkurrenz.

Drittes Merkamal:

Eine stets sehr effizient agierende Marketingabteilung, welche jeden kleinen Erfolg, auch wenn es heiße Luft war, zu einem Jahrhundertereignis aufbauschen und verkaufen, welches insbesondere diverse Fernseh-Börsenkommentatoren lächelnder Weise positiv kommentierten. Bei Wirecard wurde jede Neukundenakquisition hinaus posaunt und als Milliarden-Deal verkauft. Bei Tesla wurde z.B. jede auch nur kleine Produktionserhöhung und –verbesserung als absoluter Durchbruch dargestellt, obwohl die Produktionszahlen im Vergleich zu den großen Konkurrenten als peannuts bezeichnet werden können.

Viertes Merkmal:

Ankündigung von großen Umsatz- und Gewinnsteigerungen, welche bei Wirecard getürkt und bei Tesla unter Einsatz aller Möglichkeiten einer weichen Bilanzierung nach IFRS erreicht wurden.

Fünftes Merkmal:

Somit heiße Luft in der Bilanz. Bei Wirecard handelte es sich um nicht vorhandene Treuhand-Guthaben in Höhe von € 1,9 Milliarden, bei Tesla um versprochene Umsätze mit dem Verkauf eines neu zu entwickelten Softwarepaketes, welches erst noch entwickelt werden muss, bzw. noch nicht existiert, aber mit US$ 1,207 Milliarden als deferred revenue Eingang in die Bilanz gefunden hat, womit der größte Teil der angeblichen, letztlich aber mageren  Gewinnverbesserungen „unterstützt“ wurde.

Man stelle sich nur vor, jedes Versprechen eines DAX-CEO`s würde Eingang in die Bilanzen finden, Gewinnsprünge auf nicht Vorhandenes wäre die Folge  wie bei Wirecard.

Wirecard ist mit dieser nicht vorhandenen Cashposition in den Abgrund gestürzt, bei  Tesla wird dieses Loch allerdings nicht gesehen, einfach ignoriert bzw. ist den vielen Enthusiasten nicht bekannt oder wollen es nicht sehen, trotz der vielen negativen Analystenkommentare. Ergebnis: der Börsenwert stieg von ca. 201 Milliarden US$ Ende Juni d.J auf nunmehr US$ 286 Milliarden, und das nur bei  einem vermuteten Jahresumsatz von bis zu über US$ 25 Milliarden + ./. x in 2020. Darüber hinaus hat Tesla mit diesem total überzogenen Börsenwert diesen des größten Autohersteller Toyota mit satten Milliardengewinnen überholt , sowie Daimler, BMW und VW zusammen in den tiefen Schatten gestellt, obwohl erst kürzlich starke Verarbeitungsdefizite bekannt wurden.

Man muss sich bei solchen Verhältnissen/ Entwicklungen die Augen reiben und fragen, ob die „Investoren“ noch alle Tassen im Schrank haben. Begründet wird dies wie so oft damit, dass die Börsen die Zukunft vorweg nehmen. Aber haben die Börsen die Weltwirtschaftskrise in 1928, die Dotcom-Pleite in 2000 oder die Finanzkrise in 2008 vorweg genommen bzw. gesehen? Sicherlich nicht, die Börsen waren selbst die Auslöser einer maßlos übersteigerten Gier ohne Grenzen nach oben, so wie wir es derzeit an den Börsen erleben.

Kurzum, die Börsen sind zu reinen Zockerbuden verkommen. Jedes noch so kleine Gerücht, u.a. gestreut von den Marketingexperten der Datenwissenschaft, lässt die Kurse um einige Prozente nach oben steigen, um danach wieder abzustürzen. Fakten interessieren einfach nicht mehr.

Gerade jetzt hört man oft als Begründung die hohe Liquiditätslage Dank des Herrn Draghi & Consorten. Aber kann der dadurch gesteigene Aktienkurs als Grund für eine höhere Substanz der Aktiengesellschaft gelten, zumal diese bei Betrachtung der Bilanzen nicht zum Besten steht. Das erinnert an die berühmte Tulpenmanie im 16ten Jahrhundert,  in der für eine Tulpenzwiebel große Vermögen (umgerechnet auf heutige Verhältnisse wäre das Millionen Euros + ./.  x) eingesetzt  wurden, der Markt aber über Nacht zusammenbrach und verarmte Investoren zurück lies.

Von der derzeitigen Entwicklung profitieren nur wenige, welche über die entsprechende Datenlage und auch über die entsprechende EDV-Logistik verfügen, man kann es aber auch dadurch Insiderwissen nennen und wird gerne  als „Künstliche Intelligenz” verkauft. Irgendwann wird aber auch diese Rallye zu Ende gehen, die  breite Masse der Anleger/ Investoren wird aber wieder mal auf der Strecke bleiben und riesige Verluste zu verzeichnen haben mit allen negativen Folgen  für Staatsfinanzen und unser Staatsgefüge.

14. Juli 2020

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Ergänzung zum obigen Beitrag:

Im II.Quartal 2020 wies Tesla bei einem Umsatz von US$ 6,04 (6,35 im Qu. I) Milliarden wiederum einen kleinen Gewinn von  US$ 104 Mio. aus und diverse Medien berichten das mit strahlendem Lächeln, haben aber vermutlich nicht die GuV-Rechnung  – wenn überhaupt – genauer angesehen. Dieser kleine Gewinn kam nur aufgrund des Verkaufs von Emissonszertifikaten, welche andere Autobauer Tesla abkauften, in Höhe von US$ 428 Mio zustande. Ohne diesen staatliche Subventionierung hätte Tesla einen Quartalsverlust von US$ 324 Mio. ausweisen müssen.

Und jetzt kommt noch das Schärfste von allem. Durch diesen auf merkwürdiger Weise und mit allen Tricks zustande gekommenen Börsenerfolg kann sich Tesla auch noch Hoffnung machen, in den wichtigen Aktienindex  S&P 500 aufgenommen zu werden. Folge daraus werden  weitere Kursteigerungen sein, da alle Index-Fonds, die diesen Aktienindex abbilden, gezwungen sind, Tesla Aktien zu kaufen.

Daraus kann man sehen, wie fragwürdig zum einen diese Indizes alle sind und mit viel heißer Luft diese Indexfonds alle arbeiten bzw. wie viel Wert man diesen ETF`s beimessen kann.

Fazit:

Tesla ist weiter hoch defizitär, die Verarbeitungsqualität der PkW`s weit “unter ferner liefen ” und was die sonstigen bilanziellen Tricks angeht, für mich ein weiterer Kartenhaus-Fall wie Wirecard.

26. Juli 2020

Elmar Emde




Tesla und die Tomaten

…auf den Augen der Investoren.

Es ist schon erstaunlich, wie sich einige vermeintliche Experten zu Tesla in einer fast übergöttlichen Sympathie äußern und dann das Ganze damit beschließen, dass Sie von den Zahlen und Fakten von Tesla überzeugt sind. So Herr Frank Thelen, ein ehemaliger Juror der Fernsehsendung „Die Höhle der Löwen“ , in seinem Gastkommentar  im Handelsblatt vom 24. Januar 2020.

Tesla ist ein Batterie basiertes Auto, d.h. der Elektromotor wird von einer aufladbaren Batterie angetrieben, die nach einem gewissen Verbrauch wieder aufgeladen werden muss. Wir haben jetzt allein in der Bundesrepublik ca. 54 Millionen PkW`s (andere Zahlen sprechen von 47 Millionen), davon sollen nach dem Willen der Bundesregierung zunächst nur 1 Million PkW`s die Straßen in Deutschland befahren.

Jetzt stellt sich zunächst die Frage, ob wir genügend Strom für die Aufladung von nur 1 Million PkW`s zur Verfügung haben. Hierzu möchte ich auf Herrn Prof. Lesch, bekannt aus verschiedenen naturwissenschaftlichen Fernsehsendungen (darunter Lex Cosmos und Terra X), verweisen, der dies wie folgt beantwortet hat:

Jedes Auto zieht pro Aufladung 350 kW x 1 Million PkW`s = 350 Gigawatt, die permanent vorgehalten werden müssten. Das gesamte deutsche Stromnetz hält aber nur 68,5 Gigawatt vor.

Allein ein 54stigstel oder 47igstel der PkW`s in Deutschland würde schon das deutsche Stromnetz total überfordern. Man mag sich nicht ausdenken, was mit dem deutschen Stromnetz passieren würde, wenn 2, 4 oder 10 Millionen Elektrofahrzeuge die Straßen in Deutschland bevölkern und meistens über Nacht aufgeladen werden. Oder gedacht in europäischen Dimensionen, sämtliche Kraftwerke wären nicht in der Lage diesen Strom zu produzieren, es käme zu Blackouts.

Allein diese elementare, strukturelle und notwendige, aber fehlende Basis lässt schon erhebliche Zweifel an der Zukunftsfähigkeit von Elektrofahrzeugen aufkommen.

Weiteres Thema Reichweite. Tesla stellt auf Ihrer Homepage nur 6 unterschiedliche Fahrzeuge mit unterschiedlichen Reichweiten vor (und mit diesem mageren Produktprogramm ist Tesla deutlich wertvoller als VW oder Daimler oder BMW, man fasst es nicht!!!).

Das Model 5 soll über eine Reichweite von 610 km, das Model 3 von 530+ km, das Model X von 507 km, das Model Y von 505 km, der Roadster von unglaublichen 1.000 km und der als Panzer gebaute Cybertruck (kann in Deutschland nicht zugelassen werden) enthält keine Reichweitenangabe, ist vermutlich nur ein Marketing-Gag.

Wenn ich mir die Stress-Berichte der mir bekannten Tesla-Fahrer anhöre, muss ich  sehr große Zweifel an diesen Reichweitenangaben hegen und wäre Anlass für das Verkehrsbundesamt, diese Angaben – ähnlich wie beim Dieselskandal – zu überprüfen. Probleme sehe ich grundsätzlich im Winter für die Leistung der Batterie, es sei denn, man verfügt über eine geheizte Garage (wie beheizt, klimaneutral?), und somit auch für die Reichweite, es sei denn, man schaltet die Heizung, Radio und das Licht aus und verzichtet im Sommer auf die Klimaanlage.

Wenn man den Presseberichten Glauben schenken darf, ist die Batterietechnik noch weit von den Reichweiten der Verbrennungsmotoren entfernt. Die jetzigen Batterien kommen ohne Kobalt, welches mit viel Energieaufwand und unter prekären Verhältnissen gefördert werden muss (Energiebilanz?), kaum aus. Die Kobalt freie Eisenphosphat-Variante gibt es zwar schon lange, wurde aber bisher im Niedrigpreissegment in China eingesetzt und bringt nicht die Reichweitenleistung wie die Kobalt basierte Batterie. Tesla soll sich daher diesbezüglich mit einem chinesischen Batteriehersteller in Verhandlung befinden, genaues weiß man aber nicht.

Nächstes Thema Digitalisierung. Wie ich aus einem Gastkommentar des Handelsblattes (21.2.2020) von Stephan Noller (Digitalunternehmer) mit dem Titel „Von Tesla für die Digitalisierung lernen“ erfahren konnte, fand man in den Tesla-Fahrzeugen eine vor allem elaborierte und extrem leistungsfähige Dateninfrastruktur. Die hohe Anzahl von Sensoren würde erhebliche Mengen von Daten erzeugen, die permanent in die Tesla-Cloud hochgeladen werden. Eine leistungsfähige KI (Künstliche Intelligenz)-Schaltzentrale wäre wiederum in der Lage, riesige Datenmengen in hoher Geschwindigkeit zu verarbeiten und intelligente, datengetriebene Entscheidungen zu treffen. Tesla verfolge eine Datenstrategie, und das physische Auto wäre teilweise fast nur noch ein Objekt, um diese Datensphäre zu ermöglichen.

Hoppla, habe ich mich dabei gefragt. Geht es jetzt um das Auto oder um die Erlangung von Daten? Ist das Tesla-Auto eine Errungenschaft der Mobilität oder eine Alexa auf vier Rädern, nur geschaffen zu dem Zweck, ein wertvolles Bewegungsprofil zu generieren und zu erstellen zwecks Verkauf an die Wirtschaft, so wie es Google, Facebook, Master- und Visacard usw. täglich machen?

Erklärt wird das mit dem autonomen Fahren, dessen Umsetzung meines Erachtens aber sehr fraglich aufgrund des extrem komplizierten Umfeldes ist, lässt sich damit aber auch gut verkaufen.

Letztes Thema, die Zahlen von Tesla. Erst kürzlich hat man wieder gejubelt, weil Tesla in den letzten zwei Quartalen einen Gewinn ausweisen konnte. Per September 2019 waren es US$ 150 Mio. und per Dezember 2019 US$ 132 Mio. (Gesamtverlust in 2019 aber immer noch US$ 775 Millionen), zusammen also US$ 282 Mio. Allerdings findet man auf der Passivseite der Bilanz eine Position „deferred revenue“ (übersetzt: verzögerte Umsätze = Rückstellung) in Höhe von 1,207 Milliarden US$, welche vom 31.12.2018 auf den 31.12.2019 um US$ 216 Millionen angewachsen war und somit 77% des Gewinns der letzten beiden Quartale ausmachen.

Diese Rückstellungs-Position „deferred revenue“  basiert auf ein Versprechen von Herrn Musk, ein ertragreiches IT-update einzuführen, welches aber erst noch entwickelt werden muss. Das ist weiche Bilanzierung der höchsten Kategorie und lässt vermuten, dass die gesamte Bilanzierung von Tesla auf eine maximale Dehnung aller möglichen weichen Auswahlmöglichkeiten basiert, somit keine harten Zahlen darstellen und erhebliches Verlustpotenzial beinhalten. Hält Herr Musk sein Versprechen nicht ein, müsste diese Rückstellung ertragswirksam aufgelöst werden mit der Folge eines evtl. hohen Verlustausweises.

Des Weiteren befinden sich „unter dem Strich“ erhebliche Eventualverbindlichkeiten von US$ 11,739 Milliarden, zusammen mit den passivierten Verbindlichkeiten von US$ 26,199 Milliarden sitzt Tesla letztlich auf US$ 37,938 Milliarden Schulden , bei einem Eigenkapital unter Abzug der „goodwills“ von  US$ 5,503 Milliarden (= 14,5%).

Und ein solches Unternehmen, welches teilweise noch in Zelten produzieren soll und jährlich immer noch hohe Verluste schreibt, hat nach dem Börsenkurs einen Wert von US$ 165,7 Milliarden, also mehr als VW und Daimler zusammen oder nahezu so viel wie VW, Daimler und BMW zusammen. Das ist irrational und basiert auf äußerst vagen Visionen mit erheblichen Fragezeichen.

Herr Frank Thelen lobte Herrn Musk für seine wohl weltbeste Marketingabteilung, die letztlich diesen hohen Börsenkurs mit heißer Luft nach oben katapultiert hat. Das ist vielleicht auch der Grund für diesen hohen Börsenkurs, man kann so etwas auch als Schaumschlägerei bezeichnen. Lässt man die Wirtschaftsgeschichte Revue passieren, stellt man leider immer wieder fest, dass eine solche Schaumschlägerei den Investoren, die vor lauter $-.Zeichen in den Augen den gesunden Menschenverstand verloren habe, erhebliche Verluste zu verzeichnen hatten.

Für mich völlig unverständlich ist die Kehrtwendung von VW in Richtung  einer alleinigen Produktion von E-Autos. Herr Dies steht nach Presseberichten in sehr guten Kontakt zu Elon Musk und hat sich vermutlich von seinem Charisma  – wie auch viel andere – einfangen lassen. Hoffentlich geht das gut.

2. März 2020

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”