1

Indexfonds (ETF`s) und Stiftungen

Im Finanzteil einer Tageszeitung erschien ein Presseartikel mit der Schlagzeile „Indexfonds sind für Stiftungen bestens geeignet“. Diese Aussage kann meines Erachtens so nicht stehen bleiben und jeder Stiftungsvorstand sei davor gewarnt, sich damit auf das Feld der Spekulation einzulassen.

Es ist doch immer wieder interessant, wie aufgrund der politischen Niedrigzinsphase solche Empfehlung aus dem Boden schießen. Zu Recht wird am Anfang des Artikels darauf hingewiesen, dass eine hohe Rendite auch ein hohes Risiko beinhaltet. Gegen Ende des Artikels wird dann plötzlich auf die hohe Rendite des Depots des zitierten Honorarberaters ganz stolz verwiesen. Steckte da nicht auch ein hohes Risiko und hatte dieser bisher nicht nur Glück?

ETF`s sind reine Spekulationspapiere und abhängig von der jeweiligen Börsenentwicklung. Letztlich sind sie keine eigenen Papiere, also kein eigenes Produkt, sondern eine Ableitung von originären Wertpapieren oder eine Forderung auf solche. D.h. aus einem Papier wird ein weiteres produziert. Zwischenzeitlich gibt es eine Vielzahl von exotisch anmutenden Mischmasch-Indices (Deutsche Bank handelt mit über 160 Indices), deren Zusammensetzungen keiner entsprechenden Kontrolle unterliegen und – wie die Vergangenheit gezeigt hat – von den Banken auch manipuliert werden (können). Auch kann nicht ausgeschlossen werden, dass angeblich physisch unterlegte Indices aus Kostengründen nicht doch durch synthetische Papiere (Derivate/ Optionen) unterlegt worden sind, womit dann auch noch ein Adressenausfallrisiko der Derivate- / Optionen – Risikoübernehmer entsteht. Leider musste ich beim Studium solcher „Fact-Sheets“ auf Seite xy ganz hinten und sehr klein gedruckt diesen Hinweis öfters feststellen.

Bei Aktien unterlegten Indices gewähren sie der Bank/ dem Produzenten  noch eine Reihe von Zusatzgeschäften außerhalb des Blickfeldes des Anlegers, an deren Erträge der Anleger nicht beteiligt wird.

Bevor man den Stiftungen große Renditeaugen macht und diese dabei auf ein hohes Risikopferd setzt, wäre eine Beratung auf Kapitalerhalt sicherlich der bessere Weg, zumal nichts bleibt, wie es ist. Auch diese Niedrigzinsphase wird einmal ein Ende haben. Lieber den vollen Stiftungszweck temporär zurückschrauben als Stiftungskapital zu verlieren.

Für einen  Honorarberater sind solche Darlegungen verständlich, da er seine Leistungen herausstellen muss, damit seine Rechnungen an den Anleger/Kunden akzeptiert werden. Gleichzeitig wird hier aber auch ein Webfehler des Honorarberatungsgesetzes offensichtlich, da damit der Honorarberater auf mehr Risiko setzen muss, um in der heutigen Zeit eine akzeptable Rendite vorweisen zu können. Der Honorarberater lebt von seiner Leistung und leider fokussiert sich der Blick der Anleger immer noch nur auf die Rendite und nicht auf die Sicherheit. Dazu gelernt haben leider nur wenige. Aufklärung tut Not, scheut aber die Finanzindustrie.

Das nutzt aber auch die Politik aus. Mit ihrer  Hilfe und die sowohl von Herrn Draghi als auch von der FED entstand die Niedrigzinsphase und damit ein absoluter Anlage- und Renditenotstand, um die Anleger auf diesen strukturierten Anlagekrimskrams und damit auf die dahinter steckenden Risiken zu hieven zwecks Entlastung der Bankbilanzen, die dadurch ihre toxischen Papiere u.a.  über die Anleihe ETF`s wunderbar auf die unwissenden Anleger verteilen können (siehe auch weitere Ausführungen zu den ETF`s unter Strukturierte Finanzprodukte unter „E“ in diesem Blog).

6. Januar 2015

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch http://www.emde-fiveko.de




Breite Streuung mindert das Risiko

In einer Tageszeitung konnte unter der Rubrik „Immobilien & Kapital“ wieder eine Laudatio auf das Fondssparen nachgelesen werden. Zu Wort kam u.a. Frau Julia Topar vom Bundesverband deutscher Banken.

Frau Topar führte aus, O-Ton: „Über die alten Klassiker wie Sparbuch oder Festgeldkonto ist angesichts der anhaltenden Mini-Zinsen nichts mehr zu holen. Anders beim Fondssparen. Hier können noch gute Erträge erzielt werden. Einer der Vorteile von Investmentfonds oder ETFs (börsengehandelte Fonds): Auch kleinere Geldbeträge können breit gestreut in Aktien, Immobilien oder Anleihen investiert werden“ (sie empfiehlt somit diese Anlageform den Kleinsparern).

Mit dieser Einleitung wird der Eindruck vermittelt, dass mit Fonds und ETF`s nur gute Erträge erzielt werden können im Gegensatz zum Sparbuch oder dem Festgeld. Dass dies nicht der Fall ist, haben sicherlich schon eine Unmenge von Anlegern erleben müssen. ETFs kann man zudem in die Kategorie „Wettschein“ einreihen, womit die Risiken von Wertpapierdepots großer Anleger (Versicherungen, Pensionskassen, Banken usw.), welche über entsprechende Wahrscheinlichkeitsrechnungen mit hoher Trefferquote verfügen, abgesichert werden. Zudem gibt es eine Menge von unterschiedlichen ETF`s auf unterschiedliche Indices, welche von den Banken selbst erstellt werden und außerdem in den wenigsten Fällen, d.h. nur syntetisch (über Derivate) unterlegt sind.

Zum Bundesverband deutscher Banken muss man wissen, dass dieser  nur die Interessenvertretung der Privat- und Geschäftsbanken ist, welche schon seit Jahrzehnten den Fokus ihrer Wertpapiervertriebspolitik auf den Vertrieb von strukturierten Finanzprodukten gelegt hat, da mit diesen Risiken auf die Anleger verlagert und zudem noch hohe Erträge erzielt werden können. Der Anleger belohnt damit noch seine eigene Ausbeutung.

Weiter heißt es: O-Ton: „Fonds wären zudem eine stark kontrollierte Anlageform, abgesichert durch das Kapitalanlagegesetzbuch. So wacht die Bank, bei der die Wertpapiere des Fonds eingebucht sind, über die Einhaltung der Anlagebedingungen“.

Diese Aussage ist absolut nichts wert und ist ein Beispiel für Desinformation. Nehmen wir einen Fonds für europäische Aktien: Jetzt gibt es hier sehr viele Aktiengesellschaften mit unterschiedlichen Bonitäten. Zudem versuchen die Fondsmanager die Risiken durch Derivate aller Art abzusichern und gehen dabei auch erhebliche Risiken ein. Die Anlagebedingungen oder auf neudeutsch die “fact sheets” lassen zudem beim genauen Lesen alle Möglichkeiten der Anlage zu. Ich habe noch keine Bank erlebt, welche die Risiken der eingebuchten Wertpapiere bei einem Fonds überwacht und dann auch dafür noch die Haftung übernimmt, welches die Folge einer solchen Überwachung ist. Die Banken nehmen hier nur die Rolle eines Vermittlers ein, dass sie sich auch noch gut bezahlen lassen mit bis zu 5% Ausgabeaufschläge und zusätzlich noch bis zu 2% Managementgebühren, wobei den wenigsten Anlegern das Fondsmanagement und dessen Qualität bekannt sein dürfte. Allein diese hohen Kosten müssen jedem Anleger die Augen öffnen, dass diese Anlageformen hohe Risiken eingehen müssen, um ihre eigenen hohen Provisionsansprüchen decken zu können. Nur die Risiken tragen die Fondssparer und nicht die Fondsgesellschaft. Hier wird der unwissende Anleger total in die Irre geführt, bzw. desinformiert.

Das Problem liegt bei diesen empfohlenen Finanzprodukten im nicht kalkulierbaren Risiko. Bei solchen Anlagen weiß man nie, was am Ende herauskommt und ich frage mich, ob solche Anlageempfehlungen für Kleinsparer das Richtige sind. Die wenigsten Kleinsparer verfügen über ausreichende Kenntnisse, um die Risiken von Fonds sehen und die Unterschiede von solchen erkennen, bzw. vergleichen können. Insofern läuft auch der in diesem Artikel  aufgeführte Rat, noch dazu von einem Vertreter der Verbraucherzentrale NRW, man solle die Angebote miteinander vergleichen, absolut ins Leere.

Die Aussage, dass die breite Streuung das Risiko vermindert ist zwar richtig, aber sicherlich nicht mit solchen Mischmaschprodukten.

Frau Topar ist eine sehr hübsche junge Dame, ideal für eine Pressesprecherin. Ob sie aber die Expertise für Anlageberatung hat, muss aufgrund der noch fehlenden Erfahrungen und dieser Aussagen bezweifelt werden.

22. Dezember 2014

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch http://www.emde-fiveko.de




ETF Indexfonds

ETF steht für „Exchange Traded Fund“. Die Grundidee war, über solche Fonds einfach diverse Indizes nachzubilden, wie zum Beispiel den DAX, den M-DAX, den Euro STOXX oder den Dow Jones Index. D.h. der Fonds kauft mit dem eingesammelten Kapital genau die Aktien, womit der Index abgebildet wird, wie z. B. beim DAX die Aktien der 30 im DAX befindlichen Aktiengesellschaften usw. und überlässt die Wertentwicklung dieses Fonds der Wertentwicklung des DAX.

Vorteil hierbei ist, dass kein aktives Management vonnöten ist, somit die Kosten dieser Fonds ggü. den Aktienfonds deutlich günstiger liegen. Für das Fondsmanagement ergibt sich daraus – wie im Übrigen auch bei den anderen Fonds – die Möglichkeit, noch Zusatzgeschäfte durch Verleihung dieser Papiere an andere Kapitalmarktteilnehmer zum Zwecke der Vereinnahmung von Leih­gebühren zu generieren, die in den seltensten Fällen dem Fonds­inhaber zugutekommen. Darüber hinaus kann man damit auch Leerverkäufe starten und entsprechende Spekulationsgeschäfte vereinnahmen.

Neben dieser Grundstruktur eines Indexfonds auf Basis effektiver Aktien gibt es noch synthetische Indexfons /­ Indexnachbildungen auf der Basis von Swapgeschäften, um die Wertentwicklung des Index nachbilden zu können. Und da haben wir sie wieder, die Derivate, die Swaps, welche einen auf Schritt und Tritt verfolgen. Bei diesen synthetischen Indexfonds besteht somit neben dem Marktrisiko noch ein Adressen- /­ Erfüllungsrisiko, d. h. gegenüber den Geschäftspartnern, mit denen der Fonds die Swaps abschließt.

Bei den Indexfonds läuft man also das Risiko, ein freier Spielball der jeweiligen Indizes zu werden, die wiederum ein Spielball aus einer Mixtur aus Gerüchten, aktiver Beeinflussung über die  Computerprogramme u.a. im Hochfrequenzhandel und politischer Einflussnahmen und Ent­scheidungen sind. Was passiert aber mit diesen Papieren, wenn es wieder einmal zu einem der unvermeidlichen Finanzcrashs kommt, insbesondere bei den synthetischen Indexfonds und Ausfall von entsprechenden Marktteilnehmern? Kann man dann wirklich sicher sein, dass der Wert des Indexfonds nur aus den effektiven Stücken besteht oder ob man nicht doch einen Teil synthetisch aus Kostengründen abgebildet hat?

Solche Fragen habe ich mir auch schon sehr oft gestellt bei den zu den ETF`s ähnlichen ETC`s (Exchange Traded Commodities) auf der Basis von Waren (Commodities) aller Art, insbesondere von Gold. Hier hat man es aus Kostengründen (Einlagerungen von Gold oder sonstiger Waren wie Nahrungsmittel usw. kosten viel Geld) mit sehr vielen synthetischen Fonds zu tun. Ich will daher nicht ausschließen, dass es über diese synthetischen Gold ETF`s mehr Gold auf dem Papier gibt, als real auf der Welt vorhanden ist. Ähnliches gilt auch für die ETC`s aller Warengruppen.

Diese Beschreibung der Indexfonds bezieht sich nur auf einen kleinen Teil der Welt der Indexfonds. So gibt es (lt. Wikipedia)

  • ETF`s auf Branchenindices (z. B. die branchenbezogenen Sub-Indices der bekannten Aktienindices
  • ETF`s auf Regionenindices, d. h. Indices die sich auf Wirt­schafts­re­gio­nen beziehen (darunter auf ETF`s auf Emerging Markets)
  • ETF´s auf so genannte Strategieindices (Vielzahl sehr spezialisierter und dabei sehr unterschiedlicher, meist aktienbezogener Indices /­ Abgrenzung zu anderen Index­typen somit nicht eindeutig)
  • ETF`s, die sich auf Indices sehr spezialisierter Branchen beziehen (z. B. auf erneuerbare Energien wie ÖkoDax)
  • ETF`s auf Indices, deren Zusammensetzung und Gewichtungen sich nach Fundamentaldaten (z. B. FTSE-RAFI-Indices oder solche, die versuchen, Substanzwerte oder Wachstumswerte zu selektieren) oder der Dividenden­rendite (z. B. DivDAX) bestimmt
  • ETF`s auf Indices, die bestimmte Handelsstrategien nach­bilden, wie z. B. solche, die Shortpositionen, gehebelte Positionen und Optionsstrategien nachbilden.

Kurzum, alles strukturierter Mischmasch, bei dem die Verifizierung bei den unterschiedlichen und sehr exotischen Indizes äußerst schwer fällt und daher zur Skepsis einlädt, insbesondere nachdem einer der wichtigsten Indizes, der LIBOR und wie sich auch herausgestellt hat, auch der EURIBOR, manipuliert worden war. Und wer sagt einem, ob diese Indizes nicht auch manipuliert worden sind zwecks Erhöhung der Erträge für die Banken? Und wer kontrolliert die Richtigkeit dieser Indizes?

Die Deutsche Bank hat beispielsweise per Frühjahr 2013 insgesamt 162 Indexfonds auf alle möglichen Indizes, d. h. 162 unterschied­liche Indizes, aufgelegt und vertreibt diese – wie ich  fest­stellen musste – sehr offensiv.

Hier zeigt sich im Übrigen auch der Zocker-Wahnsinn und der Ideen­reichtum der Investmentbanker und wenn das so weiter geht, ist das erst die Spitze des Eisbergs der noch vor uns liegenden strukturierten Ausbeutung.

Juli 2013

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch http://www.emde-fiveko.de