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EZB und Hochfrequenzhandel

Die Bundesbank hatte mit einer Studie über den Hochfrequenzhandel grundsätzliche Änderungen des Börsenhandels angeregt. Allerdings sieht das die EZB anders und erkennt keinen Bedarf für harte Regulierungsschritte, zumal  sie sich negativ auf die Liquidität am Markt auswirken und somit der Finanzstabilität schaden  könnte. Anmerkung hierzu: Die EZB hat in den letzten Jahren durch Ihre Zins- und Ankaufspolitik alles dafür getan, um die Liquidität am Anleihemarkt auszutrocknen und sieht sich nunmehr gezwungen, an sich illegale Geschäft aus der Not heraus zu tolerieren.

Dagegen empfahl die EZB Notschalter (KillSwitches) zu etablieren, mit denen Orders  eines Turbo-Händlers gelöscht werden können, sowie Geschwindigkeitsdrosselungen, wenn Hochfrequenzhändler übermäßig viele Kauf- und Verkaufsangebote schicken. Frage ist nur, wie das überwacht werden kann, wenn pro Sekunde bis zu 4.000 Deals pro Turbohändler  abgewickelt werden können. Somit ändern diese Vorschläge nichts am Grundprinzip der Hochfrequenzhändler, nämlich an der Benachteiligung der Anleger.

Um welchen Sachverhalt geht es hierbei?

Kauf- und Verkaufsaufträge von Wertpapieren oder Devisen werden nur noch online entweder von den Banken oder von entsprechenden Plattformen an die Börsen zwecks Suche nach dem günstigsten Preis aufgegeben. Diese online-Aufträge gehen vom jeweiligen Auftraggeber an Netz-Knotenpunkte und werden von dort an die jeweiligen Börsen weitergeleitet. Dieser Vorgang vollzieht sich mit Lichtgeschwindigkeit in millionstel Sekunden.

In diesen Netz-Knotenpunkten sitzen nun diese Hochfrequenzhändler, scannen diese Aufträge ab und platzieren Ihre Aufträge aufgrund Ihrer kürzeren Kabel und Nähe zu den Börsencomputern noch bevor die Bankorder die Börsen erreichen mit der Folge, dass nach Ausführung der Bankorder die vom Hochfrequenzhändler gekauften Wertpapiere aufgrund des damit entweder höheren oder niedrigeren Kurses mit Gewinn verkauft werden können, der Anleger dafür aber entweder einen höheren oder niedrigeren Preis bezahlen musste, somit deutlich benachteiligt wird.

Damit wird von Wenigen ein technisches Insiderwissen ausgenutzt und ein front running betrieben, welches früher als illegal galt und hart bestraft wurde, jetzt aber als liquiditätsfördernd angesehen wird und diese Art der Geschäfte sogar als börsenreif gilt  (siehe Beitrag in diesem Blog vom 1.5.2015 „Betrug jetzt börsenreif“).

Letztlich ist die Tolerierung dieses Geschäftsgebarens ein Skandal, aber was hat hat diese mir fremde EZB und deren Vertreter schon alles überdehnt, somit auch dieses Thema.

Irgendwie ist das vergleichbar mit einem Bankräuber, der eine Bank ausraubt, dafür aber nicht belangt wird, da er mit dem geraubten Geld den Markt mit Liquidität befruchtet.

Siehe hierzu auch die Beiträge in diesem Blog “Gute Zeiten für Crash Boys” vom 29.8.2015 und “Hochfrequenzhandel, Dark Pools = Kundenmolkerei” vom 25.1.2015

1.November 2016

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch www.emde-fiveko.de




Gute Zeiten für Crash-Boys

Mit dieser Schlagzeile berichtete das Handelsblatt über die guten Ergebnisse der Flash-Boys in den letzten Tagen der Börsenturbulenzen. Insbesondere der Chef der nunmehr börsennotierten  Virtu Financial, Herr Douglas Cifu, ein weißhaariger und sehr viel Vertrauen ausstrahlender Manager, ließ wissen, dass der vergangene Montag einer der profitabelsten Tage in der Unternehmensgeschichte  von Virtu Fiancial gewesen wäre.

Wenn das kein Beleg für das kriminelle Geschäftsgebaren der Hochfrequenzhändler ist, weiß ich nicht, was man noch alles zu diesem Thema vorweisen muss.

Hochfrequenzhandel ist reines front-running, d.h. aufgrund der technischen Möglichkeiten können die Hochfrequenzhändler die Käufe und Verkäufe von Wertpapier- und Devisentransaktionen abfangen, sehen diese somit schon vor der eigentlichen Ausführung und kaufen oder verkaufen vor der eigentlichen Ausführungen der Orders die entsprechenden Papiere, um nach Ausführung der eigentlichen Order den entsprechenden Gewinn einstreichen zu können. Und das geschieht in millionsten Sekunden und bis zu viertausend Mal in der Sekunde. Somit bedient sich diese Branche eines Insiderwissens, womit man früher Personen hinter Gittern gesetzt hat. Und heute? Man lässt solche Unternehmen sogar an die Börse gehen.

Früher hat man die Börsenhändler, welche mit diesem Wissen in die eigene Tasche gewirtschaftet haben, ihres Postens enthoben und verurteilt, heute wird dieses Vorgehen als liquiditätsfördernd aufgewertet. Ethik?

Die heftigen und sehr unnatürlichen Kursausschläge an diesem Montag können daher zu einem nicht unerheblichen Teil diesen Flash-Boys, man könnte sie auch „Crash-Boys“ nennen,  zugeschrieben werden. Diese front-runner haben bombig verdient, die Käufer und Verkäufer dagegen bombig verloren.

In diesem Zusammenhang möchte ich auf meinen Beitrag „Wird Betrug jetzt börsenreif“ vom 1. Mai 2015 hinweisen.

  1. August 2015

Elmar Emde

Autor des Buches „Die strukturierte Ausbeutung“

Siehe auch http://www.emde-fiveko.de




Non Market Forces und das strukturierte Unwesen. Die Folgen

(Auszüge aus meinem Buch „Die strukturierte Ausbeutung“)

Die Finanzindustrie verfügt nicht nur über exzellente Wahrschein­lichkeits­rech­nungen, sondern auch über erstklassige politische und wirtschaftliche Kontakte, die sich wie eine Krake über die Macht­zentren der Welt stülpen und somit diese Rechner mit weiteren, nicht für jedermann bestimmte Informationen füttern. Man kann diese Kontakte als eine Art „back-up“ (Absicherung) der Wahrscheinlich­keitsrechnungen bezeichnen, sollten so genannte non-mar­ket-forces, womit die Politiker und in den meisten Fällen deren nicht ausgeprägter wirt­schafts­politische Sachverstand gemeint ist, die Marktgesetzte über den Haufen werfen, bzw. außer Kraft setzen. Man könnte dieses Back-up auch als eine Art weiteres Insiderwissen bezeichnen.

In dieser Phase befinden wir uns seit 2011 im Zuge der Euro-Schuldenkrise, in der die Politik und die EZB nebst FED völlig gegen die Marktgesetze entscheiden, bzw. entschieden haben, ungesunde Wirtschaftsrelationen damit entstanden sind, die irgendwann ein­mal kollabieren müssen und so sicher wie das Amen in der Kirche zum nächsten Finanzcrash führen werden. Selbst die privaten deutschen Banken befürchten deshalb eine neue Finanzkrise, sollte die Geldschwemme der vom Club Med angeführten EZB, dem der Italiener und Investmentbanker Draghi vorsteht, noch lange anhalten.

Diese „Beziehungskisten“ sind für beide Seiten von elementarer Bedeutung. Die Staaten benötigen die Banken zur Deckung ihrer Finanzierungswünsche und die Banken die Politik, um zum einen in Schieflagen gerettet zu werden und zum anderen strukturelle Dinge intelligent vorbereiten zu können zwecks Verbesserung  der Ertragsmöglichkeiten, allerdings auf dem Risikorücken der Anleger und Bürger. Die in der Vergangenheit genehmigte Verdrehung der Eigenkapitaldarstellung in der Darstellung des harten Kernkapitals (siehe Beitrag „Kernkapital der Banken“ vom 27.11.2014), welches in der Realwirtschaft undenkbar ist und nur dem Zweck diente, Staatsanleihen auf die Bankbilanz nehmen zu können ohne Anrechnung auf die Eigenkapitalunterlegung, ist eines der vielen Indizien für diesen Zustand.

Anderes Beispiel ist die Abschaffung der Steuerfreiheit bei der Auszahlung der fälligen Kapitallebensversicherungen, welche bis dato einen wichtigen Baustein für die Altersvorsorge darstellten. Diese hat man ersetzt durch die diversen Vorsorgeprogramme mit der Bezeichnung  Riester- oder Rürup. Damit hat man der Versicherungswirtschaft und damit auch den Banken neue Möglichkeiten von Provisions- und Gebühreneinahmen beschert, welche in den meisten Fällen die groß herausgestellten Steuervergünstigen mehr als aufgefressen haben.

Ich habe mir mehrmals die Mühe gemacht, solche Vorsorge­angebote mit ganz normalen Sparverträgen mit gleicher Laufzeit und gleichen Sparleistungen, aber ohne staatliche Zuschüsse, zu vergleichen (über Excel ganz leicht nachzuvollziehen bei Beherrschung der simplen Zinsformel). Das Ergebnis ist nieder­schmetternd. Ein solcher Sparvertrag wäre deutlich günstiger gegenüber dem Vorsorgeprodukt auch inkl. der „versprochenen“ Überschüsse, man käme sogar auf ein höheres Endkapital und könnte den Rest ohne Abzüge für die Banken und Versicherungen weiter vererben. Diese Vergleichsrechnungen hatte ich vor zwei Jahren aufgestellt, durch die unser Finanzsystem auf den Kopf stellenden Niedrig- bzw. Negativverzinsung sieht es noch schlechter aus.

Somit sind diese Programme mit Unterstützung der Politik eine hohe Einkommensquelle für die gesamte Finanzindustrie, zumal der propagierte Nutzen für den Sparer erst in 20 oder 30 Jahren offensichtlich wird, die Verkäufer dieser Produkte gibt es dann vermutlich nicht mehr und keiner kann zur Verantwortung gezogen werden. Bisherige Erfahrungen mit abgelaufenen Lebensversicherungen, deren Auszahlungsbeträge bei Weitem nicht den Versprechungen bei Abschluss des Vertrages entsprachen (auch schon vor der jetzigen Niedrigzinsphase), teil­weise sogar noch geringer sind, als die geleisteten Einzahlungen insgesamt, lassen Schlimmes befürchten.

Warum überlässt man dem Bürger nicht selbst, in welche Anlage­form er vorsorgen möchte. Warum haben immer nur die Finanz­produkte der Finanzindustrie steuerliche Anreize. Warum wird ein simpler und vor allem sehr langfristiger Sparvertrag nicht ebenfalls gefördert? Die Frage ist schnell beantwortet: Daran verdient die Finanzindustrie nichts.

Dieser  Trend führt mit dem Segen der Staaten unweigerlich zu einer weiter an­steigenden Produktion von strukturierten Finanzprodukten und damit zu Luftnummern mit hohem Ertragspotenzial für die Finanz­industrie, die unverändert in den Markt bewusst geschwemmt werden. Dieser Markt wird dadurch immer größer und unüber­schaubarer und stellt damit das Kerosin für die Finanzindustrie dar. Sein Geld vernünftig in direkte und transparente Anlagen zu in­vestieren ist kaum mehr möglich, da diese entweder von den Fondsgesellschaften und nunmehr von Herrn Draghi immer mehr absorbiert werden oder nicht das Ertragspotenzial für die Finanzindustrie beinhalten. Analysiert man die aktuellen Wertpapierdepots bei allen Banken, so fällt einem die hohe Anzahl der strukturierten Finanzprodukte unvermindert auf und die Tendenz, diese nur noch anzubieten, ist stark steigend.

Das System, wie es dazu kommt ist perfide und baut auf die Un­wissenheit der Anleger auf, die ihr Geld nicht mit Geldgeschäften verdient haben und somit kaum die Funktion und die Risiken eines strukturierten Finanzproduktes kennen, ja nicht einmal wissen wie sich dieses und jenes strukturierte Finanzprodukt zusammensetzt und welche Risiken sich daraus ergeben. Das kann man ihnen auch nicht verdenken, zumal fast täglich neue strukturierte Finanz­produkte auf dem Markt erscheinen, die selbst die verkaufenden Finanzindustriellen an der Verkaufsfront nicht mehr verstehen.

Diese Umstände und die damals schon gemachten negativen Erfahrungen veranlassten mich im Januar 2007, Herrn Jochen Sanio, damaliger Präsident der Bundesanstalt für Finanzdienst­leistungen (BAFIN) diese Erfahrungen in einem Schreiben zur Kenntnis zu bringen. Mein Vorschlag war daher, folgenden fett gedruckten und nicht übersehbaren Hinweis am Anfang des Ver­kaufsprospektes eines strukturierten Finanzproduktes anzubringen (wie bei den Zigaretten auf deren Schachteln):

„DIESES FINANZPRODUKT GEFÄHRDET IHRE VERMÖGENSSUBSTANZ“

Damit hätte man den Anleger explizit auf die Gefährdung seiner Vermögenssubstanz mit diesem Finanzprodukt hingewiesen und diesen Hinweis nicht versteckt auf Seite xy irgendwo im Verkaufs­prospekt nachlesen müssen. Außerdem wäre es den Verkäufern immer schwerer gefallen, solche Produkte an den Mann zu bringen.

Zwei Monate später erhielt ich dann im März 2007 von einem Assistenten den Hinweis auf das Wertpapierprospekt, dessen Bestimmungen seit dem 1.7.2005 gelten und angeblich die Anforderungen erheblich erhöht hätten. Außerdem würde die Um­setzung der MIFID (Markets Financial Instruments Directive, auf Deutsch „Finanzmarktrichtlinie“ > Richtlinie der EU zur Harmonisierung der Finanzmärkte im europäischen Binnenland) weitere regulatorische Vorgaben mit sich bringen.

Des Weiteren wies er darauf hin, dass im Rahmen der Umsetzung der Richtlinie 2004/­39/­EG vom 21.4.2004 über Märkte für Finanz­instrumente zudem die Verordnung zur Konkretisierung des Wert­papierhandelsgesetzes (WPHG) erstmals materielle Vorschriften über Werbung enthalten seien, deren Einhaltung von der BaFin überwacht werden würde.

Hauptziel der BaFin wäre es, „im öffentlichen Interesse ein funktionsfähiges, stabiles und integres deutsches Finanzsystem zu gewährleisten. Bankkunden, Versicherte und Anleger sollen dem Finanzsystem als Ganzem vertrauen können. Im Rahmen ihrer Solvenzaufsicht sichert die BaFin die Zahlungsfähigkeit von Banken, Finanzdienstleistungsinstituten und Versicherungsunternehmen. Durch Ihre Marktaufsicht setzt die BaFin zudem Verhaltens­stan­dards durch, die grundlegende Interessen der Anleger schützen sollen“.

Was fällt einem zu dieser Aussage nur ein? Alle diese Vorschriften taugen nichts, die Finanzkrise ließ dies offensichtlich werden.

Und die Krone des Ganzen war sein Hinweis, dass auch die Industrie bemüht sei (?), die Transparenz zu verbessern. So hätte das Derivate Forum – eine Interessengemeinschaft von 8 Emissions­banken (ABN-Amro Bank, BNP-Pari­bas, Deutsche Bank, Dresdner Bank, DZ-Bank, HVB, Goldman-Sachs, Oppenheim, West-LB) vor wenigen Wochen einen Derivate Kodex vorgestellt, der als frei­willige Selbstverpflichtung Mindeststandards für die Strukturierung, Emission, Vertrieb, Marketing und Handel derivater Wertpapiere formuliert.

In diesem Kodex wird auf die freiwillige Selbstverpflichtung bezüg­lich Mindeststandards für Strukturierung, Emission und Vertrieb etc. gesetzt. Unter Punkt 4 des Kodexes heißt es.“ Die Preisbildung voll­zieht sich im freien Wettbewerb zwischen den Emittenten nach den Kriterien der modernen Finanzmarkttheorie (da haben wir wieder die mathematischen Wahrscheinlichkeits-rechnungen) und beruht auf unterschiedliche Einflussfaktoren“. Übersetzt bedeutet das, dass ein Anleger ein Finanzmathematiker sein muss, um ein Derivat zu verstehen.

In der Pharmaindustrie gibt es keine solchen freiwilligen Ver­pflichtungen  oder ehrenrührige Kodexe, welche die Arzneimittelkontrolle überflüssig machen. Sicherlich aus gutem Grund, da man hier den fehlenden Fachkenntnissen der Bürger Rechnung trägt. Es kann ja schließlich nicht jeder Bürger ein Chemiker sein. Auf der Finanzseite unterstellt man aber ein all­umfassendes Wissen der Bürger bis hin zur hohen Finanz­mathematik.

Dieser Kodex sollte damals als Beruhigungspille dienen und der Derivate­­indus­trie weiterhin freie Hand im damals schon hoch komplexen und hoch profitablen Derivategeschäft gewähren. Was kann man auch von den 8 Emissionsbanken anderes erwarten, die zu den damals größten Derivatehändlern gehörten.

Im Nachhinein betrachtet fällt einem auf, dass diese ach so strengen Maßnahmen, Bestimmungen und Kodexe vor der Finanzkrise (beginnend im Sommer 2007 mit der IKB) beschlossen worden waren, die Finanzkrise aber nicht verhindern konnten. Letztlich waren diese Kodexe nichts wert und nur Schall und Rauch, was die hohen Strafzahlungen der letzten Jahre deutlich belegen.

Diese Ausführungen des BaFin-Beamten zeigten mir aber auch, dass die Grundlage hierfür sicherlich keine praktischen Erfahrungen mit der von mir beschriebenen Problematik waren. Da hat ein Beamter ohne praktische Erfahrungen und mit hoher Ignoranz geantwortet.

Anderes Beispiel: Vor der Finanzkrise fiel mir auf, dass die hoch gelobten Geldmarktfonds immer mehr aus Renditegesichtspunkten mit CDS-Papieren und ähnlichem strukturierten Krimskrams zersetzt wurden. Dieser Umstand veranlasste mich dazu, die Bafin auf diesen risikoreichen Umstand hinzuweisen.

Die Antwort war wieder ernüchternd und lautete nach der Belehrung, wie diese Fondsstruktur aussah, etwa einen Monat später wie folgt:

„Ich (Dr. … von der BaFin) weise darauf hin, dass die Vertriebs­berechtigung lediglich bedeutet, dass der betreffende Fonds bei mir seine Unterlagen eingereicht hat und in den öffentlichen Vertrieb seiner Anteile in Deutschland nicht untersagt habe, da die im Investmentgesetz (InvG) hierfür vorgesehenen Vertriebsvoraus­setzungen erfüllt waren. Die vertriebsberechtigten ausländischen richtlinienkonformen Investmentfonds unterliegen in materieller Hinsicht aber nicht meiner Aufsicht, so sind beispielsweise umfassende Prüfungen ausländischer richtlinienkonformer Invest­mentfonds, insbesondere bezüglich der Gebührenpolitik, Anlage­politik, Bonität oder Werthaltigkeit des Fondsvermögens im InvG nicht vorgesehen und werden dementsprechend von der Bundes­anstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) auch nicht durch­geführt.
Vielmehr bestehen die Aufgaben der BaFin nach dem InVg im Wesentlichen darin, darauf zu achten, dass die für den öffentlichen Vertrieb ausländischer Investmentanteile in der Bundesrepublik Deutschland vorgegebenen gesetzlichen Verpflichtungen erfüllt und beachtet sind.

Die materielle Aufsicht über einen ausländischen Investmentfonds erfolgt im jeweiligen Herkunftsland nach den dort geltenden nationalen Rechtsvorschriften.“

Viele Investmentfonds haben und hatten ihren Sitz in Luxemburg, welches in den letzten Monaten Schlagzeilen bezüglich der eklatanten Steuersparmodellen zu Lasten der übrigen Euroländer machten. Ob dort eine strenge Risikokontrolle durchgeführt wurde und wird, wäre nachzugehen.

Wenn das kein Freibrief zur eigenen Gestaltung des Risikos und der Gebühren war? Mit anderen Worten, die BaFin prüft nicht die Boni­tät des ausländischen Investmentfonds und der darin befindlichen Papiere, ebenso wenig die jeweilige Gebührenpolitik.

Die Folgen während der Finanzkrise waren dann diverse Insolvenzen von Unternehmen, deren Kreditrisiken über die CDS- Papiere auf die Investoren und damit die Geldmarktfonds übergegangen waren, womit deren Renditen abstürzten, bzw. bei einigen sogar ins Minus abfielen.

Die Einführung der Finanztransaktionssteuer zeigt mir im Übrigen, dass die Politik die wahren Ursachen der Finanzkrise immer noch nicht begriffen hat. Es werden alle möglichen Gründe hierfür vor­geschoben, der eigentliche Grund ist aber die Einnahmequelle für den Staat. Herr Dr. Schäuble rechnet mit einigen Milliarden an Steuereinnahmen, die er nicht zurücklegen, sondern in den überschuldeten Haushalt einfließen lassen wird.

Außerdem schädigt man mit dieser Steuer wiederum den Steuer­zahler, der vorsorgt oder spart. Diesbezügliche Kalkulationen haben ergeben, dass damit die Renten auf Basis einer privaten Vorsorge eine deutliche Schmälerung erfahren werden. Die Banken werden diese Steuer nicht selber tragen, sondern einfach an die Anleger weiter reichen. Die derzeit bei allen Banken zu beobachtenden Gebührenerhöhungen auf breiter  Front belegen das.

Die strukturierten Finanzprodukte und nicht auf die Realwirtschaft bezogenen Derivate eröffnen den hochintelligenten und teilweise kriminellen Akteuren auf dem Finanzmarkt, und Beispiele der Vergangenheit belegen dies eindeutig, alle Möglichkeiten, um Volkswirtschaften und damit deren Bürger massiv zu schaden. Die Ergebnisse dieser Machenschaften sind bekannt und haben in der Finanzkrise ihren Anfang genommen und setzen sich unvermindert fort. Diese Produkte sind genauso schädlich wie Rauschgift und zersetzen sukzessive das Volksvermögen, die Ersparnisse und künftige Renten der Bürger, bzw. konzentrieren ein unermesslich hohes Vermögen auf nur wenige Personen, die sich dann in den Jet-Set-Zentren dieser Welt auf ihren dicken Millionen-Yachten eines ins Fäustchen lachen.

Der Politik muss man nicht unbedingt den guten Willen, die durch die Finanz­krise offenbar gewordenen Auswüchse zu unterbinden, unterstellen. Man kuriert derzeit nur an den Symptomen herum und hat den eigentlichen Kern des Übels noch nicht ent­deckt oder will ihn nicht entdecken, da eigene hohe Interessen dem entgegenstehen. Das ist auch kein Wunder, zählen doch die Hauptnutz­nießer dieser Krise, die Investmentbanken, unverändert zu den Beratern der Politik.

Diese Ursache liegt  in dem künst­lich aufgeblähten Markt der strukturierten Finanzprodukte, deren Anzahl von Tag zu Tag immer größer, mit Derivaten in unzähligen Ausprägungen noch ergänzt und dadurch immer unüberschaubarer wird und somit zu einer weiter ansteigenden Handelsvolumina, einem die Ethik auffressendem Monster mutiert.

Allein die höheren Eigenkapitalanforderungen an die Banken über Basel III werden die Kreditverbriefungen zwecks Entlastung der Bilanz und damit Steigerung der Eigenkapitalquote immens nach oben treiben und den Markt mit weiteren intransparenten Finanz­produkten beliefern. Der Abbau der Bad-Banks , bzw. das geheimnisvolle Verschwinden von deren toxischer Wertpapiere muss sehr beunruhigen

Dieser rasante Anstieg der Kreditverbriefungen wird unvermeidlich das Handelsvolumen der strukturierten Ausbeutungsprodukte immer mehr erhöhen, denn irgendein Marktteilnehmer muss sie ja schließlich kaufen und irgendein Händler muss sie andererseits an den Mann bringen und will daran mit seiner Bank verdienen. Und dann kommen noch die diversen Vertriebseinheiten irgendwelcher Banken und Vertriebskolonnen hinzu, die auch noch daran ver­dienen wollen. Somit werden immer mehr hoch spezialisierte Händler und „Vertriebsspezialisten“ einen Arbeitsplatz finden und diese werden je nach Qualifikation immer hoch bezahlt bleiben, da kann sich die liebe Bürgerseele drehen und wenden wie sie will.

Und schon sind wir bei den Boni, ein unsägliches Reiz­wort, auch für mich. Diese einzudämmen, wie  von der EU-Kommission vorgeschlagen und beschlossen, ist zwar ehrenrührig, dürfte aber nicht zu dem gewünschten Ergebnis führen. Es ist zum einen fraglich, ob die Engländer mitmachen und zum anderen ob die Amerikaner und viele andere in der Welt verstreuten Handels­zentren diesem Beispiel folgen werden. Sicherlich, einmal muss der Anfang gemacht werden, jedoch wird das menschliche Gewinnstreben gepaart mit dem menschlichen Ideenreichtum, Regeln zu umgehen, diesem Vorhaben schnell ein Ende setzen.

Dann wird eben woanders dieses riesige und immer weiter wachsende Volumen gehandelt, sei es in New York, Dubai, Singapur oder sonst wo auf irgendeinem Archipel. Die lachen sich eher eins in Fäustchen und werden dort die Handelsräume und die Rechner­kapazitäten noch mehr erweitern und damit noch mehr Macht auf unser good old Europe/­Germany ausüben, bzw. uns vorschreiben, was richtig oder falsch ist.

In Dubai zum Beispiel gibt es das Dubai Financial Center, einem eigenen Distrikt (dort steht auch der Bursj Khalifa, das derzeit höchste Hochhaus der Welt), in welchem neu angesiedelte Unternehmen in den ersten fünf Jahren keine Steuern zahlen müssen und dem juristischen Rahmen des angelsächsischen Rechts unterliegen. Dort und in vielen anderen ähnlich gelagerten Standorten werden künftig diese Herren sitzen und mit der ganzen Welt verdrahtet ihre (unlauteren) Geschäfte weiter betreiben. Sie hätten dann sogar noch den Vorteil, dass ihre Boni in diesen Staaten deutlich weniger oder gar nicht besteuert würden als in der EU.

Diverse Call-Center, zu­ständig für deutsche Kunden diverser Unternehmen sitzen jetzt aus Kostengründen schon in Indien & Co. und keiner merkt es.

Ich möchte auch nicht ausschließen, dass diese Maßnahmen zur Gründung vieler weiterer Hedgefonds führen werden, bei denen die einstigen Händler plötzlich als Partner oder Gesellschafter auf­treten und somit den erzielten Gewinn als Gewinnausschüttung (in Deutschland zum verminderten Steuersatz, da als Dividende =Abgeltungssteuer = 25 % + Kirchensteuer + Soli­zu­schlag) verein­nahmen können. Es würde mich dann auch nicht wundern, wenn Herr Anju Jain als solcher die Deutsche Bank verlassen würde und damit auch seine gesamte Truppe von Investmentbankern.

Ebenso verhält es sich mit dem Hochfrequenzhandel. Der wird mit solch ansteigendem Volumen noch weiter befeuert. Die Regulierungsmaßnahmen der deutschen Bundesregierung, von Herrn Klaus-Peter Flosbach im deutschen Bundestag ganz stolz als einzigartig und als erstmals weltweit reguliert bezeichnet, werden genauso wie das Thema Boni ins Leere laufen und auch hier in anderen Handelszentren wieder die Champagnerkorken knallen lassen. Maschinen und Computer können ruckzuck woanders domiziliert werden und von dort aus ihre Programme abspulen. Die Frage wird dann nur sein, ob die europäischen Börsen auf Dauer noch eine wichtige Rolle auf den Finanzmärkten spielen. Es bleibt zu befürchten, dass an Handelsplätzen mit keinen solchen Restriktionen auch die Börsen eine wachsende Bedeutung be­kommen werden, eben befeuert durch die Verlagerung dieses automatisierten Wertpapierhandels.

Was ist nun der richtige Weg?

Das Grundübel dieser Entwicklung ist die riesige Handelsvolumina an Wertpapieren, die ihren Anfang mit der Verbriefung von Risiken aller Art, hauptsächlich von Kreditrisiken, und deren Weiterverkauf, versetzt mit weiteren Strukturierungen und Derivaten, die dann wieder „gehedgt“ (abgesichert) werden müssen, denen dann weitere Hedging-Maßnahmen folgen usw. usw. Dieses Thema ist somit eine unendliche sich ständig multiplizierende Geschichte und gehört einfach unterbrochen, abgeschafft und letztlich verboten. Schädliches Rauschgift steht schließlich auch aus gutem Grund auf der Verbotsliste.

Dieser fromme Wunsch wird ein frommer Wunsch bleiben. Aber vielleicht hilft die Pflichtveröffentlichung der Ergebnisse der Wahr­scheinlichkeits­rech­nungen, die der Anlass für die strukturierten Finanzprodukte waren. Aber auch hier wäre Skepsis angebracht. Wer überprüft dann, ob diese Analyse die wirklich Ausschlag gebende war.

Bankkredite sollten in den Kredit vergebenden Banken verbleiben und nicht wie Kartoffeln auf dem Markt herumgereicht werden dürfen. Banken würden dadurch die Kreditvergabe professioneller angehen und wären nicht versucht, schlechte Risiken als gute an die nicht informierten Anleger zu verkaufen, so wie es mit den „Subprimes“ geschah. Damit wären auch die hohen Eigenkapital­anforderungen nicht in dem Maße erforderlich, die sich zudem in der Berichterstattung der Banken nur auf die „harte Kernkapitalquote“ unter Weglassung der (fraglichen) risikolosen Aktiva (Vermögenswerte) bezieht. In früheren Zeiten ging es auch und das ganz gut mit der bekannten und niedrigeren Eigenkapitalquote, gerechnet auf die volle Bilanzsumme.

Damit würde auch das weltweit äußerst gefährlich aufgeblähte Derivate­vo­lumen sukzessive zurückgeführt werden und hielte dann

– allerdings nur nach deren langfristig erfolgter Dezimierung und Beschränkung auf die Realwirtschaft –

nicht mehr dieses gefährliche Damoklesschwert über unser aller Vermögen wie derzeit.

Nicht ohne Grund warnen seit Jahren hoch angesehene Wirtschafts­wissen­schaft­ler vor den Auswirkungen dieser hoch gefährlichen Derivate.

Dieser Ratschlag ist einfach, aber sehr wesentlich. Die Finanz­geschäfte müssen einfacher, transparenter und wieder seriöser werden. Den Wertpapierhandel wird man nicht abschaffen können und das wäre letztlich auch äußerst schädlich. Das hohe Volumen und die damit einhergehende hohe Intransparenz ist es aber und das muss dringend gekappt werden. Insofern sollte die Regulierung der Märkte auf die Eindämmung der immer höher werdenden Handelsvolumina und damit strenge Regulierung der Kreditverbriefungen abzielen.

Dieser harte Einschnitt ist dringend vonnöten, sonst erhöht sich dieser Kreislauf immer mehr und wird unweigerlich zu einem weiteren Zusammenbruch der Finanzmärkte führen. Wenn dann die Bürger merken, dass ihre Renten und Ersparnisse verzockt worden oder im Derivatesumpf auf nur wenige Personen übergegangen sind, dürften Unruhen nicht ausbleiben, Pogrome gegen die Banker werden die Folge sein. 2008 in Großbritannien und in 2012 und 2013 in Griechenland sind schon die ersten Vorboten.

Herr Julius Bär vom Privat-Bankhaus Bär in der Schweiz hat in seinem Buch „Seid umschlungen Millionen“ die hohen Gehälter der Finanzindustrie (die nur über die unlauteren strukturierten Finanz­produkte erzielt werden können = Anmerkung des Verfassers), als Aufruf zur Revolution betitelt. Diese hat es aber immer dann ge­geben, wenn die einen zu viel und die anderen zu wenig hatten.

14. Mai 2015

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch http://www.emde-fiveko.de




Betrug jetzt börsenreif?

Die Finanzindustrie hat sich mit dem Erscheinen des Investmentbankings, welches durch die enorme Entwicklung auf dem EDV-Sektor sehr stark befeuert und begünstigt wurde, in Regionen begeben, die man schon als kriminell bezeichnen kann. Mittlerweile mussten viele Groß- und Investmentbanken deswegen horrende Strafzahlungen leisten, welche einen Gesamtbetrag im hohen zweistelligen Milliardenbereich einnehmen. Weitere hohe Zahlungen aufgrund der laufenden Ermittlungsverfahren stehen noch aus. Leidtragende dieser Entwicklung sind rd. 90 % der jeweiligen Bankbelegschaft, welche seriöses und der Realwirtschaft nützliches Banking betreiben.

Eine beunruhigende Entwicklung nimmt hierbei die nicht mehr zu bremsende Computerisierung der Börsen und damit auch deren Anfälligkeit gegenüber Hackern und den Hochfrequenzhändlern ein. In meinem Beitrag „Hochfrequenzhandel + Dark Pools = Kundenmolkerei“ vom 25.1.2015 wurde kritisch die Funktionsweise des Hochfrequenzhandels  analysiert, insbesondere das damit möglich front-running beschrieben, welches letztlich zu einer grundsätzlichen Benachteiligung der Käufer und Verkäufer von Wertpapieren führt. Unverständlicherweise betrachtet dies die SEC als liquiditätsfördernde Maßnahme. Ich betrachte dieses technische front-running als illegal und kriminell und ist dem Tatbestand des Insider-Wissens gleichzustellen.

Erst kürzlich fand sogar ein US-Hochfrequenzhändler, die Firma Virtu Financial, den Weg zur Börse. Mittlerweile liegt der Börsenkurs aufgrund einer hohen Nachfrage derzeit 20% über dem Ausgabepreis. Selbst Kritiker des Hochfrequenzhandels wie die große Fondsgesellschaft T.Rowe Price soll sich nach Medienberichten einen Stück dieses IPO-Kuchens gesichert haben. Bei Virtu Financial soll es sich angeblich um einen guten Spezies seiner Art handeln bzw. um einen Makler, welcher zahllose Wertpapiere kauft und verkauft, um von den Spannen zwischen Angebots- und Nachfragekursen zu profitieren. Ähnliches funktioniert aber auch beim front-running.

Interessant wäre jedoch die Frage, wie man bei den zahllosen Deals, welche ein Hochfrequenzhändler in der Sekunde abwickeln kann, Presseberichte sprechen von bis zu 4.000 + x in der Sekunde, den guten und den illegalen Hochfrequenzhandel herausfiltern kann? Meines Erachtens ist das ein unmögliches Unterfangen!

So bleibt letztlich der Verdacht, dass auch hier Geschäfte betrieben werden, welche in das Zerrbild eines Bösewichts passen, zumal Virtu Financial seit ihrem Bestehen nur an einem Tag einen Verlust eingefahren haben soll (lt. FAZ v. 25.4.2015), ein typisches Merkmal für ein front-running.

Auch Investmentbanken standen in ihrer Anfangszeit vor etwa 25 Jahren für ein seriöses Geschäftsgebaren und gingen an die Börsen. Die Erkenntnisse der Aufsichtsbehörden seit der Lehmann-Pleite geben aber ein anderes und zum Teil kriminelles Bild wieder, welches durch die hohen und akzeptierten Strafzahlungen unterstrichen wird. Fragt sich nur, wann auch Rauschgift- und Verbrechersyndikate aufgrund ihrer hohen Ertragskraft als börsenreif eingestuft werden.

Hohe Ertragskraft oder anders ausgedrückt hohe Profite lassen die Ethik ins Nirwana verschwinden und begünstigen kriminelle Handlungen. Veränderungsbedarf ist angesagt.

1. Mai 2015

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch http://www.emde-fiveko.de