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Wirecard

The never ending story.

Aufgrund der jüngsten, wiederum schweren Anschuldigungen der britischen Zeitung “Financial Times” soll nach anfänglicher Ablehnung seitens Wirecard  nun doch ein unabhängiger neutraler Prüfer diese schweren Vorwürfe überprüfen.

Für diese unabhängige Prüfung hat nun Wirecard die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG beauftragt.

Na ja, habe ich mir dabei gedacht. War bei einer der größten Betrugspleiten in Deutschland, bei der Flowtex, die KPMG nicht der sehr umstrittene Wirtschaftsprüfer? Oder auch bei der insolventen Comroad usw.? Aber leider haben auch die anderen großen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften bei zahlreichen Unternehmenspleiten keine gute Figur hinterlassen, was meines Erachtens systembedingt ist aufgrund der Bezahlung des Wirtschaftsprüfers durch den Prüfling.

Mir ist die KPMG  vermehrt als Prüfer von in Not geratenen geschlossenen Fonds aufgefallen,  bei denen die Anleger eine Menge Geld verloren haben. In Wirtschaftskreisen kursieren daher diverse Umdeutungen von KPMG, wie “Keiner prüft mehr genau”, oder “Kinder prüfen meine Gesellschaft”.

Da Wirecard auch über ein Banklizenz verfügt, wäre es meines Erachtens die Aufgabe der Bafin oder aufgrund der zwischenzeitlich (hoffentlich echten) Größe von Wirecard die EZB, hier nach dem Rechten zu sehen.

23. 10. 2019

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”




KPMG

Diese vier Buchstaben sind letztlich der Name eines der führenden Wirtschaftsprüfungsunternehmens US-amerikanischen Ursprungs, welches daneben  auch noch die Steuer-, Management- und Unternehmensberatung in ihrem Angebotsköcher hat.

Der Name des Unternehmens geht zurück auf  die Gründer  Klynveld, Peat , Marwick und Goerdeler. Im Volksmund oder zumindest in den Kreisen der Finanzfachleute wird KPMG  scherzhaft auch mit  “keiner prüft mehr genau” bezeichnet.

Ein erfolgreicher Restrukturierungsberater gab diesem Unternehmensnamen noch eine andere variantenreiche Bezeichnung  mit “Kinder prüfen meine Gesellschaft” , eine Erfahrung, die ich selbst auch bei anderen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften machen musste. Diese Frischlinge werden zudem noch hoch bezahlt, zumindest müssen die Unternehmen für diesen Kindergarten akademischen Ursprungs viel Geld bezahlen.

Mit dem Skandal um den Verkauf des Flughafen Hahns an einen chinesischen Investor, oder besser gesagt Betrüger, hat KPMG ihre sehr mangelnde Prüferqualität wieder offensichtlich werden lassen, womit die obigen Bezeichnungen wieder Urstände feiern konnten.

Der Flughafen Hahn wurde den Pressemitteilungen zufolge vom Land Rheinland Pfalz an den Kaufinteressenten “Shanghai Yiqian Trading Company” (SYT) für 13 Millionen Euro mit viel Presse Tam – Tam verkauft. Die Bonität ließ die rheinland-pfälzische Regierung von der KPMG überprüfen, welche für die Risiken des Verkaufs keine Anhaltspunkte fand.  In einer Integritätsprüfung  hätte man das herausgefunden, auch wäre Liquidität bei den Chinesen zur Genüge vorhanden. Mit der Abwicklung des Verkaufs wurde die KPMG beauftragt (lt. Handelsblatt vom 1./2./3. Juli 2016) und erhielt dafür sicherlich ein saftiges Honorar.

Allerdings wurde der Verkauf dann gestoppt, weil der Käufer nicht fristgerecht bezahlte. Ein Journalist des Rundfunksenders SWR fand bei einem Besuch der Adresse des  angeblichen SYT-Partners und Geldgebers, der “Shanghai Guo Qing Investment Company”  in China, heraus, dass die angegebene Adresse nicht stimmte, bzw. dieses  Unternehmen dort nicht existierte. Selbst die chinesische  Handelskammer in Deutschland kannte diesen Investor nicht.

Somit hat die KPMG mal wieder bewiesen, wie niedrig ihre Prüferqualitäten sind. Das wiegt insofern sehr schwer, als die KPMG-Niederlassung in China nur eine Auto-Stunde von der falschen Adresse entfernt domiziliert.

Damit reiht sich ein weiteres Desaster für die KPMG an viele weitere. Besonders schwerwiegend war vor 16 Jahren der Fall Flowtex, bei dem die KPMG ebenfalls als Prüfer aufgetreten war und für diese eklatante Fehlleistung 50 Millionen Euro Schadensersatz zahlen musste.

Mir ist diese Gesellschaft insbesondere als Prüfungsgesellschaft für geschlossene und hoch Risiko behaftete Fonds aufgefallen, die dann später Insolvenz anmelden mussten.

Diese anscheinend schwache Prüferqualität ist vermutlich auch der Grund, warum solche Unternehmen und windige Geschäftspartner das entsprechende Mandat an die KPMG vergeben, da anscheinend dort  keiner mehr genau prüft.

Für mich als Risikomanager sind die Prüfungstestate der KPMG schon jeher ein rotes Tuch.

3. Juli 2016

Elmar Emde

Autor des Buches”Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch www.emde-fiveko.de