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Kulturwandel Commerzbank?

Bekanntlich hat die Commerzbank die herunter gewirtschaftete oder besser gesagt kaputt strukturierte Dresdner Bank (hierzu in den nächsten Tagen ein Beitrag) über­nommen und dadurch eine Menge Federn lassen müssen und musste auch noch den Investmentbankern, welche die hohen Verluste der Dresdner Bank mit verursacht hatten, mit hohen Boni abfinden (??). Diese Übernahme führte letztlich zu einer Beteiligung des Staates und damit zur Rettung der Commerzbank.

Insgesamt kann die Ausgangsposition der Commerzbank ab Beginn der Finanzkrise zu einer der ungünstigsten bezeichnet werden. Allerdings scheint sich dieses Bankhaus insbesondere im Kredit­geschäft an die alten Banker­tu­gen­den erinnert zu haben und ihren Fokus auf die Zufriedenheit ihrer Kunden – was immer das heißen mag –  auszurichten.

Gemäß dem alten Slogan „Die Bank an Ihrer Seite“ ist sie sehr be­strebt, ihr Image entsprechend aufzupolieren, will u. a. im Kredit­geschäft als kompetent und fair wahrgenommen werden und sich als Mittelstandsbank immer mehr profilieren.

Herzstück der hierzu in Gang gesetzten Marketing-Kampagne ist ein 60-sekündiger TV-Spot, in der sich eine Frau während ihres Joggings durch die erwachende Stadt Frankfurt Gedanken über die Finanz­welt macht. Der Text dazu lautet wie folgt:

„Woran liegt es, dass man den Banken nicht mehr vertraut?

Manche Banken sagen das liegt an den Krisen, andere an den Börsen.

Wir haben etwas getan, was für uns bisher vielleicht nicht typisch war, wir haben die Gründe bei uns gesucht und uns gefragt, braucht Deutschland noch eine Bank, die etwa so weiter macht oder brauchen wir eine Bank, die endlich Schluss macht mit neuen Spekulationen aufgrund Nahrungsmittel, eine Bank, die erneuer­bare Energien für die Zukunft finanziert, eine Bank die auch kleinen und mittleren Unternehmen Kredite gibt, eine Bank die ihre Berater nicht belohnt, wenn sie möglichst viele Verträge verkaufen, sondern nur erst dann, wenn ihre Kunden zufrieden sind.

Vor uns liegt ein langer Weg, aber auch der beginnt mit dem ersten Schritt.

Commerzbank, die Bank an Ihrer Seite“.

Dieser TV-Spot ist meines Erachtens gut gelungen und lässt einen Schuss Ehrlichkeit (und auch Hoffnung) entstehen. Es ist auch ein Eingeständnis der bisher nicht sehr sauberen Arbeit im Anlage­geschäft dieser Bank und der bisherigen Behandlung ihrer Kunden. So weit so gut.

Betrachtet man den Text aber genauer, so entsteht der Eindruck, dass die Imageschäden der Banken entstanden sind durch die Krisen, den Börsen und den Spekulationen mit Nahrungsmitteln. Kein Wort davon, dass die strukturierten Finanzprodukte, die diese Krisen mitunter maßgeblich ausgelöst haben und somit die Börsen ins Trudeln gebracht haben.

Die Finanzkrise ist sicherlich nicht ausgelöst worden durch die sehr verwerflichen Spekulationen mit Nahrungsmitteln, die hat es schon immer gegeben und der Dritten Welt bis heute Hunger und Not beschert haben, bzw. diese durch die Finanzkrise noch verstärkt worden ist.

Man könnte mit diesem TV-Spot glauben, die Commerzbank hätte damit den die Finanzkrise auslösenden und mittragenden strukturierten Finanzprodukten abgeschworen und würde nur noch ehrliche Anlageprodukte ihren Kunden anbieten.

Mitnichten, leider.

Im September 2012 nahm ich im Handelsblatt einen Bericht wahr mit der Überschrift „Commerzbank wirbt um große deutsche Investoren – Produktmanager wollen mit aus­geklügelten Fonds punkten –“.

Darin wird von erfolgreich untergebrachten Rohstoff- und Aktien­fonds, welche den Privatkunden angeboten worden sind, berichtet. Die Investmentbank (-abteilung) hätte die Instrumente für diese Fonds geliefert. Nunmehr zielte die Commerzbank auf große institutionelle In­vestoren, also etwa Versicherer oder Pensionsfonds = wir alle, ab. Diese verlangen aber oft nach ausgefeilten Fondskonstruktionen, um ihre Risiken und Anlagen besser zu „steuern“.

Dabei kam ein Herr Christian Machts, übrigens ein Mitglied der Atlantikbrücke e.V. (siehe Kulturwandel Goldman Sachs? Ein Kulturschwindel), zu Wort.“ Wir sind nicht nur auf Personen aus, wir nutzen Research Stärken und Handels­strategien, um sie in Fonds zu verpacken“. Die Commerzbank würde auf diesem Feld vor allem Derivate nutzen und dabei die Fähig­keiten ihrer Investmentbank-Einheit nutzen (Da haben wir wieder, die Investmentbank)

Geplant wären des Weiteren ein Fonds für den Verkauf von Call-Optionen sowie ein institutioneller Fonds (also für uns alle) für so genannte Managed-Futures-Strategien an den Terminmärkten. Nachdenken wolle Herr Machts außerdem über die Derivate-Nach­bildung von Depots mit Firmenanleihen (welche?). Noch weitere Ideen wären in der Schublade.

Wenn das kein Bekenntnis zur Hexenküche des Investmentbankings ist! Aus Mischmasch wird wieder Mischmasch produziert und darauf ein seriöses Etikett geklebt. Anscheinend hat man in der Commerzbank aus der Finanzkrise nichts gelernt und setzt unver­ändert auf diesen strukturierten Quark. Hintergrund dafür könnte auch der enorme Druck der Commerzbank sein, schnell Geld verdienen zu müssen, um die Verbindlichkeiten ggü. dem deutschen Staat möglichst rasch abbauen zu können. Ob das der richtige Weg für die Anleger und für die Commerzbank ist, wage ich zu bezweifeln.

Etwas positiv hat mich dann allerdings später die Nachricht ge­stimmt, dass Herr Machts zum Hedge-Fonds BlackRock als Leiter des Retail-Geschäftes in Deutschland, Österreich und Osteuropa ge­wechselt ist. Somit nimmt die strukturierte Ausbeutung dort weiter seinen Lauf.

Der aktuelle Einblick in diverse Depots der Commerzbank bei neuen Mandanten, die wiederum ge­spickt sind mit strukturierten Finanzprodukten aller Art in Eintracht mit seriösen Wertpapieren hat mich dann aber wieder auf den Boden der aktuellen Tatsachen geführt. Ist das die neue Strategie, unseriöses mit seriösem zu verpacken?

Auch werden bei meinen Anfragen zu seriösen Anlagen unverändert zuerst strukturierte Finanzprodukte aller Art und aus dem eigenen Hause angeboten, teilweise mit entsprechendem Nachdruck, so dass man einfach nicht das Gefühl loswird, dass dahinter ein entsprechender Verkaufsdruck steckt. Erst nach wiederholten Insistieren auf direkte Anlagen bekommt man diese letztlich feil geboten.

Allerdings ist das bei allen Banken derzeit zu beobachten. Die Ursache liegt u.a. auch in der Verbriefung der Kredite, womit man die Bank – Bilanzsumme nicht entsprechend aufblähen möchte zwecks Erhalt der Eigenkapitalquote, bzw. der Eigenkapitalirreführungsdefinition „harte Kernkapitalquote“. Somit befeuert das gute Kreditgeschäft der Commerzbank unvermindert diesen finanzchemischen Prozess der Risikoverlagerung auf die Anleger mit – ich befürchte  – grausamen Ausgang.

Vielleicht sollte sich die Commerzbank  – wie auch alle Banken – den weisen Spruch „ Was Du tust, bedenke das Ende „ verinnerlichen und zu den Wurzeln des seriösen Anlagegeschäftes zurückkehren.

  1. Dezember 2014

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch http://www.emde-fiveko.de