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Minus Investoren

Es ist doch  erstaunlich bzw. nicht nachvollziehbar, wie die absurden Höhen von  Unternehmensbewertungen zustande kommen, obwohl diese Unternehmen in der Vergangenheit – und das schon jahrelang –  gezeigt haben, dass sie nicht fähig sind, Gewinne zu erwirtschaften, sondern nur hohe Verluste.

Bestes Beispiel ist der Fahrdienstleister Uber, welcher in den vergangenen Jahren folgende EBITDA`s  – und das ist schon ein geschönter Ertragsparameter, da dies der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen ist  – ausgewiesen hat:

Jahr

EBITDA in Mio. US$ *)
2014  -633
2015  -1.262
2016 -2.676
2017 -3.570
2018 -2.607

*)Quelle Bloomberg

Ob diese hohen Defizite nur mit den über eine Plattform angebotenen Fahrdienstleistungen in Gewinne umgewandelt werden können, ist fraglich. Entweder man erhöht deutlich die Fahrpreise oder verringert die Honorare der Fahrer, was beides so gut wie nicht möglich ist, so dass die hohen Defizite weiter Bestand haben werden.

Andererseits sucht das Unternehmen noch Produkte/ Dienstleistungen, welche den Gewinn künftig bringen sollen. Das bedeutet, dass Uber bis dato kein schlüssiges Konzept vorweisen kann bzw.immer noch nicht weiß, wo der prognostizierte Gewinn herkommen soll.

Und dieses hoch defizitäre Unternehmen ist nun an die Börse gegangen und wurde am ersten Börsentag mit US$ 82 Milliarden bewertet, musste aber am ersten Börsentag etwa 7,6% Kursverlust hinnehmen. Damit ist Uber mit seiner Plattform- Dienstleistung in etwa so viel wert wie der weltgrößte Autohersteller VW.

Das ist irgendwie irrational, ein schlechter Witz und ein Ergebnis einer Marketingstory meiner „Freunde“ der Investmentbanker, hinter der alle Investoren wie Lemminge hergelaufen sind. Eine Meute der Hoffnungsvollen und von Gier Zerfressenen.

Ein noch krasseres Beispiel ist die We Company, der neue Name des Coworking-Anbieters WeWork und des Apartement-Vermieters WeLive. In 2018 erwirtschaftete die We Compnay einen Verlust von US$ 1,9 Milliarden bei einem Umsatz – jetzt halten Sie sich fest – von US$ 1,8 Milliarden, also um US$ 100 Mio weniger. In 2017 war der EBITDA bei US$ -769 und in 2016 bei US$ -307. Bei einer kürzlich stattgefundenen Finanzierungsrunde wurde dieses megadefizitäre Dienstleistungs-Unternehmen mit US$ 47 Milliarden bewertet.

Hatten wir solche Hypes nicht schon einmal. Richtig, die dotcom-Blase oder der dotcom-crash hatte ebenfalls diese irrationalen Gebilde in die Welt gesetzt, lösten sich aber, nachdem die Investoren vernünftig geworden waren, wieder in Luft auf.

Warum begeben sich die Investoren auf ein solch spiegelglattes Eis? Anscheinend hoffen sie auf eine erneute Erfolgsstory wie bei amazon, Facebook oder Google, welche anfangs auch hochdefizitäre Unternehmen waren und sich dadurch eine hohe Marktmacht eingekauft haben. Damit spielen vor allem die Verkäufer dieser Risiken, die Investmentbanker, und stellen somit jedes hochdefizitäre Unternehmen auf deren Stufe.

Somit erleben wir immer mehr eine Minus-Wirtschaft, Herr Draghi hat es mit den Minus-Zinsen ja vorgemacht, in der Hoffnung, dass daraus eine Plus-Wirtschaft entsteht.  Ich fürchte, dass diese Rechnung nicht aufgehen wird.

Uber und We-Company sind somit die Vorboten einer gesellschaftsfähigen Minus-Wirtschaft zum Zwecke der weiteren Ausbeutung.

4. Juni 2019

Ergänzung 9.Juni 2019.

In diese Reihe der Minus Investments lässt sich auch Tesla einsortieren.

Obwohl der Umsatz von Tesla  gerade ein Zehntel von BMW ausmacht,  ist Tesla aufgrund des unverständlichen hohen Aktienkurses (derzeit ca. das Siebenfache des Kurses  der BMW-Aktie) mehr wert als BMW. Zudem hat Tesla seit Eintritt in den Automobilmarkt vor ca. 6 Jahren US$ 4,2 Milliarden verbrannt (WAMS 9.6.2019) und ob sich dies ändern wird, bleibt fraglich ob der festgestellten Qualitätsmängel.

Weiteres Beispiel  ist die Öko-Aktie Beyond Meat (Herstellung von Fleischalternativen):

Bei einem  Umsatz von rd. € 100 Mio. wird davon fast die Hälfte als Verlust eingefahren und dafür mit € 8,4 Milliarden bewertet. Zum Vergleich der Wert der Lufthansa. Umsatz € 35 Milliarden, durchschnittlicher Jahresgewinn € 1,5 Milliarden, Wert derzeit € 8 Milliarden.

Es scheint, dass sich die Bewertungsmaßstäbe total den defizitären Unternehmen  zugewandt und dabei die “Minus-Investoren” die finanzphysikalischen Gesetze völlig aus den Augen verloren.

Das späte Erwachen wird grausam werden.

 

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”