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Kurszuwächse ohne Substanzgewinn

Verfolgt man die Kommentare sowohl in den Rundfunk- und Fernsehprogrammen als auch in der Wirtschaftspresse, so wird die Aufnahme von 10 weiteren Aktiengesellschaften in den DAX und somit dessen Erweiterung auf insgesamt 40 Kandidaten durchweg positiv beurteilt. Insbesondere die Institutionellen Anleger würden den DAX anders bewerten, zusätzliche Gelder ausländischer Investoren könnten somit eingesammelt werden.

Wer sind aber nun diese “Institutionellen Anleger”? Im Wesentlichen sind das Fondsgesellschaften aller Art, insbesondere die Indexfonds, welche den DAX abbilden und nunmehr die Aktien dieser 10 Aspiranten sukzessive kaufen müssen zwecks Abbildung dieses Indexes. Damit entsteht ein sukzessiver Kaufdruck, der sich zu einer regelrechten Kauflawine entwickeln könnte.  Anmerkung: Die Aufnahme von Tesla in den S&P 500 hat den Indexfonds rd. US$ 50 Milliarden gekostet.

Es gibt m.E. keine genauen Zahlen zu den DAX-ETF`s. Im Handelsblatt hatte ein Fondsmanager ein Gesamtvolumen € 16 Milliarden genannt, andere Quellen sprechen von 13 Milliarden. Auch gibt es widersprüchliche Aussagen zum Gesamtvolumen aller nun 40 DAX Werte mit € 1,4 Billionen, per 6.9.2021 beläuft sich aber das Gesamtvolumen aller 30 Dax-Werte gem. finanzen.net  bereits auf € 1,558 Billionen (vermutlich wegen unterschiedlicher Zeitpunkte). Die 10 neuen Aspiranten bringen es per 6.9.2021  auf eine Mrktkapitalisierung von € 325,87 Milliarden, zusammen wäre es mit den 40 DAX-Werten schon € 1,884 Billionen.

Gehen wir mal von einem Fondsvolumen von  € 16 Milliarden – allerdings mit Fragezeichen – aus. Das wären gerechnet auf die € 1,558 Billionen nur 1,03%. Diese 1,03% bezogen auf die Börsenkapitalisierung von € 325,87 Milliarden der 10 neuen DAX-Mitglieder würden dann ein Kaufvolumen von € 3,347 Milliarden  bei den DAX Indexfonds auslösen und somit zu Kursanstiegen führen.

Jetzt wird allerdings damit argumentiert, dass die Indexfonds, welche den M-Dax abbilden, andererseits diese 10 Aktien verkaufen müssten, womit der Kaufdruck durch die Indexfonds neutralisiert würde. Da aber das Volumen der M-DAX Indexfonds deutlich geringer ist und somit auch der Anteil/ Verkauf der darin befindlichen 10 Werte, fallen die Verkäufe der M-DAX Indexfonds nicht so stark ins Gewicht, allerdings die Käufe der DAX-Investmentfonds. Darüber hinaus wird der M-Dax wieder mit weiteren Mitgliedern sukzessive aufgefüllt werden, die wiederum dem S-DAX entnommen werden, dieser nimmt dann dem TecDAX wieder etwas weg und dieser wiederum dem VDAX & Co usw. usw.

Somit entsteht  ein von den Indexfonds ausgelöster munterer Reigen von Aktien- und Derivatgeschäften aller Art mit der Folge von stetig steigenden Aktienkursen ohne das sich die Substanz der einzelnen Aktie dadurch verbessert hätte.

Nutzmießer dieses Hypes ist vor allem die Deutsche Börse, der Initiator dieses munteren Reigens und all jene, welche an den Aktiengeschäften verdienen, das sind die Banken, die Hedgefonds und natürlich auch meine „Freunde“, die Investmentbanken. Vergessen werden dürfen hierbei auch nicht die Vorstände dieser 10 DAX-Aspiranten, welche auf unverdienter Weise auf höhere Boni hoffen dürfen aufgrund der höchst wahrscheinlich ansteigenden Aktienkurse.

Der Dumme wird letztlich aber der Aktionär sein, welcher in einen aufgeblasenen Aktienmarkt investiert.

Ohlsbach, den 13.9.2021

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”