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Investment-App der Deutsche Bank, Werbung für Intransparenz

Die Finanzkrise in 2008 fand ihren Ursprung in den intransparenten Subprimes, in welchen schlechte Immobilienkredite zusammengefasst, besser gesagt zusammenstrukturiert wurden und mit einem AAA-Rating versehen (warum?? Diese Frage ist immer noch nicht geklärt) als neue und moderne Finanzinnovation den Abnehmern aufgeschwatzt wurden  und das noch mit dem überschwänglichen Lob der damaligen Wirtschaftspresse.

Merkmal dieser Subprimes war die hohe Intransparenz und zwar in solch hohen Ausmaßen, dass letztlich die Verkäufer dieser strukturierten Finanzprodukte selbst nicht mehr wussten, welch hohe Risiken, bzw. welchen Anlagedreck sie da unter die unwissenden und vertrauensseligen Anleger brachten.

Nach dieser Finanzkrise hatte man gehofft, dass die gesamte Finanzindustrie von dieser “strukturierten” Entwicklung kuriert worden sei und nun Abstand von dieser Intransparenz genommen hat. Bald stellte sich aber heraus, dass dem nicht so war und leider heute immer noch so ist. Der Verkauf von strukturierten Krimsgrams = Finanzprodukte (Investmentfonds aller Art, Zertifikate, ETF`s usw.) und damit Vertrieb von allen möglichen und nicht erkennbaren hohen Risiken gehört heute zum Handwerkszeug der Bank- Wertpapierberater, egal ob sie in den Geschäftsbanken, den Volksbanken oder den Sparkassen sitzen. In letzter Zeit hat zu dieser Entwicklung Herr Draghi mit seinen Aufkaufprogrammen weiter beigetragen und damit den Markt für direkte Anlagen nahezu leer gefegt.

Diese doch sehr fragliche Entwicklung wird unverändert weiter betrieben. Über eine Werbeanzeige der Deutsche Bank findet diese Feststellung leider wieder ihre Bestätigung.

In einer großen halbseitigen Werbeanzeige wird für den Übertrag eines Kontoguthabens oder eines Wertpapierdepots in Höhe von mindestens € 25.000  eine Wechselprämie von maximal  € 7.500 bzw. 0,5%  angeboten. Begründet wird das mit den Worten “ Wechseln Sie jetzt zu der Bank, die globales Anlagewissen mit umfassender Expertenberatung verbindet“.  Angeboten und abgelichtet wird dabei gleichzeitig ein Investment-App mit einem Orientierungsdepot – Vergleich, welcher grafisch auf der linken Seite die derzeitige Depotstruktur – so der Anleger zur Deutsche Bank gewechselt hat – mit einem Wert von € 68.493,27 zeigt und im Vergleich dazu das Orientierungsdepot der Deutsche Bank auf der rechten Seite.

Die Assetklassen sind hier farblich gekennzeichnet und  aufgeteilt in

  • Liquidität
  • Immobilien
  • Renten (RK 1-2) ?
  • Renten (RK 3-5) ?
  • Aktien
  • Rohstoffe

Anmerkung: die Bezeichnungen in Klammern dürfte “Ratingklasse 1- 5”  bedeuten. Die 1 steht anscheinend für das beste Rating, die 5 für das schlechteste Rating. Somit sind Renten mit dem schlechtesten Rating auch zum Orientierungsdepot der Deutsche Bank enthalten!!!. Bei Aktien hat man die Ratingklasse weggelassen, sollte aber auch Gegenstand bei Kauf sein.

Teilt man die Summe von € 68.493,27 durch die Anzahl der 6 hier aufgeführten Assetklassen, ergäbe das pro Anlageklasse eine Summe von etwa € 11.416, womit man schwerlich in direkte Immobilien investieren könnte. Daraus kann man somit sehr schnell schließen, dass hier nur Investitionen in Fonds aller Ausprägungen dieser Anlageklassen gemeint sind.

Begibt man sich dann auf die Internetseite dieses Angebots unter Investmentfinder, bestätigt sich dieser Verdacht dann sehr schnell. Angeboten werden unter den oben genannten Assetklassen ausschließlich Fonds, d.h. Geldmarktfonds, Immobilienfonds, Rentenfonds, Aktienfonds und Rentenfonds, letztlich alles strukturierte Finanzprodukte mit hoher Intransparenz und hohen Ertragsmöglichkeiten für die Deutsche Bank.

Würde beispielsweise ein Anleger der Deutsche Bank ein Depot mit einem Wert von € 68.493,27 übertragen, bekäme er eine Wechselprämie von € 342,47 gutgeschrieben. In Kenntnis der Vertriebsstärke der Deutsche Bank, würde dieses Depot relativ schnell in andere Wertpapiere, eben auf die empfohlenen des Orientierungsdepots auf Basis der diversen Investmentfonds ausgetauscht werden.

Da auf solche Fonds in der Regel Ausgabeaufschläge von 2% bis 5% berechnet werden, ergäbe dass für die Deutsche Bank dann eine Provisionseinnahme von € 1.369,86 bis € 3.424,66, also deutlich mehr, als sie für den Depotwechsel gezahlt hat.

In dieser Rechnung noch nicht berücksichtigt sind die Management Fees, die diversen Provisionen der Finanzprodukthersteller an die vertreibende Bank wie Halteprämien, Vertriebsprämien und sonstige Incentives nebst den vielen Möglichkeiten außerhalb des Gesichtsfeldes des Anlegers, insbesondere bei Zertifikaten, welche in den meisten Fällen mit Schwellen nach oben und unten ausgestattet sind.

Wie bereits mehrmals in meinen vorgehenden Beiträgen dargelegt, bieten die genannten strukturierten Finanzprodukte beste Möglichkeiten, die toxischen Wertpapiere der europäischen Banken, welche ihnen die angelsächsischen oder angelsächsisch geprägten Investmentbanken aufgeschwatzt haben, über Beimischungen zu verstecken bzw, damit auf die Anleger zu übertragen.

Dies wird den Käufern solcher strukturierter Finanzprodukte nicht mitgeteilt und es bleibt daher zu befürchten, dass dieses Verkaufsgebaren den Banken noch schwerer auf die Füße fallen wird, als es mit den Subprimes bereits geschehen ist. Rechtsfälle werden daher nicht abreißen, Bankinsolvenzen können daher nicht ausgeschlossen werden.

Und was den Übertrag von Guthaben auf die Deutsche Bank betrifft, so sollte sich jeder, der dies beabsichtigt, vor Augen führen, in welch misslicher Lage sich die Deutsche Bank befindet. Strafzahlungen ohne absehbares Ende, über 6.000 anstehende Rechtsfälle, hohe Bonizahlungen an die Investmentbanker und damit Abfluss von dringend benötigtem Kapital, ein zu geringes Kapital gerechnet auf die Bilanzsumme und dann zu Guter Letzt noch die von der Politik beschlossene Haftungskaskade, welche das Risiko einer Bank voll auf die Kunden der Bank abwälzt. Hinzu kommt, dass der Anleger damit die Zockerei der Investmentbanker  unbewusst unterstützt und damit finanziert.

Dieses Vorhaben sollte man sich daher gründlich überlegen.

25. Mai 2015

Elmar Emde

Autor des Buches ” Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch http://www.emde-fiveko.de