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Offener Brief an an VW-Chef Herbert Diess

Der VW-Konzern, insbesondere der Vorstandsvorsitzende  Herbert Diess,  welcher sich gerne neben dem umstrittenen Elon Musk als E-Auto-Pionier profilieren und in seinem Kielwasser schwimmen möchte, hatte auf einer Langstreckenfahrt mit dem ID4 von VW vom Bodensee zu Gardasee – wie diverse Pressemedien berichteten – alles andere als ein Premium-Ladeerlebnis bzw. machte Bekanntschaft mit der dürftigen Ladeinfrastruktur. Er twitterte ” Zu wenige Ladepunkte am Brenner, alle vier Ladepunkte wären belegt gewesen und an der nächsten Ladestation Trento habe sich  – trotz seiner Kritik im Vorjahr – wenig getan. Kein WC, kein Kaffee, eine Säule außer Betrieb/defekt, traurige Angelegenheit”.

Hierbei muss man sich nun fragen, ob sich Herr Diess und damit der gesamte VW-Vorstand nebst Aufsichtsrat dieser Problematik nicht bewusst war und sie nicht zu blauäugig die Entscheidung getroffen haben, in absehbarer Zeit die gesamte PkW-Produktion nur auf batteriebetriebene E-Autos umzustellen. Kennen diese Damen und Herren in einem der wichtigsten Industriebetriebe in Deutschland nicht die Problematik dieser batteriebetrieben E-Autos.

Da ich mir dessen nicht so sicher bin (Elfenbeinturm-Problematik), sah ich mich genötigt, Herrn Diess den nun folgenden Brief zu schreiben:

Betreff: Alles andere als ein Premium-Ladeerlebnis

Sehr geehrter Herr Diess,

wie ich aus dem Handelsblatt mit obiger Überschrift erfahren habe, machten Sie auf Ihrer jüngsten Langstreckenfahrt mit dem ID4  vom Bodensee zum Gardasee Bekanntschaft  mit der immer noch sehr dürftigen Ladeinfrastruktur.

Eigentlich hat mich Ihre diesbezügliche Unkenntnis über diese Ladeinfrastruktur doch sehr verwundert, da Sie und Ihr Vorstand sehr weitreichende Entscheidungen getroffen haben, den gesamten VW-Konzern in absehbarer Zeit nur noch auf die Produktion von batteriebetriebenen E-PkW`s umzustellen, bei der die Ladeinfrastruktur das Herzstück der Akzeptanz für E-Autos ist.

Ich bin mir aufgrund dieser Berichterstattung nicht sicher, ob Sie die gesamte Problematik der batteriebetriebenen E-Autos kennen und bei dieser fragwürdigen Transformation die Risiken richtig bewertet haben (Elfenbeinturm-Problematik??). Diese stellen sich wie folgt dar:

Problem des Aufladens mit Strom:

Wenn man dem Podcast von Prof. Lesch, bekannt aus wissenschaftlichen Beiträgen des zdf (Lesch Kosmos/ TerraX) glauben schenken darf, benötigen eine Million PkW`s, (ein Zweiundfünfzigstel des gesamten deutsche PkW-Bestandes), welche über Nacht aufgeladen werden, eine Stromleistung von 350 Gigawatt. Das gesamte deutsche Stromnetz liefert aktuell aber nur eine Stromleistung von 68,5 Gigawatt, und das ein Jahr vor der Abschaltung der AKW`s, welche etwa 11% bis 13% des Strombedarfs zur Verfügung stellen, ganz abgesehen von der sukzessiven Schließung der Kohlekraftwerke bis 2038, die Grünen werden dies sicherlich bis 2030 wollen.

Frage deshalb an Sie, wo soll der benötigte Strom allein für die Aufladung eines künftig viel höheren Anteils (in Europa bis 2030 insges. 30 Millionen) an E-Autos herkommen? Die erneuerbaren Energien werden das sicherlich nicht schaffen.

Wie auch aus der Presse zu erfahren war, schlagen schon jetzt die Stromproduzenten bei ca. 500.000 batteriebetriebenen E-Autos Alarm und fordern bestimmte Zeiten, in welchen die E-Autos aufgeladen werden dürfen. Das erinnert an Zeiten in der DDR und deren Mangelwirtschaft.

Probleme der Ladeinfrastruktur:

Allein auf der A2 bewegen sich pro Tag bis zu 90.000 Fahrzeuge, davon ca. 20% Schwerlastfahrzeuge. Bezogen auf die gesamte Bundesrepublik sind das pro Tag mehrere Millionen Pkw`s.

Wenn jetzt nur ein Bruchteil dieser PkW`s nach 300 bis 400 km aufgeladen werden müsste, würde eine solche Aufladestation nicht nur 4 oder 6 Ladeplätze bereitstellen müssen, sondern müsste eine Kapazität von mehreren hundert, wenn nicht sogar mehreren tausend Ladeplätzen haben. Wie viele Quadratkilometer an Flächen müssten dann dafür insgesamt zubetoniert bzw. zusätzlich verdichtet werden, um diese Masse von Fahrzeugen aufladen zu können? Ist das Umwelt gerecht?

Problem mit der CO2 Bilanz:

Eine Studie des Frauenhofer ISI Institutes hat die CO2 Bilanz der unterschiedlichen batteriebetrieben E-Autos errechnet mit folgendem Ergebnis:

  • Ein E-Pkw mit einer 40 kWh großen Batterie, das mit Strom aus der Steckdose geladen wird, muss 72.000 km gefahren werden, um einen CO2- Vorteil gegenüber einem Benziner zu erreichen.
  • Bei einer 58 kWh Batterie sind es schon 100.000 km und
  • bei einer Batterie der Größe von 95 kWh, wie die beim Audi E-tron, würde der Vorteil gegenüber einem Benziner erst nach 166.000 Kilometer eintreten.

Außerdem soll bei der Herstellung eines Elektroautos doppelt so viel Umwelt zerstört werden wie bei einem Benziner. Dieser benötigt im Wesentlichen Stahl, während beim E-Auto die größere Anzahl der Batterierohstoffe bei deren Gewinnung wesentlich höhere ökologische Schäden anrichten, als beim Benziner. Je größer also die Batterie ist, desto größer ist der Umweltschaden.

Daraus haben die Forscher des Frauenhofer Institutes als Fazit gezogen, dass ökologisch gesehen der Trend zu immer größeren Reichweiten und damit immer größeren Batterien Unsinn ist.

Diese drei aufgezeigten Problemzonen, es gibt noch deren weitere, zeigen, dass das batteriebetriebene E-Auto ökologisch gesehen keinen Sinn macht. Ich bin auch sicher, dass der Markt irgendwann diesen Unsinn erkennen wird und die Hersteller abstraft, welche in ihrer Verblendung nur auf das batteriebetriebene Auto gesetzt haben, so wie VW. Ich bin mir auch ganz sicher, dass Sie diese Probleme kennen, warum setzen Sie dann alles auf dieses unsichere und bald lahmende Pferd, anstatt diese Gelder der Forschung für bessere Lösungen zu geben?

Ob für diese Richtung Herr Elon Musk das richtige Vorbild für Sie  ist, wage ich sehr zu bezweifeln. Tesla hat noch keinen richtigen operativen Ertrag erzielen können und hübscht ständig seine intransparente Bilanz und GuV mit fragwürdigen und außerordentlichen Positionen auf, welche mit der PkW-Produktion nichts gemein haben.

In seiner erkannten Not spekuliert er jetzt noch mit den Krypto-Währungen herum, an sich das beste Zeichen dafür, dass er seinem Tesla-Auto keine große Zukunft gibt.

Diesen Brief werde ich in meinem Blog www.kritafip.de veröffentlichen.

Mit freundlichen Grüßen

Elmar Emde

Ohlsbach, den 13.8.2021

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”