1

Neuverschuldung muss sich jetzt verringern: Ein Leserbrief aus 2011

Leserbrief des Herausgebers an die Mittelbadische Presse, welchen diesen am 24.10.2011  veröffentlichte.

Neuverschuldung muss sich jetzt verringern

 Zur Schuldenkrise und den Reaktionen der Politik: Die derzeitige Staatschuldenkrise war schon lange überfällig, haben doch alle Politiker von links und rechts sich so verhalten, als gäbe es keine Grenzen bei der Schuldenaufnahme und Beglückung der Bürger durch den Staat, und das europa- und weltweit.

Wesentlich verschärft wurde die Staatschuldenkrise durch die vorangegangene Bankenkrise und deren Rettung, die eine weitere starke Erhöhung der Verschuldung der Staaten notwendig machte.

Die Aufstockung der Rettungsfonds bedingt wiederum eine Neuverschuldung des Staates auf nunmehr deutlich über zwei Billionen. Die Frage wird nun aber sein, wie die Ratingagenturen, die endlich den Finger in diese Wunde gelegt haben, darauf reagieren werden. Sicherlich nicht im Sinne der Politiker, die ja schon nach eigenen Ratingagenturen rufen. Nur wie sollen diese entscheiden, wenn sie nicht politisch besetzt sind?

Der nächste Akt dieses Dramas ist wiederum die Rettung der Banken. Aber hier liegt die Ursache in der Bonität der Staaten bzw. in der Politik selbst, vergisst diese jedoch, dass ihre horrende Schuldenmacherei, die u. a. die Banken leider finanziert haben, die Ursache dieses Aktes ist.

Das Perfideste an den neuesten Überlegungen aus den Finanzministerien zu Rettung des Euros ist die Hebelung der 440 Milliarden Euro auf ein Mehrfaches dieser Summe. Diese Hebelung besteht u. a. darin, dass man diesem Fonds einen Bankstatus verleiht, wodurch diese 440 Milliarden Euro bzw. 780 Milliarden Euro das Grundkapital dieser „fiktiven“ Bank darstellen würden. Dieser Status erlaubt es diesem Fonds, wie eine Bank ein Vielfaches des Grundkapitals als Kredit zu verleihen, und dann geht es in die Billionen. Ich frage mich aber nur, wer dieser „fiktiven“ Bank mit zweifelhaften Kreditkunden das Vertrauen schenken und es mit Einlagen finanzieren soll. Zu den Einlegern werden vermutlich dann die EZB (also der Steuerzahler) oder irgendwelche Hedgefonds oder Staatsfonds zählen, welche damit einen nicht kontrollierbaren Einfluss auf unseren Staat und Europa bekämen.

Das alles ist aus der Hexenküche des Investmentbankings, der Tretmine unserer freiheitlichen Gesellschaft, und man kann sich nur wundern, dass sich ernst zu nehmende Politiker, an vorderster Stelle unserer Finanzminister, die schon seit langem dagegen zu recht gewettert haben, sich nun mit solchen Instrumentarien beschäftigen. Mit solchen Hebelungen gerät die Verschuldungssituation der Staaten ins Uferlose und sämtliche ausgesprochenen Schuldenbremsen geraten zu einer Farce.

Ihr Politiker, wacht auf und kehrt auf den Weg eines seriösen Finanzgebarens zurück und lasst dieses Herumgewurschtle. Die einzige Botschaft, die die Märkte auf Dauer verstehen, ist die mittelfristige (3 Jahre) Rückführung der Neuverschuldungen in Richtung eines ausgeglichenen Haushaltes und danach

Eine langfristige (20 – 30 Jahre) Rückführung der Staatsverschuldung auf ein erträgliches Maß (max. 50 Prozent des BIB). Nur so erhalten wir den Wert des Euros und die Stabilität unseres Gemeinwesens.

Anmerkung des Herausgebers: Hat sich an dieser Situation in 2011 bis heute etwas geändert?

24. Juni 2015

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch http://www.emde-fiveko.de




Kreditrating

Basis der Errechnung dieses Ratings sind bei Unternehmen die jeweiligen Bilanzen und Gewinn- und Verlustrechnungen im Mehrjahresvergleich, welche gewisse Entwicklungen der Ertragslage und in den Bilanzen preisgeben. Neben diesen qualitativen Daten werden meistens noch eine Reihe von Fragen an die Produkte des kreditnehmenden Unternehmens, die jeweilige Branchensituation, die Qualität der Geschäftsleitung, die laufende Geschäftsentwicklung, steuerliche Situation usw. usw., gestellt. Bei Privatpersonen werden die persönlichen Vermögensverhältnisse, die Einkommenssituation und viele andere persönliche Details abgefragt.

Das Ergebnis dieser inquisitorischen Befragung nimmt dann eine „black box“ entgegen, die keiner dieser eingebenden Banker selbst kennt (auch ich damals nicht) und sich meines Wissen entweder in den Investmentbankeinheiten in den Vereinigten Staaten oder in London in hermetisch abgesicherten Gebäudekomplexen mit Stacheldraht und Wachpersonal befinden. Auskünfte darüber konnte ich nirgendwo erhalten, bzw. diese Informationen werden so behandelt, als wäre es ein Staatsgeheimnis.

Diese Informationen werden mit den Daten der Vergangenheit abgeglichen, welche je nach dem zu entsprechenden Entwicklungen geführt haben. Man unterstellt somit, dass sich diese in der Vergangenheit stattgefundenen Entwicklungen auch in Zukunft wiederholen und errechnet, bzw. simuliert  damit die Ausfallwahrscheinlichkeit eines Kredites.

Da keiner so richtig weiß, wer für diese „black box“ zuständig ist, muss somit unterstellt werden, dass diese Informationen, welche die Unternehmen und Privatpersonen  preisgegeben haben, zentralisiert und gebündelt in diese Wahrscheinlichkeitsrechnungen qualitativ einfließen. Auch konnte mir keiner sagen, wem diese „Blackbox“ gehört, wer sie pflegt und dann mit welchen Daten usw. sie versieht. Manipulationsmöglichkeiten in alle Richtungen wären damit Tür und Tor geöffnet und können nach den bisher bekannt gewordenen Manipulationsskandalen eigentlich nicht mehr ausgeschlossen werden, ganz zu schweigen von der Industriespionage und den Problemen des Datenschutzes, welche in den USA nicht den hohen Stellenwert genießen wie in Deutschland.

Der Skandal um die NSA unterstreicht diese Unterstellung eindeutig bzw. lässt in diesem Zusammenhang  einem die sehr gute Ertragslage vieler US-amerikanischer Banken mehr als misstrauisch stimmen.

Zwischenzeitlich kann man aufgrund der sich immer mehr verbessernden Rechnerkapazitäten von guten Ratingergebnissen ausgehen. Jedoch gibt es auch hier noch deutliche Unterschiede. Banken mit guten Rechnerergebnissen haben weniger Kreditausfälle zu beklagen als solche mit Kapazitäten minderer Qualität.

Jedoch hängen die abgefragten Informationen auch von der Qualität der Frager ab. Insbesondere die Beurteilung des Managements oder der Privatperson bedarf einer hohen Menschenkenntnis und Fachexpertise. Ob die jungen Bankmanager, welche aufgrund des Jugendhypes an den Schaltstellen der Banken sitzen und zu Kon­zern­apparatschiks mutierten, letztlich nur vorgegebene Fragebögen mit Kreuzchen versehen müssen, diese Qualitäten mitbringen, muss daher bezweifelt werden. Mir scheint auch, dass diese Qualitäten immer weniger gefragt sind und man – auch aus Kostengründen – zunehmend dieser Maschinerie vertraut. Ob eine Maschine die Managementqualitäten jetzt (aber vielleicht später?) richtig beurteilen kann, bleibt dahin gestellt.

Die mir bekannten Ratingsysteme untergewichten diesen meines Erachtens sehr wichtigen Teil einer Bonitätsanalyse mit der Folge einer in die falsche Richtung laufenden Analyse. Gute Bilanzen können durch ein schlechtes Management schlecht werden, aber schlechte Bilanzen können durch ein gutes Management gut werden. Aber vielleicht muss später das Management an einen entsprechenden Gen-Computer angeschlossen werden.

Zu befürchten bleibt, dass mit diesen Kreditratings der angelsächsischen Finanzindustrie ein Machtpotenzial gegeben ist, welches der weltweiten Ausbeutung sehr dienlich ist.

Juli 2013

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch http://www.emde-fiveko.de