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Vonovia – Monopoly

Deutschlands größter Wohnungsvermieter, die Vonovia AG – ehemals Deutsche Annington AG – beabsichtigt den Konkurrenten, Deutsche Wohnen AG für insgesamt € 14 Milliarden einschließlich der Schulden zu übernehmen. Ob es bei dieser Summe bleibt, muss abgewartet werden, erfahrungsgemäß kann dieser sich noch weiter erhöhen, sollte es zu einer feindlichen Übernahme kommen oder das Management von Deutsche Wohnen sowohl für sich als auch die deren Aktionäre den Preis weiter nach oben treiben

Die Bilanzsumme der Deutsche Wohnen AG beläuft sich per 31.12.2014 auf € 11,446 Milliarden (von Vonovia auf € 14,759 Milliarden), so  dass dafür rd. € 2,554 Milliarden = Differenz zu zu den € 14 Milliarden Kaufpreis  für alle Assets der Deutsche Wohnen AG, darunter der als Finanzinvestition gehaltene Wohnungsbestand in Höhe von € 9,61 Milliarden,  mehr bezahlt werden, als an Werten letztlich vorhanden sind. Durch die beabsichtigte Kapitalerhöhung wird versucht, diese Überzahlung auszugleichen, welches wiederum den Wert der Vonovia-Aktie verwässert.

Die Hauptprofiteure dieser Transaktion, welche zusammen einen ordentliches Stück Provions-Kuchen von einigen Prozentpunkten, gerechnet auf den Übernahmewert abbekommen (1% wären € 140 Mio/ 4% € 560 Mio usw), werden mal wieder die M&A-Berater der Investmentbanken nebst den zahlreichen Rechtsanwälten, Steuer- und WP-Berater sowie die involvierten Banken sein. Und letztlich vielleicht die Aktionäre der Deutsche Wohnen AG, die letzten in dieser Kette, sollen aber für elf Deutsche Wohnen Aktien sieben Vonovia Aktien bekommen, also Anteile an dem damit neu geschaffenen Wohnungsmonster – Konzern.

Leidtragende werden vermutlich die Mieter des vergrößerten Vonovia-Konzerns werden, welche die höhere Schuldenlast des Konzerns letztlich zu tragen haben. Vonovia wird als erstes die Kapitalgeber = Aktionäre und die Kreditgeber der höheren Schulden bedienen müssen und das geht eben nur durch Erhöhung von Mieten  und / oder Unterlassung von notwendigen Reparaturen und Renovierungen. Vergangene Medienberichte sprechen hierzu eine eindeutige Sprache.

Es stellt sich letztlich die Frage nach dem Sinn einer solchen Transaktion in Monopoly Manier. Anstatt Wohnungen zu bauen und nützliche Wertschöpfung zu betreiben, wird bei hohen Kosten mit Wohnungsbeständen gehandelt, von einer Tasche in die andere.  Sozialer Sprengstoff und damit eine negatives Image für Vonovia nicht ausgeschlossen. Das sollte sich jeder Kapitalgeber / Aktionär von Vonovia vor Augen führen.

Aber auch ein anderer Aspekt sollte nicht ganz außer Acht gelassen werden. Analysiert man die vergangenen Übernahmehypes  von Unternehmen, so fanden diese stets vor großen Finanzkrisen statt. Jetzt zeichnet wieder so ein Hype ab, Vorsicht ist daher grundsätzlich geboten-

18. Oktober 2015

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch http://www.emde-fiveko.de