Wie die Finanzindustrie die Unkenntnis älterer Herrschaften ausnutzt

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Es ist beschämend , wie Anlageberater der Finanzindustrie die Unkenntnis der älteren Herrschaften für den Vertrieb komplexer Finanzprodukte zum eigenen Nutzen ausnutzen. Erst kürzlich stieß mir das wieder sehr unangenehm auf.

Ein älteres Ehepaar  um die Mitte 80 bat mich, einen Blick auf deren Wertpapierdepot zu werfen.  Lt. Bankberater wären das sehr solide Anlagen, deren Ertrag deutlich über den Ertrag von  Festgeldern liegen würden.

Und damit der Ertrag der Bank noch weiter gesteigert wird, ließ man diesen betagten Herrschaften entsprechende Unterlagen unterzeichnen, womit die mageren Ausschüttungen, die aufgrund von Stichproben sogar unter dem Ertrag von Festgeldern lagen, gleich wieder angelegt werden.

Stutzig wurde das Ehepaar, nachdem sie keinerlei Erträge/Ausschüttungen aus den angelegten Beträgen sehen konnten, monatlich aber stets ein fester Betrag für diese Anlagen abgebucht wurde. Dass dabei auf eine monatlichen Rate  immer wieder ein  Ausgabeaufschlag von 5% abgezogen wurde, d.h. nur 95%  der Rate zur Anlage kamen, hatte dieser Bankberater anscheinend geflissentlich unterschlagen.

Der aufmerksame Leser wird sicherlich schon herausgefunden haben, dass der gesamte Anlagebetrag in Fonds angelegt worden war, d.h. in 2 Mischfonds, ein Rentenfonds und in einen Immobilienfonds.

Bei den zwei Mischfonds legt der Investmentfonds  sowohl in Aktien als auch in Anleihen an. Hierbei ist noch zu erwähnen, dass ich den Anlegern erst die Unterschiede zwischen Anleihen und Aktien erklären musste.

Beim Rentenfonds zeigte der Internetausdruck nur  die größeren Emittenten, das waren nur 10,3% des Gesamtkuchens  und Stichproben daraus ergaben, dass das durchschnittliche moody`s- Bonitätsrating bei Baa3 = die unterste Stufe von  „Investment Grade“ = gerade noch akzeptabel, lag, sogar Ba1 = nicht mehr Investment Grade,  befand sich darunter. Außerdem fand ich in der Beschreibung, dass 30% dieses Investmentfonds in High Yield Anleihen, also Schrottanleihen, angelegt werden dürfen. Das erklärt auch, warum per Internet nur die Emittenten von 10% des Anlagekuchens gezeigt werden. Der Anleger trägt somit das Risiko, den eigentlichen Ertrag vereinnahmt dagegen die Bank.

Der Immobilienfonds hat seinen Fokus in der Anlage in Gewerbeimmobilien der größeren Art, als hätte man mit dieser Art der Risikoverlagerung auf unbedarfte Privatanleger  nicht schon genug Schaden bei den Privatanlegern angerichtet und negative Erfahrungen gemacht.

Mein Rat war daher mit Hinblick auf das hohe Alter dieser Eheleute, diese Fonds jetzt alle zu verkaufen und den Erlös in Festgelder mit unterschiedlichen Laufzeiten anzulegen.

Ohlsbach, den 5. Juni 2025

Elmar Emde

 

 

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