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Goldzertifikate

Bei solchen Papieren ist der Basiswert physisches Gold mit allen möglichen Vereinbarungen, ähnlich wie beim Diskont-Zertifikat. Großen Wert legt man hierbei auf das physische Gold, d. h., das Zertifikat muss durch physisches Gold 1:1 gedeckt sein. Macht man sich aber die Mühe und studiert das entsprechende Verkaufs­prospekt, kann es passieren, dass irgendwann zwischen den Zeilen hinter einem Wort eine kleine Zahl erscheint, welche auf eine Fuß­note am Ende der Seite hinweisen soll. Diese Fußnote ist dann in der Regel relativ klein geschrieben, manchmal muss man sogar eine Lupe bemühen (wie im Übrigen bei vielen Anzeigen der Banken mit solchen Sternchen). In dieser Fußnote habe ich dann den Hinweis vernehmen können, dass statt physischen Golds auch entsprechende Finanzinstrumente eingesetzt werden können, somit wäre dieses Zertifikat dann ein synthetisches, auf Derivate aufgebautes Produkt. Das wäre genauso als würde man geschnetzeltes Rind kaufen, im Kleingedruckten fände man allerdings den Hinweis, dass es auch Rattenfleisch sein kann.

Dies ist jetzt nur eine von vielen Zertifikate-Mechanismen, welche eine Vielzahl unterschiedlichster Schwellen und Bedingungen in den letzten Jahren geboren haben. Zwischenzeitlich gibt es bei einer Tagesproduktion von über 700 neuen Zertifikaten hunderttausende solcher Wettscheine und jeder Wettschein hat individuelle Bedingungen, die letztlich ein jeder Anleger vor Kauf eines solchen Wettscheines studieren müsste. Die Frage ist jedoch dann, wenn er sich die Mühe macht, diese Finanzproduktbeschreibung zu lesen, ob er diese dann auch versteht.

Dem Anleger soll diese Darstellung jedoch bewusst machen, welches Risiko er eingeht und wie ungleich besser der Wettpartner aufgrund seiner Wahrscheinlichkeitsrechnungen und juristischer Begleitung auf der anderen Seite gestellt ist.

Juli 2013

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch http://www.emde-fiveko.de