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Allgemeiner Marktkommentar und Anlagestrategie Nr. 1

Beitrag von Ottmar Beck / Vermögensverwalter Schweiz

Wilen, den 4. Januar 2022

Sehr geehrte Damen und Herren,

wagen wir das Unmögliche: Worauf könnte es 2022 ankommen? Ich möchte Ihnen einen roten Faden für die Entwicklung der Märkte, der Wirtschaft, der Inflation und der Notenbanken an die Hand geben. Das ist zwar nur meine persönliche Meinung – und natürlich könnte ich falsch liegen –, aber ich hoffe, Sie finden sie trotzdem hilfreich.

Es gibt Dinge, die bekannt sind: die aktuellen Marktbewertungen, Margenverschuldung, Zinssätze. Und es gibt Unbekannte: Covid, Inflation, Fed-Politik, Infrastrukturanreize, Steuergesetzgebung, Russland/Ukraine, China/Taiwan, Iran usw. Folgende Entwicklungen müssen wir 2022 meines Erachtens beobachten:

  1. Höchststände an den Aktienmärkten treten auf, wenn die Selbstzufriedenheit groß ist, die Nachrichten gut sind und es viele Divergenzen (wenige Aktien ziehen die Indizes nach oben)
  2. Für Investoren geht es auch darum, zu verstehen, welche Auswirkungen die Verschuldung auf das Wachstum hat. Denn: Je höher die Verschuldung ist, desto schwächer ist das Wachstum. Schwächt sich das Wachstum ab, sinken auch die Unternehmensgewinne. Geringere Erträge machen es schwierig, hohe Aktienkurse zu rechtfertigen.
  3. Wenn die Inflation über einen längeren Zeitraum anhält, zieht sie die Anleiherenditen mit nach oben. Die entscheidende Frage ist also, ob die Inflation dauerhaft sein
  4. Bleibt die Nullzinspolitik der Notenbanken und die Struktur der Aktienoptionsanreize für Führungskräfte bestehen?

Das Ganze könnte für die nächsten Jahre für einen M-artigen Verlauf der Aktienmärkte sprechen. Im Moment ziehen die Zentralbanken Liquidität aus dem System ab und drohen mit Zinserhöhungen. Inflation, steigende Zinsen und Verschuldung dürften zu einer deutlichen Verlangsamung der Wirtschaft führen. Das spricht für ein schwieriges erstes Halbjahr und einem möglichen deutlichen Kursrückgang. Darauf wird ein Zittern bei den Politikern und Zentralbankern einsetzen. Denken Sie an das Statement von Janet Yellen, damals Federal Reserve Chairman, heute US- Finanzministerin, vom 29. September 2016: »It could be useful to be able to intervene directly in assets where the prices have a more direct link to spending decisions … buying equities and corporate bonds could have costs and benefits.« (»Es könnte sinnvoll sein, direkt in Vermögenswerten zu intervenieren, deren Preise einen direkteren Bezug zu Ausgabenentscheidungen haben … der Kauf von Aktien und Unternehmensanleihen könnte Kosten und Nutzen haben.«) Bei starken Kursrückgängen werden die Zentralbanken zur quantitativen Lockerung zurückkehren, die Renditen tiefer in den negativen Bereich fallen und der Aktienmarkt wird sich aus dem Tale erheben. Sollte dies geschehen, geht die Risikoparty weiter und ein Ende der Euphorie am oberen rechten Ende des M könnte sich für 2023 oder 2024 ankündigen. Denn in dieser zweiten Haussephase werden die Zinsen wieder steigen und am Ende steht eine tiefe globale Rezession. 2022 könnte das Jahr des Ab- und Aufschwungs werden.

Festverzinsliche Wertpapiere

Bundesbankpräsident Jens Weidmann hat zu seinem Abschied noch eine Warnung hinterlassen. Der Preisdruck wird noch stärker werden: »Für die Inflationsrate überwiegen wie im Euro-Raum insgesamt die Aufwärtsrisiken«, sagte Weidmann. »Die Geldpolitik sollte diese Risiken nicht ignorieren und wachsam bleiben.« Allerdings hat die Europäische Zentralbank (EZB) auf ihrer letzten Ratssitzung entschieden, die Krisenpolitik bis mindestens Ende 2022 fortzusetzen. Das bedeutet, Anleihekäufe werden fortgesetzt und eine Zinswende ist weiterhin nicht in Sicht. Die EZB bleibt unter den großen Zentralbanken damit der Außenseiter. Allerdings gibt es auch viele Anhaltspunkte, die im ersten Halbjahr 2022 auf eine wieder sinkende Inflationsrate hindeuten. Das sind der schwächere Anstieg der Ener- giepreise, die Wiederherstellung der Lieferketten und eine pandemiebedingt (viele Bedürfnisse wurden schon erfüllt) niedrigere Nachfrage nach Gütern.

Die Mehrheit der Anleger, die heute Anleihen kaufen, kaufen keine 10- oder 30-jährigen Anleihen in der Hoffnung, eine bescheidene reale Rendite zu erzielen, indem sie sie bis zur Fälligkeit halten. Statt der traditionellen »Buy and hold«-Investoren, werden die Anleihemärkte heute von vier Gruppen von Marktteilnehmern beherrscht:

  1. Hedgefonds, die mit der Renditekurve Geld verdienen
  2. Zentralbanken, die Anleihen ihrer eigenen Regierungen für die quantitative Lockerung kaufen und sie aus Gründen der Währungsstabilisierung und der Reservenverwaltung in amerikanische oder europäische Staatsanleihen investieren
  3. Pensionsfonds und Versicherungsgesellschaften, die der Gesetzgeber zwingt, ihren Verbindlichkeiten »risikofreie« Vermögenswerte gegenüberzustellen
  4. Banken, die Anleihen als Solvenzpuffer besitzen müssen

Für diese vier Gruppen von Anlegern ist es nicht irrational, langfristige Anleihen mit negativen Realrenditen zu kaufen. Das könnte die Zentralbanken in die Lage versetzen, die langfristigen Zinssätze noch viele Jahre auf einem zu niedrigen Niveau zu halten, solange die Inflation nicht völlig aus dem Ruder läuft.

Auch ich rate immer zu Anleihen solider Staaten oder Firmen. Erstens können Anleger dann halbwegs sicher sein, dass sie ihr Geld zurückerhalten. Und zweitens verdienen sie damit zurzeit zwar nur eine sehr geringe oder negative Rendite, aber in Zeiten, in denen die Aktienkurse fallen, entwickeln sich die Anleihekurse eher nach oben. Das ist eine wichtige Absicherung. Bei Einbrüchen an den Börsen sind Sie froh um jede Anleihe im Depot.

Aktien

Höchste Gewinnmargen? Apropos Rentabilität: Ich frage mich, ob sich all die Probleme im Zusammenhang mit Inflation, Rückständen, Lohndruck usw. allmählich auf die Gewinnspannen auswirken (ganz zu schweigen von der Aussicht von steigenden Zinsen und Steuern) …

Mit die höchsten Gewinne haben Hightech-Aktien erzielt. Die Frage ist, ob sie sich auch nach der Aufrüstung in der Corona-Phase so weiterentwickeln.

Ohne Unterstützung durch das Ertragswachstum (siehe Grafik oben) und mit einer schlechten Marktbreite (siehe Grafik unten) kann die Blase platzen.

Kaum 40 Prozent der 3.000 Nasdaq-Aktien werden über ihrem gleitenden Durchschnitt von 200 Tagen (200 DMA) gehandelt, eine katastrophale Breite. In der vergangenen Woche fiel mir noch ein Bloomberg-Bericht zu demselben Thema auf. In der Vorwoche, als der S&P 500 auf einem 52-Wochen-Hoch schloss, fielen 334 an der New Yorker Börse gehandelte Unternehmen auf ein 52-Wochen-Tief, also mehr als doppelt so viele wie diejenigen, die ein 52- Wochen-Hoch erreichten. Das letzte Mal, dass dies der Fall war, war kurz vor dem Zusammenbruch der Technologie- blase vor über zwanzig Jahren.

Eine weitere Folge all der früheren Rettungsmaßnahmen durch die Fed ist eine gefährliche Selbstzufriedenheit unter denjenigen, die die größten Technologiewerte und die beliebtesten ETFs, die mit ihnen beladen sind, halten. Ich habe noch nie einen so überfüllten Handel gesehen – selbst während der Technologieblase im Jahr 2000 nicht.

Sollte es zu einer Aktienbaisse kommen, könnten diese Anleger feststellen, dass der Powell-Put zwar noch existiert, der Ausübungspreis für Aktien aber viel niedriger sein könnte als Ende 2018. Er könnte eher um –30 Prozent als um +20 Prozent liegen, es sei denn, die Kreditmärkte oder die Wirtschaftsdaten geraten wirklich ins Wanken.

Der Anstieg der Aktienrückkäufe in den letzten zehn Jahren war eine der wichtigsten Stützen der Finanzmärkte. Die nachstehende Grafik von Pavilion Global Markets zeigt die Auswirkungen von Aktienrückkäufen auf den Markt im letzten Jahrzehnt. Die Aufschlüsselung der Renditen für den S&P 500 stellt sich wie folgt dar:

  • 21 Prozent auf die Ausweitung des Kurs-Gewinn-Verhältnisses,
  • 31,4 Prozent aus Gewinnen,
  • 7,1 Prozent aus Dividenden und
  • 40,5 Prozent aus Aktienrückkäufen

Mit anderen Worten: Ohne die Aktienrückkäufe würde der Aktienmarkt nicht auf Rekordhöhen von 4.700, sondern auf Werte um 2.800 zusteuern. Das Risiko für Aktien besteht darin, dass die Unterstützung durch das billige Geld der Notenbanken fällt, mit dem die Firmen ihre Aktien zurückkaufen. Im Gegensatz dazu haben die klügsten aller klugen Köpfe, nämlich Unternehmensleiter und andere Insider, im Jahr 2021 mit dem schnellsten Jahresrhythmus, den es je gab (vor allem bei den wertvollsten Unternehmen auf dem Markt) Aktien verkauft. Die einfache Tatsache, dass die Insider auf der anderen Seite der rekordverdächtigen Hebelwirkung der Spekulanten stehen, ist von großer Bedeutung, insbesondere angesichts ihrer hervorragenden Erfolgsbilanz. Offensichtlich befolgen Amerikas CEOs und CFOs den zeitlosen Rat des großen John Templeton: »Wenn du feststellst, dass die Menge übermäßig enthusiastisch ver- sucht zu kaufen, hilf ihr und verkaufe. Das funktioniert meistens.«

Rohstoffe

Kupfer wird oft ein »Doktortitel in Wirtschaftswissenschaften« nachgesagt, weil es in der Lage ist, Wendepunkte in der Weltwirtschaft vorherzusagen. Dies liegt an der weit verbreiteten Verwendung von Kupfer in den meisten Sektoren der Wirtschaft, von Haushalten und Fabriken bis hin zu Elektronik, Stromerzeugung und Übertragungsbedarf.

Daher gilt der Kupferpreis als zuverlässiger Frühindikator für die Gesundheit der Weltwirtschaft. Das folgende Diagramm zeigt den monatlichen Kupferpreis seit 1988 (schwarze Linie). Die rote Linie ist ein gleitender 12-Monats- Durchschnitt. Meiner grundlegenden Ansicht nach – und ich könnte natürlich falsch liegen – werden wir bis zum nächsten Sommer einen globalen Abschwung erleben. Auch Dr. Copper nähert sich charttechnisch einem Bären-Signal.

Langfristig gilt allerdings Folgendes für den Verbrauch von Kupfer und Nickel (in Blau der normale Verbrauch und in Rot der des Szenarios »Netto-Null-Emissionen«):

Sollte das aufgezeigte Szenario einer Baisse an den Aktienmärkten im ersten Halbjahr 2022 eintreffen, ist das die Chance, die Bestände aufzubauen.

Negative »reale« Zinssätze waren in der Vergangenheit der Hauptgrund für höhere Goldpreise. Die Zentralbanken werden nicht in der Lage sein, die Zinsen so weit anzuheben, dass die Realzinsen positiv werden, ohne die Wirtschaft in die Luft zu jagen. Mit 0-Prozent-Zinsen und QE-Gelddrucken haben sie die Aufnahme riesiger Schulden gefördert, und nun stecken sie in einer selbst geschaffenen Zwickmühle, die sie nur andeutungsweise (1. Halbjahr) verlassen können.

Die Goldbären konzentrieren sich fälschlicherweise auf die Zinserhöhungen und das Tapering der Fed, anstatt zu verstehen, dass es – historisch gesehen – ein Eingeständnis dafür ist, dass sie »hinter der Kurve« liegt, wenn sie gezwungen ist, Maßnahmen zu ergreifen – und das ist gut für Gold. Der große Hemmschuh für Gold ist nämlich der Mangel an Unsicherheit. Die Wirtschaft scheint wieder auf Kurs zu sein. Die guten Zeiten sind wieder da und es gibt keinen Bedarf für Gold als Absicherung. Ich habe auch den Eindruck, dass der Grund für die schlechte Performance von Gold darin liegt, dass es Anteile an Bitcoin verloren hat. In den letzten 20 Monaten ist der Preis von Bitcoin nämlich dramatisch gestiegen und der Preis von Gold gesunken, und das trotz einer starken Kombination aus hoher Inflation und niedrigen Realzinsen. Geld, das normalerweise in Gold und Goldminenaktien geflossen wäre, ist stattdessen in Bit- coin geflossen. Wird sich das ändern?

China

US-Aktien haben einen Rekordstand erreicht haben, aber die »Buy the dip«-Story könnte in China spielen. Ausländische Anleger kauften in den letzten Dezemberwochen chinesische Festlandaktien. Die Käufer scheinen von den Sorgen über den steigenden Yuan und den Immobilienmarkt des Landes unbeeindruckt und konzentrieren sich stattdessen auf Pekings Bestreben, die wirtschaftliche Stabilität in den Vordergrund zu stellen. Wirtschaftsexperten gehen davon aus, dass China Anfang dieses Jahres mit fiskalischen Stimulierungsmaßnahmen beginnen wird, nachdem die obersten Entscheidungsträger der Kommunistischen Partei erklärt haben, dass ihre wichtigsten Ziele für 2022 darin bestehen, dem Wachstumsdruck entgegenzuwirken und die Wirtschaft zu stabilisieren. Kommt der China-Kreditimpuls, sollte das auch zu höheren Börsenkursen führen.

Auch die Entwicklung der Immobilienpreise, die wichtigste Anlage des chinesischen Normalbürgers, unterstützt die Hoffnung auf Stimulierungsmaßnahmen in China. Der zusammengesetzte Frühindikator für chinesische Immobilienpreise (Geldmenge, Zinssätze, Finanzierung) deutet darauf hin, dass sich der derzeitige Abschwung, wenn die Regierung nichts unternimmt, auch dieses Jahr fortsetzen wird. Dies ist von entscheidender Bedeutung für den Konjunkturverlauf und die Rohstoffnachfrage, aber auch für die politischen Aussichten: Je niedriger die schwarze Linie ist, desto wahrscheinlicher sind geldpolitische Anreize (und Sie wissen, was das bedeutet!).

Egal welche Meinung man hat, aber die Hauptakteure der nächsten Jahre sind wirtschaftlich und militärisch China und die USA. Über die Zugehörigkeit von Russland zum grünen Block können wir sicherlich streiten. Aber was das Bild auch klar aussagt: Die Kleinstaaterei von Europa erinnert an die Kleinstaaterei von Deutschland im Mittelalter, keine erfolgreiche Phase. Leider geht die Prognose auch für die Jahre nach 2023 von wirtschaftlichen Schwierigkeiten aus, was zu einer Zunahme von Gewalt, politisch »starken« Männern und Sezessionsbestrebungen einiger Länder führen dürfte. Aus dieser Phase dürfte China – und mit ihm Asien – gestärkt und Europa geschwächt hervorgehen.

Währungen

Wenn Sie sich die Renditen für Staatsanleihen ansehen, fragen Sie sich, welche die bessere Rendite bietet, und überlegen dann, wohin das Geld fließen soll. Schauen Sie sich an, wie viel attraktiver die 10-jährigen US-Staatsanleihen im Vergleich zu einem Großteil der Industrieländer sind. Das ist auch ein Grund für die momentane Stärke des US- Dollars.

Im September 2020 hatte ich Folgendes geschrieben: »Kommt es zu einem Crash an den Aktienmärkten oder werden die politischen Spannungen stärker, wird sich der Dollar wieder erholen. Dann wird es Zeit, Positionen abzubauen. Im Moment bleibe ich dabei: Wir werden in der nächsten Zeit im Verhältnis Euro zu US-Dollar eine Berg- und Talfahrt erleben, ähnlich der von 2000 bis 2002, und können somit einen Kurs von 1,10 vielleicht noch einmal erleben.«

Nun politische Spannungen hat es genug gegeben und die Berg- und Talfahrt ist eingetroffen. Das Ziel 1,10 Euro zu 1 Dollar liegt vor uns, da die globale Verlangsamung, die Zinsdifferenz und die Marktturbulenzen einen starken Dollar begünstigen.

Längerfristig wird der Dollar verlieren, aber ich frage mich, im Vergleich zu welchen anderen Währungen. Denn die Industrieländer werden versuchen, ihre Währungen im Wettbewerb abzuwerten.

Portfoliostrategie

Die Verbreitung von ESG-Investitionen wird mir/uns eine große Chance bieten. Denn je mehr Menschen vermeiden, aus moralischen Gründen in etwas zu investieren, desto niedriger ist der Einstiegspreis für diese Investitionen. Wir alle sind uns bewusst, dass Tabakaktien völlig aus der Mode gekommen sind. Möglicherweise sind sie es sogar zu Recht. Dies hat jedoch zur Folge, dass die Gewinn- und Einkommensströme sehr billig zu erwerben sind. Denn wenn viele Menschen aus moralischen Gründen beschlossen haben, keine Tabakaktien zu kaufen, dann werden sie billig sein. Billige Aktien bedeuten hohe Dividendenrenditen. Als Beispiel seien hier nur Imperial Brands und British American Tobacco (BTI) genannt. Derzeit liegt die Rendite von Imperial bei 9 und die von BTI bei 8,5 Prozent an der Londoner Börse. Diese sind vernünftig abgesichert, denn Zigarettenunternehmen haben Preismacht. Auch wenn der Markt insgesamt schrumpft, wird es noch ein paar Jahrzehnte dauern, bis er ganz verschwunden ist.

Bei den Aktien fossiler Brennstoffe zeichnet sich das Gleiche ab. Auch hier verändert die ESG-Bewegung den Markt. Eine von Mark Carney (Ex-Gouverneur der Bank of England) angeführte Gruppe von Investmentfirmen und andere Bewegungen überzeugen die Menschen davon, nicht in fossile Brennstoffe zu investieren. Ich denke, dass Kohle im Großen und Ganzen bald tatsächlich nichts mehr wert sein wird. Bei Erdöl rechne nicht mit einem großen Preisverfall, allerdings mit kräftigen Schwankungen. Ölgesellschaften, insbesondere die großen wie Chevron, Exxon, BP,  Shell, werden, wenn sie heute einfach aufhören würden, in neue Projekte zu investieren, noch in zwei oder drei Jahrzehnten eine Unmenge von Geld ausschütten. Die Preise werden sich durch die zurückgehende Förderung nur sehr langfristig zurückbilden. Der Effekt wird jedoch derselbe sein wie bei der Zigarettenindustrie: Die Dividendenrenditen für diese Aktien werden mit der Zeit steigen. Es handelt sich um langlebige Einkommensströme. Und dennoch werden sie immer billiger werden, da ESG-Investitionen die Leute davon abhalten, sie zu kaufen. Für den versierten Anleger – oder einen, der nicht von der ESG-Vision angetrieben wird – bietet dies eine Chance. Sie dürfen aber nicht nur wegen der hohen Dividendenrendite kaufen. Denn sie müssen sich sicher sein, dass sich das Unternehmen in Wirklichkeit nicht selbst auffrisst und schon bald aus Kapitalmangel bankrott gehen wird.

Nehmen wir die 9 Prozent bei Imperial als Beispiel. Wenn wir drei Jahre lang 9 Prozent erhalten und dann nichts mehr, ist das ein Verlust. Wenn wir zwanzig Jahre lang 9 Prozent erhalten und dann das Ende kommt, ist das sehr attraktiv, wenn der Rest des Markts 3 Prozent abwirft, was durchaus der Fall sein könnte. Und genau das wird im Ölgeschäft meiner Meinung nach passieren. Sollte Öl allerdings 2035 nicht mehr verbraucht werden, werden die großen Ölkonzerne am Ende auf einem großen Teil des Öls sitzen bleiben. Ich halte das für eine unwahrscheinliche These. Vielleicht sind wir im Jahr 2050 so weit, aber nicht viel früher. Das ist kein mitreißender Aufruf zum Handeln, denn ich gebe zu, dass es sich sehr langweilig anhört, statt für Kapitalgewinne für einen Dividendenstrom zu werben.

Alles in allem war 2021 kein erfreuliches Jahr für mich, obwohl ich Schlimmeres befürchtet hatte. Alibaba werde ich sicher in der Zukunft mit Gewinn verkaufen können. Allerdings gilt das nicht für iQIYI. Baidu hält eine 56-prozentige Beteiligung an iQIYI, einer Plattform, die zum 30. September 2021 103,6 Millionen Abonnenten hatte. Baidu hat im vergangenen Jahr versucht, sein defizitäres Streaming-Geschäft zu veräußern, konnte aber noch keinen Käufer finden, der bereit ist, einen adäquaten Preis zu zahlen. Ich gehe davon aus, dass Baidu seine iQIYI-Beteiligung im Geschäftsjahr 2022 oder später monetarisieren wird. Bis dahin wird das Streaming-Geschäft weiterhin die finanzielle Performance von Baidu belasten. Ein erfolgreicher Verkauf von iQIYI an ein anderes Streaming-Unternehmen inner- halb oder außerhalb Chinas könnte auch meinen Verlust verringern. Wenn sich die historische Entwicklung des Goldpreises wiederholt, sollten auch die Goldminen in den beiden ersten Monaten im Jahr 2022 eine positive Entwicklung ausweisen.

Enbridge und Exxon (siehe oben) halte ich weiter wegen der hohen Dividendenrendite. Hier erwarte ich deutliche Schwankungen im Kurs, da der Erdölpreis im oben aufgezeigten Szenario mit der Konjunktur im Jahr 2022 deutlich schwanken dürfte.

Was ich seit Monaten immer wieder betone, wiederhole ich auch heute: Ich halte es für selbstverständlich, eine gesunde Menge an Bargeld in Reserve zu haben. In den aufgeführten Werten halte ich Positionen. Daneben befinden sich Bargeld, Anleihen und Gold in meinem Depot

Mit freundlichen Grüßen

Ottmar Beck

PS: Stellen Sie sich vor, Sie wären 1894 geboren. Als Sie 20 Jahre alt sind, beginnt der Erste Weltkrieg, der mit 22 Millionen Toten endet, als Sie 24 sind. Kurz darauf tötet eine Grippepandemie, die Spanische Grippe, weltweit 50 Millionen Menschen. Sie kommen lebendig und frei heraus. Sie sind 26 Jahre alt. Mit 35 Jahren überleben Sie die Weltwirtschaftskrise, die mit dem Zusammenbruch der New Yorker Börse begann und zu Inflation, Arbeitslosigkeit und Hunger führte. Als Sie 39 sind, kommen die Nazis an die Macht. Sie sind 45, als der Zweite Weltkrieg beginnt, und 51, als er endet. Während des Holocausts sterben 6 Millionen Juden und Ihr Sohn. Insgesamt gibt es über 60 Millionen Tote. Als Sie 58 Jahre alt sind, beginnt der Koreakrieg. Als Sie 70 sind, der Vietnamkrieg, der erst elf Jahre später endet – Sie sind jetzt 81.

Ein 1985 geborener Junge denkt, seine Großeltern hätten keine Ahnung, wie schwer das Leben ist, aber sie haben mehrere Kriege und Katastrophen überlebt. Ein Junge, der 1995 geboren wurde und jetzt 26 Jahre alt ist, denkt, dass es das Ende der Welt ist, wenn sein Amazon-Paket mehr als drei Tage braucht, um anzukommen, oder wenn er nicht mehr als 15 Likes für sein auf Facebook oder Instagram gepostetes Foto bekommt…………………………………….. Im Jahr 2022 leben viele von uns komfortabel, haben Zugang zu verschiedenen Quellen der Heimunterhaltung und haben oft mehr als sie brauchen. Das alles gab es früher nicht. Aber mein Großvater, derjenige der 1894 geboren wurde, hat weitaus katastrophalere Umstände überlebt und nie die Freude am Leben verloren. Er hat mir beigebracht, nichts für selbstverständlich zu halten, für jeden Atemzug dankbar zu sein – und meinen heißen Morgenkaffee zu genießen. Perspektive ist alles!

DAX 15,79 % | EURO STOXX 50 P 20,35 % | SMI 20,29 % | RexP –1,69 % | SBI –4,23 % | Gold (in US-Dollar) –3,67 %

per 31. Dezember 2021

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Allgemeiner Marktkommentar und Anlagestrategie Nr. 12

Beitrag von Ottmar Beck, Vermögensverwalter / Schweiz

 

Wilen, den 3. Dezember 2021

Sehr geehrte Damen und Herren,

im letzten Monat habe ich im Rahmen des F&W Indexing Forums den interessanten Vortrag »Schocks in der Aussenwirtschaft: Auswirkungen auf Investitionsentscheidungen?« von Herrn Dr. Jan Atteslander gehört, den ich mit Ihnen teilen möchte (siehe Links unten am Beitrag). Dr. Atteslander, Mitglied der Geschäftsleitung von economiesuisse und verantwortlich für Außenwirtschaftsfragen beim Dachverband der Schweizer Wirtschaft, hat in seinem Vortrag keine Antworten gegeben, aber viele Fragen aufgeworfen – Fragen, die mich nachdenklich gemacht haben. Ich möchte sie Ihnen daher sehr ans Herz legen und hoffe, dass Sie mit ihrer Hilfe, Schlussfolgerungen für Ihr eigenes Portfolio ziehen können. Und welche Zeit würde sich besser dafür eigenen als das Jahresende?

Festverzinsliche Wertpapiere

Da die Verbraucherpreise so stark gestiegen sind wie seit drei Jahrzehnten nicht mehr, ist es leicht zu verstehen, warum. Die US-Notenbank wird jetzt noch stärker unter politischen Druck geraten, etwas zu tun, irgendetwas zu tun, da die Preissteigerungen die Familienbudgets auffressen, Lohnzuwächse zunichtemachen und die Gewinnspannen kleinerer Unternehmen unter Druck setzen. Ihre Behauptung, die Inflation sei nur vorübergehend, hat sich als falsch er- wiesen. Fed-Präsident Jerome Powell hielt zuletzt fest, dass das Inflationskriterium der Fed eindeutig erfüllt sei und dass es jetzt Zeit sei, auf das Wort »transitorisch« bzgl. der Inflation zu verzichten. Transitorisch hätte für einen Infla- tionsanstieg gestanden, der keinen permanenten Effekt auf die Preise hätte. Powell spricht sich damit für eine Beschleunigung des Taperings aus. Zinserhöhungen werden damit ab dem dritten Quartal 2022 realistisch. Jetzt steigt auch die Wahrscheinlichkeit, dass die Märkte in irgendeiner Form auf die Geldpolitik der Fed reagieren werden. Das deutet auf weitere Schwankungen bei Anleihen und eine größere Unsicherheit über die Zukunft hin.

Aktien

Ich halte es für möglich, dass das Wirtschaftswachstum 2022 sehr niedrig sein wird, begleitet von einer unangenehm hohen Inflation. Die Zentralbanken haben sich jedoch selbst in die Enge getrieben. Wie kann man die Geldpolitik in dem erforderlichen Umfang straffen, wenn das Bruttoinlandsprodukt nur um 1 bis 2 Prozent wächst? Und das in einer Zeit, in der eine ganze Generation von Portfoliomanagern und Anlegern sich nur theoretisch, aber nicht praktisch mit dem Thema Inflation befasst hat? Inflationsperioden waren oft keine guten Zeiten für die Anleger an den Aktienmärkten. Die Zentralbanken werden daher nur schlechte Entscheidungen treffen können. Eine Reduzierung des Quantitative Easings (QE), geschweige denn eine Anhebung der Zinssätze wird sich für die Märkte wahrscheinlich als unangenehm herausstellen, um es vorsichtig auszudrücken. Für Ihr Portfolio bedeutet das: Stellen Sie sich für die nächsten 14 Monate auf eine hohe Volatilität ein und sichern Sie es entsprechend ab.

Wenn »Investoren« den extremsten Bewertungen in der US-Geschichte keine Beachtung schenken, wenn sie Rekordschulden auftürmen, um zu spekulieren, und wenn sie alle Warnzeichen eines sich überschlagenden Markts ignorieren, werden sie sehr anfällig, wenn das Unerwartete eintritt. Die Anleger werden verkaufen müssen – aber an wen? Leerverkäufe gibt es so gut wie nicht mehr, Käufer von Wertpapieren werden die stark überteuerten Aktien nicht anfassen und die Fed kann (für eine Weile) nicht zur Rettung eilen, da sie gerade erst mit dem Tapering begonnen hat. Es gibt kein Netz mehr. Wie schlimm so eine Überraschung sein kann, hat der letzte Freitag im November gezeigt, kurz vor dem Wochenende und mit verkürzten Handelszeiten, damit die Leute verkaufen können, bevor die Nachschussforderungen am Montag kommen. Wenn man ein Szenario sucht, das die Anleger völlig unvorbereitet trifft, dann war es dieses.

Wenn es eine einzige Zahl gibt, die den unstillbaren Appetit auf Aktien in diesem Jahr widerspiegelt, dann ist es die Summe der Mittel, die in Aktienfonds geflossen sind. Nach Angaben der Analysten der Bank of America und von EPFR Global haben die Anleger 2021 fast 900 Milliarden US-Dollar in börsengehandelte und reine Aktienfonds investiert – mehr als in den letzten 19 Jahren zusammen. Die Kombination aus billigem Geld und einer Wirtschaft, die sich von der Pandemie erholt hat, bereitete den Boden für eine unaufhaltsame Rallye, die durch den Mangel an anderen guten Anlagemöglichkeiten noch angeheizt wurde.

Diese Rallye hat dazu geführt, dass US-Aktien auf Rekordwerten notieren und selbst einige Wall-Street-Analysten, die normalerweise eher bullish eingestellt sind, für das nächste Jahr pessimistisch sind. Für die Anleger geht es nach wie vor um die Frage, wie schnell die Zentralbanken die Zinsen anheben werden, um die hartnäckige Inflation zu bekämpfen, und wie stark das Wirtschaftswachstum dadurch möglicherweise beeinträchtigt werden könnte. Ein mögliches Zeichen für die Nervosität: Die US-Anleger haben in diesem Jahr erst zweimal Geld aus Aktienfonds abgezogen – und das zweite Mal war in der vergangenen Woche. Nach Angaben der Bank of America verzeichneten Aktienfonds in der Woche bis zum 23. November Abflüsse in Höhe von 2,7 Milliarden Dollar.

Auch interessant: Im August 2018, Monate vor dem Aktiencrash, verkaufte der CEO von Microsoft (MSFT) circa 30 Prozent seiner MSFT-Aktien. Vor ein paar Tagen (22. und 23. November) verkaufte er 50 Prozent seiner MSFT-Aktien im Wert von 285,3 Millionen US-Dollar. Herr Nadella scheint mit dem QE-Zyklus sehr vertraut zu sein! Oder will er sich ein Haus kaufen?

Rohstoffe

Ich denke, dass 2022 ein schwieriges Umfeld für Industriemetalle, besonders im Vergleich zu Edelmetallen, werden könnte. Der China Credit Impulse ist in diesem Jahr stark rückläufig und liegt jetzt 11 Monate in Führung. Wir könnten uns einem wichtigen Wendepunkt nähern und dann ist ein ziemlicher Rückgang zu erwarten. Es lohnt sich, das nächste Jahr im Auge zu behalten.

Der neue Gold-COT-Bericht hat bestätigt, dass es nach der Ernennung von Powell bzw. Brainard zum stellvertretenden Vorsitzenden zu massiven Terminkontraktverkäufen von Gold durch Hedgefonds kam. Managed Money hat bis vorletzten Dienstag über 37.000 Kontrakte abgestoßen. Das entspricht etwa 114 Tonnen. Das Motiv der Hedgefonds bleibt dasselbe: Sie versuchen, die Goldanleger zu vergraulen, damit sie mit ihnen Geld verdienen können. Sie scheren sich einen Dreck um die Fundamentaldaten: rasende Inflation/Niedrig- oder Negativzinsen seit über 50 Jahren – alles gut für Gold. Tappen Sie nicht in ihre manipulativen Fallen! Denn die Portfoliomanager und Computer sind sich der charttechnischen Verkaufspunkte sehr bewusst.

Wenn man geduldig ist und bei schwächeren Notierungen aufstocken kann, sollte das langfristig einen Gewinn bedeuten. Singapur handelt so! Aus den neuesten IWF-Statistiken ergibt sich das die Monetary Authority of Singapore im Mai und Juni 2021 26 Tonnen Gold zu ihren Reserven hinzugefügt hat. Dies ist der erste Goldkauf seit 2000 und ein weiteres Beispiel für den Kauf durch eine Zentralbank eines entwickelten Markts.

China

Der MSCI China befindet sich in einem Bärenmarkt und liegt etwa 27 Prozent unter dem Jahreshoch vom Februar. Die Gründe für die Baisse in China sind hinlänglich bekannt: ein hartes Durchgreifen der Regierung gegen private Unternehmen, eine sich verlangsamende Konjunktur und eine Immobilienkrise. Wie geht es weiter? Diese Frage lässt sich nur wenige Tage, nachdem die Kommunistische Partei ein wegweisendes Dokument veröffentlicht hat, in dem sie dem Wirtschaftswachstum weniger Priorität einräumt und den Schuldenabbau zur Priorität erklärt, schwer beantworten. Aber es besteht kein Zweifel daran, dass chinesische Aktien billig sind, zumindest im Vergleich zu den globalen Konkurrenten. Der MSCI China wird mit dem 13-Fachen der geschätzten Gewinne gehandelt, während der MSCI World mit dem 19,5-Fachen bewertet wird. Hier, als Beispiel, die immer größer werdende Bewertungslücke zwischen dem amerikanischen und dem chinesischen Technologiesektor.

Währungen

Erstmals seit 2015 ist der Franken zum Euro wieder unter den Kurs von 1,05 Franken gefallen. Sind Franken und Euro bald gleich viel wert?

Gemäß dem harmonisierten Verbraucherpreisindex sind die Preise in der Eurozone seit Januar 2015 um 11,4 Prozent gestiegen. In der Schweiz dagegen stiegen sie im gleichen Zeitraum nur um 1,4 Prozent. Angesichts des Unterschieds in den Inflationsraten ist eine Aufwertung des Frankens sogar zu erwarten. Denn: Wenn die Preise in der Schweiz weniger stark steigen als im Ausland, ist es nur normal, dass sich der höhere Kaufkraftverlust des Euro in einem sinkenden Wert der Gemeinschaftswährung niederschlägt und damit in einem teureren Franken. Bleibt die Teuerung wie bisher auch in Zukunft in der Eurozone höher als in der Schweiz, wird der Euro irgendwann in Zukunft nicht mehr als 1 Franken oder sogar weniger kosten, genau so, wie das beim Dollar (CHF/US$) geschehen ist. Wann es so weit sein wird, ist aktuell nicht absehbar. Ein weiterer Grund für den schwachen Euro ist die Einschätzung, dass die Euro- päische Zentralbank (EZB) noch lange an ihren Niedrig- bzw. Negativzinsen festhalten wird. Das betont bisher auch EZB-Chefin Christine Lagarde bei jeder Gelegenheit. Thomas Stucki, Anlagechef der St. Galler Kantonalbank, verweist daher darauf, dass Unternehmen, die stark im Dollarraum und Asien engagiert sind, wegen des starken Dollars derzeit keine Wechselkursprobleme hätten. Für Firmen, die vor allem in den Euroraum exportieren, könnten allerdings härtere Zeiten anbrechen, falls der Euro-Franken-Kurs für eine längere Dauer auf dem jetzigen Niveau bliebe oder sich sogar in Richtung Parität bewegte. Letzteres hält der Ökonom für unwahrscheinlich.

Der Dollar ist gegenüber dem Euro (EUR/USD) mit 1,15 US-Dollar auf den höchsten Stand seit über einem Jahr gestiegen und hat gegenüber dem japanischen Yen (JPY) mit 114 US-Dollar beinahe ein Mehrjahreshoch erreicht. Die Entwicklungen hängen mit der Differenz zwischen den Zinsen für US-Staatspapiere und vergleichbaren japanischen und europäischen Staatspapieren zusammen, die derzeit US-Schulden begünstigt. Die Zinsen für US-Staatsanleihen sind aufgrund von Inflationserwartungen in die Höhe geschossen. Diese Renditedifferenz lässt Anlegergelder dem Vermögenswert nachjagen, der ihnen kurzfristig am meisten einbringt. Denn der Markt ist sich sicher, dass die Fed vor Ja- pan oder der Eurozone eine Straffung vornehmen wird. Allerdings werden über kurz oder lang multinationale Unternehmen davor warnen, dass der starke Dollar negative Auswirkungen auf ihren Gewinn haben wird. Denn: Große US-Unternehmen, die im Ausland tätig sind, müssen in der Regel finanzielle Einbußen hinnehmen, wenn ihre Umsätze von einer schwächeren Währung (z. B. Euro und Yen) in eine stärkere (den Dollar) umgerechnet werden.

Beim Verhältnis USD/CNH sieht es anders aus. Trotz der Besorgnis über die Verlangsamung des chinesischen Wirtschaftswachstums sieht die chinesische Leistungsbilanz großartig aus: Sie ist dank eines Booms im Außenhandel in die Höhe geschnellt, da die Menschen während der Schließungen mehr Waren bestellt haben. Die effektive Schließung der Grenzen des Landes hat dem langfristigen wirtschaftlichen Ziel Chinas, nämlich der Ankurbelung des Binnenkonsums, neue Schubkraft verliehen. Außerdem hat sie dazu beigetragen, Kapitalabflüsse zu verhindern und ei- nen enormen Überschuss an Dollars erzeugt, was den Renminbi gegenüber dem Dollar gestärkt hat. China will einen starken Wechselkurs, da die Regierung weiter anstrebt, den Renminbi als internationale Reservewährung zu etablieren. Trotzdem bereitet die derzeitige Entwicklung den chinesischen Behörden auch Sorgen, denn eine ungezügelte Renminbi-Stärke ist auch nicht ideal. Die People’s Bank of China hat bereits versucht, die Entwicklung durch die Fest- setzung niedrigerer Referenzzinssätze und durch Lockerungsmaßnahmen usw. einzudämmen.

Portfoliostrategie

Ich freue mich, dass die am stärksten unterbewerteten Aktien aufgrund von Fusionen und Übernahmen endlich etwas Aufmerksamkeit erhalten. Im letzten Brief erwähnte ich, dass Pretium (PVG) ein möglicher Übernahmekandidat ist – nun ist es passiert. Allerdings dachte ich, dass PVG viel mehr wert sein würde. Die Gesellschaft besitzt ein großes Landpaket in British Columbia, Kanada, mit bereits vielen Bohrergebnissen, die wahrscheinlich auf hochgradige Ressourcenadditionen hinweisen. Gut ist, dass es sich bei der Übernahme Pretium/Newcrest nicht um ein Geschäft ohne Aufschlag handelt (23 Prozent Aufschlag). Außerdem gefällt mir die Option eines teilweisen Bar-/Newcrest- Aktiengeschäfts. Wenn die Übernahme erfolgreich verläuft, gibt es einen geopolitisch sicheren Goldminenbetreiber in Kanada weniger und da es andere Käufer gibt, die auf der Suche sind, werden die Kurse für Goldminenbetreiber in den geopolitisch sicheren Regionen steigen. Der Einfachheit halber werde ich die beiden Positionen PVG verkaufen und die Hälfte in Newcrest investieren.

Im Nachhinein sieht es so aus, als wäre es klüger gewesen, mit dem ersten Kauf (29.12.2020) von Alibaba (BABA) zu warten. Jetzt habe ich, da der Kurs mein Kauflimit erreicht hat, eine zweite Position in Alibaba gekauft. Mein durchschnittlicher Einstiegswert liegt bei 153,45 Euro. Geduld ist, darauf zu warten, dass die Gelegenheit zu einem kommt (Preis und Bewertung), anstatt ihr hinterherzulaufen.

Auch aus manchen Tweets kann man viel lernen. Es kommt immer darauf an, welche Position der Kommentator hat. Käufer von Alibaba-Aktien bei 320 Dollar: »Unglaubliches Geschäft. Erstaunliches Potenzial. Ich war wirklich klug, einzusteigen, bevor es zu spät ist.« Kommentar bei 130 Dollar: »Ich kann nicht glauben, wie furchtbar die kommunistische Regierung, Regulierung, Wachstum und das schlechte Management ist.«

Auf der anderen Seite wäre beim Verkauf von Grenke etwas weniger Geduld besser gewesen, aber Gewinn ist Gewinn.

Im letzten Brief hatte ich über den Öl-Preis geschrieben: »Aber es besteht immer die Gefahr, dass der nächste Einbruch bevorsteht. Neue Betriebsstilllegungen im Zusammenhang mit neuen Coronavirus-Ausbrüchen werden sich negativ auf die Reisebranche und den Energiesektor auswirken. Sinkende Erdölpreise, Gewinnspannen und freier Cashflow könnten auf die nächste Rezession hindeuten und wären ein Warnzeichen für den Markt.« Da das aber an den langfristig positiven Aussichten für den Öl-Preis nichts ändert, habe ich eine limitierte Order für Petrobras aufgegeben.

Was ich auch seit Monaten auch immer wieder betone, wiederhole ich auch heute: Ich halte es für selbstverständlich, eine gesunde Menge an Bargeld in Reserve zu haben. In den aufgeführten Werten halte ich Positionen. Daneben befinden sich Bargeld, Anleihen und Gold in meinem Depot

Mit freundlichen Grüßen

Ottmar Beck

DAX 10,07 % | EURO STOXX 50 P 16,57 % | SMI 13,60 % | RexP –0,73 % | SBI –2,79 % | Gold (in US-Dollar) –6,55 %

per 30. November 2021

Kurs/Kauf Kurs/Ist Wert- Wert- Wertzuwachs
Euro Euro zuwachs zuwachs Kurs/Verk. nach Realisation
30. Nov in Euro in Prozent Euro in Prozent
Dignity PLC Montag, 5. Feb. 18 8.59 Montag, 4. Juni 18 11.87 38.26%
General Electric 12.30 Montag, 4. Juni 18 11.95 -2.85%
Agnico-Eagle Mines 36.00 Dienstag, 19. Mai 20 62.19 72.75%
Shire PLC 35.52 Montag, 3. Dez. 18 51.40 44.71%
Transocean LTD Montag, 9. April 18 8.00 Montag, 30. April 18 10.20 27.50%
ANHEUSER-BUSCH INBEV N.V. Montag, 4. Juni 18 82.32 Montag, 6. Aug. 18 86.73 5.36%
Goldcorp 11.88 Mittwoch, 17. April 19 9.92 -16.52%
Agnico-Eagle Mines Dienstag, 14. Aug. 18 33.68 Freitag, 31. Juli 20 66.90 98.63%
ANHEUSER-BUSCH INBEV N.V. Montag, 3. Dez. 18 66.99 Mittwoch, 6. März 19 72.47 8.18%
Kraft Heinz Company Mittwoch, 6. März 19 29.06 Mittwoch, 29. Mai 19 25.77 -11.32%
Newmont Mining Mittwoch, 17. April 19 30.26 Donnerstag, 3. Juni 21 58.60 93.69%
Shell Donnerstag, 11. Feb. 20 23.88 Donnerstag, 23.April 20 16.52 -30.81%
Total Donnerstag, 11. Feb. 20 45.12 Donnerstag, 23.April 20 32.25 -28.52%
Exxon Donnerstag, 11. Feb. 20 55.44 Donnerstag, 23.April 20 40.31 -27.30%
Equinor ASA Donnerstag, 12. März 20 9.72 Mittwoch, 8. April 20 12.30 26.57%
Hornbach Holding AG Donnerstag, 12. März 20 40.50 Montag, 8. Juni 20 63.90 57.78%
Agnico-Eagle Mines Donnerstag, 24. Sep. 20 67.11 43.93 -23.18 -34.54%
Wheaton Donnerstag, 24. Sep. 20 41.76 37.20 -4.56 -10.91%
Newmont Mining Donnerstag, 24. Sep. 20 53.04 48.64 -4.40 -8.30%
Alamos Donnerstag, 24. Sep. 20 7.59 6.74 -0.85 -11.25%
Pretium Donnerstag, 24. Sep. 20 10.84 11.89 1.05 9.69%
Svenska Handelsbanken Freitag, 09. Okt. 20 7.28 Donnerstag, 26.Nov. 20 8.68 19.21%
Enbridge Freitag, 18. Dez. 20 27.25 33.18 5.93 21.74%
Alibaba Dienstag, 29. Dez.20 190.40 112.40 -78.00 -40.97%
Pretium Freitag, 05.Feb.21 9.10 11.89 2.79 30.66%
Grenke AG Montag, 08.Feb.21 26.44 Montag, 30.November 21 30.60 15.73%
IQIYI Mittwoch, 14. April 21 12.85 5.58 -7.27 -56.58%
Exxon Donnerstag, 8. Juli 21 50.76 52.73 1.97 3.88%
Agnico-Eagle Mines Mittwoch, 31. Aug. 21 48.99 43.93 -5.06 -10.33%
Alamos Mittwoch, 31. Aug. 21 6.68 6.74 0.06 0.90%
Alibaba Freitag, 26.11.2021 116.50 112.40 -4.10 -3.52%
Totaler Wertzuwachs bei gleich großer Anlage in jedem Titel -8.42% 21.73%

HAFTUNGSAUSSCHLUSS: Dieses Material wurde ausschließlich zu Informationszwecken erstellt oder wird verteilt und stellt keine Aufforderung oder ein Angebot zum Kauf eines Wertpapiers oder Instruments oder zur Teilnahme an einer Handelsstrategie dar. Die in diesem Schreiben enthaltenen Meinungen, Empfehlungen und Annahmen beruhen auf den aktuellen Marktbedingungen, spiegeln unsere Einschätzung zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses wider und können sich ändern. Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist keine Garantie für zukünftige Ergebnisse. Alle Investitionen bergen Risiken einschließlich des Verlusts des Kapitals. Das gesamte dargestellte Material wurde aus Quellen zusammengestellt, die wir für zuverlässig halten. Wir können jedoch keine Garantie für die Richtigkeit und Vollständigkeit der Informationen übernehmen. Die in dieser Mitteilung besprochenen Wertpapiere werden nur zur Veranschaulichung erwähnt und stellen keine Empfehlung für diese Wertpapiere dar. Die in dieser Mitteilung erwähnten Wertpapiere können zu jedem Zeitpunkt vom Autor des Informationsbriefs gehalten werden.

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01_Jan Atteslander_21-10-21-FW-Keynote – Teil 1

01_Jan Atteslander_21-10-21-FW-Keynote – Teil 2




Allgemeiner Marktkommentar und Anlagestrategie Nr. 11

Beitrag von Ottmar Beck/ Vermögensverwalter, Schweiz

Wilen, den 6. November 2021

Die Märkte schauen 6 bis 12 Monate voraus. Geld wird verdient, indem man das Offensichtliche diskontiert und in das Unerwartete investiert.

Sehr geehrte Damen und Herren,

es gibt etwas, das sich »Horizontpräferenz« nennt. Wenn die Dinge gut laufen (wie jetzt), denken wir an die Zukunft. Wir denken zum Beispiel an Elektro- oder fliegende Autos, vertikale Landwirtschaft, CO2-freie Energiewirtschaft und alle Arten von Innovationen. Letzte Woche habe ich mir einen Blockchain-Risikokapitalfonds angeschaut und die Dinge, in die sie investieren, hat mich sowohl umgehauen als auch verständnislos zurückgelassen. So unglaublich futuristisch!

Wenn die Zeiten schlecht sind, denken wir nicht an die Zukunft. Wir denken an die unmittelbare Gegenwart: wie man an Essen kommt. Wie man eine Unterkunft bekommt. Wie man die Rechnungen bezahlt. Wie man nicht bankrott geht. All die Innovationen werden zum Fenster hinausgeworfen.

Zusammengefasst würden wir heute sagen, dass der Zeithorizont sehr lang ist, aber während der Finanzkrise war er sehr kurz.

Im Laufe meiner Karriere habe ich mehrfach erlebt, dass die Horizontpräferenz zwischen lang und kurz schwankte. Und eines ist sicher: Irgendwann in der Zukunft wird sich unsere Horizontpräferenz wieder verkürzen.

Festverzinsliche Wertpapiere

Wenn die Inflation noch länger auf so hohem Niveau bleibt, kommen die Notenbanken nicht umhin, die Zügel zu straffen. Dies können sie durch geringere Anleihekäufe oder durch höhere Leitzinsen umsetzen. Im Moment betonen

  • zumindest offiziell – alle Zentralbanker, dass die höhere Inflation vorübergehend sei

Die jüngsten Äußerungen von Fed-Beamten deuten allerdings darauf hin, dass die Fed versucht, die Öffentlichkeit sanft davon zu überzeugen, dass die Inflation in Wirklichkeit »etwas« stärker sein könnte, als sie prognostiziert hat.

Janet Yellen on inflation

February: Nothing to worry about

March: Small and manageable

May: Temporary

June: Could reach 3%, but transitory

October: Higher for next several months

Somit sinkt der Widerstand der Zentralbanken. Die Fed will wohl Ende des Jahres mit dem Ausstieg aus den Anleihekäufen beginnen. Am US-Markt für Zinsderivate sind für das nächste Jahr zwei Zinserhöhungen eingepreist.

In Großbritannien hat die Zentralbank jüngst Befürchtungen kundgetan, dass sich der starke Preisauftrieb auch auf die Inflationserwartungen auswirken kann. Daher rechnen die Märkte mit einem Leitzinsanstieg von rund 1 Prozent bis Mitte 2022. Entsprechend steigen die langfristigen Zinsen. Auch in Deutschland und in der Schweiz sind allmählich Renditen um die Nulllinie in Sicht.

Der Rücktritt von Jens Weidmann als Präsident der Deutschen Bundesbank ist eine schlechte Nachricht. Weidmann vertritt eine Minderheit im Gremium der Europäischen Zentralbank (EZB), die vor der Verflechtung von Geld- und Finanzpolitik, für die Lagarde steht, warnen. Es ist schon seltsam, wenn der Chef-Volkswirt der EZB behauptet, selbst ein Lohnanstieg als Folge der jetzigen Steigerung des Preisniveaus werde keine Änderung des geldpolitischen Kurses erfordern. Die Deutsche Bundesbank hat immer das Ziel der Geldstabilität hochgehalten, die EZB scheint das Thema nicht ernst zu nehmen.

Diese Grafik sollten Sie sich ausdrucken und jedes Jahr mit der Inflationsrate vergleichen. Ob es so kommen wird oder nicht, weiß niemand. Aber Sie haben den roten Faden zum Vergleich.

Aktien

Nach wie vor stehen die Zeichen auf Rot:

Wie kann das keine Blase sein? Die Marktkapitalisierung von Tesla ist größer als die Marktkapitalisierung von 14 anderen großen internationalen Autofirmen zusammen.

Ein altes Sprichwort sagt, dass die Märkte auf Rolltreppen nach oben und in Aufzügen nach unten fahren. Und was alle Crashs der Vergangenheit verbindet, ist, dass sie zu den Aufzügen gehören. Im Allgemeinen haben steigende Märkte keinen Tag, keine Woche oder keinen Monat, an dem sie festgemacht werden. Es gibt keinen »Goldenen Freitag«. Aber an die vorletzte Woche werde ich mich noch sehr lange erinnern.

Der Anstieg der Tesla-Aktie war atemberaubend: Ein 1-Billionen-Dollar-Unternehmen verhält sich wie ein Pennystock. Auch die japanische Aktie Softbank hat einige aufregende Bewegungen vollführt. Aber das hier war um eine Größenordnung extremer. Die Bewegungen bei Softbank bewegen sich im zweistelligen Milliardenbereich, die Sprünge bei Tesla gehen in die Hunderte. Der Kursanstieg von Tesla innerhalb einer Woche entsprach der Marktkapitalisierung der drei größten britischen Unternehmen zusammengenommen: AstraZeneca, Unilever und Shell. Der Nasdaq legte in dieser Woche lediglich 3,5 Prozent zu. Und dies alles vor dem Hintergrund von:

  • enttäuschenden Gewinnprognosen von Apple, Amazon und Facebook,
  • steigenden US-Anleiherenditen,
  • Jerome Powells erstem Eingeständnis, dass die Inflation ein Problem ist,
  • einem enttäuschenden Wachstum des US-amerikanischen Bruttoinlandsprodukts (BIP),
  • der unerwarteten Ankündigung der Bank of Canada, das Quantitative Easing (QE) zu beenden,
  • dem kurzfristigen Anstieg der Zinssätze in der EU und in Australien, was auf eine frühzeitige Straffung hindeutet,
  • den raschen Zinserhöhungen in Brasilien und Russland,
  • anhaltend schlechten Nachrichten aus China über den Immobiliencrash und
  • schwachen Wachstumsdaten praktisch überall auf der Welt.

Ich beginne langsam, an meinem eigenen Verstand zu zweifeln.

Rohstoffe

Das mit der Energie ist so eine Sache! Muss auch Ihr Elektroauto bei einer Stromkrise in der Garage bleiben? Jetzt will Großbritannien den privaten Ladestationen ab 2022 für 9 Stunden täglich den Strom abdrehen. Das soll mögliche Blackouts verhindern. Ähnliche Pläne gibt es wohl auch in Deutschland. Die Netzbetreiber warnen schon jetzt davor, dass die E-Autos das Stromnetz überlasten könnten. Kommt es zu größerem Strommangel, wäre das wohl vergleichbar mit der Ölkrise. In den 1970er Jahren durften beispielsweise mal Autos mit geraden Nummern auf dem Nummernschild fahren und dann wieder die mit den ungeraden Zahlen. Das könnte auch den E-Autos bevorstehen. Also achten Sie auf Ihre Nummernschilder! Zudem könnte die Menge und Dauer des Strombezugs für Elektroautos teurer werden.

Es lohnt sich, dem Konsens den Rücken zu kehren. Das Titelblatt des Magazins »The Economist« behandelte 2008 die Ölknappheit, die Preise erreichten Wochen später ihren Höchststand und die Energieaktien litten ein Jahrzehnt lang. Das Titelbild des Magazins 2020 sprach über grüne Energie und das Ende der fossilen Brennstoffe, die Preise erreichten ihren Tiefpunkt. Energieaktien haben seitdem die stärkste Rallye seit Jahren erlebt. Wir bleiben dabei und ergänzen das Portfolio im laufenden Monat vielleicht um einen neuen (allerdings spekulativen) Wert.

Energie-Inflation

Die weltweite Energiekrise trifft Haushalte und Unternehmen, die bereits mit der Erholung von der globalen Pandemie zu kämpfen haben. Die Versorgungsengpässe, vor allem in China, Inflation, nachlassendes Wachstum, Arbeitskräftemangel, Russlands anhaltende geopolitischen Spielchen und natürlich die Angst, dass die Welt in Flammen aufgeht – all dies könnte das Vorspiel zu einer neuen Krise sein.

Auf der ganzen Welt übersteigt die Nachfrage nach Kohle bei Weitem das Angebot. Der Preis für Kohle an der Nymex-Börse in New York betrug am 5. Oktober 274 US-Dollar pro Tonne. Vor einem Jahr lag er noch bei 57 US-Dollar. Insgesamt werden 70 Prozent der Elektrizität in China aus Kohle erzeugt. Dies hat erhebliche ökologische Auswirkungen, wenn es um Elektrofahrzeuge (EVs) geht: Da EVs über ein Netz aufgeladen werden, das hauptsächlich mit Kohle betrieben wird, steigen die Kohlenstoffdioxidemissionen prozentual mit der Anzahl der Fahrzeuge. Wie in der folgen- den Grafik des Reuters-Energieexperten John Kemp zu sehen ist, hat die Kohleverstromung in Asien in den letzten 20 Jahren drastisch zugenommen, während sie im Rest der Welt zurückgegangen ist. (Die jüngste Abflachung ist mit ziemlicher Sicherheit auf Covid-19 zurückzuführen, wobei ein steiler Wiederanstieg fast selbstverständlich ist.)

Die europäischen Erdgaspreise stiegen zwischen Anfang Mai und Anfang Oktober um rund 500 Prozent, bevor sie leicht sanken. Die globale Energiewende hin zu erneuerbaren Energien ist in vollem Gange, kommt aber nicht schnell genug voran. Die Inflation ist schlimm, aber die Inflation der Energiepreise ist schrecklich. Sie schmerzt die Ärmsten am meisten und weckt Erinnerungen an die Stagflation der 1970er Jahre, bei der steigende Preise mit unterdurchschnittlichem Wachstum kombiniert wurden. Die Quintessenz: Die Welt ist immer noch auf fossile Brennstoffe ange- wiesen, um das dringend benötigte Wachstum zu erzielen. Ehrlich gesagt, glaube ich, dass es viele Politiker gerne sähen, wenn der Ölpreis um die 100 Dollar betrüge und sich die Erdgaspreise im zweistelligen Bereich bewegen würden, da dies die Umstellung auf erneuerbare Energien beschleunigen würde. Aber die Verbraucher werden wahrscheinlich ganz anders reagieren – möglicherweise sogar sehr anders.

Ein weiteres Problem für die ökologische Umrüstung sind die seltenen Metalle und ihr Abbau. Daniel Yergin, einer der führenden Energieexperten der Welt, schreibt:

»Mit dem Übergang zu Elektroautos wird die Nachfrage nach kritischen Mineralien in die Höhe schnellen (Lithium um 4.300 Prozent, Kobalt und Nickel um 2.500 Prozent), wobei ein Elektrofahrzeug 6-mal mehr Mineralien verbraucht als ein konventionelles Auto und eine Windturbine 9-mal mehr Mineralien als ein Gaskraftwerk. Die Ressourcen, die für das ›mineralienintensive Energiesystem‹ der Zukunft benötigt werden, sind auch in relativ wenigen Ländern konzentriert. Während die drei größten Ölproduzenten der Welt rund 30 Prozent der gesamten Flüssigproduktion auf sich vereinen, kontrollieren die drei größten Lithiumproduzenten mehr als 80 Prozent des Angebots. China kontrolliert 60 Prozent der Produktion von Seltenen Erden, die für Windkraftanlagen benötigt werden; die Demokratische Republik Kongo liefert 70 Prozent des Kobalts, das für EV-Batterien benötigt wird.«

Russland und China sind wahrscheinlich die Hauptnutznießer dieses gefährlichen Szenarios.

China

China will den Renminbi weiterhin als internationale Reservewährung verankern. Das stützt die Stabilität der Währung. Somit halte ich chinesische Staatsanleihen nach wie vor für interessant. In einer von Finanzrepressionen geprägten Welt bieten sie Diversifikationsvorteile und eine positive reale Rendite.

Schwellenländer

Im letzten Brief erwähnte ich sechs Schwellenländer, die ich genauer verfolge. Die Türkei wird nach der letzten Abwertung immer interessanter:

  • Sie hat den zweitgünstigsten Aktienmarkt der
  • 80 Prozent der Bevölkerung sind unter 38 Jahre
  • Sie wird voraussichtlich die fünftgrößte Volkswirtschaft nach PPP-BIP
  • Sie verfügt über gut ausgebildete Arbeitskräfte.
  • Sie ist ein starker
  • Sie liegt geografisch neben einem großen Markt (EU) und hat gut geführte Unternehmen.

In Summe ein sehr solides Zukunftspotenzial.

Portfoliostrategie

Obwohl wir in den letzten Wochen Lebenszeichen gesehen haben, war es für den Gold-Miners-Index (GDX) ein schwieriges drittes Quartal: Er brach um 13 Prozent ein. Pretium Resources (PVG) war einer der wenigen Lichtblicke im dritten Quartal und erzielte eine positive Performance, die den GDX seit Jahresbeginn übertrifft. Dies ist wahr- scheinlich auf die bisherigen Explorationserfolge von Pretium zurückzuführen ist. Für das Unternehmen spricht, dass es ein möglicher Übernahmekandidat für einen größeren Produzenten ist, der einen Betrieb in einer geografisch erstklassigen Lage hinzufügen möchte. So hat Barrick Gold (GOLD) kürzlich Interesse an Zukäufen in Kanada bekun- det. Darüber hinaus hat Pretium auf der Grundlage der aktuellen Reserven eine beneidenswerte Lebensdauer der Mine von 10 Jahren.

Die Ölgewinne von Exxon Mobil (NYSE: XOM) steigen rasant und könnten die Aktie in den kommenden Monaten deutlich nach oben treiben. Das Unternehmen kündigte aufgrund der steigenden Rentabilität einen Aktienrückkauf in Höhe von 10 Milliarden US-Dollar an und erhöhte die Dividende. Es ist zu erwarten, dass die Energieknappheit die Preise stützen und die Margen von Exxon Mobil im Geschäftsjahr 2022 verbessern wird. Seine Ölgewinne stiegen von 3,2 Milliarden im zweiten Quartal auf 4,0 Milliarden US-Dollar im dritten Quartal, was auf einen Anstieg der Markt- preise für Erdöl zurückzuführen ist. Die gestiegenen Erdölpreise haben dem Unternehmen im dritten Quartal zusätz- liche Gewinne in Höhe von 750 Millionen US-Dollar beschert. Exxon Mobil beendete das Quartal mit einem Gewinn von 6,8 Milliarden US-Dollar, was einer Verbesserung von 44 Prozent gegenüber dem zweiten Quartal entspricht. Im Vorjahreszeitraum hatte Exxon Mobil noch einen Verlust von 680 Millionen US-Dollar erwirtschaftet.

Ich erwarte, dass die Erdölpreise im vierten Quartal anziehen werden, unter anderem weil die Energienachfrage in der Regel in den kälteren Monaten des Jahres steigt und es keine kurzfristige Lösung für die aktuelle Energiekrise gibt. Beide Faktoren sollten die Preise für Erdölprodukte begünstigen. Im Moment ist die Nachfrage nach Öl höher als das Angebot und bei Exxon Mobil sprudelt das Geld. Das sind hervorragende Voraussetzungen für einen Anstieg des Aktienkurses. Das Unternehmen wird mit dem 8- bis 9-Fachen des freien Cashflows bewertet. Wenn Exxon Mobil mit dem 12-Fachen des freien Cashflows bewertet würde, was vernünftig und realistisch ist, könnten die Aktien von Exxon Mobil bis auf 100 Dollar steigen. Allerdings erwirtschaftet das Unternehmen über einen Boom- und Bust-Zyklus hinweg keine konsistente Anlagerendite. Exxon Mobil befindet sich derzeit in einer Boomphase und die Ölgewinne steigen sprunghaft an. Zeiten hoher Erdölpreise führen meist zu einem rekordverdächtigen freien Cashflow, höheren Dividenden und Aktienrückkäufen. Aber es besteht immer die Gefahr, dass der nächste Einbruch bevor- steht. Neue Betriebsstilllegungen im Zusammenhang mit neuen Coronavirus-Ausbrüchen werden sich negativ auf die Reisebranche und den Energiesektor auswirken. Sinkende Erdölpreise, Gewinnspannen und freier Cashflow könnten auf die nächste Rezession hindeuten und wären ein Warnzeichen für den Markt.

Ein weiterer Wert, mit dem ich mich beschäftige, ist Petrobras (NYSE: PBR.A). Die Gesellschaft ist einer der günstigsten Ölproduzenten auf dem Markt und obwohl diese Unterbewertung teilweise durch die manchmal unbeständige politische Situation in Brasilien erklärt werden kann, bin ich der Meinung, dass die potenziellen Gewinne die Risiken jetzt bei Weitem übersteigen. Das Unternehmen hat seine Nettoverschuldung abgebaut – was natürlich durch die hohen Ölpreise begünstigt wurde – und ich glaube, dass eine Ära der Aktionärsbelohnungen vor uns liegt.

Im dritten Quartal erwirtschaftete Petrobras einen Gesamtumsatz von mehr als 23 Milliarden US-Dollar, was zu ei- nem Bruttogewinn von mehr als 11 Milliarden US-Dollar führte (+5 Prozent gegenüber dem zweiten Quartal dieses Jahres). Die sonstigen Aufwendungen blieben stabil. Dies führte zu einem sprunghaften Anstieg des Betriebsergebnisses von 8,9 Milliarden US-Dollar im zweiten Quartal auf 12,4 Milliarden US-Dollar im dritten Quartal dieses Jahres. Dank der starken Ergebnisse im dritten Quartal hat Petrobras seine Dezember-Dividende erhöht. Der ursprüngliche Dividendenvorschlag sah eine Dividende von 0,812 brasilianischen Real pro Aktie (1,624 brasilianische Real pro Ame- rican Depository Receipt, ADR) vor, was nach dem aktuellen Wechselkurs etwa 0,29 US-Dollar entspricht. Dank des massiven Gewinns im dritten Quartal hat Petrobras seine Zwischendividende nun auf insgesamt 3,25 brasilisanische Real vervierfacht. Das sind 6,50 brasilianische Real pro ADR und entspricht beim aktuellen Wechselkurs etwa 1,15 bis 1,16 US-Dollar pro ADR. Damit beläuft sich die im Kalenderjahr 2021 gezahlte Gesamtdividende auf mehr als 2 US- Dollar, was einer Rendite von etwa 20 Prozent des aktuellen Aktienkurses entspricht und Petrobras zu einem der besten Dividendenzahler der Branche macht. So lange der Ölpreis hoch bleibt, können wir wahrscheinlich davon aus- gehen, dass die Dividende pro ADR über 1 US-Dollar bleibt, wenn Brent bei über 60 US-Dollar/Barrel notiert. Und wenn Brent weiterhin über 70 US-Dollar/Barrel liegt, steht einem weiteren Jahr mit einer Gesamtdividende von über 2 US-Dollar/ADR eigentlich nicht viel im Wege.

Das Hauptrisiko, das mit Petrobras verbunden ist, ist das innenpolitische Risiko. Petrobras hat die Inlandspreise im Einklang mit den internationalen Preisen erhöht und der brasilianische Präsident sieht das kurz vor einer Wahl natürlich nicht gern. Ich gehe davon aus, dass der Druck auf Petrobras zunehmen wird, etwas für die Brasilianer zu tun, aber das dürfte keine großen Auswirkungen auf die ausgewiesenen Gewinne und den freien Cashflow haben. Sicher- lich gibt es einige politische Risiken, aber das Chance-Risiko-Verhältnis gefällt mir hier.

Auch hat der brasilianische Aktienmarkt in den letzten Monaten schwere Rückschläge erlitten und liegt derzeit 70 Prozent unter seinem Allzeithoch von 2008. Ich denke, es ist ein guter Zeitpunkt, um optimistisch zu sein, was eine brasilianische Post-Bolsonaro- und Post-Covid-Wirtschaft leisten könnte. Telefônica Brasil S. A. (VIV) und Petróleo Brasileiro S. A. – Petrobras (PBR) erwirtschaften einen hohen laufenden Geldfluss und können von dieser Situation profitieren.

Der Kurs von Alibaba hat leider mein im letzten Brief genanntes Zukauflimit von 130 US-Dollar nicht erreicht und bei 138,43 nach oben gedreht.

Die meisten Newsletter-Redakteure, Investmentbanker und Finanzberater sind mit 0 Euro dabei und haben 10 bis 20 neue Ideen, die sie monatlich mit Ihnen teilen. Ihr Geschäft ist der Verkauf von Inhalten (sie nennen es Anlageideen). Leute, die solche Prognosen abgeben, sollten gezwungen werden, Ihnen mitzuteilen, ob sie auch Geld in diese Prognosen investiert haben. Ich tue es.

Was ich auch seit Monaten auch immer wieder betone, wiederhole ich auch heute: Ich halte es für selbstverständlich, eine gesunde Menge an Bargeld in Reserve zu haben. In den aufgeführten Werten halte ich Positionen. Daneben befinden sich Bargeld, Anleihen und Gold in meinem Depot (siehe nächste Seite).

Mit freundlichen

Grüßen Ottmar Beck

Kurs/Kauf Kurs/Ist Wert- Wert- Wertzuwachs
Euro Euro zuwachs zuwachs Kurs/Verk. nach Realisation
29. Okt in Euro in Prozent Euro in Prozent
Dignity PLC Montag, 5. Feb. 18 8.59 Montag, 4. Juni 18 11.87 38.26%
General Electric 12.30 Montag, 4. Juni 18 11.95 -2.85%
Agnico-Eagle Mines 36.00 Dienstag, 19. Mai 20 62.19 72.75%
Shire PLC 35.52 Montag, 3. Dez. 18 51.40 44.71%
Transocean LTD Montag, 9. April 18 8.00 Montag, 30. April 18 10.20 27.50%
ANHEUSER-BUSCH INBEV N.V. Montag, 4. Juni 18 82.32 Montag, 6. Aug. 18 86.73 5.36%
Goldcorp 11.88 Mittwoch, 17. April 19 9.92 -16.52%
Agnico-Eagle Mines Dienstag, 14. Aug. 18 33.68 Freitag, 31. Juli 20 66.90 98.63%
ANHEUSER-BUSCH INBEV N.V. Montag, 3. Dez. 18 66.99 Mittwoch, 6. März 19 72.47 8.18%
Kraft Heinz Company Mittwoch, 6. März 19 29.06 Mittwoch, 29. Mai 19 25.77 -11.32%
Newmont Mining Mittwoch, 17. April 19 30.26 Donnerstag, 3. Juni 21 58.60 93.69%
Shell Donnerstag, 11. Feb. 20 23.88 Donnerstag, 23.April 20 16.52 -30.81%
Total Donnerstag, 11. Feb. 20 45.12 Donnerstag, 23.April 20 32.25 -28.52%
Exxon Donnerstag, 11. Feb. 20 55.44 Donnerstag, 23.April 20 40.31 -27.30%
Equinor ASA Donnerstag, 12. März 20 9.72 Mittwoch, 8. April 20 12.30 26.57%
Hornbach Holding AG Donnerstag, 12. März 20 40.50 Montag, 8. Juni 20 63.90 57.78%
Agnico-Eagle Mines Donnerstag, 24. Sep. 20 67.11 45.90 -21.21 -31.60%
Wheaton Donnerstag, 24. Sep. 20 41.76 34.94 -6.82 -16.32%
Newmont Mining Donnerstag, 24. Sep. 20 53.04 46.73 -6.31 -11.90%
Alamos Donnerstag, 24. Sep. 20 7.59 6.44 -1.16 -15.26%
Pretium Donnerstag, 24. Sep. 20 10.84 10.46 -0.39 -3.55%
Svenska Handelsbanken Freitag, 09. Okt. 20 7.28 Donnerstag, 26.Nov. 20 8.68 19.21%
Enbridge Freitag, 18. Dez. 20 27.25 36.22 8.97 32.90%
Alibaba Dienstag, 29. Dez.20 190.40 142.70 -47.70 -25.05%
Pretium Freitag, 05.Feb.21 9.10 10.46 1.36 14.95%
Grenke AG Montag, 08.Feb.21 26.44 33.45 7.01 26.51%
IQIYI Mittwoch, 14. April 21 12.85 7.18 -5.67 -44.12%
Exxon Donnerstag, 8. Juli 21 50.76 55.76 5.00 9.85%
Agnico-Eagle Mines Mittwoch, 31. Aug. 21 48.99 45.90 -3.09 -6.31%
Alamos Mittwoch, 31. Aug. 21 6.68 6.44 -0.25 -3.67%
Totaler Wertzuwachs bei gleich großer Anlage in jedem Titel -5.66% 22.08%

DAX 14,36 % | EURO STOXX 50 P 21,85 % | SMI 13,12 % | RexP –2,11 % | SBI –4,95 % | Gold (in US-Dollar) –6,08 %

per 29. Oktober 2021

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Allgemeiner Marktkommentar und Anlagestrategie Nr. 10

Beitrag von Ottmar Beck, Vermögensverwalter / Schweiz

Wilen, den 5. Oktober 2021

»In der Technik haben die Menschen eine große

Sicherheitsmarge. Aber in der Finanzwelt scheren sich die Leute

einen Dreck um die Sicherheit. Sie lassen es aufblähen und aufblähen und aufblähen.«

Charlie Munger (Berkshire Hathaway)

 

Sehr geehrte Damen und Herren,

vor Kurzem hatte ich die Gelegenheit, in ein sehr interessantes Interview hineinzuhören. Grant Williams leitete ein Gespräch mit Dr. Lacy Hunt und Felix Zulauf. Dr. Lacy Hunt, Felix Zulauf und Grant Williams sind einige der besten Köpfe im Investmentgeschäft. Sowohl Dr. Lacy Hunt als auch Felix Zulauf sind der Meinung, dass die Inflation im nächsten Jahr nachlassen und sich der säkulare Abwärtstrend im Wachstum beschleunigen wird. Eine Rezession sei Mitte 2022 möglich. Am Anfang erklärte Dr. Lacy Hunt das Folgende und Felix Zulauf stimmte dem zu:

»Die US-amerikanische Weltwirtschaft hat eine Menge ernsthafter Probleme. Das wichtigste davon ist, dass wir übermäßig überschuldet sind. Und wir haben im letzten Jahr eine große Menge an neuen zusätzlichen Schulden aufgenommen, um die Folgen der Pandemie abzufedern. Und während diese Schulden als politisch populär und sozial unverantwortlich angesehen werden können, werden sie sich auf lange Zeit sehr nachteilig auf das Wirtschaftswachstum auswirken. Hinzu kommt, dass aufgrund der hohen Verschuldung, die wir schon so lange haben, die Trendrate des Wirtschaftswachstums dramatisch unter das Niveau gefallen ist, das wir bis Ende der 1990er Jahre (als wir noch nicht so überschuldet waren) erreicht hatten. Und jedes Jahr, das vergeht, bewegen wir uns weiter unter der Kurve.«

Felix Zulauf fügte hinzu:

»Die Rezession von 2020 war die kürzeste in der Geschichte, aber es war keine normale Rezession, sondern sie wurde spät von der Regierung in einem alternden Konjunkturzyklus ausgelöst. Und aufgrund der staatlichen Einmischung der Regierung erfolgte die Erholung sehr schnell und daher können wir sie nicht als normale Rezession behandeln. Eine Rezession bereinigt normalerweise das System von Überschüssen, die zuvor – in der letzten überschießenden Phase einer Expansion – aufgebaut wurden. Dieses Mal sind die Überschüsse immer noch da und sie sind größer als vorher. Aus diesem Grund glaube ich, dass der nächste Ausfallzyklus (wann auch immer er kommt) eine der besten Anlagechancen in meiner beruflichen Laufbahn bieten wird.«

Eine »Bereinigung des Systems«, wie Felix Zulauf es ausdrückt, wird allerdings vorher kommen. Die Rückführung der monatlichen Käufe von Staatsanleihen durch die Zentralbanken könnte der Auslöser sein.

Eine Umfrage der Federal Reserve Bank von New York zu den Verbrauchererwartungen im August hat gezeigt, dass die Erwartungen der Amerikaner in Bezug auf die Verbraucherinflation auf ein Rekordhoch gestiegen sind. Im Durchschnitt erwarten sie jetzt eine Inflationsrate von 5,2 Prozent in einem Jahr und 4 Prozent in drei Jahren. Das ist deutlich mehr als das Inflationsziel der Fed von 2 Prozent. Die Inflation schreitet voran und die Fed kann sie nicht länger ignorieren. Bevor die Fed die Zinsen jedoch erhöht, muss sie aufhören, monatlich 120 Milliarden Dollar an Quantitative-Easing(QE)-Geld zu drucken. Powell deutete nach der Sitzung des Offenmarktausschusses im letzten Monat an, dass die Fed bereits im November (die nächste Sitzung findet am 2. und 3. November statt) damit beginnen könnte, ihre monatlichen Käufe von Vermögenswerten in Höhe von 120 Milliarden Dollar zu reduzieren (taper), wobei ein Prozess, »der um die Mitte des nächsten Jahres endet, wahrscheinlich angemessen ist«. Das würde eine Reduzierung von wahrscheinlich ca. 15 Milliarden Dollar pro Monat (10 Milliarden Dollar monatliche Reduzierung der Käufe von Staatsanleihen und 5 Milliarden Dollar weniger hypothekarisch gesicherte Wertpapiere) bedeuten. Die österreichische Wirtschaftstheorie besagt, dass immer größere Geldmengen geschaffen werden müssen, um Vermögensblasen über Wasser zu halten. Tatsächlich ist jedes Mal, wenn die Fed versucht hat, ihr QE-Gelddrucken zurückzufahren (taper) oder zu beenden, am Aktien- oder Zinsmarkt ein Problem entstand, das die Fed dazu veranlasste, den Rückwärtsgang einzulegen. Nach dem Ende von QE1 im Jahr 2010 verloren US-Aktien schnell 17 Prozent an Wert. Als QE 2 im nächsten Jahr endete, brachen die US-Aktien um 20 Prozent ein. Es folgten QE 3 (»unendliche« QE), QE 4 (QE im Zusammenhang mit der Anhebung der Repo-Zinsen) und zuletzt die jüngste Runde massiven QEs.

Vor einem Jahrzehnt gab es noch keine Aktien-Blase. Heute jedoch sind die Bewertungen historisch hoch, viel höher als bei früheren Rekordständen, zum Beispiel während der Technologieblase von 1999 bis 2000. Das heutige Verhältnis von Marktkapitalisierung zu Bruttoinlandsprodukt (BIP) liegt bei über 200 Prozent, im Jahr 2000 betrug es weniger als 150 Prozent und nur etwa 100 Prozent beim Höchststand 2007. Das Kurs-Umsatz-Verhältnis des S&P 500 ist 3,1-mal, also 32 Prozent, höher als beim Höchststand im März 2000. Das zyklisch bereinigte Shiller-Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt beim 37-Fachen, verglichen mit dem 30-Fachen beim Höchststand von 1929 und dem 44-Fachen im Jahr 2000 – allerdings gab es damals weniger Finanztechniken als heute, sodass der 37-fache Wert wahrscheinlich zu niedrig ist. Gleichzeitig haben die US-Haushalte ihr Vermögen mit dem höchsten Prozentsatz aller Zeiten in Aktien investiert. Das verheißt nichts Gutes, denn: Der S&P 500 verzeichnete im September seinen schlechtesten Monat des Jahres (–4,8 Prozent) und damit den stärksten Rückgang seit dem Debakel im März 2020. War dieser Rückgang nur eine normale Septemberschwäche oder stand er im Zusammenhang mit den Andeutungen der Fed für einen Zins- schritt? Gegen Ende September begannen die Zinssätze wieder stark zu steigen. Wächst auf dem Anleihemarkt die Sorge, dass die Zinsen steigen müssen, wenn die Fed nicht mehr als Hauptkäufer auftritt? Das werden wir erst später erfahren. Eines ist jedoch sicher: Es wird für die Fed nahezu unmöglich sein, ihr derzeitiges QE-Programm zum An- kauf von Vermögenswerten in Höhe von 120 Milliarden Dollar pro Monat erfolgreich zu beenden, ohne dass die Aktien- oder Anleihemärkte zwischen jetzt und Mitte 2022 in Schwierigkeiten geraten. Um ihr oben genanntes Ziel zu erreichen, muss die Fed ihr Programm acht Monate lang um 15 Milliarden Dollar reduzieren. Jedes Mal, wenn sie ihre monatlichen QE-Käufe verringert, steigt die Gefahr. Es ist, als ob die Fed eine auf die Blasen gerichtete Taper- Kanone hat und jeden Monat eine weitere Kugel abschießt. In den nächsten acht Monaten wird ein solcher Schuss der Fed die Blasen an den Aktien- und/oder Anleihemärkten zum Platzen bringen. Welcher Monat das sein wird, ist derzeit nicht absehbar.

Festverzinsliche Wertpapiere

Anleihen werden weiter verkauft, da sich die Anleger auf eine weniger freundliche Politik der Zentralbanken einstellen und sich bewusst sind, dass der Kostendruck aufgrund des Drucks auf die Lieferketten noch länger anhalten wird. Die Inflationskommentare von Costco’s, einer US-amerikanischen Großhandelskette, in einer Telefonkonferenz: »Inflationsfaktoren gibt es viele: höhere Lohnkosten, höhere Frachtkosten, höhere Transportnachfrage, zusammen mit Containerknappheit und Hafenverzögerungen, erhöhte Nachfrage in bestimmten Produktkategorien.«

Hier ein Blick auf den Hafen von Long Beach in der Kalenderwoche 37. Die grünen Punkte vor der Küste sind veran- kerte Containerschiffe, jedes mit Tausenden Containern vollgepackt mit Sachen, die die USA brauchen.

In unseren Häfen dürfte es genauso aussehen. Wie jeder Investor weiß, hat Zeit einen Wert. Die Verlängerung der Zeit, die eine Ware braucht, bis sie den Käufer erreicht, verursacht Kosten. Die Preise können steigen, während das neue Angebot, das die Preise wieder senken könnte, ein paar Kilometer vor der Küste liegt. Multipliziert man dies millionenfach für viele verschiedene Produkte, ist Inflation das Ergebnis.

Aktien

Der typischerweise schwierige September-Oktober-Zeitraum hat sich bis jetzt bewährt.

Der Dow Jones Industrial Average fiel am letzten Tag des Septembers um 500 Punkte und verzeichnete damit einen Rückgang von 4,3 Prozent im September. Der S&P 500 sank im Monatsverlauf um 4,8 Prozent und verzeichnete da- mit den schlimmsten monatlichen Rückgang seit dem Pandemie-Ausverkauf im März 2020. Er liegt zum ersten Mal in diesem Jahr 5 Prozent unter seinem Rekordhoch. Auch der Nasdaq verzeichnete mit einem Minus von 5,3 Prozent seinen schlechtesten Monat seit März 2020. Der DAX hat sich mit einem Minus vom 3,66 Prozent noch gut gehalten, während der Schweizer Index SMI um 6,19 Prozent gefallen ist.

US-Aktien befinden sich in einer noch verrückteren Blase als vor dem großen Börsencrash von 1929, der der Weltwirtschaftskrise vorausging, so der legendäre Investor Jeremy Grantham von Grantham, Mayo & van Otterloo (GMO). Er sagte, die Märkte seien aber so zuversichtlich, dass sie jede schlechte Nachricht einfach abtun. Das könne jedoch nicht ewig so bleiben und er rechne in den kommenden Monaten mit starken Kurseinbrüchen. Bereits im Juni 2020 wies er darauf hin, dass sich Aktien in einer Blase befänden. Seitdem ist der S&P 500 um rund 40 Prozent ge- stiegen. Gegenüber CNBC sagte er, dass niemand genau vorhersagen kann, wann eine Blase platzen wird, aber er fügte hinzu, dass dies jederzeit passieren könne. Die 7-Jahres-Prognose für die reale Rendite der Anlageklassen von GMO ist düsterer. Beachten Sie, dass real sich auf die Renditen nach der Inflation bezieht. Bei einer Aufzinsung von –8,2 Prozent pro Jahr über einen Zeitraum von sieben Jahren bedeutet das, dass Ihre 100.000 Euro im September 2028 54.941 Euro wert sind, falls das Dollar-Euro-Verhältnis stabil bleibt. Kein gutes Ergebnis. Und Sie können sehen, dass mit Ausnahme von Wertpapieren aus Schwellenländern die Rendite für alle Anlageklassen negativ ist.

Die weltweite Pandemie hat das »Just in time«-Modell infrage gestellt und heute gehen Unternehmen und sogar Regierungen als Reaktion auf Engpässe zu einem Geschäftsmodell über, das als just in case bezeichnet werden kann. Sie legen Vorräte für kritische Güter an, verlagern die zuvor ausgelagerte Produktion ins Inland und stocken ihre Lagerbestände auf, wo immer dies möglich ist. Die Unternehmen sind möglicherweise bereit, längerfristig ein niedrigeres Effizienzniveau zu akzeptieren, um Lieferengpässe zu vermeiden, die ihre Produktionsprozesse vollständig zum Erliegen bringen könnten. Die große Frage ist, welche Auswirkungen auf den Gewinn die Verlagerung von just in time zu just in case auf die Wirtschaft insgesamt haben wird.

Der Kostendruck ist der Aktie FedEx nicht gut bekommen: Sie geriet nach der Veröffentlichung des Quartalsberichts des Unternehmens stark unter Druck. FedEx meldete zwar einen Umsatz von 22 Milliarden Dollar und einen GAAP- Gewinn von 4,09 Dollar pro Aktie und übertraf damit die Analystenschätzungen beim Umsatz, aber es verfehlte sie beim Gewinn. Das Unternehmen gab an, dass die Quartalsergebnisse »durch einen geschätzten Kostenanstieg von 450 Millionen Dollar im Jahresvergleich negativ beeinflusst wurden, der auf einen angespannten Arbeitsmarkt zurückzuführen ist, der die Verfügbarkeit von Arbeitskräften beeinträchtigt hat, was zu Ineffizienzen im Netzwerk, höheren Löhnen und höheren Ausgaben für eingekaufte Transporte führte«. FedEx gab an, die Preise für FedEx Express, FedEx Ground und FedEx Home Delivery im Jahr 2022 um durchschnittlich 5,9 Prozent zu erhöhen, während die Preise für FedEx Freight um durchschnittlich 5,9 bis 7,9 Prozent angehoben werden sollen.

Noch ein paar interessante Charts. Machen Sie das Beste daraus.

Rohstoffe

Und es bleibt dabei – im Vergleich zu Aktien die interessantere Alternative:

Die sich entwickelnde Energiekrise trifft sowohl Asien als auch Europa hart. In China wird eine Vielzahl von Fabriken aufgrund von Stromrationierungen vom Netz genommen. Das wird die Probleme in den globalen Lieferketten noch verschärfen und zu einer noch stärkeren »vorübergehenden« Inflation führen. In Europa bedroht die Energieknappheit einige Länder mit einer weiteren Rezession, insbesondere das Vereinigte Königreich, wo eine Reihe von Versorgungsunternehmen kurz vor dem Zusammenbruch und/oder der Verstaatlichung steht. Willkommen in der wunderbaren Welt der wiederkehrenden Energieknappheit! Aus Sicht des Investors wird dadurch die Notwendigkeit unterstrichen, in knappe Ressourcen zu investieren. Dies dürfte sich vor allem dort lohnen, wo ein starker und anhalten- der Druck gegen eine Erhöhung des Angebots besteht (wie im Falle von Erdöl und Erdgas): Energieaktien sind nach wie vor eine gute Investition und haben sich während der jüngsten Minikorrektur als lobenswert widerstandsfähig gezeigt.

Kupferproduzenten werden aufgrund des Rückgangs und des sich abzeichnenden Nachfragebooms angesichts der drastisch gestiegenen Produktion von Elektrofahrzeugen immer interessanter. Darüber hinaus scheint es eine Reihe von Versorgungsengpässen zu geben, u. a. in Chile als Folge eines neuen, weniger produzentenfreundlichen politischen Regimes. Die Nachricht von der finanziellen Schieflage des chinesischen Immobilienriesen Evergrande und die zunehmenden Anzeichen dafür, dass der Planet in eine dritte Energiekrise gerät, haben diese Gruppe noch weiter nach unten gedrückt, was ihre langfristige Attraktivität erhöht. Kupferminen (Freeport-McMoRan) kommen auf die Beobachtungsliste.

Bei den Edelmetallen ist das leider nicht der Fall. Ich bleibe optimistisch, was ihre Aussichten angeht, auch wenn ich einräumen muss, dass höhere Anleiherenditen negativ sind. Andererseits gehe ich davon aus, dass die realen (inflationsbereinigten) Renditen noch viele Monate – wenn nicht sogar mehrere Jahre – im Minusbereich liegen werden.

Sollte sich diese Ansicht bestätigen, erwarte ich eine deutliche Erholung der unbeliebten Gold- und Silberminen. Die Goldförderung ist profitabler denn je, doch die Goldminenbetreiber sind immer noch im »Anti-Blasen«-Modus.

China

Wenn Sie, wie ich, auf den angeschlagenen chinesischen Technologiesektor setzen, raten ich Ihnen, ihn langfristig zu halten. Es gibt nicht viele Länder, die in den nächsten zwei bis drei Jahrzehnten so viel Rückenwind haben werden wie China.

Machen Sie das Gegenteil der Masse und Sie haben die Chance, die Masse zu übertreffen!

Wäre ich ein Verschwörungstheoretiker, was ich nicht bin, würde ich spekulieren, dass China aufräumt und die globalen Aktienanleger durch eine verstärkte Regulierung seiner eigenen Technologieunternehmen in völlig überbewertete US-Tech-Aktien treibt.

Die China Evergrande Group ist zur größten finanziellen und zur politischen Sorge in China geworden. Es ist unmöglich zu wissen, was passiert, wenn es Peking zulässt, dass die Abwärtsspirale von Evergrande weitergeht, aber China-Beobachter spielen die schlimmsten Szenarien durch, während sie überlegen, wie viel Schmerz die Kommunistische Partei zu tolerieren bereit ist. Wenn China einspringt und Evergrande aus der Patsche hilft, sitzt es so ziemlich im selben Boot wie die Vereinigten Staaten und die Europäische Union. Die Federal Reserve hat im Grunde die Hürden des Kapitalismus beseitigt, während die Europäische Union während ihrer Schuldenkrise 2010 bis 2012 alles und je- den gerettet hat.

Ich vertrete die unpopuläre Ansicht: Wenn China Evergrande in Konkurs gehen lässt, ist das ein Zeichen dafür, dass sie deutlich klarere Kapitalisten sind als jede andere große Wirtschaft, wenn auch in ihrer Version. Kapitalismus, auch sozialer Kapitalismus, ist ohne Konkurse und mit ständigen Rettungsaktionen kein Kapitalismus. Japan hat es versucht und es hat nicht funktioniert. Diese Gesellschaftsform braucht das reinigende Gewitter.

Schwellenländer

Ich verfolge die folgenden Schwellenländer genau, da ihre Märkte mindestens 60 Prozent von ihren Allzeithochs entfernt und sehr attraktiv bewertet sind:

  • Brasilien
  • Russland
  • Polen
  • Türkei
  • Malaysia
  • Nigeria

Portfoliostrategie

Der Kurs von Alibaba stabilisiert sich zurzeit zwischen 150 und 170 US-Dollar. Das Unternehmen ist im letzten Jahr um mehr als 50 Prozent von seinem Allzeithoch abgestürzt. Bei einer Marktkapitalisierung von circa 410 Milliarden US-Dollar beträgt der Nettobarwert rund 360 Milliarden Dollar. Die Firma erwirtschaftet jährlich etwa 20 bis 25 Milliarden Dollar an freiem Cashflow und in einigen Jahren wird auch Alicloud sehr profitabel sein. Alibaba ist weltweit der drittgrößte und in Asien der größte Cloudanbieter. Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass die Aktien den Unterstützungsbereich um 130 US-Dollar testen könnten, falls und wenn der S&P 500 zu korrigieren beginnt. Dann werde ich meine zweite Position bei 130 US-Dollar pro Aktie hinzuzufügen. Mal sehen, wie es weitergeht.

Kirkland Lake und Agnico Eagle haben bekannt gegeben, dass sie künftig als kombiniertes Unternehmen auftreten werden. Durch diese Fusion unter Gleichen entsteht ein leistungsstarker Senior-Goldminenbetreiber, der – so glaube ich – für Investoren in diesem Sektor zu einem Muss wird. Sowohl Kirkland als auch Agnico Eagle sind zwei meiner Positionen und ich werde nicht zögern, bei beiden Abstimmungen mit Ja zu stimmen, da die Kombination ein viel stärkeres Unternehmen schaffen dürfte, als wenn sie getrennt bleiben würden. Aus meiner Sicht handelt es sich um einen Win-win-Deal. Ich bin vom Bewertungspreis für Kirkland Lake zwar enttäuscht, aber er entspricht 46 Prozent des Werts von Agnico Eagle, dessen Aktien im Moment zu einem stark reduzierten Preis gehandelt werden. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis von Agnico Eagle beträgt (selbst bei starkem Umsatz- und Gewinnwachstum) nur das 12- Fache der Schätzungen für 2022 (4,12 US-Dollar). Historisch gesehen wurde Agnico Eagle nie auf einem so niedrigen Niveau gehandelt. Wie Agnico Eagle wird auch Kirkland Lake mit dem 12-Fachen der für 2022 geschätzten Gewinne bewertet. Nach dem Zusammenschluss sollte es Synergiemöglichkeiten (d. h. geringere Kosten) geben, die zu den Gewinnen des kombinierten Unternehmens beitragen werden. Beide Unternehmen erwirtschafteten enorme Cash- flows und steigende Dividenden – jetzt werden diese nur noch gesteigert.

Was ich seit Monaten immer wieder betone, wiederhole ich auch heute: Ich halte es für selbstverständlich, eine gesunde Menge an Bargeld in Reserve zu haben. In den aufgeführten Werten halte ich Positionen. Daneben befinden sich Bargeld, Anleihen und Gold in meinem Depot:

Kurs/Kauf Kurs/Ist Wert- Wert- Wertzuwachs
Euro Euro zuwachs zuwachs Kurs/Verk. nach Realisation
30. Sep in Euro in Prozent Euro in Prozent
Dignity PLC Montag, 5. Feb. 18 8.59 Montag, 4. Juni 18 11.87 38.26%
General Electric 12.30 Montag, 4. Juni 18 11.95 -2.85%
Agnico-Eagle Mines 36.00 Dienstag, 19. Mai 20 62.19 72.75%
Shire PLC 35.52 Montag, 3. Dez. 18 51.40 44.71%
Transocean LTD Montag, 9. April 18 8.00 Montag, 30. April 18 10.20 27.50%
ANHEUSER-BUSCH INBEV N.V. Montag, 4. Juni 18 82.32 Montag, 6. Aug. 18 86.73 5.36%
Goldcorp 11.88 Mittwoch, 17. April 19 9.92 -16.52%
Agnico-Eagle Mines Dienstag, 14. Aug. 18 33.68 Freitag, 31. Juli 20 66.90 98.63%
ANHEUSER-BUSCH INBEV N.V. Montag, 3. Dez. 18 66.99 Mittwoch, 6. März 19 72.47 8.18%
Kraft Heinz Company Mittwoch, 6. März 19 29.06 Mittwoch, 29. Mai 19 25.77 -11.32%
Newmont Mining Mittwoch, 17. April 19 30.26 Donnerstag, 3. Juni 21 58.60 93.69%
Shell Donnerstag, 11. Feb. 20 23.88 Donnerstag, 23.April 20 16.52 -30.81%
Total Donnerstag, 11. Feb. 20 45.12 Donnerstag, 23.April 20 32.25 -28.52%
Exxon Donnerstag, 11. Feb. 20 55.44 Donnerstag, 23.April 20 40.31 -27.30%
Equinor ASA Donnerstag, 12. März 20 9.72 Mittwoch, 8. April 20 12.30 26.57%
Hornbach Holding AG Donnerstag, 12. März 20 40.50 Montag, 8. Juni 20 63.90 57.78%
Agnico-Eagle Mines Donnerstag, 24. Sep. 20 67.11 44.76 -22.35 -33.30%
Wheaton Donnerstag, 24. Sep. 20 41.76 32.45 -9.31 -22.28%
Newmont Mining Donnerstag, 24. Sep. 20 53.04 46.20 -6.84 -12.90%
Alamos Donnerstag, 24. Sep. 20 7.59 6.16 -1.43 -18.88%
Pretium Donnerstag, 24. Sep. 20 10.84 8.32 -2.52 -23.27%
Svenska Handelsbanken Freitag, 09. Okt. 20 7.28 Donnerstag, 26.Nov. 20 8.68 19.21%
Enbridge Freitag, 18. Dez. 20 27.25 34.36 7.11 26.07%
Alibaba Dienstag, 29. Dez.20 190.40 124.60 -65.80 -34.56%
Pretium Freitag, 05.Feb.21 9.10 8.32 -0.78 -8.57%
Grenke AG Montag, 08.Feb.21 26.44 36.96 10.52 39.79%
IQIYI Mittwoch, 14. April 21 12.85 6.72 -6.13 -47.70%
Exxon Donnerstag, 8. Juli 21 50.76 52.54 1.78 3.51%
Agnico-Eagle Mines Mittwoch, 31. Aug. 21 48.99 44.76 -4.23 -8.63%
Alamos Mittwoch, 31. Aug. 21 6.68 6.16 -0.52 -7.78%
Canadian Natural Resources (CNQ Limit 20 Euro
Totaler Wertzuwachs bei gleich großer Anlage in jedem Titel -11.42% 22.08%

 

Mit freundlichen Grüßen

Ottmar Beck

DAX 11,24 % | EURO STOXX 50 P 15,88 % | SMI 8,15 % | RexP –1,48 % | SBI –4,61 % | Gold (in US-Dollar) –7,34 %

per 30. September 2021

HAFTUNGSAUSSCHLUSS: Dieses Material wurde ausschließlich zu Informationszwecken erstellt oder wird verteilt und stellt keine Aufforderung oder ein Angebot zum Kauf eines Wertpapiers oder Instruments oder zur Teilnahme an einer Handelsstrategie dar. Die in diesem Schreiben enthaltenen Meinungen, Empfehlungen und Annahmen beruhen auf den aktuellen Marktbedingungen, spiegeln unsere Einschätzung zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses wider und können sich ändern. Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist keine Garantie für zukünftige Ergebnisse. Alle Investitionen bergen Risiken einschließlich des Verlusts des Kapitals. Das gesamte dargestellte Material wurde aus Quellen zusammengestellt, die wir für zuverlässig halten. Wir können jedoch keine Garantie für die Richtigkeit und Vollständigkeit der Informationen übernehmen. Die in dieser Mitteilung besprochenen Wertpapiere werden nur zur Veranschaulichung erwähnt und stellen keine Empfehlung für diese Wertpapiere dar. Die in dieser Mitteilung erwähnten Wertpapiere können zu jedem Zeitpunkt vom Autor des Informationsbriefs gehalten werden.

DATENSCHUTZERKLÄRUNG: Die zum Bezug unseres Informationsbriefs anzugebenden Daten (Name, E-Mail-Adresse) werden bei uns gespeichert und zur elektronischen Versendung unseres Newsletters an Ihre E-Mail-Adresse verwendet. Die gespeicherten persönlichen Daten unterliegen den datenschutzrechtlichen Bestimmungen und dienen nur der Aufrechterhaltung des Service. Sie werden nicht ohne Ihre Einwilligung an Dritte weitergegeben. Sollten Sie sich vom Bezug unseres Informationsbriefs abgemeldet haben, werden Ihre Daten gelöscht.