Aktive Indexfonds, ein neuer Raubzug!

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ETf`s oder auf deutsch auch Indexzertifikate genannt, beziehen ihren Wert bzw. den jeweiligen Kurs auf Basis eines Indexes, wie z.B. den DAX, Dow Jones usw., welcher ein Tagesdurchschnittswert aller in diesem Index gehandelten Aktien darstellt. So wie sich der jeweilige Index entwickelt, d.h. steigt oder fällt, steigt oder fällt auch das jeweilige Indexzertifikat.

Das ist letztlich die Basisversion eines Indexfonds. Mittlerweile gibt es aber weltweit über 3,5 Millionen Indices / Indexfonds+ X , aber nur rd. 50.000 Aktiengesellschaften mit liquiden Aktien. Aus diesem Zahlenverhältnis kann man letztlich schon schließen, dass sich dieser Indexfondsmarkt aus einer erheblichen Menge heißer Luft zusammensetzt.

Seriöse Indexfonds stützen sich auf bekannte Indices und können letztlich akzeptiert werden, aber nur dann, wenn sie physisch repliziert werden, d.h. die jeweiligen Aktien wirklich in ihrem Bestand haben. Liest man jedoch die Fact Sheets bzw. die Produktbeschreibungen der jeweiligen Indexfonds durch, wird man feststellen, dass alle sich durchweg die Möglichkeit eröffnet haben, den jeweiligen Index auch synthetisch (u.a. über Derivate/ Optionen)  replizieren zu können, so dass sich daraus wiederum Risiken ergeben.

Letztlich kann man davon ausgehen, dass ein großer Teil der Indexfonds mit synthetischen Replizierungen, zumindest z.T. damit arbeitet.

Auch muss noch erwähnt werden, dass über diese seriösen Indices Aktienwerte nach oben gepuscht werden, sollte die Nachfrage nach Indexfonds weiter boomartig anhalten, aber insbesondere dann, wenn bekannt wird, dass dieses oder jenes Unternehmen in einen bekannten Index aufgenommen wird. Die Folge daraus ist, dass alle Indexfonds, die diesen Index abbilden, diese neuen Aktien kaufen müssen, um den entsprechenden Index  auch abbilden zu können. Dadurch steigen die Börsenkurse dieser Unternehmen extrem an und es entstehen Börsenwerte von Unternehmen, die jenseits  ihrer eigentlichen Substanz liegen.

Beispielsweise mussten die Indexfonds, welche den S&P 500 replizieren, weltweit für US$ 50 Milliarden Tesla-Aktien kaufen, nachdem bekannt geworden war , dass Tesla in den S&P 500 aufgenommen wird, wodurch die Tesla Aktie einen weiteren Schuss nach oben bekam.

Somit erfuhr die Tesla-Aktie einen Wertzuwachs ohne jeglichen Zuwachs an Substanz. 

In den USA  entwickelte sich der Indexmarkt besonders boomartig, so dass die 10 größten Vermögensverwalter  (Blackrock, Vanguard & Co) u.a. mit ihren  börsengehandelten ETF`s mittlerweile rd. US$ 50 Billionen Kundenvermögen verwalten und damit auch einen großen Einfluss auf die Weltbörsen haben. Hinzu kommt, dass die Big Five (Microsoft, Facebook, Alphabet, Amazon, Apple) bei vielen Indexfonds aufgrund ihrer Börsenbewertung  rd. 30% des Vermögens der Indexfonds einnehmen, woraus sich auch ein erhebliches Risiko auch für den gesamten Indexfondsmarkt ergeben würde, sollte bei einen davon  der Nokia-Effekt eintreten.

Wie kommen aber nun diese vielen Indices zustande?

Letztlich ganz einfach. Man nehme  beispielsweise ein Depot mit Aktien  nur aus den Schwellenländern, oder ein Depot mit  nur Aktien aus Afrika oder ein Depot mit nur Aktien aus den USA oder ein Depot mit nur Aktien aus Südamerika oder ein Depot mit nur Aktien aus Asien oder ein Depot mit nur Aktien aus Europa usw. usw. und berechnet täglich deren Durchschnittswert = Index.  Dieses Spiel, betrieben von vielen tausend Akteuren in der Finanzwirtschaft, kann mann dann noch unterteilen mit Aktien nur aus dieser oder jener Branche oder nur aus kleinen  oder nur großen Aktiengesellschaften usw. usw. und errechnet aus diesen jeweiligen Depots wiederum den jeweiligen Index (= Durchschnittswert), wobei es auch hier noch unterschiedliche Berechnungsarten gibt.

Die jeweiligen Indices werden dann von den jeweiligen Depotverwaltern berechnet und veröffentlicht, ob diese dann auch stimmen, hängt von der Seriosität des Depotverwalters ab, da es keine öffentlich bestallten Prüfer für diese vielen (exotischen) Indices gibt.

Letztlich kann man daraus schließen, dass weit über 90% dieser Indices nichts anderes sind als  herkömmliche Fonds mit deren Risiken, allerdings mit der Bezeichnung Indexfonds.

Das sind jetzt die passiven Indexfonds, deren Werte sich letztlich nur aus den jeweiligen Entwicklungen der Börsen, in denen die Aktien gelistet sind, zusammensetzen und schon jetzt erhebliche Risiken aufweisen.

Die weiteren Stufen daraus sind nun die diversen aktiven Indexfonds. Meine „Freunde“ die Investmentbanker schauen sich nun die rd. 3,5 Millionen Indices/Indexfonds + X an und suchen sich die “attraktivsten” mit der besten Rendite heraus (?), bündeln diese wiederum in einem Depot und errechnen daraus den Durchschnittswert/Index. Aktive Indexfonds sind daher nichts anderes als Dach-Indexfonds.

Ich behaupte, dass die Suche nach sicheren und Rendite trächtigen Indexfonds noch schlimmer ist, als die Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Da sich die herkömmlichen Indexfonds schon aus einer Vielzahl von Unternehmen (beim DAX aus 40 Unternehmen/ beim S&P 500 sind es 500)  zusammensetzen, können sich diese Indexfondsmanager nur auf die ausgewiesenen Ratings verlassen. Bei Indexfonds exotischer Art wird das schon sehr schwieriger, da müsste man alle in diesem Indexfonds replizierten Unternehmen analysieren. Sicherlich eine schier unlösbare Aufgabe, welches die  Manager überfordert, so dass sich diese sich nur nach Rendite etc orientieren und nicht nach Sicherheit.

Somit wird aus Luft weitere Luft produziert bzw. in einen anderen Behälter zusammen gefasst, letztlich ein Verwaltung in der Verwaltung kreiert, gelockt mit höheren Renditeversprechen, die in den wenigsten Fällen eingehalten, dafür aber mit unübersichtlichen Risiken belastet werden.

Somit eröffnet die Finanzwirtschaft wieder eine neue Möglichkeit von Raubzügen, die vor allem die unbedarften und kleinen Anleger treffen.

Wer bei seiner Geldanlage ruhig schlafen will, sollte daher direkte Anleihen – keine strukturierten Anleihen, welche den Charakter komplizierter Zertifikate haben  –  kaufen, welche nur ein A – Rating besitzen und einem hohen Kupon ausweisen, damit die Rendite laufend und nicht erst bei Fälligkeit (bei niedrigen Kupons) ausgeschüttet wird.  Empfehlenswert wäre auch eine temporäre Überprüfung dieser Ratings, denn auch Unternehmen mit anfangs guten Ratings können ins Abseits triften.

Ohlsbach 15.Mai 2024

Elmar Emde

 

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