In einer Tageszeitung konnte unter der Rubrik „Immobilien & Kapital“ wieder eine Laudatio auf das Fondssparen nachgelesen werden. Zu Wort kam u.a. Frau Julia Topar vom Bundesverband deutscher Banken.
Frau Topar führte aus, O-Ton: „Über die alten Klassiker wie Sparbuch oder Festgeldkonto ist angesichts der anhaltenden Mini-Zinsen nichts mehr zu holen. Anders beim Fondssparen. Hier können noch gute Erträge erzielt werden. Einer der Vorteile von Investmentfonds oder ETFs (börsengehandelte Fonds): Auch kleinere Geldbeträge können breit gestreut in Aktien, Immobilien oder Anleihen investiert werden“ (sie empfiehlt somit diese Anlageform den Kleinsparern).
Mit dieser Einleitung wird der Eindruck vermittelt, dass mit Fonds und ETF`s nur gute Erträge erzielt werden können im Gegensatz zum Sparbuch oder dem Festgeld. Dass dies nicht der Fall ist, haben sicherlich schon eine Unmenge von Anlegern erleben müssen. ETFs kann man zudem in die Kategorie „Wettschein“ einreihen, womit die Risiken von Wertpapierdepots großer Anleger (Versicherungen, Pensionskassen, Banken usw.), welche über entsprechende Wahrscheinlichkeitsrechnungen mit hoher Trefferquote verfügen, abgesichert werden. Zudem gibt es eine Menge von unterschiedlichen ETF`s auf unterschiedliche Indices, welche von den Banken selbst erstellt werden und außerdem in den wenigsten Fällen, d.h. nur syntetisch (über Derivate) unterlegt sind.
Zum Bundesverband deutscher Banken muss man wissen, dass dieser nur die Interessenvertretung der Privat- und Geschäftsbanken ist, welche schon seit Jahrzehnten den Fokus ihrer Wertpapiervertriebspolitik auf den Vertrieb von strukturierten Finanzprodukten gelegt hat, da mit diesen Risiken auf die Anleger verlagert und zudem noch hohe Erträge erzielt werden können. Der Anleger belohnt damit noch seine eigene Ausbeutung.
Weiter heißt es: O-Ton: „Fonds wären zudem eine stark kontrollierte Anlageform, abgesichert durch das Kapitalanlagegesetzbuch. So wacht die Bank, bei der die Wertpapiere des Fonds eingebucht sind, über die Einhaltung der Anlagebedingungen“.
Diese Aussage ist absolut nichts wert und ist ein Beispiel für Desinformation. Nehmen wir einen Fonds für europäische Aktien: Jetzt gibt es hier sehr viele Aktiengesellschaften mit unterschiedlichen Bonitäten. Zudem versuchen die Fondsmanager die Risiken durch Derivate aller Art abzusichern und gehen dabei auch erhebliche Risiken ein. Die Anlagebedingungen oder auf neudeutsch die “fact sheets” lassen zudem beim genauen Lesen alle Möglichkeiten der Anlage zu. Ich habe noch keine Bank erlebt, welche die Risiken der eingebuchten Wertpapiere bei einem Fonds überwacht und dann auch dafür noch die Haftung übernimmt, welches die Folge einer solchen Überwachung ist. Die Banken nehmen hier nur die Rolle eines Vermittlers ein, dass sie sich auch noch gut bezahlen lassen mit bis zu 5% Ausgabeaufschläge und zusätzlich noch bis zu 2% Managementgebühren, wobei den wenigsten Anlegern das Fondsmanagement und dessen Qualität bekannt sein dürfte. Allein diese hohen Kosten müssen jedem Anleger die Augen öffnen, dass diese Anlageformen hohe Risiken eingehen müssen, um ihre eigenen hohen Provisionsansprüchen decken zu können. Nur die Risiken tragen die Fondssparer und nicht die Fondsgesellschaft. Hier wird der unwissende Anleger total in die Irre geführt, bzw. desinformiert.
Das Problem liegt bei diesen empfohlenen Finanzprodukten im nicht kalkulierbaren Risiko. Bei solchen Anlagen weiß man nie, was am Ende herauskommt und ich frage mich, ob solche Anlageempfehlungen für Kleinsparer das Richtige sind. Die wenigsten Kleinsparer verfügen über ausreichende Kenntnisse, um die Risiken von Fonds sehen und die Unterschiede von solchen erkennen, bzw. vergleichen können. Insofern läuft auch der in diesem Artikel aufgeführte Rat, noch dazu von einem Vertreter der Verbraucherzentrale NRW, man solle die Angebote miteinander vergleichen, absolut ins Leere.
Die Aussage, dass die breite Streuung das Risiko vermindert ist zwar richtig, aber sicherlich nicht mit solchen Mischmaschprodukten.
Frau Topar ist eine sehr hübsche junge Dame, ideal für eine Pressesprecherin. Ob sie aber die Expertise für Anlageberatung hat, muss aufgrund der noch fehlenden Erfahrungen und dieser Aussagen bezweifelt werden.
22. Dezember 2014
Elmar Emde
Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”
Siehe auch http://www.emde-fiveko.de