Digitalmanie der Banken

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Vor einigen Tagen veranstaltete das Handelsblatt eine Diskussions- und Vortragsreihe unter dem Titel „Banken im Umbruch“, wobei viele prominente Vertreter der Finanzwirtschaft zu Wort kamen und Ihre Prognosen abgeben konnten.

Interessant waren hierbei die Aussagen von Herrn Christian Sewing, Vorstandsvorsitzender der Deutsche Bank und Herr Martin Zielke, Vorstandsvorsitzender der Commerzbank.

Die abgedruckten Vorträge dieser Herren und das Interview mit Herr Sewing, geführt vom Chefredakteur des Handelsblattes, Herrn Sven Aufhüppe, hatten im Wesentlichen nur die anstehende Digitalisierung und nochmal Digitalisierung und nochmal Digitalisierung zum Thema, als wäre es die Erfindung schlechthin und die Innovation des jetzigen Jahrhunderts.

Bei der für meinen Geschmack nunmehr zu großen Fokussierung der Banker auf die Digitalisierung wird allerdings vergessen, dass die Bankdaten schon längst alle digitalisiert sind, die Banken aber nur unzureichende, lt. Herrn Cryan lausige  Systeme zur Verfügung haben, um diese entsprechend auswerten zu können. Frage wäre nur, was die Banken mit diesen Daten dann anfangen? Werden sie dann zu Produkt-Vertriebsmaschinen, zu einer Discount-Gesellschaft mit Angeboten für alle möglichen und käuflich zu erwerbende Produkte und Dienstleistungen? Verkaufen sie dann Ihre Erkenntnisse wie Mastercard & Co. an die Werbewirtschaft usw. usw.

Mit dieser Fokussierung hoffen beide Banken – und auch andere – ihre schlechte wirtschaftliche Lage damit überdecken zu können und dass jetzt dadurch bessere Zeiten anbrechen werden. Vom eigentlichen Anker – Geschäft dieser beiden Kreditinstitute, nämlich dem Kreditgeschäft, war in diesem Interview und in beiden Vorträgen nichts zu lesen. Halt, doch Herr Sewing hatte einmal das Wort „Kredit“ in den Mund genommen und zwar  im Zusammenhang mit „Kredithandel”, letztlich eine Spezialität der Investmentbanker.

Und da wären wir wieder bei meinen Freunden, den Investmentbankern. Lt. Herrn Sewing wären sie ja auch wichtig im Devisenhandel (den gab es früher auch schon ohne Investmentbanker) und – wenn man seinen Vortrag richtig interpretiert – beim Gestalten des Finanzprodukteregals, d.h. in der Kreation von strukturierten Finanzprodukten, welche bei der sich herauskristallisierenden Plattformökonomie à la amazon der Banken unverzichtbar wäre.

Kurzum, die Deutsche Bank wird weiterhin von der sie ausnehmenden Spezies der Investmentbanker in Zusammenarbeit mit den Beratungsgesellschaften McKinsey und Boston Consult beherrscht, das unverändert rückläufige Kreditgeschäft wird zunehmend  über die Kapitalmarktseite bedient werden, die Plattformökonomie wird die Bankenlandschaft weiter dezimieren, überfordern wie Herr Sewing von sich gab, und damit uns Bankkunden weiterhin und verstärkt über diese Monopolstruktur strukturiert ausbeuten. Letztlich alles Entwicklungen, welche Herr Draghi mit seiner katastrophalen Geldpolitik losgetreten hat.

Vorteil für die Banken. Alle Risiken dieser Welt werden über diese Plattformen auf die Anleger abgewälzt und wehe dem, der keinen vernünftigen Vermögensberater hat und welcher nicht die komplexen Risiken der strukturierten Finanzprodukte kennt. Und wehe dem Kreditnehmer, dessen Kredit bei den Hedgefonds landet, welche damit Dinge treiben, welche nicht im Sinne des Kreditnehmers sind.

Dann haben wir wieder die starken Banken mit Milliarden-Gewinne pro Quartal ohne sich dabei den Kopf zu zerbrechen, wem diese Milliarden weggenommen wurden. Armer Privatkunde, armer Mittelstand.

3. September 2018

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

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