ETF`s kostenlos?

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Laut Presseberichten (u.a.Handelsblatt vom 3.8.2018) bietet der US-Vermögensverwalter Fidelity nur für Anleger in den USA zwei Index- Fonds (ETF`s) mit Null-Gebühren an.

Einer der beiden Fonds zeichnet die Entwicklung von US-Aktien nach. Interessant wäre jedoch, welche Aktien von welchen Aktiengesellschaften mit welchem Rating da nachgezeichnet werden.

Der andere Fonds  bezieht bezieht sich auf große, kleine und mittlere Aktien der Industrienationen abseits der USA.

Die Fonds orientieren sich nicht an den herkömmlichen Börsenindizes (wie die meisten ETF`s), sondern an Messlatten, die Fidelity selbst auflegt und für andere passive Produkte verwendet. Das spart dem Vermögensverwalter eine Menge Lizenzgebühren und – das möchte ich noch hinzufügen – Aufsicht und Kontrolle über die Zusammensetzung nach Risiko. Der Kurs wird somit von Fidelity selbst erstellt, das dadurch entstehende Risiko trägt – wie sooft – der Fondskäufer.

Da haben wir es aber nun ganz deutlich. Es ist ein Trugschluss, dass alle ETF`s  offizielle Börsenindizes nachzeichnen, was alleine bei rd. 3,3 Millionen  der weltweit vorhandenen Börsenmesslatten bei nur 43.000 liquideren Aktien praktisch  unmöglich ist. Es bleibt daher zu vermuten, dass der größte Teil dieser Börsenmesslatten von den Vertreibern der Index-Fonds selbst erstellt wird, da die ETF`s letztlich aus unterschiedlichen Aktien bestehen, für die es keine offiziellen Börsenindizes gibt und somit Manipulationen Tür und Tor geöffnet werden. Ob diese ETF`s dann auch noch physisch sondern über Optionen aller Art unterlegt sind, bleibt ebenfalls offen.

Interessant hierbei ist der Zeitpunkt. Überall in der Welt werden Aktien-Höchststände verzeichnet, viele Experten warnen vor einem Absturz. Was liegt da näher, als schnell noch die Anleger in Aktien über kostenlose Index-Fonds zu locken. Auch kann bei der Komplexität der Zusammensetzungen von selbst kreierten “Börsenmesslatten” nicht ausgeschlossen werden, dass hier unliebsame eigene Aktienbestände in diese Fonds Eingang finden.

Geht man davon aus, dass diese zwei Index-Fonds seriösen Bestand haben, kann diese “kostenlose” Maßnahme als Marketinginstrument für andere Index-Fonds des Vermögensverwalters mit deutlichen höheren Kosten und Risiko betrachtet werden.

Der Patriarch Fonds legt jetzt sogar eine Index-Dachfonds auf, der noch mehr intransparent ist, als es die meisten so genannten Index-Fonds sind.

Erinnern wir uns an die Zeiten vor der Finanzkrise. Da wurde alles mögliche in zusammenkonstruierte Finanzprodukte gesteckt, bis man die Fehler dieser Konstruktionen durchschaut hatte und alles zusammenbrach. Jetzt sind wir in einem ähnlichen Stadium, da Vermischen und Vermatschen geht mit erhöhter Geschwindigkeit weiter, wozu auch die Zentralbanken mit Ihrer lockeren Geldpolitik massiv beitragen.

Der Abrissbirne Trump sei gesagt, nicht Europa beutet die USA aus, sondern die Finanzwirtschaft der USA Europa und die Welt. Wie viele hunderte Milliarden von US-Subprime- und ähnlichen US-Papieren  liegen noch alleine in den Kellern der europäischen Banken und diese Entwicklung geht still und leise u.a. mit diesen (kostenlosen)  Index-Fonds weiter.

Es wiederholt sich alles, auch dieser Blödsinn. Warum? Weil die Anleger nur den Blick für die kurzfristige Rendite haben und die Sicherheit außer Acht lassen.

4. August 2018

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

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