Skandal EZB

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Man kann über die EZB so langsam nur noch den Kopf schütteln.

Wie erst jetzt (im Handelsblatt 11.2.2020) bekannt wurde, nahm am 4.Dezember 2019 ein Vertreter der Finanzaufsicht = EZB an der Aufsichtsratssitzung der Commerzbank teil und soll mit einer ungewöhnlich harten Wortwahl Zweifel am Geschäftsmodell der Bank geäußert und die geringe Profitabilität der Commerzbank sehr stark kritisiert haben. Die Renditeziele (2% bis 4% Eigenkapitalrendite) würde er als wenig ambitioniert betrachten und soll die Bank zu stärkeren Kostensenkungen aufgefordert haben. Zudem habe er einen Plan B angemahnt, falls die Commerzbank mit Ihrer aktuellen Strategie auf keinen grünen Zweig komme.

Das ist ein Benehmen wie ein Elefant im Porzellanladen. Dieser EZB-Vertreter (Name würde mich interessieren) hat wohl vergessen, dass sein Haus den Banken diese Ertragsschwäche per Geldpolitik verordnet hat und schwingt sich nun auf, deswegen den Banken schwerwiegende Vorhaltungen zu machen. Welche seriösen Ertragsmöglichkeit lässt denn diese Geldpolitik den Banken noch zu?

Ich erinnere mich noch an die Empfehlungen an die Banken des Herrn Dr. Dombret, seinerzeit im Vorstand der Deutschen Bundesbank, zuständig für die Bereiche Banken- und Finanzaufsicht, Finanzstabilität, Statistik, Märkte, Risiko-Controlling sowie Ökonomische Bildung (davor übrigens tätig als Investmentbanker), nunmehr tätig bei Oliver Wyman, einer internationalen Strategieberatung, sich vom Zinsgeschäft unabhängig zu machen. An dessen Stelle sollten u.a. das Provisionsgeschäft mit Finanzprodukten aus der Küche der Investmentbanker treten, wie wir alle wissen, kein seriöses Geschäft und Gebaren.

Nachzulesen ist meine Kritik an Herrn Dombret in den Beiträgen „Dombrets Empfehlungen“ vom 28.2.2017, “Schlaumeier Dombret“ vom 2.8.2016 und „Dombret Kodex“ vom 12.3.2016.

Es ist sowieso ein Treppenwitz der Finanzgeschichte, dass eine Zentralbank auch noch die großen Banken als Finanzaufseher kontrolliert (um sie mundtot zu machen?) und nunmehr in einer indiskutablen und skandalträchtigen Art und Weise auf die Geschäftspolitik einer Großbank Einfluss nimmt. Wie weit soll denn das Mandat dieses Institutes noch gehen?

Gewünscht hätte ich mir, dass die EZB die Wirecard einem Controlling unterzieht, die aufgrund der zwischenzeitlichen Größe auch unter das Überprüfungsmandat der EZB fällt, anstatt diese von einer nicht gerade unbeleckten Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, die auch noch von Wirecard bezahlt wird, vornehmen lässt.

Als Konsequenz aus den Vorhaltungen des EZB-Vertreters kündigte die Finanzchefin der Commerzbank, Frau Bettina Orlopp, eine ehemalige McKinsey Partnerin und jetzt im Vorstand der Commerzbank, den Abbau von noch weiteren Mitarbeitern an (was denn sonst!!). Hätte mich gewundert, wenn von einer McKinsey-Dame etwas anderes gekommen wäre. Das ist einfältige Schubladen-Beratung und Denke.

Anderer Fall:

Frau Dr. Isabel Schnabel, anstelle von Frau Sabine Lautenschläger in das Direktorium der EZB eingezogen, äußerte sich im Handelsblatt mit dem Zitat „Es ist nicht Teil des Mandates der EZB, dem Sparer auskömmliche Zinsen zuzusichern“. Diese Aussage lässt die Vermutung aufkommen, dass Frau Schnabel als hoch dotierte Professorin und dann auch noch für Volkswirtschaft die Funktionsweisen des Sparens in einer Volkswirtschaft entweder nicht verstanden hat oder aus ideologischen Gründen einfach ausblendet.

Die Bausteine in einer Volkswirtschaft sind sehr fragil, und dazu gehört das Sparen. Nimmt man einen Baustein aus diesem Geflecht heraus, läuft die Volkswirtschaft Gefahr, zu kollabieren. Das ist gesunder Menschenverstand und bedarf keines (Volkswirtschafts-)Studiums.

In einem erst kürzlich stattgefundenen Vortrag vor der „Juristischen Studiengesellschaft“ in Karlsruhe (siehe Handelsblatt vom 12.2.2020) beschwerte sich Frau Dr. Schnabel zurecht über die zunehmende Aggressivität und Verrohung der Sprache bei Kritikern der Geldpolitik, letztlich trägt sie aber mit solchen populistischen und nicht sachgerechten Zitaten zu dieser Situation bei.

Der Zuhörerschaft erklärte sie dann noch das Prinzip des „realen Gleichgewichtes“, welches eher eine „wissenschaftliche“ Verbalhornung der Realität bzw. die Umdeutung von Ursache und Wirkung der hohen Sparneigung ist und mich an die unendlichen Diskussionen zu EBITDA, EBIT, EBT und zu den vielen Definitionen zum Eigenkapital der Banken (Kernkapital??) erinnert. Damit werden Nebelkerzen geworfen und es wird versucht, den absurden Negativzins zu rechtfertigen bzw. zu beschönigen.

Ich bin sicher, dass Frau Dr. Schnabel damit kein Vertrauen der Sparer in Deutschland und in Europa gewinnt. Der Negativzins ist eine Pervertierung des ethischen und ökonomischen Grundsatzes von Leistung und Gegenleistung. Dies anders umzudeuten gerät in die Nähe von Propaganda.

17. Februar 2020

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

 

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