Tesla QII 2021

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Erst kürzlich veröffentlichte Tesla das Geschäftsergebnis des zweiten Quartals in 2021 und glänzte mit einem deutlich höheren Quartalsergebnis. Beeindruckend sind die Wachstumsraten sowohl im Umsatz von 98% auf insgesamt US$ 11,958 Mrd. als auch beim Net Income auf US$ 1,178 Mrd. bzw. um das 9,13- fache jeweils zum Vorjahresquartal QII 2020 (inkl.) und das bei unveränderten Produktionskapazitäten in Kalifornien und China/Shanghai, welches schon erstaunlich ist, aber schon zu einer skeptischen Einstellung verleitet. Hatten wir in Deutschland nicht auch so einen Wunderknaben mit hohen Zuwachsraten, der dann tief gefallen ist?

Wie nicht anders zu erwarten war, lobte insbesondere die Wirtschaftspresse und deren Kommentatoren dieses Ergebnis über alle Maßen, Kritik an den Zahlen war allerdings Fehlanzeige, berichtet wurde aus den von Tesla vorgegebenen „key facts“, ohne tiefer in die Zahlen hinein zu schauen. Übrigens ein Phänomen, welches ich schon seit langem beobachtet habe und m.E. auf eine mangelnde Expertise zurückzuführen ist.

Holt man diesen Einblick nach, fallen einem als Analyst folgende Details auf:

Den Quartalsbericht kann man getrost als Magerbericht bezeichnen, bestehend aus 8 Seiten mit mageren Berichten, 7 Seiten aus Fotos, 2 Seiten aus Schaubildern mit zusammengefassten Daten und nur 5 Seiten mit Financial Statements, davon 1 Seite GuV und 1 Seite Bilanz (die Deckblätter nicht mitgerechnet).

Der Quartalsbericht aus dem Internet weist kein Testat eines namhaften Wirtschaftsprüfers aus, welches für ein Unternehmen dieser Größenordnung, welches zudem unter erheblicher Kritik steht, doch sehr ungewöhnlich.

Diese veröffentlichte Rechnung bezieht fünf Quartale mit ein und zwar QII 2020, QIII 2020, Q IV 2020, QI 2021 und QII 2021., anstatt der üblichen vier Quartale ab Q III 2021 für einen üblichen Jahresvergleich. Ab Q III 2021 ist der Umsatz um 73,3% gestiegen, das Net Income um 31% , letztlich auch kein schlechtes Ergebnis, rücken aber die Verhältnisse etwas zurecht und deuten mit der obigen Darstellung auf eine Schönrechnerei hin.

Im Gesamtumsatz wurde wie bisher der Verkauf von Emissionszertifikaten mit eingerechnet, welcher nach analytischen Gesichtspunkten kein operativer Umsatz/Ertrag ist, sondern als ein außerordentlicher Ertrag aufgrund hoheitlicher staatlicher Bestimmungen einzustufen ist. Hier stellt sich auch grundsätzlich die Frage nach einer Berechtigung des Verkaufs von Emissionszertifikaten durch Tesla, da der CO2 Abdruck der  E-Autos alles andere als positiv ist und die Batterieherstellung mehr Umwelt zerstört als ein Verbrenner und in den nächsten Jahren hauptsächlich über Kohlestrom aufgeladen werden kann. Tesla nimmt somit eine fragwürdige staatliche Begünstigung als operativen Erfolg ein.

In den vergangenen 4 Quartalen summierte sich das Net Income auf insgesamt US$ 2,307 Mrd. nach US$ 1,67 Mrd. Einnahmen aus Verkauf von (nicht operativen) Emissionszertifikaten. Somit rein operativer Ertrag  US$ 637 Mio.  bei einem Gesamtumsatz von US$ 41,862   = Umsatzrendite von 1,52%. Bereinigt man den Umsatz um den Verkauf der Emissionszertifikate ergibt sich ein operativer Gesamtumsatz von US$ 40,192 = 1,58% Umsatzrendite.

Weitet man diese Rechnung auf die im QII 2021-Bericht dargestellten 5 Quartale aus, wurde nach einem Gesamtumsatz von US$ 47,898 Mrd. ein Net Income von  US$ 2,436 Mrd. erzielt, allerdings nach (nicht operativen) Einnahmen aus dem Verkauf von Emissionszertifikaten  von US$ 2,098 Mrd. Somit rein operativer Ertrag US$ 338 Millionen = Umsatzrendite 0,70%, bei um die Emissionszertifikaten bereinigten Umsatz ergibt das eine operative  Umsatzrendite von 0,73%.

Stutzig macht auch die plötzliche Reduzierung innerhalb von zwei Quartalen der Umsatzkosten zum Umsatz um 4,9% – Punkte (80,7% zu 75,9%) = Verbesserung um US$ 576 Mio., ohne Berücksichtigung des a.o.Ertrages aus dem Verkauf der Emissionszertifikate wären es 6,7%- Prozentpunkte (84,9% zu 78.2%) = Verbesserung um US$ 777,8 Mio. Wurden hier evtl. Kosten auf andere Quartale verlagert?

Besonders stutzig macht aber die ledigliche Angabe des Verlustes aus dem Bitcoin-Engagement von nur US$ 23 Mio. ohne eine entsprechende Rechnung vorzulegen.

Bitcoin-Engagement

Wenn man den Presseberichten Glauben schenken darf, kaufte Tesla im Februar 2021 für rd. US$ 1,5 Mrd. Bitcoins und davon im   ersten Quartal ursprünglich eingesetzte US$ 350 Mio. mit einem Gewinn von über hundert Mio US$, somit Restbetrag US$ 1,15 Mrd.. (Zur Erinnerung: Net Income in Q I US$ 464 Mio. nach Umsatz mit Emissionszertifikaten US$ 518 Mio + Gewinn aus Bitcoin-Verkauf).

Der jeweilige Schlusskurs des Bitcoins im Februar 2021, beginnt per 1.2.2021 mit US 27.807, steigt dann sukzessive bis zum 21.2.2021 auf US$ 47.405 an, um dann wieder sukzessive auf US$ 37.324 zu fallen. Das bedeutet letztlich, dass Tesla bei dieser großen Summe die Bitcoins in Teilbeträgen erstanden hat, ansonsten wäre der Kurs mit diesen US$ 1,5 Mrd. innerhalb weniger Tage unter die Decke gegangen, und nach dem 21.2.2021 wieder anfing, diese sukzessive zu verkaufen.

Da weitere Bitcoin-Verkäufe von Tesla nicht bekannt sind, müssten die im Februar 2021 gekauften Bitcoins zu dem Mischkurs im Februar mit US$ 38.299,56 bewertet worden sein. Per 30.6.2021 belief sich der Kurs des Bitcoins auf US$ 29.533,88, woraus sich ein bilanzieller Verlust von US$ 263 Mio. ergeben haben müsste.

Ob diese Rechnung stimmt, muss noch mit Fragezeichen versehen werden, da nicht bekannt ist, welche Bewertungsmethoden hierfür angewandt wurden und wann welche Bitcoins gekauft wurden.

Resümee:

Das Zahlenwerk von Tesla wirft mehr Fragen auf, als es beantwortet und lässt große Zweifel entstehen. Die Frage nach der operativen Ertragsstärke muss weiterhin stark bezweifelt werden, Schönrechnerei ist hier offensichtlich dominant. Ohne Testat eines seriösen und objektiven Wirtschaftsprüfers können diese Ziffern nur mit spitzen Fingern angelangt werden, insbesondere bei der schillernden und sehr stark in der Kritik stehenden Persönlichkeit Musk mit extrem autokratischen Zügen.

Eines muss man diesem Herrn allerdings lassen, er scheint über hypnotische Fähigkeiten zu verfügen, welcher bei vielen die Kritik und den Verstand ausschalten lässt. Nur so kann ich mir seinen Aufstieg und die Beeinflussung der Märkte und Politik erklären. Schlimm daran ist, dass sich die Presse und insbesondere die seriöse Wirtschaftspresse dafür sehr stark vereinnahmen lässt, wie auch bei Wirecard, bei der sie extrem versagt hat.

3. August 2021

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

 

 

 

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