Atomenergie ist dreckig, teuer und unsicher

image_pdfimage_print

Nach Harrisburg 1979 (USA) und Tschernobyl 1986 (Sowjetunion) ereignete sich im März 2011 in Fukushima (Japan) durch ein sehr starkes Erdbeben und einem daraus resultierenden Tsunami die dritte Havarie eines Atomkraftwerkes, mit der wieder keiner gerechnet hatte, mit unabsehbaren Folgen für die dort lebenden Menschen. Die hieraus resultierenden wirtschaftlichen Folgen für Japan sind erheblich und werden dem Land noch enorme, kaum zu beziffernde Folgekosten bescheren. Die Gegend um Fukushima wird wie um Tschernobyl mindestens für einige hundert Jahre bzw. für immer unbewohnbar bleiben, die Verseuchung des Pazifiks aufgrund der immer noch nicht gelösten Entsorgungsthematik dieses havarierten Kernkraftwerkes wird weiter fortschreiten. Mit fast krimineller Energie verniedlicht man diese Gefahren von der Atomindustrie, obwohl ihr die Spätfolgen bewusst sind.

Erst kürzlich teilte das von Erdbeben permanent geschüttelte Japan mit, dass die Atomkraftwerke des Landes wieder sukzessive hochgefahren werden. Das muss nach Fukushima mehr als verwundern und es scheint, dass sich Japan der hieraus resultierenden Gefahren trotz Fukushima immer noch nicht bewusst ist. Zur Unterstreichung dieses Vorhabens hat ein hoher politischer Funktionär sogar Obst aus der Region Fukushima vor den Augen der Presse zu sich genommen. Ob dieses Obst wirklich aus dieser Gegend stammt, bleibt aber fraglich.

1954 wurde das erste Atomkraftwerk in der damaligen Sowjetunion gebaut. Im Juli 2015 befanden sich noch  438 Kernreaktoren  (davon in Europa 97, allein in Frankreich 58/ in den USA 99 / in Japan 54 und in Russland 31) weltweit  in Betrieb, weitere 72 befinden sich noch im Bau (lt. Wikipedia).

Bei rd. 140 Kernreaktoren liegt das Alter schon bei über 30 Jahren, bei rd. 220 Kernreaktoren liegt dieses bei 20+ x Jahren. Das Werk Beznau (Kanton Aargau, Schweiz) mit dem am 1. September 1969 in Betrieb genommenen Reaktor gilt als das älteste noch in Betrieb befindliche Kernkraftwerk der Welt, hat somit schon 36 Jahre auf dem Buckel und das fortlaufend 24 Stunden am Tag.

Es bleibt daher trotz aller Erneuerungen zu befürchten, dass es auch aufgrund von Materialermüdungen im nicht austauschbaren Kern eines AKWs zu weiteren Havarien kommen kann. Das Restrisiko wird mit jedem Jahr größer. Hierbei muss berücksichtigt werden, dass es sich hier um Maschinen handelt, die hohen Temperaturen und Druckverhältnissen ausgesetzt sind und das 24 Stunden am Tag. Ein Auto würde unter solchen Belastungen schon nach wenigen Jahren den Geist aufgeben.

Nicht gelöst ist das Problem der Atommüllentsorgung. Allein in Deutschland (weltweiter AKW-Anteil rd. 4%) werden pro Jahr über 400t nicht entsorgbarer Atommüll produziert; weltweit vermutlich etwa 10.000 t.

Nehmen wir mal an, dass ab den 70iger Jahren pro Jahr im Durchschnitt 10.000t  nicht entsorgbarer Atommüll produziert wurden, wären das bis heute etwa 460.000t nicht entsorgbarer Atommüll, in Deutschland etwa 14.400t. Somit stellt sich die Frage, wo dieser ganze Müll hingegangen ist. Wo ist dieser in Japan geblieben? Evtl. im Pazifik versenkt, womit die Fische kontaminiert werden und irgendwann auf unserer Speiskarte landen?

Jetzt wissen wir, dass in Deutschland, in einem geordneten Industrieland, für diesen  Atommüll immer noch kein Endlager gefunden worden ist, für Frankreich wird erst eines in der Nähe zur deutschen Grenze in den nächsten Jahren eingerichtet. Wie wird und wurde daher in weniger geordneten Ländern mit diesem Atommüll umgegangen?

Bei einem geordneten Umgang mit diesem Atommüll muss man sich gewahr werden, dass dieser nach etwa 30.000 Jahren unschädlich wird, hier eingeschlossen auch die kontaminierten Bauteile der geschlossenen und rückgebauten Atomkraftwerke. Ein unheimlich langer Zeitraum, wenn man bedenkt, dass die ersten menschlichen Aufzeichnungen erst 7.000 bis 10.000 Jahre zurückliegen, also noch gegen Ende der Steinzeit.

Das bedeutet nun, dass in diesen 30.000 Jahren dieser von etwa nur drei Generationen produziertem Atommüll von rd. 1.500 nachwachsenden Generationen + x überwacht werden muss und in dieser Zeit die Behältnisse einer mehrfachen Auswechslung bedürfen, da in diesem langen Zeitraum die entsprechenden Materialien durch die Strahlung und Hitze ermüden.

Landauf und landab wurde und wird von der Atomindustrie und deren Lobbyisten behauptet, dass die Atomenergie sauber, sicher und preiswert sei und preiswerte Energie unabdingbar für eine prosperierende Wirtschaft sei. Bei näherer Betrachtung muss man aber feststellen, dass genau das Gegenteil der Fall ist.

Atomenergie sei sauber: Das kann man nur behaupten, wenn der Atommüll sauber entsorgt werden kann und nicht 30.000 Jahre in Hochsicherheitstrakten zwecks Vermeidung von terroristischen Verwendungszwecken aufbewahrt werden muss. Das dies nicht der Fall ist und daher in irgendwelchen geheimen Endlagern nach bisherigen Erkenntnissen nicht sauber entsorgt werden kann, steigt die Befürchtung, dass die Umwelt und somit Mensch und Tier davon tangiert und geschädigt wird/ werden. Da man dieses „Atomgift“ nicht sehen, riechen oder hören kann (nur mit Geigerzähler, aber wer hat einen solchen schon) bleibt zu vermuten, dass viele Krankheiten aus diesem Atommüll resultieren.

Atomenergie ist sicher: Harrisburg, Tschernobyl und Fukushima haben das Gegenteil brutal zu Tage gebracht. Nicht vergessen werden dürfen die unzähligen Störfälle bei allen Kernreaktoren, welche je nach Alter in immer kürzeren Zeitabständen auftreten. Wenn diese Kernreaktoren denn wirklich so sicher sind, warum haben dann die Manager dieser Stromkonzerne ihre Villen nicht in unmittelbarer Nähe zu einem Atomkraftwerk errichtet? Warum befinden sich in Frankreich, welche einer klimatischen Westdrift (Wind bläst größtenteils von West nach Ost)  unterliegt, sehr viele Atomkraftwerke an der östlichen Grenze zu Deutschland?

Atomenergie ist preiswert: Bei dieser Behauptung sind weder die Kosten der Entsorgung, die Kosten einer Haftpflichtversicherung bei einer evtl. Havarie (in Deutschland müssten damit pro Atomkraftwerk etwa 40 Billionen Euro + x versichert werden) und die Kosten eines Rückbaus eines Kernkraftwerkes berücksichtigt worden. Die derzeitige Diskussion, ob die für den Rückbau aller Atomkraftwerke in Deutschland gebildeten Rückstellungen von insgesamt rd. € 40 Milliarden ausreichen, lassen befürchten, dass diese Rückstellungen bei Weitem diese Rückbaukosten nicht decken und daher ein Vielfaches dessen ausmachen. Vattenfall zum Beispiel versucht nicht ohne Grund durch eine rechtliche Trennung zu diesen Kernkraftwerken die künftigen Entsorgungskosten zu umgehen, um diese auf den deutschen Steuerzahler abwälzen zu können. Andere Stromkonzerne werden sicherlich diesem Beispiel folgen.

Oder die Lobbyisten schaffen es, einen staatlichen Fonds zu gründen, in dem diese Rückstellungen eingebracht werden. Sollten dieses Fondsvermögen dann aber nicht ausreichen, müssten die deutschen Steuerzahler wieder zur Kasse gebeten werden.

Berücksichtig man all diese Dinge, kann und muss man festhalten, dass Atomenergie sehr dreckig, sehr unsicher und sehr teuer ist.

Diese Erkenntnis hat auch unter dem Eindruck von Fukushima die damalige Bundesregierung unter der Bundeskanzlerin Merkel dazu bewogen, aus der Atomenergie auszusteigen. Richtig so!

Dagegen will die Atomindustrie klagen, hat dies aber meines Wissens nicht forciert, weil sie genau weiß, dass damit sicherlich diese vorgebrachten Kritikpunkte zu öffentlich werden und daher die Forderung, nach Bildung weiterer Rückstellungen die Aktienkurse der Stromerzeuger mit Atomkraftwerken weiter belasten werden.

Der Einstieg in die erneuerbare Energie ist daher absolut alternativlos. Diese Stromerzeugungsformen haben aber auch ihre Probleme. Angefangen von der Landschaftsverschandelung durch unzählige Windräder und deren Lärm nebst Verschattungen oder durch auftretende Verspiegelungen bei den Solaranlagen. Diese sind aber nicht so schwerwiegend, wie eine Verseuchung großer Landschaften durch Havarien über Jahrtausende hinweg und die Ungewissheit, was mit dem immer noch stetig anwachsenden nicht entsorgbaren Atommüll geschehen soll. Außerdem hat die Entwicklung gezeigt, dass die erneuerbare Energiebranche eine Menge zusätzlicher Arbeitsplätze generiert und ein Exportschlager geworden ist.

Atomenergie gehört daher in die Mottenkiste, bestehende Anlagen sollten so schnell und sukzessive wie möglich abgeschaltet und entsorgt werden. Der Bau weiterer Atomanlagen bei dem jetzigen Wissenstand muss man als einen kriminellen Akt bezeichnen und ist ein Vergehen gegenüber vieler zukünftiger Generationen und das nur, damit wenige davon jetzt profitieren.

16. August 2015

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

 Siehe auch http://www.emde-fiveko.de

Teilen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert