Die Aufsicht der Finanzindustrie in Sachen Anlegerschutz scheint sich nur mühsam in das richtige Fahrwasser zu bewegen. In der Vergangenheit fühlte sich beispielsweise die Bafin für Investmentfonds in der Beurteilung des jeweiligen Risikos nicht zuständig, obwohl die Investmentfonds in der Konsequenz Kreditersatzprodukte darstellen. So richtig bewusst ist dieses Fondsthema aber immer noch nicht angegangen worden, die Risikoeinschätzung zu jedem Fonds bleibt unverändert dem Anleger überlassen.
Auch wird man das Gefühl nicht los, dass die Einflussnahme der großen Kreditinstitute auf die Bafin nicht gerade klein ist, wenn man sich die vielen Rechtsfälle der Deutsche Bank ansieht, welche bisher zu keinen maßgeblichen Konsequenzen im verantwortlichen Vorstand geführt haben. Betrachtet man beispielsweise das Thema Kernkapitalquote der Banken, eine Finanzinnovation, die nur bei den Banken anwendbar und für die Realwirtschaft völlig undenkbar ist, verstärkt sich dieses Gefühl. Die Kernkapitalquote errechnet sich durch Weglassung der angeblich risikolosen Vermögenswerte, wodurch sich die Bilanzsumme fiktiv verkleinert und worauf dann die Ersatz-Eigenkapitalquote, auch Kernkapitalquote genannt, errechnet wird.
Als risikolose Vermögenswerte werden u.a. Staatsanleihen sowie über komplexe Risikomodelle, basierend auf Derivate abgesicherte Wertpapiere definiert. Ob das einer objektiven Sichtweise entspricht, wenn selbst der von den Zentralbanken und Bankaufsichtsbehörden gegründete Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht diese komplexen Risikomodelle nicht mehr versteht, bleibt dahin gestellt. Die Anlageseite des Bankgeschäftes scheint noch nicht im Fokus der Aufsichtsbehörden zu stehen. Andererseits wird der Kreditsektor der Banken extrem reguliert und mit schier unerträglichen Formalismen und Berichterstattungspflichten überschüttet, als wäre das Kreditgeschäft der Auslöser der letzten beiden Finanzkrisen gewesen.
Jetzt erlaubt die europäische Versicherungsaufsicht Eiopa der Versicherungswirtschaft, die Eigenkapitalunterlegung für verbriefte Kreditforderungen, auf neudeutsch „Asset backed Security“ (ABS), die Presse nennt diese Wertpapiere auch Schrottpapiere, zu reduzieren. Das bedeutet nichts anderes als einen Wertverlust für die Altersversorgung der Bürger.
Aber diese Entscheidung ist noch gar nichts gegen die Absicht des nunmehr eingesetzten Oberaufsehers der Banken in Europa, der EZB, diese Schrottpapiere seiner Schützlinge je nach Bedarf aufkaufen zu können.
Der Hintergrund dieser Entscheidung liegt letztlich darin, die Banken von ihren Lasten zu befreien, um sie den Bürgern von Europa aufzubürden, deren Alters- und Lebensvorsorge zugunsten Weniger damit geopfert wird. Das ist pure Ausbeutung.
Fazit:
Ich kann es immer nur wiederholen. Strukturierte Finanzprodukte haben nichts in einem ordentlichen Wertpapierdepot zu suchen. Auf die Bankenaufsicht ist hier kein Verlass.
31. Januar 2015
Elmar Emde
Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”
Siehe auch http://www.emde-fiveko.de