Eigentlich ging ich bis dato davon ausgegangen, dass Wirtschaftsredakteure den Unterschied zwischen Eigenkapitalquote und Kernkapitalquote kennen. Dem ist aber anscheinend nicht so!
Erst kürzlich erschien in dem von mir sehr geschätzten Handelsblatt ein Presseartikel unter der Überschrift „Bloß keine Kapitalerhöhung“ und berichtete über die Absicht der Deutsche Bank, ihren Kapitalpuffer zu reduzieren.
Dabei wurde von einer Eigenkapitalquote von 13,7% berichtet und in einem Diagramm sogar noch groß und in Farbe herausgestellt.
Analysiert man dagegen die Konzernbilanz der Deutsche Bank per 31.12.2018, ergibt sich aber ein völlig anderes Bild und zwar wie folgt:
Bilanzsumme: T€ 1.348.137
Eigenkapital: T€ 68.737 (inkl. zusätzlicher EK-Bestandteile von T€ 4.675!), daraus ergibt sich eine
Eigenkapitalquote von 5,098%.
Bei einer Eigenkapitalquote von 13,7% bei einem Eigenkapital von T€ 68.737 müsste die Bilanzsumme der Deutsche Bank T€ 501.730 betragen.
Somit stellen die 13,7% nur die so genannte Kernkapitalquote dar, welche hier aus einer um das risikolose Vermögen in Höhe von T€ 846.407 reduzierten Bilanzsumme von T€ 501.730 errechnet wird.
Ob diese T€ 846.407 Vermögenswerte oder anders ausgedrückt 62,78% der originären Bilanzsumme wirklich risikolos sind, mag glauben wer will, dürfte aber nicht der Realität entsprechen. Somit wird der Deutsche Bank eine Kapitalstärke zugemessen, welche nicht vorhanden ist.
Auf Basis dieses – sagen wir mal Buchungstricks – will die Deutsche Bank jetzt sogar noch den Kapitalpuffer reduzieren, vermutlich zu Gunsten meiner „Freunde“, den Investmentbankern, die mit hohen Abfindungen oder Bleibegeldern abgefunden werden (müssen oder sollen). In den früheren Jahren hatte man für die Investmentbanker stets das Kapital erhöht und wenige Wochen danach größtenteils an diese Herren wieder ausgeschüttet. Bei dem jetzt sehr niedrigen Kurs = Ergebnis der Ausbeutung durch die Investmentbanker, funktioniert eine Kapitalerhöhung nicht mehr, so dass man aus der noch vorhandenen Substanz die Investmentbanker bedienen will. Das ist keine seriöse Vorgehensweise einer Bank.
Eine solche Nachricht bezogen auf die Kapitalstärke der Deutsche Bank kann man nur als Fake-Nachricht bewerten. Da ich das Handelsblatt aber für seriös halte, gehe ich davon aus, dass dieser Fauxpas nicht absichtlich, sondern der Hektik des täglichen Journalismus geschuldet ist. Nobody is perfect!
Man sieht aber, wie schnell falsche Meldungen/Fakten in die Köpfe renommierter Journalisten Eingang finden, man muss diese falschen Fakten nur oft wiederholen. Ein beliebtes Mittel des Fake Präsidenten Trump.
5. Juni 2019
Elmar Emde
Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”