Deutsche Bank vor dem Abgrund

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Bevor ich auf die derzeitige Situation der Deutsche Bank, welche vor dem Abgrund steht, und wie es soweit kommen konnte, eingehe, möchte ich auf meinen Leserbrief verweisen, den die Frankfurter Allgemeine Zeitung am 1. April 2008 veröffentlicht hat.

Titel: „Wen die Krise belastet
Zu „Ackermann und der Staat“ (FAZ vom 19.März 2008): Der Ruf Ackermanns nach dem Staat lässt befürchten, dass es mit der hochgelobten Deutschen Bank doch nicht so gut steht, wie es allseits öffentlich behauptet wird, zumal mit der Finanzkrise auch ihr Geschäftsmodell zur Disposition steht. Hiebei darf nicht vergessen werden, dass die Deutsche Bank gerade mit den Produkten, die Auslöser dieser Finanzkrise immer noch sind, also mit der Verbriefung aller möglichen Forderungen aller möglicher Kategorien, immense Gewinne erzielen konnte. Diese wurden letztlich zu großen Teilen an die Akteure dieser Misere im Ausland, an die Händler, Zocker und Investmentbanker, über Boni und dergleichen ausgeschüttet, anstatt sie als Reserve in den Bankbilanzen zu belassen.

Die Frage nach der Seriosität solchen Handelns muss jeder selbst beantworten. Unerträglich wird es aber, wenn nun der deutsche Staat und damit seine Steuerzahler solches Geschäftsgebaren sanktionieren müssen. Mit der ungehemmten Verbriefung von guten und schlechten Forderungen hat man ein neues Rauschgift mit dem Namen „Rendite“ geschaffen und, was besonders schwer wiegt, damit in die jeweiligen Publikumsfonds als „Beimischung“ eingestellt. Dass diese Beimischung von Anlagedreck dem Anlagezweck des Fonds nicht bekommt, sondern nur den Finanzproduktvertreibern, ist zwischenzeitlich jedem klar.
Somit belastet die Finanzkrise den Bürger doppelt, wenn nicht sogar dreifach, da nun mit weiter steigenden Bankkonditionen zu rechnen ist. Dies wird der Linken unseres Landes starken Auftrieb geben, nur kümmert dies die Protagonisten der Deutschen Bank wenig, da diese im Ausland sitzen beziehungsweise über entsprechende Reisepässe verfügen.
Elmar Emde, Gengenbach“

Diese damalige Feststellung ist unverändert aktuell, außer den Umständen, dass die Konditionen zwar nach 2008 in der Tat gestiegen waren, aufgrund der damals nicht möglich gehaltenen EZB-Politik nunmehr gesunken sind und damit nicht die Linken sondern die Rechten Oberwasser bekommen haben.

Schon vor 8 Jahren zeichnete sich bereits der Niedergang dieser einst so stolzen und starken Deutschen Bank ab. Zurückzuführen ist das auf das hemmungslose Investmentbanking angelsächsischer Prägung, auf das sich die Deutsche Bank mit Haut und Haaren verschrieben hatte.
Mit dem Kauf von angelsächsischen Banken in London und New York änderte sich deren seriöses Bankverständnis und der Betrug am Kunden mit dem gesamten Derivateinstrumentarium wurde zur obersten Pflicht erhoben. Egal wie illegal diese Geschäfte auch waren, es wurde ausgeführt, wenn nur der Profit und die Boni danach stimmten.

Erster Schritt hierzu war das Verscherbeln der in den Jahrzehnten davor aufgebauten wertvollen Industriebeteiligungen mit dem Vorwand, dass sie nicht zum Bankgeschäft gehören, womit dann andererseits der Eigenhandel und die Erträge daraus enorm anstiegen. Gegenspieler dieses Eigenhandels waren die unbedarften Kunden, welche diese Erträge letztlich bezahlen mussten. Letztlich nahm dieser Ausverkauf der Industriebeteiligungen der Deutsche Bank die Reserven für schlechte Zeiten, die ihr jetzt gut tun würden. Dafür sind aber die Vergütungen der Vorstände und die damit beschäftigten Investmentbanker enorm angestiegen und das Jahr für Jahr. Die Begründungen hierzu insbesondere vom damaligen Gottvater der Banken, Herrn Ackermann, sind allen sicherlich noch bekannt.

Zweiter Schritt war dann die Eroberung der Vorstandspositionen durch die Investmentbanker, welche bis zum heutigen Tag angehalten hat und sich vermutlich noch verstärken wird. Wo man hinschaute, saßen und sitzen diese Bonibanker (Bezeichnung der FAZ) in den Vorständen der Banken. In der Dresdner Bank war es damals der junge Lenny Fischer, der es dann auch tatsächlich fertig gebracht hat, der Dresdner Bank durch abenteuerliche Zukäufe (u.a Wasserstein) die letzten Reserven zu nehmen und sie damit sturmreif für Übernahmen zu schießen. Ergebnis bekannt.

Die Allianz, welche die Dresdner Bank dann übernommen hatte, gab ihm bald den Laufpass, dennoch fiel er wieder auf die Füße, wurde Chef der Winterthur Versicherung und treibt jetzt sein Unwesen beim Finanzinvestor RHJ International, welche in den letzten Monaten Anlaß zu negativen Schlagzeilen im Zuge der Übernahme der BHF-Bank gab.

Bei der Deutsche Bank übernahm nach der Ära Ackermann der Oberinvestmentbanker Anju Jain zusammen mit seiner Marioette Jürgen Fitschen das Ruder. Beide mussten sogar das Eigenkapital um € 3 Milliarden erhöhen, um es einige Wochen später den Investmentbankern auskehren zu können. Daran ist schon zu erkennen, dass diese Art von Bankern nur das Ausnehmen einer Bank im Sinn hat.

Aus dieser Zeit stammen nun die zwischenzeitlich 7.800 anhängigen Rechtsstreitigkeiten, welche sich durch den unverminderten Kauf von strukturierten und undurchsichtigen Investmentpapieren, äußerst komplex zusammengeschustert von den Investmentbankern, sicherlich noch weiter erhöhen werden. Ein Ende dieser Struki-Mentalität ist aus meiner praktischen Erfahrungen mit dieser Bank nicht zu erkennen, im Gegenteil.

Nunmehr ist die Deutsche Bank zu einem Spielball der Hedgefonds und Spekulanten mit den Instrumentarien geworden, mit dem sie selbst zu Lasten vieler Investoren Geld scheffeln konnte (siehe u.a. IKB). Die Geister die sie gerufen hat, schlagen nun gewaltig zurück.

In dem heutigen, sehr empfehlenswerten Kommentar in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung von Holger Steltzner mit dem Titel „Der Irrtum der Deutschen Bank“ wird der Deutsche Bank empfohlen, sich nicht von der Postbank, sondern vom Investmentbanking zu trennen. Wie wahr, wie wahr und empfehle ich schon seit Jahren, welches in diesem Blog nachvollzogen werden kann.

Allein mir fehlt der Glaube dazu, sind doch der Aufsichtsratsvorsitzende und Vorstandsvorsitzende nebst einem Großteil des Vorstandes Investmentbanker, der Präsident der EZB, welcher mit seiner Geldpolitik/Bankenaufsicht das Investmentbanking fördert und forciert, gehört ebenfalls dieser Zunft an sowie wie viele an den wichtigen Schaltstellen der Weltwirtschaft (siehe Investmentbankerliste in diesem Blog).

Ob die Deutsche Bank sich bei dieser Gemengelage selbst und ohne Hilfe aus diesem Sumpf ziehen kann, ist fraglich, zumal ihr Derivatebuch in Höhe von 35 Billionen – entspricht mehr als die Hälfte des Welt-Brutto-Sozialproduktes – wie ein Damoklesschwert über ihr schwebt.

Hier stellt sich daher ganz eindeutig die Frage, wie es zu einer Anhäufung solcher außergewöhnlich hohen Verpflichtungen und Risiken kommen konnte? Wo war hier die Bankenaufsicht? Ging es da mit rechten Dingen zu?

Die brandgefährliche Risikolage sowohl der Deutsche Bank als auch vieler anderer Banken in Europa, welche nur auf das Investmentbanking zurückzuführen ist, sollte endlich der Politik die Augen öffnen und das Investmentbanking verbieten.

Banken dürfen keine Zockerbuden mehr sein, welche als Geschäftsgegenstand den Betrug am Kunden vorsehen, sondern müssen ihrer Verantwortung, die Realwirtschaft mit Krediten und Anlegern mit seriösen Anlagen zu versorgen, wieder annehmen. Investmentbanken auch mit weltweitem Touch braucht die Realwirtschaft und der Bürger nicht.

1. September 2016

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch www.emde-fiveko.de

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