Wieder einmal durfte Herr Dombret, ehemaliger Investmentbanker, jetzt Bundesbankvorstand und zugleich oberster Bankenaufseher, im Handelsblatt einen Gastkommentar abgeben.
Dieses Mal ist es keine Empfehlung an die Banken für die Eingehung von höheren Risiken zwecks Erhöhung des Bankertrages (da die EZB wichtige Ertragssäulen weggenommen hat), nein, dieses Mal durfte der Leser eine Belehrung vernehmen, welche Risiken die Banken aufgrund der auch von ihm vertretenen Niedrigzinspolitik der EZB eingehen bzw. eingegangen sind und wie sie sich doch besser refinanzieren sollten, als über das Einlagengeschäft.
Diese Refinanzierung sollte nach Herrn Dombret über den Markt erfolgen wie bei den Grossbanken und Landesbanken, letztlich bei all den Banken, welche in der Finanzkrise beinahe in die Knie gegangen wären. Was dieses über „den Markt refinanzieren“ heißen soll, hat er allerdings nicht näher erläutert, genauso wie seine früheren Empfehlungen für das Eingehen eines höheren Risikos.
Letztlich bedeutet diese Refinanzierung über den Markt das Benutzen sämtlicher Möglichkeiten des Investmentbankings, angefangen über den schon unkalkulierbaren und total aufgeblähten Derivatemarkt, die Begebung von Anleihen auf dem Kapitalmarkt (Hinweis: Bankanleihen werden von der EZB nicht aufgekauft, vermutlich wegen des hohen Risikos) oder den Verkauf der Kredite an den Markt zwecks Schaffungen weiterer Strukturierungsmöglichkeiten für seine Zunftmitglieder, nämlich den Investmentbanken.
Diese bündeln die Kredite zu neuen Anleihen, verkaufen diese an Investmentfonds aller Art, um sie dann weiter zu geben an Anlage suchende Investoren, da es ja dank der EZB kaum noch vernünftige Anlagemöglichkeiten gibt. Das entlastet zwar die Bilanzen der Banken, schafft aber sehr große Risiken für die unwissenden Anleger auf breiter Front.
Ich bin sicher, dass bei einem Crash der Investmentfonds Herr Dombret dann wieder den Rat geben darf, doch solche Anlagemöglichkeiten zu meiden.
Bisher konnte ich von ihm keine Kritik zur Geldpolitik der EZB vernehmen, sondern hat sie durch seine Äußerungen und den Druck auf die Banken als Bankenaufseher eher verstärkt, ein treuer Vasall von Herr Draghi eben. Insofern trägt er auch eine große Mitverantwortung bezüglich der negativen Auswirkungen der – wie er es nennt – „unkonventionellen Maßnahmen der Geldpolitik“, die sich immer mehr breit machen, aber für viele mit gesundem Menschenverstand vorhersehbar waren.
Jedem vernünftigen Banker müsste bei diesen Lehrbuchbelehrungen die Zornesröte aufsteigen, sind sie doch das klassische Einmaleins der Banker, man könnte fast meinen, Herr Dombret hat aus einem Bank-Lehrbuch von Hagenmüller/Diepen zitiert. Nur die Auswirkungen dieser chaotischen Geldpolitik auf die Banken, die Sparer und damit auf unsere Gesellschaft, welche damit auch immer mehr ins rechte Lager abdriftet, hat er mit zu verantworten.
28. Februar 2017
Elmar Emde
#Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”
Siehe auch www.emde-fiveko.de