Im Interview gegenüber der Bild-Zeitung führte Herr Draghi aus, dass Alternativen zum Sparbuch „gute Erträge“ brächten. Damit forderte Herr Draghi die Sparer letztlich auf, ihre hart angesparten Spareinlagen in alternative Anlagen zu investieren.
Welche Alternativen, die „gute Erträge“ bringen, bleiben aber übrig?
Staatsanleihen guter Bonitäten Fehlanzeige, z.T. negative bis Null – Erträge, zudem kauft Herr Draghi diese vom Markt weg, verschlimmert dadurch deren Rendite und überlässt den Anlegern letztlich nur schlechte Bonitäten.
Bankanleihen ebenfalls Fehlanzeige, zu kryptographisch sind deren Bilanzen, so dass selbst die EZB als Bankenaufseher mit dem größten Einblick diese meidet. Anscheinend sind die erkannten Leichen in den Kellern der Banken noch zu zahlreich.
Unternehmensanleihen guter Bonitäten, noch möglich, aber gute Erträge Fehlanzeige, zumal jetzt auch noch Herr Draghi in diesen Markt eingreift und diese vom Markt wegkauft. Zudem sind diese sehr mager mit Zinsen unter einem halben Prozent verzinst und dann noch mit 4 bis 7-jährige Laufzeiten.
Unternehmensanleihen mittelständischer Unternehmen, ebenfalls Fehlanzeige aufgrund des hohen Risikos, welches aktuell mit den Scholz- und German Pellets-Anleihen offensichtlich wurde. Viele werden in den nächsten 2 Jahren noch folgen. Diese Anleihen kann man voll abschreiben, so dass von guten Erträgen hier keine Rede sein kann.
Aktien momentan aufgrund der hohen Indizes aufgrund der von Herrn Draghi geschaffenen Liquiditätsschwemme ebenfalls Fehlanzeige. Die dort entstandenen Blasen und Nervositäten lassen bald einen Absturz befürchten, so dass die kolportierten guten Erträge trotz der gepuschten Dividendenzahlungen dann ebenfalls keine mehr sind. Und dann muss man grundsätzlich unterscheiden, welche Aktien gemeint sind. Inländische Aktien und dann mit welchem Rating, ausländische Aktien mit unterschiedlichen Währungen (Währungsrisiko!!) und dann auch mit welchem Rating? Aktien aus Schwellenländern, großes Risiko aufgrund der Intransparenz bezüglich der Länder und deren Unternehmen an sich.
Übrig bleiben dann letztlich nur die strukturierten Finanzprodukte, deren Erträge nur versprochen werden, hohe Kosten beinhalten und damit die Rendite schon von Anfang an fraglich erscheinen lassen, mit hohen Risiken versehen sind, zudem eine totale Intransparenz in sich tragen. Warum sollen solche Produkte höhere Erträge abwerfen, als die zugrunde liegenden Basisprodukte wie Aktien und Anleihen. Leider werden von den Wirtschaftsjournalisten diese auch als Alternative angeboten, obwohl diesen die hohen Risiken bewusst sein müssten. Oder vielleicht nicht?
Die Sparer kann man nicht als Investoren à la Private Equity & Co betrachten. Diese sind Angestellte, Arbeiter, Handwerker, Beamte, also der bürgerliche Mittelstand, welche von diesen strukturierten Finanzprodukten keine Ahnung haben, diese nicht werten können und somit von den Anlageberatern jeglicher Couleur über den Tisch gezogen werden.
Ein Zustand also, den Herr Draghi favorisiert.
Dennoch benötigt Herr Draghi diese Sparer, aber anders.
Früher haben die Banken ihre Kredite über die Einlagen ihrer Kunden bzw. auch über das Interbankengeschäft refinanziert. Das war eine saubere Sache. Die Banken waren größtenteils alle solide, man konnte auf den Schutz der Einlagen vertrauen.
Heute, nachdem die Investmentbanker die Banken über den Verkauf der strukturierten Schrottpapiere in die Krise geführt haben, mussten die Banken alle Kunden per Rundschreiben darauf hinweisen, dass nur € 100.000 über die Einlagensicherung abgesichert sind. Außerdem wird das Kreditgeschäfte über einen völlig anderen Kreislauf refinanziert.
In jedem Kreditvertrag lassen sich die Banken den Weiterverkauf der Kredite von den Kreditnehmern zusichern. Somit können die Banken allen möglichen Investoren diese Kredite verkaufen, die sich selbst über die Begebung von Anleihen und ähnlichen Papieren und deren Verkauf an Investmentfonds wieder refinanzieren. Und diese Investmentfonds holen sich dann das Geld von den Sparern. An diesem Kreislauf verdienen eine Reihe von Investmentbankern und Fonds, so dass solche Investmentfondsanteile in ihrer Rendite schon von Beginn an sehr eingeschränkt bis fraglich sind. Kurzum, der kleine Sparer wird damit elegant ausgenommen.
Ein weiterer Vorteil dieses Systems ist die elegante Unterbringung der unverändert bestehenden toxischen Papiere der Banken unter der Rubrik Beimischungen, so dass letztlich die kleinen Sparer das Kreditrisiko der Banken und deren toxische Risiken tragen.
Es ist zum Heulen, wann erkennen die Wirtschaftsjournalisten die wahren Hintergründe der verqueren Geldpolitik des Investmentbankers Draghi. Anstatt in seine Falle zu tappen und genau das zu empfehlen, was Herrn Draghi im Sinn hat, sollten sie dieses hoch riskante, von Herrn Draghi geschaffene neue System für uns alle an den Pranger stellen.
5. Mai 2016
Elmar Emde
Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”
Siehe auch http://www.emde-fiveko.de