Die Bundesbank hatte mit einer Studie über den Hochfrequenzhandel grundsätzliche Änderungen des Börsenhandels angeregt. Allerdings sieht das die EZB anders und erkennt keinen Bedarf für harte Regulierungsschritte, zumal sie sich negativ auf die Liquidität am Markt auswirken und somit der Finanzstabilität schaden könnte. Anmerkung hierzu: Die EZB hat in den letzten Jahren durch Ihre Zins- und Ankaufspolitik alles dafür getan, um die Liquidität am Anleihemarkt auszutrocknen und sieht sich nunmehr gezwungen, an sich illegale Geschäft aus der Not heraus zu tolerieren.
Dagegen empfahl die EZB Notschalter (KillSwitches) zu etablieren, mit denen Orders eines Turbo-Händlers gelöscht werden können, sowie Geschwindigkeitsdrosselungen, wenn Hochfrequenzhändler übermäßig viele Kauf- und Verkaufsangebote schicken. Frage ist nur, wie das überwacht werden kann, wenn pro Sekunde bis zu 4.000 Deals pro Turbohändler abgewickelt werden können. Somit ändern diese Vorschläge nichts am Grundprinzip der Hochfrequenzhändler, nämlich an der Benachteiligung der Anleger.
Um welchen Sachverhalt geht es hierbei?
Kauf- und Verkaufsaufträge von Wertpapieren oder Devisen werden nur noch online entweder von den Banken oder von entsprechenden Plattformen an die Börsen zwecks Suche nach dem günstigsten Preis aufgegeben. Diese online-Aufträge gehen vom jeweiligen Auftraggeber an Netz-Knotenpunkte und werden von dort an die jeweiligen Börsen weitergeleitet. Dieser Vorgang vollzieht sich mit Lichtgeschwindigkeit in millionstel Sekunden.
In diesen Netz-Knotenpunkten sitzen nun diese Hochfrequenzhändler, scannen diese Aufträge ab und platzieren Ihre Aufträge aufgrund Ihrer kürzeren Kabel und Nähe zu den Börsencomputern noch bevor die Bankorder die Börsen erreichen mit der Folge, dass nach Ausführung der Bankorder die vom Hochfrequenzhändler gekauften Wertpapiere aufgrund des damit entweder höheren oder niedrigeren Kurses mit Gewinn verkauft werden können, der Anleger dafür aber entweder einen höheren oder niedrigeren Preis bezahlen musste, somit deutlich benachteiligt wird.
Damit wird von Wenigen ein technisches Insiderwissen ausgenutzt und ein front running betrieben, welches früher als illegal galt und hart bestraft wurde, jetzt aber als liquiditätsfördernd angesehen wird und diese Art der Geschäfte sogar als börsenreif gilt (siehe Beitrag in diesem Blog vom 1.5.2015 „Betrug jetzt börsenreif“).
Letztlich ist die Tolerierung dieses Geschäftsgebarens ein Skandal, aber was hat hat diese mir fremde EZB und deren Vertreter schon alles überdehnt, somit auch dieses Thema.
Irgendwie ist das vergleichbar mit einem Bankräuber, der eine Bank ausraubt, dafür aber nicht belangt wird, da er mit dem geraubten Geld den Markt mit Liquidität befruchtet.
Siehe hierzu auch die Beiträge in diesem Blog “Gute Zeiten für Crash Boys” vom 29.8.2015 und “Hochfrequenzhandel, Dark Pools = Kundenmolkerei” vom 25.1.2015
1.November 2016
Elmar Emde
Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”
Siehe auch www.emde-fiveko.de