German Pellets & Co.

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Die Insolvenz von German Pellets ist ein Vorbote  für eine nun einsetzende bedauerliche  Entwicklung, welche vorauszusehen war und auf uns in der nächsten Zeit noch zukommen wird. Dabei kann man stets das gleiche Muster erkennen mit der Absicht, bei negativen Entwicklungen den Anlegern sofort in die Tasche greifen zu können. Investmentbanker, Rechtsanwälte und viele Dienstleister sind hier die großen Nutznießer, die Anleger wieder einmal diejenigen, welche das Nachsehen haben.

Bei Unternehmensanleihen vergessen  die Anleger, dass sie dem die Anleihe begebenden Unternehmen (Emittentin) einen Kredit geben, die Anleihe ist somit ein Ersatz für einen Bankkredit.  Mit anderen Worten, der Anleger ist Kreditgeber, die Emittentin  ist der Kreditnehmer.

Jetzt stellt sich grundsätzlich die Frage, ob ein Anleger mit einer Berufsausbildung außerhalb des Finanzbereichs dazu in der Lage ist, die Bonität eines Unternehmens zu überprüfen und auch in zeitlichen Abständen  zu überwachen. Unternehmensanleihen sind nicht zu verwechseln mit deutschen Bundesanleihen, die eigentlich keiner Überwachung bedürfen. Die für diese Überwachung notwendige Kreditexpertise  kann man jedoch bei den meisten Anlegern verneinen, ebenso bei den meisten Anlageberatern jedweder Couleur, welche sich nur auf die aktuellen Ratings von Ratingagenturen wie auch immer verlassen..

Unternehmensanleihen und deren Emittentinen  werden von Ratingagenturen bewertet, bzw. mit einem Bonitäts-Rating versehen, da die hierzu notwendigen und sehr komplexen  Wertpapierprospekte (Darlegung Bonität der Emittentin usw) bis zu 300 Seiten umfassen, welche die wenigsten Anleger lesen bzw. werten können. Die Finanzkrise hat uns aber gelehrt, dass solche Anleihebewertungen meistens geschönt sind, da diese in der Regel von der Emittentin beauftragt und auch von dieser mit viel Geld bezahlt werden. Im Fall German Pellets ist das die Creditreform, welche am 8.12.2010 German Pellets das Rating BBB gab und somit den Status „investment grade“ erhielt (=Stufe 9 von 20).

Am 27.11.2015, nur etwa 2 Monate vor Bekanntwerden der nahen Insolvenz, wurde das Rating „BB- watch“ (4 Stufen unter BBB) gültig bis November 2016 vergeben. Da fehlen einem die Worte!

Kurzum, auf die Ratings ist kein Verlass, auch nicht auf die die Anleihe vertreibenden Finanzinstitute. Somit bleibt nur die eigene monatliche bis halbjährliche Überprüfung  der Bonität der Emittentin  übrig. Hat man hierzu nicht die Kreditexpertise oder einen erfahrenen Berater, sollte man von diesen hochverzinslichen Anleihen mit Option auf den Kapitalverlust die Finger weg lassen.

In diesem Blog  wurden bereits 2013 mit dem Titel „Mittelstandsanleihen, die neuen Subprimes“ diese Risiken aufgezeigt.

16. Februar 2016

Elmar Emde

Autor des Buches “Die strukturierte Ausbeutung”

Siehe auch http://www.emde-fiveko.de

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